And miles to go before I sleep
Das Vorgeplänkel vor dem Duell zwischen Rot-Weiss Essen und den Sportfreunden aus Lotte deuteten bereits darauf hin, dass dieses Spiel keines würde, das so schnell vergessen würde. Allerdings haben ein Cocktail von völlig übermotivierten und dreckig spielenden Gästen sowie einem extrem schwachen Schiedsrichter für ein furioses Spiel gesorgt. Aber alles schön der Reihe nach.
Der Spieltag stand unter dem Protest vieler Fanszenen gegen das
unsägliche Sicherheitspapier, das von den Bürokraten der Fußballverbände
erarbeitet wurde. Obwohl Essen als Viertligist davon nicht unmittelbar
betroffen ist, sollte auch hier Solidarität mit den Vereinen der
Profiligen gezeigt werden und eine große Fanszene, wie sie Essen nun mal
auch in der Regionalliga hat, präsentierte zusätzlich ihre Ablehnung.
Es sollte also 12 Minuten und zwölf Sekunden geschwiegen werden. Der
Stadionsprecher übermittelte vor Spielbeginn, dass auch der Verein
Rot-Weiss Essen sich hinter diese Aktion stellt und gab dann auch das
Signal, wann die Zeit abgelaufen war und die übliche Unterstützung von
den Rängen wieder gestartet wurde.
Waldemar Wrobel veränderte die Mannschaft lediglich auf der linken
Verteidigerposition, da Roberto Guirino gelb gesperrt war. Kevin Grund
rückte nach hinten und Holger Lemke kam von Beginn an wieder ins Spiel.
Die Fans präsentierten sich im Protest, aber auch in der anschließenden
Stimmung fabelhaft und gewannen sogar das übliche Gepöbel mit dem
gelungenen Sprechchor („Ohne Essen, wärt ihr gar nicht hier.“), der auf
die peinliche Lotter Außendarstellung nach der Verurteilung der
Wettkandidaten aus der letzten Saison anspielte.
RWE nahm in der ersten Hälfte das Heft in die Hand. Die Mannschaft war
höchst motiviert, Lottes Obmann übernahm höchstpersönlich durch seine
Verleumdungen die Einstimmung auf den Gegner. Aber leider konnten die
Essener wie so oft, ihre Überlegenheit nicht in Tore umwandeln.
Auffällig war allerdings bereits der Auftritt der Lotter. Torwart David
Buchholz spielte scheinbar ab der ersten Minute auf 0:0. Nicht anders
ist das Zeitspiel zu erklären, dass er bei jedem Abschlag praktizierte.
Insgesamt wollte man Walpurgis anraten mehr Krafttraining zu machen, da
ein Großteil seiner Mannschaft sich ohne Fremdeinwirkung nicht mehr auf
den Beinen halten konnte. Dalibor Gataric fing indes gar nicht erst mit
dem Fußballspielen an und belagerte ausschließlich den Schiedsrichter.
Das soll es an dieser Stelle über den Gegner gewesen sein, denn er ist
die Aufregung, die um ihn gemacht wurde eigentlich gar nicht wert.
In Hälfte Zwei kam Lotte deutlich schwungvoller aus der Kabine und
spielte sogleich vor den Essener Kasten. Sofien Chahed gab den Ball in
der 56. Minute in den Strafraum und Shapourzadeh verwandelte die
Hereingabe zum 1:0. Schon wieder ein Rückstand nach engagierter
Leistung. Danach gab der Schiedsrichter das Spiel, das er bislang eher
schlecht als recht leitete vollends aus der Hand. Es kam immer wieder zu
Rudelbildungen, Verwarnungen wurden nach Gutdünken gegeben und man
hatte immer mehr das Gefühl, dass Glasmacher einen rabenschwarzen Tag
erwischt hat. Nichtsdestotrotz erkannte er immerhin, dass Kerim Avci im
Strafraum von den Beinen geholt wurde. Klarer Elfmeter und dieses Mal
trat Benedikt Koep an. Diesen wichtigen Elfer verwandelte der Stürmer
und traf zum neunten Mal ins Tor.
Danach verlagerte sich das Spiel nur noch auf Pfiffe und Proteste auf
beiden Seiten. Ein Fußballspiel war hier nicht mehr möglich. Max
Dombrowka flog noch mit Ampelkarte vom Platz und am Ende konnte der
überforderte Referee das Spiel endlich beenden. Waldemar Wrobel gab Gegner und Schiedsgericht zähneknirschend die Hand und applaudierte aufrichtig den Zuschauern zu.
Das Team zeigte in diesem Spiel einmal mehr Charakter und so wurde das
zweite Unentschieden gebührend gefeiert und die Fans sangen, dass sie
stolz auf ihr Team wären.
RWE hat nun die Hälfte der ganz schwierigen Partien gespielt, die vor
der Winterpause warteten und hat sich achtbar geschlagen. Zwar sprangen
gegen Wuppertal und Lotte „nur“ zwei Punkte heraus, der Abstand zur
Spitze beträgt jedoch weiterhin nur drei Zähler. Alles im Lot kann man
bis hierhin sagen, aber es liegen noch schwierige Aufgaben vor der
Mannschaft und im Sinne Robert Frosts soll dieses Team noch einmal
angefeuert werden, denn es winkt die wohlverdiente Winterpause: You have
miles to go before you sleep!
P.S. Was die Sicherheitsverantwortlichen geritten hat, nach Spielende den Ausgang zum Sulterkamp zu sperren, weiß wohl keiner. Wenn Hunderte einen kilometerlangen Umweg zu ihren Autos machen müssen und selbst Rollstuhlfahrern der Durchgang versperrt wird, nur um 25 Lotteraner zu "schützen", dann sollte dies mal hinterfragt werden.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [3+] |
Grund [2-] |
Laletin [2-] |
Rodenberg [2] |
|
|
Pires-Rodrigues [2-] |
Heppke [2] |
Avci [2] |
Lemke [2] |
Sawin [2-] |
|
Koep [2] |
Tokat [o.B.] |
Ellmann [o.B.] |
Telch [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Grund, Laletin, Rodenberg, Dombrowka - Heppke, Pires-Rodrigues (62. Tokat) -Avci, Lemke, Sawin (72. Ellmann), Koep (83. Telch)
"Sportfreunde" Lotte
Buchholz – Hohnstedt, Willers, Nauber, Dan. Gataric – Dal. Gataric, Chahed, Wingerter (77. Gorschlüter), Shapourzadeh – Schmidt (70. Fischer), Prokoph (74. Kotuljac)
Tore
0:1 Shapourzadeh (56.), 1:1 Koep (64., Foulelfmeter)
Zuschauer
7.104
Schiedsrichter
Stefan Glasmacher
Gelbe Karten
Avci, Heppke, Lemke – Dan. Gataric, Gorschlüter, Willers, Wingerter
Gelb-rote Karte
Dombrowka (81.)