RWE deutlich verbessert – 1:1 bei Fortuna Düsseldorf
Rot-Weiss Essen präsentierte sich im Paul-Janes-Stadion deutlich verbessert. Gegen formstarke Fortunen, die aus den letzten sieben Spielen 17 Punkte holten, erspielten die Rot-Weissen einen verdienten Punkt.
Während der ersten Spielsekunden befand sich allerdings die
Hintermannschaft der Gäste im Tiefschlaf. Keine zwei Minuten waren
gespielt, bis Ronny Garbuschewski nach einer Fehlerkette der
Unkonzentriertheiten und halbherzigen Zweikämpfe den Ball am Torhüter
vorbei in die Maschen schoss. Doch anders als in den Spielen davor kam
nun postwendend die Antwort. Nur vier weitere Zeigerumdrehungen waren
vergangen, bis Cebio Soukou das Leder trocken ins kurze Eck drosch.
Damit sind die richtigen Höhepunkte des Spiels fast schon abgehandelt.
Die Zwote aus Düsseldorf spielte nur auf Konter und stand sonst kompakt
in der eigenen Hälfte. Die Konter hatten es allerdings in sich und
sorgen einige Male für große Gefahr vor dem Essener Gehäuse. Die Essener
Zentrale um Kerim Avci und Stefan Grummel war um viel Ballbesitz und
spielerische Lösungen bemüht, und setzte die Offensivkräfte mehrfach
gekonnt in Szene. Mit einem Pfosten- und einem Lattentreffer sowie
einer weiteren Riesenchance in der Nachspielzeit durch Vincent Wagner
hätte der Gast durchaus auch die volle Punktzahl aus der Rheinmetropole
entführen können, letztlich ging das Remis aber in Ordnung.
Angesichts der Tabellensituation und des am Ende doch nicht so ganz
aufregenden Spiels bot sich die Möglichkeit, das Augenmerk auf einige
Details zu richten. Da wäre zum Beispiel…
…Markus Heppke als rechter Verteidiger. Waldemar Wrobel bot
seinen Kapitän zum ersten Mal in dieser Saison auf der ungewohnten
Position rechts in der Viererkette auf. Angesichts der Verletzung von
Max Dombrowka und der Formschwäche von Christian Telch fehlen im Kader
die Alternativen. Heppke bot leider kein überzeugendes Spiel, sein
Gegenspieler überrannte den Captain mehrfach, für die Außenposition
fehlt im der richtige Antritt. Außerdem wurde er einige Male unter Druck
gesetzt, und ihm fehlten anders als im zentralen Mittelfeld die
passenden Anspielstationen, so dass sich mitunter gefährliche
Ballverluste ergaben. Seine guten Flanken sorgten bei den wenigen
offensiven Ausflügen zwar für Gefahr im gegnerischen Strafraum, unter
dem Strich muss man aber sagen: Experiment missglückt. In der Zentrale
ist „Heppi“ deutlich besser aufgehoben.
…das Pflichtspieldebüt von Kai Nakowitsch. Offenbar sah auch
Waldemar Wrobel, dass Heppke nicht die Ideallösung als rechter
Verteidiger ist und ermöglichte nach 72 Minuten dem Eigengewächs Kai
Nakowitsch sein Pflichtspieldebüt für die Erste Mannschaft. Dank seiner
guten Technik und seines Spielverständnisses fügte er sich hervorragend ein
und sorgte in 20 Minuten für mehr Druck über seine Seite als Markus
Heppke in 70 Minuten zuvor. Auch wenn wenige Aktionen eigentlich noch
kein Gradmesser sein können und der gerade 18-jährige defensiv auch
nicht richtig gefordert wurde, macht der Einsatz Lust auf mehr. Da die
restlichen Spiele nun auch der Vorbereitung auf die neue Spielzeit
dienen sollen, warum nicht einmal ein Startelfeinsatz für Kai
Nakowitsch?
…Ellmann und Koep als Doppelspitze. Man muss ehrlich sein: Bisher
verlief die Spielzeit von Marvin Ellmann alles andere als positiv. In
der Liga stehen nach 25 Einsätzen nur zwei Tore auf der Visitenkarte,
auch wenn man dem 25-jährigen vom Einsatz her keinen Vorwurf machen
kann. Am Ende sehen seine Aktionen aber immer unglücklich aus, mal
verspringt ihm der Ball, mal spielt er ab, statt zu schießen, mal
schießt er, statt den besser positionierten Mitspieler zu bedienen.
