22.05.2013

Im Schatten der Tribüne - Der Doktor und das liebe Fan

von Uwe Strootmann

Das letzte Auswärtsspiel der Saison. Zudem noch beim designierten Meister und Relegationsplatzbenutzer. In Lotte bei den dortigen Sportfreunden also. Die lieben Sportfreunde. Zwischendurch schon insolvent geschrieben, treten eben jene Sportfreunde nun gegen Red Bull Leipzig an, um einen Aufsteiger in die Dritte Bundesliga zu ermitteln. Eine Relegation, geschmacklich irgendwo zwischen River und Freeway Limonade. Aber, sportlich erreicht. Und daher: Herzlichen Glückwunsch.

Wer denn nun auch durch den DFB Trichter in Richtung Dritte Liga schlüpfen mag, bei beiden Protagonisten bleibt für den Fan eines Vereines vom Schlage Rot-Weiss Essen nur Stirnrunzeln oder hysterisches Lachen. Hier die Sportfreunde Lotte mit einem als Stadion getarnter Werbebande und ungefähr 800 Zuschauern im Schnitt. Dort die allseits bekannte Brause. In der Beliebtheitsskala Seite an Seite mit der TSG Hoffenheim.  Vielleicht sind wir aber auch nur neidisch. Neidisch auf eine Mannschaft, die sportlich schlicht und ergreifend eine gute Saison hingelegt hat, während unsere Rot-Weissen recht divenhaft agierten. Immer wenn es für den lustvollen Sprung an die Tabellenspitze gereicht hätte, kam die unverhoffte Migräne. Scheissendreck.

Vielleicht gar neidisch darauf, nicht im Fokus der Red Bull Standortsuche gelandet zu sein. Oder darauf, keinen Selfmademan im eigenen Verein zu wissen. Zudem pfeift der RWE in diesen Tagen personell aus dem letzten Loch, stellt doch der Orthopäde die Mannschaft auf. Man sollte also meinen, wir treten brav zur Seite und bilden das Spalier für eine rauschende Meisterfeier der Sportfreunde Lotte. Das dann aber trotzdem irgendwo zwischen 800 und 1000 Fans aus Essen anreisen, darauf wurde in Lotte nicht gewettet.

Dem Vernehmen nach waren sie gut drauf, richtig gut! Mottofahrten, Pornobrille und das gute alte Trikot. Eine gesungene dritte Halbzeit. Alles was noch laufen konnte, auf Krücken angehumpelt kam auf der einen, und alles was in “Vokuhila”, Trikots und großer Klappe daherkam auf der anderen Seite des Zaunes. “Wir sind der Verein, wir sind RWE….” Spielern wie Fans wurde sicherlich in diesen Momenten bewusst, dass letztendlich der Verein die Basis für all dessen ist, was während einer Saison geschieht. Aber die Achterbahnfahrten der letzten Monate interessierte die Fans in diesen Minuten herzlich wenig. Hier wurde der Verein besungen, welcher letztendlich mehr bedeutet als das sportliche Abschneiden. Wahnsinn.

Der Doktor und das liebe Fan


Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und nun auch bei uns. Viel Spaß!

 

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