03.04.2013

RWE deutlich verbessert – 1:1 bei Fortuna Düsseldorf

von Fabian Jerrentrup

Rot-Weiss Essen präsentierte sich im Paul-Janes-Stadion deutlich verbessert. Gegen formstarke Fortunen, die aus den letzten sieben Spielen 17 Punkte holten, erspielten die Rot-Weissen einen verdienten Punkt.

Während der ersten Spielsekunden befand sich allerdings die Hintermannschaft der Gäste im Tiefschlaf. Keine zwei Minuten waren gespielt, bis Ronny Garbuschewski nach einer Fehlerkette der Unkonzentriertheiten und halbherzigen Zweikämpfe den Ball am Torhüter vorbei in die Maschen schoss. Doch anders als in den Spielen davor kam nun postwendend die Antwort. Nur vier weitere Zeigerumdrehungen waren vergangen, bis Cebio Soukou das Leder trocken ins kurze Eck drosch.

Knapp 800 Essener trotzten der KälteDamit sind die richtigen Höhepunkte des Spiels fast schon abgehandelt. Die Zwote aus Düsseldorf spielte nur auf Konter und stand sonst kompakt in der eigenen Hälfte. Die Konter hatten es allerdings in sich und sorgen einige Male für große Gefahr vor dem Essener Gehäuse. Die Essener Zentrale um Kerim Avci und Stefan Grummel war um viel Ballbesitz und spielerische Lösungen bemüht, und setzte die Offensivkräfte mehrfach gekonnt in Szene. Mit einem Pfosten- und einem Lattentreffer sowie einer weiteren Riesenchance in der Nachspielzeit durch Vincent Wagner hätte der Gast durchaus auch die volle Punktzahl aus der Rheinmetropole entführen können, letztlich ging das Remis aber in Ordnung.

Angesichts der Tabellensituation und des am Ende doch nicht so ganz aufregenden Spiels bot sich die Möglichkeit, das Augenmerk auf einige Details zu richten. Da wäre zum Beispiel…

…Markus Heppke als rechter Verteidiger. Waldemar Wrobel bot seinen Kapitän zum ersten Mal in dieser Saison auf der ungewohnten Position rechts in der Viererkette auf. Angesichts der Verletzung von Max Dombrowka und der Formschwäche von Christian Telch fehlen im Kader die Alternativen. Heppke bot leider kein überzeugendes Spiel, sein Gegenspieler überrannte den Captain mehrfach, für die Außenposition fehlt im der richtige Antritt. Außerdem wurde er einige Male unter Druck gesetzt, und ihm fehlten anders als im zentralen Mittelfeld die passenden Anspielstationen, so dass sich mitunter gefährliche Ballverluste ergaben. Seine guten Flanken sorgten bei den wenigen offensiven Ausflügen zwar für Gefahr im gegnerischen Strafraum, unter dem Strich muss man aber sagen: Experiment missglückt. In der Zentrale ist „Heppi“ deutlich besser aufgehoben.

Gutes Debüt - Kai Nakowitsch…das Pflichtspieldebüt von Kai Nakowitsch. Offenbar sah auch Waldemar Wrobel, dass Heppke nicht die Ideallösung als rechter Verteidiger ist und ermöglichte nach 72 Minuten dem Eigengewächs Kai Nakowitsch sein Pflichtspieldebüt für die Erste Mannschaft. Dank seiner guten Technik und seines Spielverständnisses fügte er sich hervorragend ein und sorgte in 20 Minuten für mehr Druck über seine Seite als Markus Heppke in 70 Minuten zuvor. Auch wenn wenige Aktionen eigentlich noch kein Gradmesser sein können und der gerade 18-jährige defensiv auch nicht richtig gefordert wurde, macht der Einsatz Lust auf mehr. Da die restlichen Spiele nun auch der Vorbereitung auf die neue Spielzeit dienen sollen, warum nicht einmal ein Startelfeinsatz für Kai Nakowitsch?

…Ellmann und Koep als Doppelspitze. Man muss ehrlich sein: Bisher verlief die Spielzeit von Marvin Ellmann alles andere als positiv. In der Liga stehen nach 25 Einsätzen nur zwei Tore auf der Visitenkarte, auch wenn man dem 25-jährigen vom Einsatz her keinen Vorwurf machen kann. Am Ende sehen seine Aktionen aber immer unglücklich aus, mal verspringt ihm der Ball, mal spielt er ab, statt zu schießen, mal schießt er, statt den besser positionierten Mitspieler zu bedienen. Selbst wenn Marvin Ellmann ein Tor schießt, sieht es ein bisschen so aus, als sei es nicht so gewollt. In Düsseldorf starteten mit Koep und Ellmann zwei ähnliche Spielertypen als Doppelspitze. Immer wenn beide rotierten oder zumindest einer auf die Flügel auswich wurde es gefährlich, aber letztlich standen sich beide viel zu häufig in der Zentrale auf den Füßen herum. Während Spieler wie Avci, der verletzte Konstantin Sawin oder auch Cebio Soukou als hängende Spitze mit Benedikt Koep gut kombinierten, fehlte gestern über lange Zeit die Bindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Noch hat Marvin Ellmann zehn Begegnungen vor sich, in denen er sein Können unter Beweis stellen kann. Hoffen wir auch für RWE, dass er diese nutzt.

