First of Pflichtspiel after a grandios Eröffnungstag
Wie weiland Boris Becker stellen viele Fans des RWE seit Sonntag fest: "Ich bin drin". Das Stadion Essen öffnete am 12. August 2012 seine Pforten. Tat dieses zunächst mit einem Eröffnungstag, der auf politischer Ebene dezent damit zu spielen hatte, daß es eben kein reines RWE Stadion sein soll, sondern unser Verein lediglich als Hauptnutzer fungiert.
Spürbare Emotionen bei den Beteiligten des offiziellen
Festaktes, besonders bei Herrn Paß. Pfiffe und Zustimmung hielten sich
in etwa die Waage. Wer sich aber nun etwas an das Revers heften möchte,
um seinen Anteil am Stadion gewürdigt zu wissen: Lasst es jetzt gut
sein. Die Zeit der politischen Ränkespiele ist vorbei, das Stadion steht
in seiner Betaversion und wartet nun darauf, mit Leben gefüllt zu
werden.
Übrigens ließ das bisweilen schon unverschämt anmutende
Selbstbewusstsein der erstklassigen Fangemeinde, im Auftrage eines
gemeinen Viertligisten, keinen Zweifel daran, wer es tun wird: "Hier
regiert der RWE…" schallte es immer wieder von den Rängen. Unter dem
Strich halten wir einfach mal fest: An der Hafenstraße, RWE….! Es gilt
aber auch festzuhalten, daß das Rahmenprogramm an diesem Eröffnungstag
ein durchaus gelungenes war. Die großen Finanzpartner bekamen genug
Raum, um sich, aber auch zurecht, zu präsentieren. Der Ball rollte auf
dem Feld von Tor zu Tor. Die Kritik im Vorfeld war auch weitestgehend
verstummt. Es ist wie immer im Leben: Allen gerecht zu werden, ist ein
Ding der Unmöglichkeit. Und wenn es denn schon ein Stadion Essen ist,
dann hätte Kritik höchstens aus den Reihen der Lackschuhe oder des FC
Kray kommen dürfen.
Wir sind eigentlich ganz froh, daß der RWE nicht ein Spiel bestritten
hat Der Fokus liegt auf dem Saisonstart in der Liga und im Europapokal.
Nicht auszudenken, hätte sich ein Spieler bei einem Freundschaftskick
verletzt.
Ein paar Worte aber nun zu dem Hauptprotagonisten dieser Tage: Das
Stadion Essen (nennen wir es von nun an Hafenstraße), ist kein "GMS
reloaded". Beide Stadien sind in Alter und Architektur einzigartig.
Zudem wird ein Stadion auch nur durch seine Fans zu einem Mythos. Dazu
später mehr. Die Hafenstraße ist ein Fußballstadion, und die drei
fertigen Tribünen lassen es mehr als erahnen: Es wird ein richtig gutes
Fußballstadion, keine Arena. Optimale Sicht von fast allen Plätzen, was
sich die Planer allerdings bei einigen Plätzen auf der "Haupt" gedacht
haben, bleibt deren Geheimnis.
Dazu die Dachkonstruktion, die einem zwar nicht den Atem raubt und etwas
ganz besonderes sein will, aber es genau dadurch doch ist. Herrlich
anzuschauen, mächtig und doch filigran, zugleich lichtdurchflutet.
Insgesamt bietet die Hafenstraße eine optische Gestaltung, die in ihrer
Nüchternheit und Reduzierung auf das Wesentliche, sehr elegant
daherkommt und trotzdem durchblicken lässt, wo wir sind. Auch die
Gestaltung im Inneren der Haupttribüne ist von geschmackvollem
Interieur. Nicht zu überfrachtet, kein Pathos oder Pomp. Natürlich
hätten wir alle gerne Räumlichkeiten, in denen uns Geschichte und
Emblem unseres Vereines direkt in das Auge springt, aber zum jetzigen
Zeitpunkt ist es gut, so wie es ist. Ich denke mir halt mein Emblem an
die Wand und bin immer noch dankbar darüber, daß es den Verein überhaupt
noch gibt. Der Fanshop des RWE, also des sportlichen, platzte zudem aus
allen Nähten und erzählte somit seine eigene Geschichte über den
Hauptnutzer.
Drei Tage später wurde es aber Wirklichkeit: Rot Weiss Essen trat
gestern zur ersten Pflichtbegegnung auf neuem Geläuf an. Der
Bezirksligist RW Lintorf wurde im DFB Pokal mit 8:0 bezwungen. Soweit
die Statistik. Viel wichtiger aber war dieses Begegnung als Probelauf
für das bevorstehende Europapokalspiel. Über 5.000 Fans in einem Spiel
gegen einen Bezirksligisten, herrlich bekloppte Fußballwelt, oder:
Willkommen an der Hafenstrasse. Vorweg das Positive: Alle haben den Weg
in das richtige Stadion gefunden, standen auch einige mit wehmütigem
Blick in Richtung alte "Haupt" am Zaun oder wussten gar nicht, wo sie
hin sollten.
Und dann begann er, der RWE Countdown, unser gewohnter Stadionsprecher
war zu hören, Fahnengirls auf dem Rasen. Der Opa, Adiole….alles unter
den wachsamen Augen von Georg Melches, welchem die Ultras sein neues
Zuhause zeigen wollten. Ich glaube, der alte Herr hätte Tränen der
Freude in den Augen gehabt. Die Ultras selber zelebrierten ihren Umzug
mit einem Corteo, was
es von unserer Seite erst einmal zu googlen galt. Ja und was bitteschön
ist das denn für ein Rasen? Selten habe ich so ein herrliches Stück Grün
gesehen. Traumhaft. Dazu eine Akustik, die es in sich hatte. Natürlich
bleibt abzuwarten, wie sich die Stimmung bei vollem Hause am Montag
entfalten kann, aber das war schon wieder ein Stück in Richtung Mythos.
Es scheint sich zu bewahrheiten, daß nicht der Beton den Mythos
ausmacht, sondern diejenigen, welchen den Beton zum Leben erwecken. Die
Fans! Meines Erachtens funktionierte auch das Catering, schließlich
bekam ich den gleichen leckeren Fleischklops wie eh und je. Probleme gab
es bisweilen in der Nummerierung der Plätze und sollte dringend bis
Montag behoben werden. Zudem sollten die sanitären Anlagen ausreichend
zweilagig bestückt sein. Dreilagig ist besser. Mit Kamille muß nicht
unbedingt sein. So war das in den ersten beiden Tagen in unserem neuen
Stadion.
Und am Montag, da bin ich mir ganz sicher, werden wir einen weiteren
unvergesslichen Abend an der Hafenstraße erleben. Herzlich willkommen,
Ihr Eisernen!
Nur der RWE
Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit Neuestem auch bei uns. Viel Spaß!