19.11.2012

Die Liga sortiert sich

von Hendrik Stürznickel

"Wir haben die gleiche Ausgangsposition wie vor dem Spiel gegen Duisburg II. Der Sieg gegen Mönchengladbach wird erst durch den Heimerfolg vergoldet." So ließ sich Trainer Waldemar Wrobel vor dem Spiel sinngemäß zitieren. Auch sonst wies das Spiel gegen die Bochumer Reserve einige Parallelen zu dem vergangenen Heimspiel aus. Der entscheidende Unterschied bestand allerdings darin, dass RWE sich die drei Punkte dieses Mal sichern konnte und die Liga sich momentan in ihrer spannendsten Phase befindet.

Schon vor dem Spiel bekundeten beide Trainer einen hohen Respekt vor dem Gegner. Während Waldemar Wrobel die gut ausgebildete Jugend des VfL lobte, betonte Iraklis Metaxas die hohe Kampfbereitschaft von RWE. Dieser Respekt voreinander war allerdings auf dem Platz nicht zu sehen. Beide Teams wollten gewinnen und zogen sich keineswegs zurück. Der VfL versuchte mit möglichst viel Ballbesitz das Spiel zu diktieren, RWE war sofort giftig in den Zweikämpfen und bemüht, nach vorne zu spielen.

Über 7.000 Zuschauer an der HafenstraßeSchon in der vierten Minute erlebten die über 7.000 Zuschauer den ersten Höhepunkt des Spiels. Kerim Avci hebelte mit einem Zuckerpass die gesamte Bochumer Innenverteidigung aus und Holger Lemke hatte den Ball perfekt antizipiert. Leider verstolperte er die dicke Möglichkeit zum 1:0. In der 11. Minute durfte dann aber gejubelt werden. Markus Heppke trat zum Freistoß an und schlug eine maßgeschneiderte Flanke auf den frei stehenden Benedikt Koep. Diesen ließ sein Torinstinkt nicht im Stich und er verwandelte mit seinem achten Treffer zum 1:0.

RWE hatte in der 30. Minute eine Möglichkeit zu erhöhen. Der frei stehenden Sawin wurde von der linken Seite in aussichtsreicher Position bedient. Er vergab ebenfalls aus guter Position und traf mit seinem Schuss den Teamkameraden Benedikt Koep. Insgesamt wäre eine 2:0 Führung das verdiente Ergebnis zur Pause gewesen. Bochum präsentierte sich taktisch und technisch sehr stark, konnte aber keine zwingende Torchance herausspielen.

Torschütze und Vorlagengeber - Koep und HeppkeIn der zweiten Halbzeit wurde es dann sehr ruppig und Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ zeitweilig sogar sehr brutale Fouls durchgehen. Stegemann machte über weite Strecken einen souveränen Job, allerdings sollte er dann auch konsequent die Gesundheit der Spieler im Auge haben. Nach der Halbzeit kamen die Bochumer noch stärker zurück, es blieb aber dabei, dass ihnen nicht einfiel, wie sie die Essener Hintermannschaft ausspielen konnten. Der Geistesblitz kam dann in der 57. Minute. Fabian Götze setzte sich auf der linken Seite durch und hatte das Auge für Onur Bulut, der völlig frei zum 1:1 einschieben konnte.

Im Gegensatz zur Begegnung mit dem MSV Duisburg wäre ein Unentschieden völlig unverdient gewesen, da RWE sehr gut spielte und nun auch gegen dieses Ergebnis anrannte. Wieder war es ein Freistoß, der Rot-Weiss auf die Siegerstraße brachte. Kevin Pires-Rodrigues schlug den Ball in den Strafraum und aus dem Gewusel traf Christoph Kramer (und nicht wie zunächst angenommen Markus Heppke) das eigene Tor. Dieser Treffer stellte den Endstand dar. RWE spielte in den letzten zwanzig Minuten ein sehr unangenehmes Forechecking, sodass der VfL große Probleme hatte, eigene Angriffe aufzubauen.

Ein Gänsehautmoment war dann allerdings eine Einwechslung. Kerim Avci bekam seine verdiente Pause und Suat Tokat betrat nach über einem Jahr in einem Heimspiel den Platz. Das Publikum empfing den Mittelfeldspieler mit stehenden Ovationen, auch für Tokat wohl ein ganz besonderer Moment.

Am Ende vergoldete RWE nun den Auswärtssieg und es steht die wohl spannendste Zeit der Regionalliga bevor, denn in der nächsten Woche wird eine Menge passieren. Freunde der Statistik können nun ihrem Hobby nachgehen und Möglichkeiten der Tabellenänderungen durchrechnen. Die ersten vier Teams sind nur zwei Punkte auseinander (Viktoria Köln und Schalke 04 II haben 36, Fortuna Köln 35 und RWE 34 Punkte). Auch die Begegnungen haben es in sich. So kommt es neben dem traditionellen Schlagabtausch zwischen Wuppertal und Essen zum Kölner Gipfeltreffen, denn Fortuna spielt bei Viktoria Köln. Danach folgen die Nachholspiele von RWE gegen Lotte und Viktoria in Düsseldorf, bei denen Schalke und Fortuna Köln nur zugucken können. Am darauf folgenden Wochenende hat nur RWE in Siegen eine schwierige Aufgabe.

Verdiente Welle mit den FansAm Ende dieser Woche kann viel passieren und RWE wird viel investieren müssen, um den Anschluss an die Spitze zu halten. Wuppertal wird sich nach dem erneut enttäuschenden Saisonverlauf zerreißen, um den Fans wenigstens den Sieg gegen die verhassten Essener zu ermöglichen. Lotte wird nach dem kürzlich wieder aufgekommenen Scharmützel, das nun zu einer Unterlassungsaufforderung durch den Anwalt von RWE geführt hat, ebenfalls motiviert bis in die Haarspitzen sein und das Spiel in Siegen ist ebenfalls ein harter Kampf. Bereits jetzt kann man mit dem Verlauf der Hinrunde zufrieden sein, aber im Kampf gegen die Großen kann man diesen guten Eindruck noch vergolden.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[3+]
Roberto Guirino
Guirino
[3]
Vincent Wagner
Wagner
[3]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[3]

Max Dombrowka
Dombrowka
[3-]

Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3]
Markus Heppke
Heppke
[2]
Kerim Avci
Avci
[3+]
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Konstantin Sawin
Sawin
[3]
Benedikt Koep
Koep
[2-]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]
Suat Tokat
Tokat
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Dombrowka, Wagner, Rodenberg, Guirino - Lemke, Pires-Rodrigues (77. Grummel), Heppke, Avci (78. Tokat) - Koep (85. Ellmann), Sawin

 

VfL Bochum II

Dornebusch - Wasilewski (60. Mengert), Weiler, Eyjolfsson, Stevens - Grammozis, Kramer - M. Jansen (75. Kohlen), Götze, Bertram (46. Bulut) - Engelbrecht

 

Tore

1:0 Koep (11.), 1:1 O. Bulut (57.), 2:1 Kramer (71., Eigentor)

 

Zuschauer

7.142

 

Schiedsrichter

Sascha Stegemann

 

Gelbe Karten

Grammozis, Kramer, Bertram


 Spieler des Spiels 16. Spieltag - Markus Heppke