Remis unter Wasser
Eigentlich bot der frühe Samstag fast alles, was ein gelungener Tag auf der Wohnzimmer-Couch braucht. Ein grauer Himmel, kühle Temperaturen und viel Nass – von allen Seiten. Doch als RWE-Fan führt kein Weg zu weit und ist keine Sportstätte zu billig und so ging es nach Herne zur Zweitvertretung von Schalke 04.
Nach anfänglichem Parkplatz-Chaos
inmitten des Herner Wohngebietes und anschließendem Spaziergang durch
eine Kleingartenanlage über Asche, Stock, Matsch und Rasen war die
Mondpalast-Arena erreicht. WAHNSINN – was sich heute alles Arena
schimpft.
Immerhin knapp 2.500 unerschrockene Fußballverrückte fanden sich im
alten Rund der „Arena“ wieder, davon mindestens 2.000 aus Essen sowie
500 Regenschirme.
Einen Heimspielcharakter hatte dieses Spiel dennoch nicht. Die Fans, wie
auch Spieler und Betreuer, waren in den Minuten vor dem Spiel und in
den ersten Minuten nach dem Anpfiff durch Bundesliga-Schiedsrichter
Guido Winkmann mehr mit dem Regen beschäftigt, als sich gänzlich auf das
Spielgeschehen auf dem Platz zu konzentrieren. Und so plänkelte das
Spiel in der Anfangsphase vor sich hin.
RWE wirkte insgesamt zielorientierter und organisierte das Spiel von der
Abwehr heraus stabil. Der nasse und teils spielunwürdige Boden bot
allerdings reichlich Risiko-Potenzial, so dass gerade die kleinen
flinken Schalker Mittelfeldspieler öfter zu guten Kontermöglichkeiten
kamen. Richtig prüfte weder der Essener, noch der Schalker Sturm die
jeweiligen gegnerischen Torhüter. Ähnlich wie schon zuvor in Leverkusen
war in den ersten 45 Minuten bei dem Essener Offensivspiel auffällig,
dass bis zum Strafraum gut kombiniert wurde, ab dieser Zone aber kaum
Torschüsse produziert werden konnten. Oftmals trennten sich gerade die
technisch stärkeren Spieler wie Kerim Avci oder Christian Telch zu spät
vom Ball, so dass die Innenverteidiger der Schalker kaum Schwierigkeiten
hatten zu verteidigen. Der auf diesem Boden oftmals zelebrierte
„Weitschuss“ war im Portfolio beider Mannschaften mangelhaft enthalten.
Wie aus diesen Zeilen entnommen werden kann, passierte fast gar nichts.
Das Zwischenfazit zum Pausenbier lautete: Ausgeglichen, wie auch der
Spielstand.
Nach der Pause leider ein kaum verändertes Spiel. RWE wirkte wie eine
Heimelf, weil sie den höheren Spielanteil und mehr Ballbesitz für sich
beanspruchen konnte. Neben zahlreicher Eckballsituationen kamen Markus
Heppke sowie Kerim Avci bei Freistößen zu guten Chancen. Dennoch war der
richtige Siegeswille nicht zu spüren. Und die Schalker? Ja, die junge
Truppe wirkte vom Gegner und Wetter beeindruckt und konzentrierte sich
weiterhin nur auf die Konter.
Erst mit der 69. Minute kippte die Partie. Mit der gelbroten Karte für
Mittelfeldspieler Dennis Erdmann erwarteten die mitgefahrenen Fans von
RWE nun eine Schlussoffensive. So viel sei verraten: Die alte
Fußballlehre, dass mit Überzahl nicht zwangsläufig alles einfacher wird,
wurde auch hier erneut unterstrichen. Waldemar Wrobel wechselte in
kürzester Zeit aus. Marvin Ellmann kam für den traditionell großartigen
Kämpfer Benedikt Koep und mit Maik Rodenberg kam ein kopfballstarker
Mann für die zahlreichen Ecken.
Mit dem Platzverweis und den anschließenden Auswechselungen verlor
allerdings das Essener Spiel den letzten Rest der Genauigkeit, die auf
diesem Platz überhaupt nur selten möglich war. Schalke wirkte dagegen
trotz Unterzahl bereit, RWE zusätzlich zum miesen Wetter auch noch den
Punkt(gewinn) zu versauen und setzte mit einer Energieleistung die Gäste
so unter Druck, dass nicht mehr viel nach vorne ging. Einzig der
ebenfalls eingewechselte Lukas Lenz hatte kurz vor dem Abpfiff noch eine
Gelegenheit, als er leider überhastetet aufs leere Tor abschloss.
Mit den ersten leichten helleren Wolken am tristen Herner Himmel war das
Spiel dann gelaufen. RWE verpasst einen weiteren Schritt auf die
Tabellenspitze und muss sich – gerade in Überzahl – ärgern, einen guten
Gegner nicht geschlagen zu haben. Für Waldemar Wrobel und seinem Team
geht es nun in die Länderspielpause, in der hoffentlich die richtigen
Lehren gezogen werden.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [3+] |
Telch [2-] |
Wagner [3+] |
Laletin [3+] |
|
|
Heppke [2-] |
Pires-Rodrigues [3+] |
Avci [2-] |
Lemke [2] |
Sawin [3+] |
|
Koep [3] |
Ellmann [o.B.] |
Rodenberg [o.B.] |
Lenz [o.B.] |
FC Schalke 04 II
Oswald - Langlitz, Sabah, Uaferro, Hertner - Caillas, Erdmann - Klingenburg (71. Zander), Max (46., Türpitz)- Torres, Biada (63. Schmidt)
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Telch, Wagner (74. Rodenberg), Laletin, Grund - Heppke, Pires-Rodrigues - Lemke, Avci - Koep (71. Ellmann), Sawin (83. Lenz)
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
2.300
Schiedsrichter
Guido Winkmann
Gelbe Karten
Uaferro - Telch, Grund, Pires-Rodrigues
Gelb-rote Karte
Erdmann