4:2-Auftaktsieg in Oberhausen
Lange, lange Wochen mussten die Fußballfans im Sommer auf den heiß geliebten Vereinsfußball verzichten. An einem schönen Sommerabend in Oberhausen ging die neue Spielzeit aber endlich los und für den Gast aus Essen endete die Begegnung mit einem vielleicht etwas glücklichen, dafür aber umso schöneren 4:2-Auswärtssieg.
Schon im Vorfeld der Partie war in beiden Lagern viel von der Vorfreude
auf die Partie zu spüren gewesen. Auf Essener Seite waren bereits im
Vorverkauf 5.000 Karten verkauft worden, das erste Pflichtspiel beim
ungeliebten Nachbarn nach viereinhalb Jahren zog ein großes Publikum an.
Aber auch wenige Kilometer weiter nordwestlich hofften und hoffen die
Oberhausener als Absteiger auf einen Neuanfang mit einer fast ganz neuen
Mannschaft, die nach zwei katastrophalen Jahren wieder den Spaß am
Fußball zurück bringen soll. Nicht zuletzt als Essener Rot-Weisser
sollte man wissen, dass man manchmal ganz tief sinken muss, um wieder
etwas Positives bewegen zu können.
Bei bestem Fußballwetter reisten die Essener die wenigen Kilometer
bis nach Oberhausen. Auch wenn die Stadt des Gastgebers sicherlich nicht
als Schönheit gilt, muss man selbst als Gästefan zugeben, dass es schon
etwas Feines ist, vor dem Spiel am Kanal die Beine baumeln zu lassen,
die Sonne zu genießen und der per Schiff angereisten Essener Delegation
einen würdigen Empfang zu bereiten. Schon an den Schlangen am Eingang
ließ sich erahnen, dass das Stadion so gut gefüllt sein sollte wie lange
nicht mehr. 13.145 Zuschauer, davon etwa die Hälfte aus Essen, sorgten
für prall gefüllte Ränge. Aufgrund des Andrangs wurde die Partie
schließlich auch fünfzehn Minuten später angepfiffen.
Die Aufstellung von Trainer Waldi Wrobel war mit Spannung erwartet
worden. Nachdem in der Vorbereitung häufig ein 4-4-2 als neues
Spielsystem erprobt wurde, setzte der Coach doch auf Altbewährtes und
bot mit Benedikt Koep nur eine Spitze auf. Lukas Lenz und Marvin Ellmann
saßen genauso wie der noch angeschlagene Vincent Wagner zunächst nur
auf der Bank. Auf Seiten des Gastgebers dürften neben dem
allgegenwärtigen Mario Basler vor allem der Ex-Essener Benjamin Weigelt,
mittlerweile Kapitän von RWO, und der Oberhauser "Fußballgott" Mike
Terranova ein Begriff sein.
Das erste Spiel der neu gegründeten Regionalliga West, die nun nur noch
NRW-Vereine umfasst, begann etwas nervös. Beiden Teams merkte man an die
Anspannung vor dem ersten Saisonspiel an. Etwas besser und
kontrollierter kamen die Gastgeber ins Spiel, die versuchten, das Spiel
zu ordnen und zu lenken. Auch wenn auf Essener Seite mit Max Dombrowka
und Michael Laletin nur zwei Neuzugänge in der Startelf standen, schien
die Abstimmung häufig zu fehlen. Umso überraschender dann die Führung
durch Kevin Grund in der 35. Minute: Markus Heppke legte den Ball schön
in den Strafraum, und der Essener Linksaußen vollstreckte trocken ins
lange Eck. Mit dem 1:0 ging es zum Pausentee.
Nach 45 Minuten wechselten nur die Spielseiten, der Rest des Spiels
blieb gleich. Oberhausen bemühte sich weiterhin um Kontrolle im
Mittelfeld, während die Gäste auf Konter lauerten. Einen dieser
Gegenstöße hätte Stefan Grummel beinahe zum 2:0 verwandelt, sein
Abschluss war am Ende aber zu ungenau. Und nur wenige Minuten später
sollte sich diese Unkonzentriertheit rächen. Einen zu kurz abgewehrten
Ball nahm Ralf Schneider volley und verwandelte fulminant zum 1:1. Auch
wenn man solch ein Spiel gerne mit der Essener rot-weissen Brille
bewertet, war der Ausgleich ohne Frage überfällig. Der Gastgeber hatte
nun richtig Blut geleckt und drückte weiter auf das Essener Tor. Die in
rot gekleideten Gäste sorgten kaum noch für Entlastung, und fast
zwangsläufig fiel nach 66 Zeigerumdrehungen das 2:1 für Oberhausen. Das
Spiel war gekippt, der Absteiger war nun obenauf.
