04.08.2012

4:2-Auftaktsieg in Oberhausen

von Fabian Jerrentrup

Lange, lange Wochen mussten die Fußballfans im Sommer auf den heiß geliebten Vereinsfußball verzichten. An einem schönen Sommerabend in Oberhausen ging die neue Spielzeit aber endlich los und für den Gast aus Essen endete die Begegnung mit einem vielleicht etwas glücklichen, dafür aber umso schöneren 4:2-Auswärtssieg.

Schon im Vorfeld der Partie war in beiden Lagern viel von der Vorfreude auf die Partie zu spüren gewesen. Auf Essener Seite waren bereits im Vorverkauf 5.000 Karten verkauft worden, das erste Pflichtspiel beim ungeliebten Nachbarn nach viereinhalb Jahren zog ein großes Publikum an. Aber auch wenige Kilometer weiter nordwestlich hofften und hoffen die Oberhausener als Absteiger auf einen Neuanfang mit einer fast ganz neuen Mannschaft, die nach zwei katastrophalen Jahren wieder den Spaß am Fußball zurück bringen soll. Nicht zuletzt als Essener Rot-Weisser sollte man wissen, dass man manchmal ganz tief sinken muss, um wieder etwas Positives bewegen zu können.

Gute Stimmung auf Essener Seite (soweit in dem Stadion möglich)Bei bestem Fußballwetter reisten die Essener die wenigen Kilometer bis nach Oberhausen. Auch wenn die Stadt des Gastgebers sicherlich nicht als Schönheit gilt, muss man selbst als Gästefan zugeben, dass es schon etwas Feines ist, vor dem Spiel am Kanal die Beine baumeln zu lassen, die Sonne zu genießen und der per Schiff angereisten Essener Delegation einen würdigen Empfang zu bereiten. Schon an den Schlangen am Eingang ließ sich erahnen, dass das Stadion so gut gefüllt sein sollte wie lange nicht mehr. 13.145 Zuschauer, davon etwa die Hälfte aus Essen, sorgten für prall gefüllte Ränge. Aufgrund des Andrangs wurde die Partie schließlich auch fünfzehn Minuten später angepfiffen.

Die Aufstellung von Trainer Waldi Wrobel war mit Spannung erwartet worden. Nachdem in der Vorbereitung häufig ein 4-4-2 als neues Spielsystem erprobt wurde, setzte der Coach doch auf Altbewährtes und bot mit Benedikt Koep nur eine Spitze auf. Lukas Lenz und Marvin Ellmann saßen genauso wie der noch angeschlagene Vincent Wagner zunächst nur auf der Bank. Auf Seiten des Gastgebers dürften neben dem allgegenwärtigen Mario Basler vor allem der Ex-Essener Benjamin Weigelt, mittlerweile Kapitän von RWO, und der Oberhauser "Fußballgott" Mike Terranova ein Begriff sein.

Das erste Spiel der neu gegründeten Regionalliga West, die nun nur noch NRW-Vereine umfasst, begann etwas nervös. Beiden Teams merkte man an die Anspannung vor dem ersten Saisonspiel an. Etwas besser und kontrollierter kamen die Gastgeber ins Spiel, die versuchten, das Spiel zu ordnen und zu lenken. Auch wenn auf Essener Seite mit Max Dombrowka und Michael Laletin nur zwei Neuzugänge in der Startelf standen, schien die Abstimmung häufig zu fehlen. Umso überraschender dann die Führung durch Kevin Grund in der 35. Minute: Markus Heppke legte den Ball schön in den Strafraum, und der Essener Linksaußen vollstreckte trocken ins lange Eck. Mit dem 1:0 ging es zum Pausentee.

Der Ausgleich für OberhausenNach 45 Minuten wechselten nur die Spielseiten, der Rest des Spiels blieb gleich. Oberhausen bemühte sich weiterhin um Kontrolle im Mittelfeld, während die Gäste auf Konter lauerten. Einen dieser Gegenstöße hätte Stefan Grummel beinahe zum 2:0 verwandelt, sein Abschluss war am Ende aber zu ungenau. Und nur wenige Minuten später sollte sich diese Unkonzentriertheit rächen. Einen zu kurz abgewehrten Ball nahm Ralf Schneider volley und verwandelte fulminant zum 1:1. Auch wenn man solch ein Spiel gerne mit der Essener rot-weissen Brille bewertet, war der Ausgleich ohne Frage überfällig. Der Gastgeber hatte nun richtig Blut geleckt und drückte weiter auf das Essener Tor. Die in rot gekleideten Gäste sorgten kaum noch für Entlastung, und fast zwangsläufig fiel nach 66 Zeigerumdrehungen das 2:1 für Oberhausen. Das Spiel war gekippt, der Absteiger war nun obenauf.

