03.03.2013

Als Gast auf der Avci-Gala

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Endlich wieder Fußball an der Hafenstraße! So lautete das Motto vor dem Spiel gegen Bergisch-Gladbach. Die außerordentlich schlechte Wettersituation im Februar sorgte für eine einmonatige Spielpause bei den Rot-Weissen, die auch nicht wirklich ordentlich auf den Plätzen trainieren konnten. Nach dem Wasserballspiel gegen Verl stand die Frage im Raum, wie RWE nach dieser bescheidenen Zeit in Form sein wird und ob der Anschluss an den ersten Platz wieder hergestellt werden kann.

Mit Bergisch-Gladbach erschien eine vermeintlich dankbare Aufgabe, schließlich befand sich der Aufsteiger auf dem drittletzten Tabellenplatz der Liga. Doch schon das Hinspiel wurde nach einer grottenschlechten Leistung mit 2:1 verloren, es galt auch diese Niederlage wieder wett zu machen. Leider wurden zum ersten Mal in der Saison Lücken in den Zuschauerrängen deutlich, vor allem auf dem derzeitigen Stehbereich gab es allerhand freie Plätze. Nichtsdestotrotz erwarteten die Fans nach so einer langen Pause einen Sieg von ihren Jungs.

7.112 Zuschauersahen die Avci-GalaDie Jungs von der Hafenstraße begannen den Spielfrust der letzten Wochen mit guten Offensivaktionen abzubauen. Schon nach drei Minuten entstand völlige Verwirrung im Gladbacher Strafraum, doch Avci konnte den viel zu kurz geklärten Ball nicht in das gegnerischen Tor unterbringen. Die Gäste versteckten sich danach nicht, aber alle Zuschauer hatten von Beginn an das Gefühl das die rot-weissen Kicker zeigen wollten, wer hier Herr im Hause ist. In der siebten Minute landete ein guter Abschlag von Bonmann auf Avci, der nach einer tollen Einzelleistung den Ball zielsicher zum 1:0 einnetzen konnte. Zum ersten Mal im Jahre 2013 durfte ein Treffer im Stadion Essen bejubelt werden.

Doch dann wiederholten sich die Bilder von vorherigen Spielen dieser Saison. Die Essener nutzten den Schwung der frühen Führung nicht und zogen sich merklich zurück. Völlig unverständlich gab man das Spiel an die Gladbacher ab, bei denen sich die Essener Angst vor der eigenen Spielstärke anscheinend bis ins Bergische Land herumgesprochen hatte. Nach einer Halbchance der Gäste in der 12. Minute, in der Shabani einen etwas lauen Schuss auf Bonmann abgab, hätte Schimalov die Möglichkeit gehabt aus kurzer Distanz nur noch einschieben brauchen, doch das Zuspiel war etwas ungenau. Die größte Gefahr bot aber eine Doppelchance für den Aufsteiger: In der 22. Minute konnte Bonmann erst gegen Wermes zur Ecke klären, danach wurde diese Ecke auf Maouel verlängert und dieser ließ den Kopfball an das Lattenkreuz knallen. Das hätte es sein müssen!

Nur sechs Minuten später waren die Gladbacher zum Entsetzen der knapp über 7100 Zuschauer erfolgreicher. Ein toller Konter wird nach einem Lauf von Eckert durch Schimalov abgeschlossen, der einen Querpass durch den Sechzehnmeterraum nur noch vollenden musste. Es war zum Haare raufen: RWE war das spielerisch deutlich bessere Team, aber wieder einmal gab man einem Gegner das Selbstvertrauen durch eine pomadige Spielweise zurück. Nach dem Ausgleichstreffer wirkten die Kicker der Hafenstraße verunsichert, das Spiel wurde insgesamt ruppiger. Dies lag auch an der seltsamen Linie des Schiedsrichters Stefan Glasmacher, der in jeder kleinen Situation ein Foul erkannte und bei größeren Vergehen den Karton stecken ließ. So hätte Pires-Rodriques nach einer Aktion im Mittelfeld, aus meiner Position aus gesehen, nach einem offensichtlichen Schlag mit dem Ellbogen rot sehen müssen, doch der Schiedsrichter beließ es bei einer Ermahnung.

Seht ihr, so wird das gemacht.Essen war bemüht den Weg nach vorne zu suchen. Bis zum generischen Strafraum sah das alles auch gut aus, doch dann fehlte die letzte Konsequenz. Irgendwann hatte Avci in der 35. Minute wahrscheinlich genug von dem Grummeln auf der Tribüne, nahm den Ball ca. 25 Metern von der rechten Position mit der Brust auf und knallte die Pille volley in das linke obere Eck – Ein absoluter Kandidat für das Tor des Monats! Und dieses Tor hatte eine große Signalwirkung. RWE wurde wieder besser und erarbeitete sich gute Standardsituationen vor dem Gladbacher Tor. Leider wurde ein Freistoß nach einem sehr üblen Foul an Max Dombrowka gegeben, der daraufhin nicht mehr an der zweiten Halbzeit teilnehmen konnte.

