28.11.2012

And miles to go before I sleep

von Hendrik Stürznickel

Das Vorgeplänkel vor dem Duell zwischen Rot-Weiss Essen und den Sportfreunden aus Lotte deuteten bereits darauf hin, dass dieses Spiel keines würde, das so schnell vergessen würde. Allerdings haben ein Cocktail von völlig übermotivierten und dreckig spielenden Gästen sowie einem extrem schwachen Schiedsrichter für ein furioses Spiel gesorgt. Aber alles schön der Reihe nach.

Aktion "Ohne Stimme keine Stimmung!" war ein voller Erfolg.Der Spieltag stand unter dem Protest vieler Fanszenen gegen das unsägliche Sicherheitspapier, das von den Bürokraten der Fußballverbände erarbeitet wurde. Obwohl Essen als Viertligist davon nicht unmittelbar betroffen ist, sollte auch hier Solidarität mit den Vereinen der Profiligen gezeigt werden und eine große Fanszene, wie sie Essen nun mal auch in der Regionalliga hat, präsentierte zusätzlich ihre Ablehnung. Es sollte also 12 Minuten und zwölf Sekunden geschwiegen werden. Der Stadionsprecher übermittelte vor Spielbeginn, dass auch der Verein Rot-Weiss Essen sich hinter diese Aktion stellt und gab dann auch das Signal, wann die Zeit abgelaufen war und die übliche Unterstützung von den Rängen wieder gestartet wurde.

Waldemar Wrobel veränderte die Mannschaft lediglich auf der linken Verteidigerposition, da Roberto Guirino gelb gesperrt war. Kevin Grund rückte nach hinten und Holger Lemke kam von Beginn an wieder ins Spiel. Die Fans präsentierten sich im Protest, aber auch in der anschließenden Stimmung fabelhaft und gewannen sogar das übliche Gepöbel mit dem gelungenen Sprechchor („Ohne Essen, wärt ihr gar nicht hier.“), der auf die peinliche Lotter Außendarstellung nach der Verurteilung der Wettkandidaten aus der letzten Saison anspielte.

Elfmeter versenkt - Bene KoepRWE nahm in der ersten Hälfte das Heft in die Hand. Die Mannschaft war höchst motiviert, Lottes Obmann übernahm höchstpersönlich durch seine Verleumdungen die Einstimmung auf den Gegner. Aber leider konnten die Essener wie so oft, ihre Überlegenheit nicht in Tore umwandeln. Auffällig war allerdings bereits der Auftritt der Lotter. Torwart David Buchholz spielte scheinbar ab der ersten Minute auf 0:0. Nicht anders ist das Zeitspiel zu erklären, dass er bei jedem Abschlag praktizierte. Insgesamt wollte man Walpurgis anraten mehr Krafttraining zu machen, da ein Großteil seiner Mannschaft sich ohne Fremdeinwirkung nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Dalibor Gataric fing indes gar nicht erst mit dem Fußballspielen an und belagerte ausschließlich den Schiedsrichter. Das soll es an dieser Stelle über den Gegner gewesen sein, denn er ist die Aufregung, die um ihn gemacht wurde eigentlich gar nicht wert.

In Hälfte Zwei kam Lotte deutlich schwungvoller aus der Kabine und spielte sogleich vor den Essener Kasten. Sofien Chahed gab den Ball in der 56. Minute in den Strafraum und Shapourzadeh verwandelte die Hereingabe zum 1:0. Schon wieder ein Rückstand nach engagierter Leistung. Danach gab der Schiedsrichter das Spiel, das er bislang eher schlecht als recht leitete vollends aus der Hand. Es kam immer wieder zu Rudelbildungen, Verwarnungen wurden nach Gutdünken gegeben und man hatte immer mehr das Gefühl, dass Glasmacher einen rabenschwarzen Tag erwischt hat. Nichtsdestotrotz erkannte er immerhin, dass Kerim Avci im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Klarer Elfmeter und dieses Mal trat Benedikt Koep an. Diesen wichtigen Elfer verwandelte der Stürmer und traf zum neunten Mal ins Tor.

Ruhig Waldi, ganz ruhig...Danach verlagerte sich das Spiel nur noch auf Pfiffe und Proteste auf beiden Seiten. Ein Fußballspiel war hier nicht mehr möglich. Max Dombrowka flog noch mit Ampelkarte vom Platz und am Ende konnte der überforderte Referee das Spiel endlich beenden. Waldemar Wrobel gab Gegner und Schiedsgericht zähneknirschend die Hand und applaudierte aufrichtig den Zuschauern zu. Das Team zeigte in diesem Spiel einmal mehr Charakter und so wurde das zweite Unentschieden gebührend gefeiert und die Fans sangen, dass sie stolz auf ihr Team wären.

RWE hat nun die Hälfte der ganz schwierigen Partien gespielt, die vor der Winterpause warteten und hat sich achtbar geschlagen. Zwar sprangen gegen Wuppertal und Lotte „nur“ zwei Punkte heraus, der Abstand zur Spitze beträgt jedoch weiterhin nur drei Zähler. Alles im Lot kann man bis hierhin sagen, aber es liegen noch schwierige Aufgaben vor der Mannschaft und im Sinne Robert Frosts soll dieses Team noch einmal angefeuert werden, denn es winkt die wohlverdiente Winterpause: You have miles to go before you sleep!

P.S. Was die Sicherheitsverantwortlichen geritten hat, nach Spielende den Ausgang zum Sulterkamp zu sperren, weiß wohl keiner. Wenn Hunderte einen kilometerlangen Umweg zu ihren Autos machen müssen und selbst Rollstuhlfahrern der Durchgang versperrt wird, nur um 25 Lotteraner zu "schützen", dann sollte dies mal hinterfragt werden.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[3+]
Kevin Grund
Grund
[2-]
Michael Laletin
Laletin
[2-]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[2]

Max Dombrowka
Dombrowka
[2-]

Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[2-]
Markus Heppke
Heppke
[2]
Kerim Avci
Avci
[2]
Holger Lemke
Lemke
[2]
Konstantin Sawin
Sawin
[2-]
Benedikt Koep
Koep
[2]
Suat Tokat
Tokat
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]
Christian Telch
Telch
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Grund, Laletin, Rodenberg, Dombrowka - Heppke, Pires-Rodrigues (62. Tokat) -Avci, Lemke, Sawin (72. Ellmann), Koep (83. Telch)

 

"Sportfreunde" Lotte

Buchholz – Hohnstedt, Willers, Nauber, Dan. Gataric – Dal. Gataric, Chahed, Wingerter (77. Gorschlüter), Shapourzadeh – Schmidt (70. Fischer), Prokoph (74. Kotuljac)

 

Tore

0:1 Shapourzadeh (56.), 1:1 Koep (64., Foulelfmeter)

 

Zuschauer

7.104

 

Schiedsrichter

Stefan Glasmacher

 

Gelbe Karten

Avci, Heppke, Lemke – Dan. Gataric, Gorschlüter, Willers, Wingerter

 

Gelb-rote Karte

Dombrowka (81.)