21.08.2012

Offener Brief an die Mannschaft von Rot-Weiss Essen

Sie war es wieder, diese letzte vermaledeite Minute. Der DFB hat unsere Eingabe auf Kürzung der regulären Spielzeit um eine Minute bislang nicht akzeptiert und so mussten wir einmal mehr diesen Nackenschlag hinnehmen. Aber seid sicher, man kommt darüber hinweg. Wir, die wir schon lange die Spiele von RWE besuchen kennen diese Minute nur zu gut, doch schauen wir uns doch einmal gemeinsam an, was heute passiert ist.

Stadioneröffnung die Dritte. Und es waren mehr, die euch sehen wollten, als Karten zur Verfügung standen, das bedeutet ausverkauft. Hinzu kommen Fernsehzuschauer aus ganz Deutschland, die ein weiteres Wunder von der Hafenstrasse erwarteten und es ging los. Hattet ihr ebenfalls dieses Gänsehautfeeling, als ihr ins Stadion eingelaufen seid und der rot-weiße Konfettiregen sich von der Rahntribüne auf das Spielfeld ergoss? Gänsehaut, als mit einer Schweigeminute an Frank „Mono“ Malz gedacht wurde, der sich als Fan von Rot-Weiss Essen in zahlreichen Herzen einen festen Platz ersungen hat?

Gänsehaut die erste

Das Spiel ging los und sicher werdet ihr eine Videonachbesprechung machen und sachlich die Fehler besprechen und die gelungenen Aktionen hervorheben. Das soll auch in der Kabine passieren, aber hier soll eine emotionale Betrachtung des Spiels stattfinden. Respekt vor dem zwei Klassen höher agierenden Gegner habt ihr von der ersten Minute an nicht gezeigt und seid frech auf das Tor von Daniel Haas zugelaufen und habt ihn und seine Hintermannschaft sehr unter Druck gesetzt. Nichts zu sehen von dem ängstlichen Verschanzen im eigenen Sechzehner, was man von so vielen unterklassigen Vereinen geboten bekommt, hier stand ein Team auf dem Platz, das gewinnen wollte.

Es gab einige gute Chancen, gerade nach Standards, aber Union wehrte sich mit allem, was sie hatten. Im Gegensatz zu den vielen Schlappen von Profimannschaften wollte Union Berlin hier aber auch den Kampf annehmen und wir haben durchaus auch einige Male Glück oder einen wie immer bärenstarken Keeper im Tor gehabt. In der 71. Minute lenktest du, Dennis Lamczyk, den Ball an den Pfosten. Eine starke Aktion. In der Verlängerung hatten wir hingegen richtig Glück, als Simon Terodde den sicher geglaubten Treffer wenige Minuten vor Schluss nicht erzielte, weil wieder Aluminium im Weg war.

Wir werden dich niemals vergessen, Frank!

In der 120. Minute war es dann schließlich so weit. Simon Terodde, der zuvor dachte, es würde ein Spaziergang in die zweite Runde, erzielte den entscheidenden Treffer. Dieser Wettbewerb ist grausam, damit ist alles aus gewesen. Doch bei aller Enttäuschung: Habt ihr uns gehört? In der 85. Minute schnürte Union euch hinten ein und versuchte die Entscheidung in der regulären Spielzeit zu erzwingen. Das Stadion stand auf, es stand wie ein Mann hinter euch und diese unglaubliche Atmosphäre war viele Minuten nach dem Abpfiff noch spürbar. Der Hafenstraßen-Roar ist nun auch eingezogen in das neue Stadion und klingt weiterhin so gut wie früher. Die Berliner hätten die Köpfe hängen lassen können, weil ihr Feiern gar nicht die Anfeuerungsrufe für euch übertönen konnte.

Heute könnt ihr sauer, traurig und enttäuscht sein und mit dem Spielende hadern, aber morgen muss damit Schluss sein sofort, denn heute hat niemand einen Verlierer auf der Seite von RWE gesehen. Zu keiner Zeit hat man nur den geringsten Klassenunterschied gesehen. Die Beziehung zwischen euch und uns ist intakt wie wohl nirgendwo sonst. So etwas wie heute erlebt man nicht in Wuppertal oder Oberhausen, ich glaube nicht einmal in Dortmund und was hier sonst noch in der Region kickt. Also fahrt mit breiter Brust nach Köln, denn ihr seid die Mannschaft, die Union Berlin zwei Mal hintereinander nach neunzig Minuten nicht schlagen konnte. Danke für diesen Abend. In Köln machen wir gemeinsam weiter.

Eure Fans