Nun folgten die beiden Schlüsselszenen der Partie. Quasi im direkt
Gegenzug bekam eine nun komplett verunsicherte Essener Mannschaft einen
Freistoß zugesprochen. Der eingewechselte Neuzugang Kevin Pires-Rodrigues flankte den Ball auf den Kopf von Benedikt Koep, der
unwiderstehlich ins kurze Eck einköpfte. Das in den Minuten zuvor
verlorene Selbstbewusstsein war direkt wieder da, und verlieh Dennis
Lamczyk die breite Brust, um zweimal gegen Karoj Sindi überragend zu
halten. Fast blind stürmten die wütenden Oberhausener nun weiter nach
vorne, aber der letzte Zug zum Tor fehlte. Und als die Essener mal
wieder für Entlastung sorgten, landete der Ball bei Benedikt Koep, der
den Ball in der 87. Minute trocken in die lange Ecke drosch. Die
Abseitsproteste der Gastgeber blieben wirkungslos, der Gast aus Essen
hatte das Spiel gedreht und lag in Führung!
Die Mannschaft von Mario Basler warf nun alles nach vorne, und ließen
den Essenern Räume zum Kontern. Nach einem weiten Abschlag von Lambo
Lamczyk waren sich zwei weiße Oberhausener Abwehrspieler nicht einig,
und der eingewechselte Marvin Ellmann hob den Ball sehenswert über den
Keeper zum 4:2 in die Maschen. Der Jubel des Ex-Oberhauseners
stieß den sowieso nicht als
besonnenen Ruhepole geltenenden Mike Terranova und Mario Basler etwas auf und so geigten sie ihrem
ehemaligen Kollegen ziemlich deutlich die Meinung. Am
Spielausgang konnten aber auch sie nichts mehr ändern, der Gast aus
Essen gewann ein knappes Spiel glücklich mit 4:2, über ein Unentschieden
hätte man sich auf jeden Fall nicht beschweren dürfen.
So aber sind die ersten drei Punkte der Saison eingefahren, und das
Spiel erinnerte mit seinen späten Toren irgendwie an den Saisonauftakt
vor zwei Jahren gegen Homberg. Damals gelang einem gewissen Alexander
Thamm in der 89. Minute das erlösende 1:0 gegen den VfB Homberg, diesmal
sicherten Benne Koep und Marvin Ellmann in der 87. und 89. Minute den
Sieg. Damals war der Erfolg der Startschuss für eine phänomenale
Spielzeit, an deren Ende der Aufstieg stand. Diesmal sind die Vorzeichen
komplett anders, aber mit dem dreifachen Punktegewinn wurde schon
einmal die Grundlage für weitere tolle Spiele gelegt. Bereits am
nächsten Freitag in Verl gilt es, die weiße Weste bei einer vermeintlich
schwächeren Mannschaft zu behalten. Und die Mannschaft muss zeigen,
dass sie nicht nur vor 13.000 Zuschauern, sondern auch vor 1.300
Zuschauern bestehen kann.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [2+] |
Dombrowka [3] |
Laletin [2-] |
Rodenberg [2] |
|
|
Grummel [3+] |
Heppke [2-] |
Avci [3+] |
Grund [3] |
Lemke [3-] |
|
Koep [2+] |
Sawin [3] |
Pires-Rodrigues [o.B.] |
Ellmann [o.B.] |
Rot-Weiß Oberhausen
Hartmann, Caspari (87. Eleftheriadis), Hötte, Nowak, Weigelt, Sindi, Watahiki (82. Sturm), Bauder (60. Talarski), Schneider, Eckstein, Terranova
Rot-Weiss Essen
Lamczyk, Dombrowka, Rodenberg, Laletin, Guirino, Heppke, Grummel (59. Sawin), Lemke (68. Pires-Rodrigues), Avci (75. Ellmann), Grund, Koep
Tore
0:1 Grund (35.), 1:1 Schneider (55.), 2:1 Nowak (66.), 2:2 Koep (69.), 2:3 Koep (87.) 2:4 Ellmann (89.)
Zuschauer
13.145
Schiedsrichter
Florian Steuer (Menden)
Gelbe Karten
Hartmann, Caspari, Terranova - Lemke, Grummel, Laletin, Guirino, Heppke, Koep, Sawin, Grund, Dombrowka