28.03.2013

Doch noch kein Spitzenteam…

von Fabian Jerrentrup

Zu Recht wurde die rot-weisse Mannschaft in den letzten Wochen sowohl vom eigenen Umfeld als auch von der Konkurrenz ausgiebig gelobt. Gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte gelangen überzeugende Siege mit tollen Offensivaktionen. Der erste richtige Gradmesser der Rückrunde, die Fortuna aus Köln, sorgte allerdings für Ernüchterung und zeigte schonungslos die Realität an der Hafenstraße auf: Für ganz oben reicht es leider noch nicht.

Die Kölner, gespickt mit zahlreichen profifußballerfahrenen Kräften in ihren Reihen, hatten sich vorgenommen, sich nicht von der rot-weissen Angriffskraft zurückdrängen zu lassen, sondern direkt selbst das Heft in die Hand zu nehmen. Erschreckenderweise gelang das erstaunlich gut. Von der ersten Sekunde gingen die gelb-gekleideten Südstädter mit der in einem Spitzenspiel geforderten Galligkeit in die Zweikämpfe und erarbeiteten sich eine klare Feldüberlegenheit. Die Rot-Weissen waren noch nicht einmal nicht willens, die erforderliche Härte ebenfalls auf den Platz zu bringen, in manchen Duellen fehlten aber einfach die körperlichen Voraussetzungen, um mit dem Gegenspieler mitzuhalten. Gerade zu komisch wirkten die Mittelfeldduelle von Kerim Avci und Kevin Pires-Rodriguez gegen den sicherlich 20 cm größeren und 20 kg schwereren Maurice Kühn.

Georg-Melches-Choreo vor dem SpielFußballspielen konnten die Fortunen allerdings auch, und so überraschte es wenig, dass Thiemo-Jerome Kialka nach zwölf Minuten die frühe Führung besorgte. Bereits wenige Spielminuten zuvor hatte Eric Schaaf die dicke Chance zur Führung leichtfertig vergeben. Die Essener Verteidigung wirkte unstrukturiert und beeindruckt durch den körperlichen Einsatz und die Zielstrebigkeit der Gäste. Erst nach 20 Zeigerumdrehungen kam der Gastgeber besser in die Partie, und wäre fast postwendend zum Ausgleich gekommen. Der trockene Distanzschuss von Kevin Grund knallte allerdings von der Querlatte zurück ins Feld. Weitere richtige Tormöglichkeiten erarbeitete sich keine Mannschaft mehr, und so ging es mit einem 0:1-Rückstand zum Pausentee.

Für Aufsehen sorgte vorher noch die Kölner Betreuer, die sich mit Stefan Grummel erst eine verbale Auseinandersetzung lieferte, und anschließend den Unmut sowohl der Essener Spieler als auch der rot-weissen Trainerbank auf sich zog, nachdem ein Verantwortlicher scheinbar nachgetreten hatte. Auch auf dem Platz spielten die Mannen von Uwe Koschinat weiter gallig und testeten in fast jedem Zweikampf die Regelauslegung von Schiedsrichter Guido Winkmann. Auch wenn die Spielweise sehr hart war, kauften die Kölner den Essenern mit ihrem Einsatz eindeutig den Schneid ab und hatten das Spiel weitestgehend unter Kontrolle.

Nach dem Seitenwechsel war RWE bemüht, das Spiel zu machen und ließ den Ball in den eigenen Reihen laufen. Wirklich zwingende Torchancen waren aber absolute Mangelware, lediglich ein Kopfball des eingewechselten Marvin Ellmann sorgte für etwas Gefahr, der Stürmer konnte den Ball aber nicht genau platzieren. Gefährlicher waren da noch die Kölner Konter, doch Daniel Schwabke war stets zur Stelle. Mit zunehmender Spieldauer setzte man im Essener Spielaufbau auf lange Bälle, die aber nahezu problemlos von der deutlich größeren Kölner Verteidigung geklärt wurden. Erst in der Nachspielzeit ergab sich noch die dicke Ausgleichsmöglichkeit, doch nach einem Gewusel im Strafraum wurde der Kopf von Benedikt Koep eher angeschossen, als dass dieser das Leder noch präzise auf das Tor bringen konnte.

Hitzige Auseinandersetzungen auch am SpielfeldrandSo blieb es bei einem, das muss man leider zugeben, absolut verdienten Sieg für Fortuna Köln. Die Rot-Weissen, so auch Trainer Waldemar Wrobel nach dem Spiel, verloren das Spiel in den ersten 20 Minuten, in denen sie sich von den Gästen komplett überrennen ließen. Gegen eine routinierte und körperlich starke Mannschaft noch zum Ausgleich zu kommen, war entsprechend schwierig.

Die Augen der Fans können nun wieder auf das Wesentliche, das Erreichen eines Tabellenplatzes unter den ersten Fünf, gerichtet werden, denn auf den ersten Tabellenplatz muss man nach dieser bitteren Niederlage wohl nicht mehr schielen. Zu souverän führen die Sportfreunde aus Lotte die Tabelle an, und dahinter tummeln sich auch weitere illustre Namen wie Fortuna und Viktoria Köln sowie die Zwote aus der Verbotenen Stadt. Wenigstens bietet sich aber bereits am Samstag die Gelegenheit, die Niederlage gegen Köln ein Stück weit vergessen zu machen.

Auch wenn die „Gastgeber“ aus Kray nicht über die Erfahrung und fußballerische Klasse verfügen wie Fortuna Köln, haben sie gesehen, dass Rot-Weiss Essen bei einer harten und offensiven Gangart durchaus verwundbar ist. Trotz der Tabellensituation sollte man, so blöd es auch klingen mag, die Mannschaft von Dirk Wißel nicht auf die leichte Schulter nehmen. Einige Mannschaften hatte der FCK in dieser Rückrunde bereits am Rande eines Punktverlustes oder sogar einer Niederlage, und vor über 10.000 Zuschauern im Stadtderby werden sich die Krayer mit Sicherheit zerreißen. Daher kann es für Samstag nur heißen, mit 100%iger Konzentration in die Partie zu gehen, um anschließend wieder einen „Auswärts“-Sieg zu feiern.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[2]
Christian Telch
Telch
[4]
Vincent Wagner
Wagner
[3]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[3+]

Roberto Guirino
Guirino
[2-]

Stefan Grummel
Grummel
[3]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3]
Kerim Avci
Avci
[3+]
Kevin Grund
Grund
[3+]
Cebio Soukou
Soukou
[3+]
Benedikt Koep
Koep
[3+]
Marvin Ellmann
Ellmann
[3-]
Holger Lemke
Lemke
[o.B.]



Rot-Weiss Essen

Schwabke - Telch (72., Lemke), Wagner, Rodenberg, Guirino - Soukou, Grummel (57., Ellmann), Pires-Rodrigues, Grund - Avci, Koep

 

Fortuna Köln

Poggenborg - Sievers, Flottmann, Laux, Fink - Zinke - T. Kraus, Nottbeck, Kühn (82., Pospischil), Schaaf (88., Lejan) - Kialka (82., Montabell)

 

Tore

0:1 Kialka (12.)

 

Zuschauer

8.014

 

Schiedsrichter

Guido Winkmann

 

Gelbe Karten

Grummel - Sievers, Laux, Zinke, Kialka

 


Spieler des Spiels 24. Spieltag - Daniel Schwabke