Im Schatten der Tribüne - Sommersonnenwende
Es steht noch nicht genau fest, wie sich die Regionalliga West in der kommenden Saison endgültig zusammensetzen wird. Fest steht aber, dass diese Liga schon vor Anpfiff eine Wendung in der Wahrnehmung genommen hat. Gut gemacht DFB, möchte man in Richtung Frankfurter Hauptquartier rufen. Wenn denn der Meister schon nicht direkt aufsteigen darf, wir alle zunächst nicht mehr im Profifußball erwünscht sind, dann reden wir uns halt unsere eigene Liga schön. So!
Da wir schon mal dabei sind, reduzieren
wir die Dritte Bundesliga ab sofort zur Strafe und formal auf den Status
“Unattraktiv”. Schließlich sind wir alles gestandene Zweitligisten, gar
gefühlte Bundesligisten. Auch wenn uns momentan der Pep dafür fehlt.
Dass wir in unserem Überschwang das halbe Dutzend Zweitvertretungen
nicht mit in die kommende “Derby-, Straßenbahn-, Traditionsliga”
einbeziehen, man mag es uns nachsehen. Ebenso unterschlagen wir in der
aktuellen Euphorie natürlich auch gerne die Vereine aus Verl, Velbert,
Wiedenbrück, und Lippstadt. Liebe “VWL`s”, nehmt es bitte nicht
persönlich, es ist in keinster Weise despektierlich gemeint.
Oft sind es gerade die sogenannten
kleinen Vereine, welche das Zünglein an der Relegationswaage spielen.
Sind es eben diese Vereine, die zumeist bescheiden im Rahmen ihrer
Möglichkeiten wirtschaften [wie wohltuend, dass auch unser RWE nach
Jahren der Misswirtschaft nun so arbeitet und alle mitziehen], sich
somit die Ligazugehörigkeit allemal verdient haben. Regionalliga, unser
fußballerischer Olymp für die nächsten Monate also! Und so sehr ich mich
wieder auf die neue Saison und besagte Partien freue: Diese Haltung
birgt auch ein gewisses Risiko in sich: Jeder ambitionierte Verein, der
nun nicht die Relegation erreichen wird [und das werden nach Adam Riese
alle Vereine hinter dem Erstplatzierten sein], kann am Ende behaupten,
das auch gar nicht gewollt zu haben.
Aus genannten Gründen eben! Schon aber
taucht im Schlepptau das nächste Risiko auf: Es droht die Gefahr des
Totschlagargumentes, welches nicht auf ewig Spielzeit für Spielzeit
Sponsoren und Fans zu verkaufen sein wird. Langfristig betrachtet ist
auch die Regionalliga nur eine weitere Titanic: Heute noch der König der
Welt, geht man trotzdem am Ende des Films unter. Diese Schwarzmalerei
sei gestattet und ist mitnichten dem eigenen Verein, sondern eher der
Reformwut des DFB geschuldet. Hier würde mich mal ein klares Bekenntnis
aus Frankfurt interessieren.
Fragestellung: Wie stellt sich der größte
Verband der Welt im eigenen Lande die Ligenpyramide der Zukunft vor?
In zehn Jahren zum Beispiel. Sollen die beiden ersten Ligen eine
geschlossene Gesellschaft werden? Mit der dritten Liga, bestehend aus
Reserveteams zum Zwecke der Ausbildung? Existieren darunter dann
Regionalverbände, um dann ihren eigenen “Kontinentalmeister” ausspielen
zu dürfen? Oder besteht die Möglichkeit, bei plötzlichem Reichtum die
Lizenz eines finanziell angeschlagenen Vereines aus dem “Closed Shop” zu
übernehmen?
Könnte ja mal passieren, dass Kunden
merken, immer noch keine Flügel zu haben und aus Enttäuschung nicht mehr
das entsprechende Getränk kaufen. Stauder hingegen wird zufällig
weltweit das neue Best Brand, verleiht alles mögliche und bekommt
demnach die Lizenz. Der neue Verein Stauder Essen, formerly known as
RWE, tauscht also die Liga. Infrastruktur passt ja, Klatschpappen werden
gestellt und die Spieler übernimmt man halt aus dem abgebenden Verein.
Wenn das also nun das langfristige Ziel
des DFB sein sollte [alles nur gesponnen], ja dann wird die Regionalliga
auf ewig unsere eigene sportliche Erfüllung bleiben. Da es aber noch
nicht so weit gekommen ist, möchte ich eines Tages weiter mit dem RWE
aufsteigen. Wenn möglich ohne Relegation, sondern als Meister der
eigenen Liga. Der hat es sich nämlich am Ende einer Saison verdient.
Auf den möglichen Aufsteiger warten,
Stand der Dinge heute, Vereine wie Hansa Rostock, VfL Osnabrück, der
1.FC Saarbrücken, die Preußen aus Münster, die Lilien, der HFC und die
namensgleichen aus Erfurt. Möglicherweise dann der MSV, vielleicht sogar
Schalke. [Gut, dafür bedürfte es einen doppelten Abstieg derer aus GE,
und warten wir zeitgleich natürlich mit einem Aufstieg. Oder, hier hilft
ein Lizenzentzug nach!]. Alles keine Laufkundschaft, sondern
interessante Vereine mit Rivalitäten, Historien und Fanszenen. Allein
der Begriff Derby stünde dann auf der Streichliste. Natürlich aber lange
nicht so unattraktiv, wie wir es uns gerade einreden.
Was wollte ich nun eigentlich ? Ach ja:
Heute ist Sommersonnenwende! Ab heute überkommt uns die Dunkelheit jeden
Abend zwei Minuten früher. Was bedeutet: Bis zur neuen Saison ist nicht
mehr weit hin. Regionalliga West. Hier will ich sein. Bis auf Weiteres.
Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit einiger Zeit auch bei uns. Viel Spaß!