16.08.2012

First of Pflichtspiel after a grandios Eröffnungstag

von Uwe Strootmann

Wie weiland Boris Becker stellen viele Fans des RWE seit Sonntag fest: "Ich bin drin". Das Stadion Essen öffnete am 12. August 2012 seine Pforten. Tat dieses zunächst mit einem Eröffnungstag, der auf politischer Ebene dezent damit zu spielen hatte, daß es eben kein reines RWE Stadion sein soll, sondern unser Verein lediglich als Hauptnutzer fungiert.

Spürbare Emotionen bei den Beteiligten des offiziellen Festaktes, besonders bei Herrn Paß. Pfiffe und Zustimmung hielten sich in etwa die Waage. Wer sich aber nun etwas an das Revers heften möchte, um seinen Anteil am Stadion gewürdigt zu wissen: Lasst es jetzt gut sein. Die Zeit der politischen Ränkespiele ist vorbei, das Stadion steht in seiner Betaversion und wartet nun darauf, mit Leben gefüllt zu werden.

Gute Akustik auch in der neuen BudeÜbrigens ließ das bisweilen schon unverschämt anmutende Selbstbewusstsein der erstklassigen Fangemeinde, im Auftrage eines gemeinen Viertligisten, keinen Zweifel daran, wer es tun wird: "Hier regiert der RWE…" schallte es immer wieder von den Rängen. Unter dem Strich halten wir einfach mal fest: An der Hafenstraße, RWE….! Es gilt aber auch festzuhalten, daß das Rahmenprogramm an diesem Eröffnungstag ein durchaus gelungenes war. Die großen Finanzpartner bekamen genug Raum, um sich, aber auch zurecht, zu präsentieren. Der Ball rollte auf dem Feld von Tor zu Tor. Die Kritik im Vorfeld war auch weitestgehend verstummt. Es ist wie immer im Leben: Allen gerecht zu werden, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und wenn es denn schon ein Stadion Essen ist, dann hätte Kritik höchstens aus den Reihen der Lackschuhe oder des FC Kray kommen dürfen.

Wir sind eigentlich ganz froh, daß der RWE nicht ein Spiel bestritten hat Der Fokus liegt auf dem Saisonstart in der Liga und im Europapokal. Nicht auszudenken, hätte sich ein Spieler bei einem Freundschaftskick verletzt.

Ein paar Worte aber nun zu dem Hauptprotagonisten dieser Tage: Das Stadion Essen (nennen wir es von nun an Hafenstraße), ist kein "GMS reloaded". Beide Stadien sind in Alter und Architektur einzigartig. Zudem wird ein Stadion auch nur durch seine Fans zu einem Mythos. Dazu später mehr. Die Hafenstraße ist ein Fußballstadion, und die drei fertigen Tribünen lassen es mehr als erahnen: Es wird ein richtig gutes Fußballstadion, keine Arena. Optimale Sicht von fast allen Plätzen, was sich die Planer allerdings bei einigen Plätzen auf der "Haupt" gedacht haben, bleibt deren Geheimnis.

Die neue "Stimmungsgerade"Dazu die Dachkonstruktion, die einem zwar nicht den Atem raubt und etwas ganz besonderes sein will, aber es genau dadurch doch ist. Herrlich anzuschauen, mächtig und doch filigran, zugleich lichtdurchflutet.

Insgesamt bietet die Hafenstraße eine optische Gestaltung, die in ihrer Nüchternheit und Reduzierung auf das Wesentliche, sehr elegant daherkommt und trotzdem durchblicken lässt, wo wir sind. Auch die Gestaltung im Inneren der Haupttribüne ist von geschmackvollem Interieur. Nicht zu überfrachtet, kein Pathos oder Pomp. Natürlich hätten wir alle gerne Räumlichkeiten, in denen uns Geschichte und  Emblem unseres Vereines direkt in das Auge springt, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es gut, so wie es ist. Ich denke mir halt mein Emblem an die Wand und bin immer noch dankbar darüber, daß es den Verein überhaupt noch gibt. Der Fanshop des RWE, also des sportlichen, platzte zudem aus allen Nähten und erzählte somit seine eigene Geschichte über den Hauptnutzer.

Drei Tage später wurde es aber Wirklichkeit: Rot Weiss Essen trat gestern zur ersten Pflichtbegegnung auf neuem Geläuf an. Der Bezirksligist RW Lintorf wurde im DFB Pokal mit 8:0 bezwungen. Soweit die Statistik. Viel wichtiger aber war dieses Begegnung als Probelauf für das bevorstehende Europapokalspiel. Über 5.000 Fans in einem Spiel gegen einen Bezirksligisten, herrlich bekloppte Fußballwelt, oder: Willkommen an der Hafenstrasse. Vorweg das Positive: Alle haben den Weg in das richtige Stadion gefunden, standen auch einige mit wehmütigem Blick in Richtung alte "Haupt" am Zaun oder wussten gar nicht, wo sie hin sollten.

Corteo der UltrasUnd dann begann er, der RWE Countdown, unser gewohnter Stadionsprecher war zu hören, Fahnengirls auf dem Rasen. Der Opa, Adiole….alles unter den wachsamen Augen von Georg Melches, welchem die Ultras sein neues Zuhause zeigen wollten. Ich glaube, der alte Herr hätte Tränen der Freude in den Augen gehabt. Die Ultras selber zelebrierten ihren Umzug mit einem Corteo, was es von unserer Seite erst einmal zu googlen galt. Ja und was bitteschön ist das denn für ein Rasen? Selten habe ich so ein herrliches Stück Grün gesehen. Traumhaft. Dazu eine Akustik, die es in sich hatte. Natürlich bleibt abzuwarten, wie sich die Stimmung bei vollem Hause am Montag entfalten kann, aber das war schon wieder ein Stück in Richtung Mythos.

Es scheint sich zu bewahrheiten, daß nicht der Beton den Mythos ausmacht, sondern diejenigen, welchen den Beton zum Leben erwecken. Die Fans! Meines Erachtens funktionierte auch das Catering, schließlich bekam ich den gleichen leckeren Fleischklops wie eh und je. Probleme gab es bisweilen in der Nummerierung der Plätze und sollte dringend bis Montag behoben werden. Zudem sollten die sanitären Anlagen ausreichend zweilagig bestückt sein. Dreilagig ist besser. Mit Kamille muß nicht unbedingt sein. So war das in den ersten beiden Tagen in unserem neuen Stadion.

Und am Montag, da bin ich mir ganz sicher, werden wir einen weiteren unvergesslichen Abend an der Hafenstraße erleben. Herzlich willkommen, Ihr Eisernen!

Nur der RWE



Uwe Strootmann schreibt seit Jahren über unseren RWE in seinem Blog "Im Schatten der Tribüne" und seit Neuestem auch bei uns. Viel Spaß!

 

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