…die Tabellensituation. Gern und häufig benutzten Trainer aller Teams die Phrase, dass „jeder Gegner in dieser Liga jeden Gegner schlagen kann“ und implizieren damit, dass sich fast alle Mannschaften letztlich auf Augenhöhe bewegen. Gerade als RWE-Fan, der die Pressekonferenzen mit Waldemar Wrobel verfolgt, kann man davon ein Lied singen. Beim Blick auf die Tabelle, wenn auch noch etwas verzerrt durch die ausstehenden Nachholspiele, stellt man allerdings fest, dass sich mittlerweile auf fast schon kuriose Art einzelne Bereiche herausgebildet haben. An der Tabellenspitze stehen erwartungsgemäß die Teams, die vor der Saison schon mehr (Lotte, Viktoria Köln) oder weniger (Fortuna Köln, Schalke 04 II) vom Aufstieg gesprochen haben. Hinter dem Tabellenfünften aus Essen hat sich mit den Sportfreunden aus Siegen das Überraschungsteam der Saison platziert, das mit den Nachholspielen sogar noch die Chance hat, an RWE vorbeizuziehen. Im zweiten Tabellendrittel finden sich mit Oberhausen und Wuppertal zwei Vereine, die sich vor der Saison sicherlich mehr erhofft hatten, und auch zwei Mannschaften, die mit ihrem Image als „graue Maus aus OWL“ gerne leben (Verl und Wiedenbrück).

Wartet auf sein nächstes Pflichtspieltor - Marvin EllmannDurch die Parallelspiele hat sich die Situation leicht verändert, aber bis gestern Abend waren alle zweiten Mannschaften eng zusammengeschoben auf den Plätzen 11 bis 16. Durch stets wechselnde Aufstellungen können diese Teams ihr Potential selten abrufen, sind aber an guten Tagen technisch die stärksten Mannschaften der Liga und ärgern regelmäßig auch die Spitzenteams. Das Tabellenschlusslicht bilden schließlich die Aufsteiger aus den Oberligen aus Bergisch Gladbach, Velbert, Hüls und Essen-Kray. Die Verantwortlichen der einzelnen Vereine werden nicht müde zu betonen, dass ihre Elf vom Finanziellen in der Regionalliga nicht mithalten kann, und letztlich gibt ihnen das Tableau recht. Voraussichtlich wird man sich von allen Vieren am Ende der Saison verabschieden müssen.

Die Phrase „jeder kann jeden schlagen“ ist sicherlich nicht falsch, aber die Aussage „die Tabelle lügt nicht“ ist genauso richtig. Nach mehr als zwei Dritteln der Saison ist jeder Verein in der Tabelle dort angesiedelt, wo er vermutlich auch hingehört. Für Rot-Weiss Essen ist das ein guter fünfter Platz, der die vor der Saison genannten Ansprüche absolut erfüllt. Dass nach zwei gewonnenen Spielen die Euphorie und damit die Erwartungen ins Unermessliche steigen und nach zwei nicht gewonnenen Spielen wieder Tristesse einkehrt, ist in Essen wahrlich kein neues Phänomen, darf aber trotzdem nicht den Blick für das Wesentliche verschleiern: Für ganz oben reicht es in dieser Spielzeit (erwartungsgemäß) noch nicht. Noch nicht…


Jawattdenn-Spielerbewertung

Daniel Schwabke
Schwabke
[3]
Markus Heppke
Heppke
[4-]
Vincent Wagner
Wagner
[3]
Michael Laletin
Laletin
[3]

Roberto Guirino
Guirino
[3]

Stefan Grummel
Grummel
[3-]
Kerim Avci
Avci
[3+]
Kevin Grund
Grund
[3+]
Cebio Soukou
Soukou
[2-]
Marvin Ellmann
Ellmann
[4+]
Benedikt Koep
Koep
[3+]
Kai Nakowitsch
Nakowitsch
[o.B.] 
Holger Lemke
Lemke
[o.B.]



Fortuna Düsseldorf II

Boss, Weber, Zimmermann, Klemt, Nandzik, B. Müller, Nyarko, Garbuschewski (88. Rami), Erat, Wegkamp (68. Schwadorf), Golley (90. Ekici)

 

Rot-Weiss Essen

Schwabke, Heppke (73. Nakowitsch), Wagner, Laletin, Guirino, Soukou, Avci, Grummel, Grund (84. Lemke), Ellmann, Koep

 

Tore

1:0 Garbuschewski (2.), 1:1 Soukou (7.)

 

Zuschauer

1.895

 

Schiedsrichter

Florian Steuer (Menden Sauerland)

 

Gelbe Karten

Fehlanzeige


 Spieler des Spiels 25. Spieltag - Cebio Soukou