Die Liga sortiert sich
"Wir haben die gleiche Ausgangsposition wie vor dem Spiel gegen Duisburg II. Der Sieg gegen Mönchengladbach wird erst durch den Heimerfolg vergoldet." So ließ sich Trainer Waldemar Wrobel vor dem Spiel sinngemäß zitieren. Auch sonst wies das Spiel gegen die Bochumer Reserve einige Parallelen zu dem vergangenen Heimspiel aus. Der entscheidende Unterschied bestand allerdings darin, dass RWE sich die drei Punkte dieses Mal sichern konnte und die Liga sich momentan in ihrer spannendsten Phase befindet.
Schon vor dem Spiel bekundeten beide Trainer einen hohen Respekt vor dem
Gegner. Während Waldemar Wrobel die gut ausgebildete Jugend des VfL
lobte, betonte Iraklis Metaxas die hohe Kampfbereitschaft von RWE.
Dieser Respekt voreinander war allerdings auf dem Platz nicht zu sehen.
Beide Teams wollten gewinnen und zogen sich keineswegs zurück. Der VfL
versuchte mit möglichst viel Ballbesitz das Spiel zu diktieren, RWE war
sofort giftig in den Zweikämpfen und bemüht, nach vorne zu spielen.
Schon in der vierten Minute erlebten die über 7.000 Zuschauer den ersten
Höhepunkt des Spiels. Kerim Avci hebelte mit einem Zuckerpass die
gesamte Bochumer Innenverteidigung aus und Holger Lemke hatte den Ball
perfekt antizipiert. Leider verstolperte er die dicke Möglichkeit zum
1:0. In der 11. Minute durfte dann aber gejubelt werden. Markus Heppke
trat zum Freistoß an und schlug eine maßgeschneiderte Flanke auf den
frei stehenden Benedikt Koep. Diesen ließ sein Torinstinkt nicht im
Stich und er verwandelte mit seinem achten Treffer zum 1:0.
RWE hatte in der 30. Minute eine Möglichkeit zu erhöhen. Der frei
stehenden Sawin wurde von der linken Seite in aussichtsreicher Position
bedient. Er vergab ebenfalls aus guter Position und traf mit seinem
Schuss den Teamkameraden Benedikt Koep. Insgesamt wäre eine 2:0 Führung
das verdiente Ergebnis zur Pause gewesen. Bochum präsentierte sich
taktisch und technisch sehr stark, konnte aber keine zwingende Torchance
herausspielen.
In der zweiten Halbzeit wurde es dann sehr ruppig und Schiedsrichter
Sascha Stegemann ließ zeitweilig sogar sehr brutale Fouls durchgehen.
Stegemann machte über weite Strecken einen souveränen Job, allerdings
sollte er dann auch konsequent die Gesundheit der Spieler im Auge haben.
Nach der Halbzeit kamen die Bochumer noch stärker zurück, es blieb aber
dabei, dass ihnen nicht einfiel, wie sie die Essener Hintermannschaft
ausspielen konnten. Der Geistesblitz kam dann in der 57. Minute. Fabian
Götze setzte sich auf der linken Seite durch und hatte das Auge für Onur
Bulut, der völlig frei zum 1:1 einschieben konnte.
Im Gegensatz zur Begegnung mit dem MSV Duisburg wäre ein Unentschieden
völlig unverdient gewesen, da RWE sehr gut spielte und nun auch gegen
dieses Ergebnis anrannte. Wieder war es ein Freistoß, der Rot-Weiss auf
die Siegerstraße brachte. Kevin Pires-Rodrigues schlug den Ball in den
Strafraum und aus dem Gewusel traf Christoph Kramer (und nicht wie
zunächst angenommen Markus Heppke) das eigene Tor. Dieser Treffer
stellte den Endstand dar. RWE spielte in den letzten zwanzig Minuten ein
sehr unangenehmes Forechecking, sodass der VfL große Probleme hatte,
eigene Angriffe aufzubauen.
Ein Gänsehautmoment war dann allerdings eine Einwechslung. Kerim Avci
bekam seine verdiente Pause und Suat Tokat betrat nach über einem Jahr
in einem Heimspiel den Platz. Das Publikum empfing den Mittelfeldspieler
mit stehenden Ovationen, auch für Tokat wohl ein ganz besonderer
Moment.
Am Ende vergoldete RWE nun den Auswärtssieg und es steht die wohl
spannendste Zeit der Regionalliga bevor, denn in der nächsten Woche wird
eine Menge passieren. Freunde der Statistik können nun ihrem Hobby
nachgehen und Möglichkeiten der Tabellenänderungen durchrechnen. Die
ersten vier Teams sind nur zwei Punkte auseinander (Viktoria Köln und
Schalke 04 II haben 36, Fortuna Köln 35 und RWE 34 Punkte). Auch die
Begegnungen haben es in sich. So kommt es neben dem traditionellen
Schlagabtausch zwischen Wuppertal und Essen zum Kölner Gipfeltreffen,
denn Fortuna spielt bei Viktoria Köln. Danach folgen die Nachholspiele
von RWE gegen Lotte und Viktoria in Düsseldorf, bei denen Schalke und
Fortuna Köln nur zugucken können. Am darauf folgenden Wochenende hat nur
RWE in Siegen eine schwierige Aufgabe.
Am Ende dieser Woche kann viel passieren und RWE wird viel investieren
müssen, um den Anschluss an die Spitze zu halten. Wuppertal wird sich
nach dem erneut enttäuschenden Saisonverlauf zerreißen, um den Fans
wenigstens den Sieg gegen die verhassten Essener zu ermöglichen. Lotte
wird nach dem kürzlich wieder aufgekommenen Scharmützel, das nun zu
einer Unterlassungsaufforderung durch den Anwalt von RWE geführt hat,
ebenfalls motiviert bis in die Haarspitzen sein und das Spiel in Siegen
ist ebenfalls ein harter Kampf. Bereits jetzt kann man mit dem Verlauf
der Hinrunde zufrieden sein, aber im Kampf gegen die Großen kann man
diesen guten Eindruck noch vergolden.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [3+] |
Guirino [3] |
Wagner [3] |
Rodenberg [3] |
|
|
Pires-Rodrigues [3] |
Heppke [2] |
Avci [3+] |
Lemke [3-] |
Sawin [3] |
|
Koep [2-] |
Grummel [o.B.] |
Tokat [o.B.] |
Ellmann [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Dombrowka, Wagner, Rodenberg, Guirino - Lemke, Pires-Rodrigues (77. Grummel), Heppke, Avci (78. Tokat) - Koep (85. Ellmann), Sawin
VfL Bochum II
Dornebusch - Wasilewski (60. Mengert), Weiler, Eyjolfsson, Stevens - Grammozis, Kramer - M. Jansen (75. Kohlen), Götze, Bertram (46. Bulut) - Engelbrecht
Tore
1:0 Koep (11.), 1:1 O. Bulut (57.), 2:1 Kramer (71., Eigentor)
Zuschauer
7.142
Schiedsrichter
Sascha Stegemann
Gelbe Karten
Grammozis, Kramer, Bertram