Doch noch kein Spitzenteam…
Zu Recht wurde die rot-weisse Mannschaft in den letzten Wochen sowohl vom eigenen Umfeld als auch von der Konkurrenz ausgiebig gelobt. Gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte gelangen überzeugende Siege mit tollen Offensivaktionen. Der erste richtige Gradmesser der Rückrunde, die Fortuna aus Köln, sorgte allerdings für Ernüchterung und zeigte schonungslos die Realität an der Hafenstraße auf: Für ganz oben reicht es leider noch nicht.
Die Kölner, gespickt mit zahlreichen profifußballerfahrenen Kräften in
ihren Reihen, hatten sich vorgenommen, sich nicht von der rot-weissen
Angriffskraft zurückdrängen zu lassen, sondern direkt selbst das Heft in
die Hand zu nehmen. Erschreckenderweise gelang das erstaunlich gut. Von
der ersten Sekunde gingen die gelb-gekleideten Südstädter mit der in
einem Spitzenspiel geforderten Galligkeit in die Zweikämpfe und
erarbeiteten sich eine klare Feldüberlegenheit. Die Rot-Weissen waren
noch nicht einmal nicht willens, die erforderliche Härte ebenfalls auf
den Platz zu bringen, in manchen Duellen fehlten aber einfach die
körperlichen Voraussetzungen, um mit dem Gegenspieler mitzuhalten.
Gerade zu komisch wirkten die Mittelfeldduelle von Kerim Avci und Kevin
Pires-Rodriguez gegen den sicherlich 20 cm größeren und 20 kg schwereren
Maurice Kühn.
Fußballspielen konnten die Fortunen allerdings auch, und so überraschte
es wenig, dass Thiemo-Jerome Kialka nach zwölf Minuten die frühe
Führung besorgte. Bereits wenige Spielminuten zuvor hatte Eric Schaaf
die dicke Chance zur Führung leichtfertig vergeben. Die Essener
Verteidigung wirkte unstrukturiert und beeindruckt durch den
körperlichen Einsatz und die Zielstrebigkeit der Gäste. Erst nach 20
Zeigerumdrehungen kam der Gastgeber besser in die Partie, und wäre fast
postwendend zum Ausgleich gekommen. Der trockene Distanzschuss von Kevin
Grund knallte allerdings von der Querlatte zurück ins Feld. Weitere
richtige Tormöglichkeiten erarbeitete sich keine Mannschaft mehr, und so
ging es mit einem 0:1-Rückstand zum Pausentee.
Für Aufsehen sorgte vorher noch die Kölner Betreuer, die sich mit
Stefan Grummel erst eine verbale Auseinandersetzung lieferte, und
anschließend den Unmut sowohl der Essener Spieler als auch der
rot-weissen Trainerbank auf sich zog, nachdem ein Verantwortlicher
scheinbar nachgetreten hatte. Auch auf dem Platz spielten die Mannen von
Uwe Koschinat weiter gallig und testeten in fast jedem Zweikampf die
Regelauslegung von Schiedsrichter Guido Winkmann. Auch wenn die
Spielweise sehr hart war, kauften die Kölner den Essenern mit ihrem
Einsatz eindeutig den Schneid ab und hatten das Spiel weitestgehend
unter Kontrolle.
Nach dem Seitenwechsel war RWE bemüht, das Spiel zu machen und ließ den
Ball in den eigenen Reihen laufen. Wirklich zwingende Torchancen waren
aber absolute Mangelware, lediglich ein Kopfball des eingewechselten
Marvin Ellmann sorgte für etwas Gefahr, der Stürmer konnte den Ball aber
nicht genau platzieren. Gefährlicher waren da noch die Kölner Konter,
doch Daniel Schwabke war stets zur Stelle. Mit zunehmender Spieldauer
setzte man im Essener Spielaufbau auf lange Bälle, die aber nahezu
problemlos von der deutlich größeren Kölner Verteidigung geklärt wurden.
Erst in der Nachspielzeit ergab sich noch die dicke
Ausgleichsmöglichkeit, doch nach einem Gewusel im Strafraum wurde der
Kopf von Benedikt Koep eher angeschossen, als dass dieser das Leder noch
präzise auf das Tor bringen konnte.
So blieb es bei einem, das muss man leider zugeben, absolut verdienten
Sieg für Fortuna Köln. Die Rot-Weissen, so auch Trainer Waldemar Wrobel
nach dem Spiel, verloren das Spiel in den ersten 20 Minuten, in denen
sie sich von den Gästen komplett überrennen ließen. Gegen eine
routinierte und körperlich starke Mannschaft noch zum Ausgleich zu
kommen, war entsprechend schwierig.
Die Augen der Fans können nun wieder auf das Wesentliche, das Erreichen
eines Tabellenplatzes unter den ersten Fünf, gerichtet werden, denn auf
den ersten Tabellenplatz muss man nach dieser bitteren Niederlage wohl
nicht mehr schielen. Zu souverän führen die Sportfreunde aus Lotte die
Tabelle an, und dahinter tummeln sich auch weitere illustre Namen wie
Fortuna und Viktoria Köln sowie die Zwote aus der Verbotenen Stadt.
Wenigstens bietet sich aber bereits am Samstag die Gelegenheit, die
Niederlage gegen Köln ein Stück weit vergessen zu machen.
Auch wenn die „Gastgeber“ aus Kray nicht über die Erfahrung und
fußballerische Klasse verfügen wie Fortuna Köln, haben sie gesehen, dass
Rot-Weiss Essen bei einer harten und offensiven Gangart durchaus
verwundbar ist. Trotz der Tabellensituation sollte man, so blöd es auch
klingen mag, die Mannschaft von Dirk Wißel nicht auf die leichte
Schulter nehmen. Einige Mannschaften hatte der FCK in dieser Rückrunde
bereits am Rande eines Punktverlustes oder sogar einer Niederlage, und
vor über 10.000 Zuschauern im Stadtderby werden sich die Krayer mit
Sicherheit zerreißen. Daher kann es für Samstag nur heißen, mit
100%iger Konzentration in die Partie zu gehen, um anschließend wieder
einen „Auswärts“-Sieg zu feiern.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [2] |
Telch [4] |
Wagner [3] |
Rodenberg [3+] |
|
|
Grummel [3] |
Pires-Rodrigues [3] |
Avci [3+] |
Grund [3+] |
Soukou [3+] |
|
Koep [3+] |
Ellmann [3-] |
Lemke [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Schwabke - Telch (72., Lemke), Wagner, Rodenberg, Guirino - Soukou, Grummel (57., Ellmann), Pires-Rodrigues, Grund - Avci, Koep
Fortuna Köln
Poggenborg - Sievers, Flottmann, Laux, Fink - Zinke - T. Kraus, Nottbeck, Kühn (82., Pospischil), Schaaf (88., Lejan) - Kialka (82., Montabell)
Tore
0:1 Kialka (12.)
Zuschauer
8.014
Schiedsrichter
Guido Winkmann
Gelbe Karten
Grummel - Sievers, Laux, Zinke, Kialka