Keine Frage, noch einmal wollten die Essener nicht wieder das Zepter nicht mehr aus der Hand geben. Das glückliche Geschenk der erneuten Führung wollte Pires-Rodrigues vergolden, doch sein guter Flatter-Freistoß wurde kurz nach Wiederanpfiff von Torwart Forsbach über die Latte gelenkt. Es ging weiter nach vorne, über das Drehkreuz von Stürmer Koep und den zweifachen Torschützen Avci rollte die Angriffswelle unaufhaltsam auf das Tor der Gäste zu. Eine Balleroberung von Koep landete bei Guirino, der in der 56. Minute in den Strafraum sprintete und den Ball vor das Tor legte. Mit aller Gewalt rauschte trotz numerischer Überzahl der Verteidiger Soukou herein und drückte den Ball über die Linie zum 3:1. Kein Tor hat den Willen der Essener zum Sieg besser symbolisiert als dieses Powertor des Ex-Bochumers, der einmal mehr seine gute Form unterstrich.

Anschließend begann RWE die Führung zu verwalten ohne die Zügel locker zu lassen. Ein weiterer Treffer lag noch in der Luft. Und wer anders sollte den letzten Treffer erzielen als der überragende Avci. Wie beim dritten Treffer legte Guirino für den Torschützen in der 78. Minute auf, doch anders als bei den Toren zuvor war Avci mit dem Kopf zur Stelle – Es klappte heute einfach alles bei dem Essener Mittelfeldspieler. Danach war die Messe endgültig gelesen, nur noch der eingewechselte Holger Lemke verpasste es noch sich vier Minuten vor Ende der Partie sich in die Torschützenliste einzutragen. Nach einem ansehnlichen Konter waren gleich drei Essener frei vor dem Tor, Lemke entschied sich für einen Hebversuch über den Torwart – und scheiterte leider kläglich. Dies änderte aber nichts an dem sehr deutlichen Sieg der Hausherren über den Aufsteiger.

Drei Punkte im Sack - zufriedene Zuschauer auf den RängenDiesen Sieg haben sich die Essener absolut verdient und ist aus meiner Sicht auch in dieser Höhe gerechtfertigt. Allerdings ist diese unglaubliche Schwächeperiode nach einer Führung vor allem zu Hause unerklärlich und äußerst gefährlich. Trotz des mutigen Auftretens der Gäste, die auch durchaus gefällig nach vorne spielen konnten, war der Aufsteiger spielerisch klar unterlegen. Stärkere Teams nutzen so eine Phase gnadenlos aus. Doch das Positive überwiegt: Endlich einmal wieder ein deutlicher Sieg vor eigenem Haus ohne Zittern in der 2. Halbzeit, zudem ist das Mittelfeld um den überragenden Avci ein absolutes Prunkstück in der Liga. Selbst Ausfälle z. B. von Kapitän Heppke können besser kompensiert werden als noch in der vergangenen Saison. Das macht Mut vor den großen Aufgaben in der Rückrunde, denn die beiden Kölner Teams, der Wuppertaler SV und die Sportfreunde Siegen sind noch Gäste an der Hafenstraße. Kein RWE-Fan muss aber Angst haben, dass diese Jungs diese Aufgaben nicht meistern können.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Hendrik Bonmann
Bonmann
[2]
Max Dombrowka
Dombrowka
[3]
Vincent Wagner
Wagner
[2]
Michael Laletin
Laletin
[3]

Roberto Guirino
Guirino
[3]

Stefan Grummel
Grummel
[3]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3+]
Kerim Avci
Avci
[1]
Kevin Grund
Grund
[3+]
Cebio Soukou
Soukou
[2+]
Benedikt Koep
Koep
[3+]
Christian Telch
Telch
[3]
Holger Lemke
Lemke
[o.B.]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Bonmann - Dombrowka (46. Telch), Wagner, Laletin, Guirino - Grummel, Pires-Rodrigues, Avci, Grund (75. Lemke), Soukou - Koep (79. Ellmann)

 

Bergisch-Gladbach

Forsbach - Windmüller, Retterath, Heinen, Zinken - Wernscheid (46. Chitsulo), Schilamow, Shabani (46. Sezer), Wermes, Maouel (68. Sanli) - R. Eckert

 

Tore

1:0 K. Avci (7.), 1:1 Schilamow (27.), 2:1 K. Avci (35.), 3:1 Soukou (58.), 4:1 K. Avci (78.)

 

Zuschauer

7.112

 

Schiedsrichter

Stefan Glasmacher (Alsdorf)

 

Gelbe Karten

Guirino, Grummel, Pires-Rodrigues, Koep - Windmüller, Zinken

 


 Spieler des Spiels 26. Spieltag - Kerim Avci