Nun folgten die beiden Schlüsselszenen der Partie. Quasi im direkt Gegenzug bekam eine nun komplett verunsicherte Essener Mannschaft einen Freistoß zugesprochen. Der eingewechselte Neuzugang Kevin Pires-Rodrigues flankte den Ball auf den Kopf von Benedikt Koep, der unwiderstehlich ins kurze Eck einköpfte. Das in den Minuten zuvor verlorene Selbstbewusstsein war direkt wieder da, und verlieh Dennis Lamczyk die breite Brust, um zweimal gegen Karoj Sindi überragend zu halten. Fast blind stürmten die wütenden Oberhausener nun weiter nach vorne, aber der letzte Zug zum Tor fehlte. Und als die Essener mal wieder für Entlastung sorgten, landete der Ball bei Benedikt Koep, der den Ball in der 87. Minute trocken in die lange Ecke drosch. Die Abseitsproteste der Gastgeber blieben wirkungslos, der Gast aus Essen hatte das Spiel gedreht und lag in Führung!

Glückliche Gesichter nach dem Spiel, sofern sie ein RWE-Trikot trugenDie Mannschaft von Mario Basler warf nun alles nach vorne, und ließen den Essenern Räume zum Kontern. Nach einem weiten Abschlag von Lambo Lamczyk waren sich zwei weiße Oberhausener Abwehrspieler nicht einig, und der eingewechselte Marvin Ellmann hob den Ball sehenswert über den Keeper zum 4:2 in die Maschen. Der Jubel des Ex-Oberhauseners stieß den sowieso nicht als besonnenen Ruhepole geltenenden Mike Terranova und Mario Basler etwas auf und so geigten sie ihrem ehemaligen Kollegen ziemlich deutlich die Meinung. Am Spielausgang konnten aber auch sie nichts mehr ändern, der Gast aus Essen gewann ein knappes Spiel glücklich mit 4:2, über ein Unentschieden hätte man sich auf jeden Fall nicht beschweren dürfen.

So aber sind die ersten drei Punkte der Saison eingefahren, und das Spiel erinnerte mit seinen späten Toren irgendwie an den Saisonauftakt vor zwei Jahren gegen Homberg. Damals gelang einem gewissen Alexander Thamm in der 89. Minute das erlösende 1:0 gegen den VfB Homberg, diesmal sicherten Benne Koep und Marvin Ellmann in der 87. und 89. Minute den Sieg. Damals war der Erfolg der Startschuss für eine phänomenale Spielzeit, an deren Ende der Aufstieg stand. Diesmal sind die Vorzeichen komplett anders, aber mit dem dreifachen Punktegewinn wurde schon einmal die Grundlage für weitere tolle Spiele gelegt. Bereits am nächsten Freitag in Verl gilt es, die weiße Weste bei einer vermeintlich schwächeren Mannschaft zu behalten. Und die Mannschaft muss zeigen, dass sie nicht nur vor 13.000 Zuschauern, sondern auch vor 1.300 Zuschauern bestehen kann.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2+]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Michael Laletin
Laletin
[2-]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[2]

Roberto Guirino
Guirino
[3]

Stefan Grummel
Grummel
[3+]
Markus Heppke
Heppke
[2-]
Kerim Avci
Avci
[3+]
Kevin Grund
Grund
[3]
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Benedikt Koep
Koep
[2+]
Konstantin Sawin
Sawin
[3] 
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]


Rot-Weiß Oberhausen

Hartmann, Caspari (87. Eleftheriadis), Hötte, Nowak, Weigelt, Sindi, Watahiki (82. Sturm), Bauder (60. Talarski), Schneider, Eckstein, Terranova

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk,  Dombrowka, Rodenberg, Laletin, Guirino, Heppke, Grummel (59. Sawin), Lemke (68. Pires-Rodrigues), Avci (75. Ellmann), Grund, Koep

 

Tore

0:1 Grund (35.), 1:1 Schneider (55.), 2:1 Nowak (66.), 2:2 Koep (69.), 2:3 Koep (87.) 2:4 Ellmann (89.)

 

Zuschauer

13.145

 

Schiedsrichter

Florian Steuer (Menden)

 

Gelbe Karten

Hartmann, Caspari, Terranova - Lemke, Grummel, Laletin, Guirino, Heppke, Koep, Sawin, Grund, Dombrowka


 Spieler des Spiels 1. Spieltag - Benedikt Koep