Selbst wenn Marvin Ellmann ein Tor schießt, sieht es ein bisschen so
aus, als sei es nicht so gewollt. In Düsseldorf starteten mit Koep und
Ellmann zwei ähnliche Spielertypen als Doppelspitze. Immer wenn beide
rotierten oder zumindest einer auf die Flügel auswich wurde es
gefährlich, aber letztlich standen sich beide viel zu häufig in der
Zentrale auf den Füßen herum. Während Spieler wie Avci, der verletzte
Konstantin Sawin oder auch Cebio Soukou als hängende Spitze mit
Benedikt Koep gut kombinierten, fehlte gestern über lange Zeit die
Bindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Noch hat Marvin Ellmann zehn
Begegnungen vor sich, in denen er sein Können unter Beweis stellen kann.
Hoffen wir auch für RWE, dass er diese nutzt.
…die Tabellensituation. Gern und häufig benutzten Trainer aller
Teams die Phrase, dass „jeder Gegner in dieser Liga jeden Gegner
schlagen kann“ und implizieren damit, dass sich fast alle Mannschaften
letztlich auf Augenhöhe bewegen. Gerade als RWE-Fan, der die
Pressekonferenzen mit Waldemar Wrobel verfolgt, kann man davon ein Lied
singen. Beim Blick auf die Tabelle, wenn auch noch etwas verzerrt durch
die ausstehenden Nachholspiele, stellt man allerdings fest, dass sich
mittlerweile auf fast schon kuriose Art einzelne Bereiche herausgebildet
haben. An der Tabellenspitze stehen erwartungsgemäß die Teams, die vor
der Saison schon mehr (Lotte, Viktoria Köln) oder weniger (Fortuna Köln,
Schalke 04 II) vom Aufstieg gesprochen haben. Hinter dem
Tabellenfünften aus Essen hat sich mit den Sportfreunden aus Siegen das
Überraschungsteam der Saison platziert, das mit den Nachholspielen sogar
noch die Chance hat, an RWE vorbeizuziehen. Im zweiten Tabellendrittel
finden sich mit Oberhausen und Wuppertal zwei Vereine, die sich vor der
Saison sicherlich mehr erhofft hatten, und auch zwei Mannschaften, die
mit ihrem Image als „graue Maus aus OWL“ gerne leben (Verl und
Wiedenbrück).
Durch die Parallelspiele hat sich die Situation leicht verändert, aber
bis gestern Abend waren alle zweiten Mannschaften eng zusammengeschoben
auf den Plätzen 11 bis 16. Durch stets wechselnde Aufstellungen können
diese Teams ihr Potential selten abrufen, sind aber an guten Tagen
technisch die stärksten Mannschaften der Liga und ärgern regelmäßig auch
die Spitzenteams. Das Tabellenschlusslicht bilden schließlich die
Aufsteiger aus den Oberligen aus Bergisch Gladbach, Velbert, Hüls und
Essen-Kray. Die Verantwortlichen der einzelnen Vereine werden nicht müde
zu betonen, dass ihre Elf vom Finanziellen in der Regionalliga nicht
mithalten kann, und letztlich gibt ihnen das Tableau recht.
Voraussichtlich wird man sich von allen Vieren am Ende der Saison
verabschieden müssen.
Die Phrase „jeder kann jeden schlagen“ ist sicherlich nicht falsch, aber
die Aussage „die Tabelle lügt nicht“ ist genauso richtig. Nach mehr als zwei Dritteln der Saison ist jeder Verein in der Tabelle dort
angesiedelt, wo er vermutlich auch hingehört. Für Rot-Weiss Essen ist
das ein guter fünfter Platz, der die vor der Saison genannten Ansprüche
absolut erfüllt. Dass nach zwei gewonnenen Spielen die Euphorie und
damit die Erwartungen ins Unermessliche steigen und nach zwei nicht
gewonnenen Spielen wieder Tristesse einkehrt, ist in Essen wahrlich kein
neues Phänomen, darf aber trotzdem nicht den Blick für das Wesentliche
verschleiern: Für ganz oben reicht es in dieser Spielzeit
(erwartungsgemäß) noch nicht. Noch nicht…
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [3] |
Heppke [4-] |
Wagner [3] |
Laletin [3] |
|
|
Grummel [3-] |
Avci [3+] |
Grund [3+] |
Soukou [2-] |
Ellmann [4+] |
|
Koep [3+] |
Nakowitsch [o.B.] |
Lemke [o.B.] |
Fortuna Düsseldorf II
Boss, Weber, Zimmermann, Klemt, Nandzik, B. Müller, Nyarko, Garbuschewski (88. Rami), Erat, Wegkamp (68. Schwadorf), Golley (90. Ekici)
Rot-Weiss Essen
Schwabke, Heppke (73. Nakowitsch), Wagner, Laletin, Guirino, Soukou, Avci, Grummel, Grund (84. Lemke), Ellmann, Koep
Tore
1:0 Garbuschewski (2.), 1:1 Soukou (7.)
Zuschauer
1.895
Schiedsrichter
Florian Steuer (Menden Sauerland)
Gelbe Karten
Fehlanzeige