07.10.2012

Remis unter Wasser

von

Eigentlich bot der frühe Samstag fast alles, was ein gelungener Tag auf der Wohnzimmer-Couch braucht. Ein grauer Himmel, kühle Temperaturen und viel Nass – von allen Seiten. Doch als RWE-Fan führt kein Weg zu weit und ist keine Sportstätte zu billig und so ging es nach Herne zur Zweitvertretung von Schalke 04.

Nach anfänglichem Parkplatz-Chaos inmitten des Herner Wohngebietes und anschließendem Spaziergang durch eine Kleingartenanlage über Asche, Stock, Matsch und Rasen war die Mondpalast-Arena erreicht. WAHNSINN – was sich heute alles Arena schimpft.

 Knapp 2.000 Essener unterstützten die Rot-WeissenImmerhin knapp 2.500 unerschrockene Fußballverrückte fanden sich im alten Rund der „Arena“ wieder, davon mindestens 2.000 aus Essen sowie 500 Regenschirme.
Einen Heimspielcharakter hatte dieses Spiel dennoch nicht. Die Fans, wie auch Spieler und Betreuer, waren in den Minuten vor dem Spiel und in den ersten Minuten nach dem Anpfiff durch Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann mehr mit dem Regen beschäftigt, als sich gänzlich auf das Spielgeschehen auf dem Platz zu konzentrieren. Und so plänkelte das Spiel in der Anfangsphase vor sich hin.

RWE wirkte insgesamt zielorientierter und organisierte das Spiel von der Abwehr heraus stabil. Der nasse und teils spielunwürdige Boden bot allerdings reichlich Risiko-Potenzial, so dass gerade die kleinen flinken Schalker Mittelfeldspieler öfter zu guten Kontermöglichkeiten kamen. Richtig prüfte weder der Essener, noch der Schalker Sturm die jeweiligen gegnerischen Torhüter. Ähnlich wie schon zuvor in Leverkusen war in den ersten 45 Minuten bei dem Essener Offensivspiel auffällig, dass bis zum Strafraum gut kombiniert wurde, ab dieser Zone aber kaum Torschüsse produziert werden konnten. Oftmals trennten sich gerade die technisch stärkeren Spieler wie Kerim Avci oder Christian Telch zu spät vom Ball, so dass die Innenverteidiger der Schalker kaum Schwierigkeiten hatten zu verteidigen. Der auf diesem Boden oftmals zelebrierte „Weitschuss“ war im Portfolio beider Mannschaften mangelhaft enthalten.

Englischer Rasen sieht anders ausWie aus diesen Zeilen entnommen werden kann, passierte fast gar nichts. Das Zwischenfazit zum Pausenbier lautete: Ausgeglichen, wie auch der Spielstand.

Nach der Pause leider ein kaum verändertes Spiel. RWE wirkte wie eine Heimelf, weil sie den höheren Spielanteil und mehr Ballbesitz für sich beanspruchen konnte. Neben zahlreicher Eckballsituationen kamen Markus Heppke sowie Kerim Avci bei Freistößen zu guten Chancen. Dennoch war der richtige Siegeswille nicht zu spüren. Und die Schalker? Ja, die junge Truppe wirkte vom Gegner und Wetter beeindruckt und konzentrierte sich weiterhin nur auf die Konter.

Erst mit der 69. Minute kippte die Partie. Mit der gelbroten Karte für Mittelfeldspieler Dennis Erdmann erwarteten die mitgefahrenen Fans von RWE nun eine Schlussoffensive. So viel sei verraten: Die alte Fußballlehre, dass mit Überzahl nicht zwangsläufig alles einfacher wird, wurde auch hier erneut unterstrichen. Waldemar Wrobel wechselte in kürzester Zeit aus. Marvin Ellmann kam für den traditionell großartigen Kämpfer Benedikt Koep und mit Maik Rodenberg kam ein kopfballstarker Mann für die zahlreichen Ecken.

Lukas Lenz vergab noch eine gute Möglichkeit kurz vor dem EndeMit dem Platzverweis und den anschließenden Auswechselungen verlor allerdings das Essener Spiel den letzten Rest der Genauigkeit, die auf diesem Platz überhaupt nur selten möglich war. Schalke wirkte dagegen trotz Unterzahl bereit, RWE zusätzlich zum miesen Wetter auch noch den Punkt(gewinn) zu versauen und setzte mit einer Energieleistung die Gäste so unter Druck, dass nicht mehr viel nach vorne ging. Einzig der ebenfalls eingewechselte Lukas Lenz hatte kurz vor dem Abpfiff noch eine Gelegenheit, als er leider überhastetet aufs leere Tor abschloss.

Mit den ersten leichten helleren Wolken am tristen Herner Himmel war das Spiel dann gelaufen. RWE verpasst einen weiteren Schritt auf die Tabellenspitze und muss sich – gerade in Überzahl – ärgern, einen guten Gegner nicht geschlagen zu haben. Für Waldemar Wrobel und seinem Team geht es nun in die Länderspielpause, in der hoffentlich die richtigen Lehren gezogen werden.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[3+]
Christian Telch
Telch
[2-]
Vincent Wagner
Wagner
[3+]
Michael Laletin
Laletin
[3+] 

Kevin Grund
Grund
[3+]

Markus Heppke
Heppke
[2-]
Kevin Pires-Rodrigues
Pires-Rodrigues
[3+]
Kerim Avci
Avci
[2-]
Holger Lemke
Lemke
[2]
Konstantin Sawin
Sawin
[3+]
Benedikt Koep
Koep
[3]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]
Maik Rodenberg
Rodenberg
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]


FC Schalke 04 II

Oswald - Langlitz, Sabah, Uaferro, Hertner - Caillas, Erdmann - Klingenburg (71. Zander), Max (46., Türpitz)- Torres, Biada (63. Schmidt)

Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Telch, Wagner (74. Rodenberg), Laletin, Grund - Heppke, Pires-Rodrigues - Lemke, Avci - Koep (71. Ellmann), Sawin (83. Lenz)

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

2.300

 

Schiedsrichter

Guido Winkmann

 

Gelbe Karten

Uaferro - Telch, Grund, Pires-Rodrigues

 

Gelb-rote Karte

Erdmann


 Spieler des Spiels 11. Spieltag - Holger Lemke