Die Luft ist raus
Mit einer so unkonzentrierten und uninspirierten Leistung lassen sich keine Siege einfahren. Im „Auswärtsspiel“ beim Tabellenschlusslicht FC Kray kam Rot-Weiss Essen nicht über ein 0:0 hinaus und musste sich anschließend den Unmut der eigenen Fans anhören – nicht ganz zu Unrecht.
Vor weniger als 8.000 Zuschauern, die Niederlage gegen Fortuna Köln und
die niedrigen Temperaturen dürften einige Besucher gekostet haben,
versuchte es Waldemar Wrobel mit einigen Änderungen in seiner Startelf
und brachte Michael Laletin für Mike Rodenberg und den wiedergenesenen
Markus Heppke für Stefan Grummel. Besonders inspiriert gingen die
Rot-Weissen allerdings nicht ins Spiel, schon in der Anfangsphase
wimmelte es an Stockfehler und anderen Unkonzentriertheiten.
Richtige Besserung sollte im ganzen Verlauf der Partie nicht erfolgen.
Im Gegensatz zu den bisherigen Niederlagen der Saison, wo man zweimal
gegen eine starke Fortuna aus Köln verlor und dabei noch nicht einmal
schlecht spielte, wo man in Siegen trotz einer 1:5-Niederlage eigentlich
ebenbürtig war, wo man in Bergisch Gladbach in der zweiten Halbzeit
zumindest eine deutliche Leistungssteigerung sehen konnte, war der
Auftritt gegen Kray einfach in allen Bereichen desolat. Selbst
routinierte Kräfte wie Markus Heppke oder Vincent Wagner leisteten sich
haarsträubende Fehler, die gegen jeden anderen Gegner der Liga bestraft
worden wären. Lediglich den fußballerisch dann doch etwas limitierten
Krayer Offensivkräften war es zu verdanken, dass bei RWE wenigstens auch
hinten die Null stand.
Dafür warfen die Gastgeber alles in die Waagschale, was gemeinhin unter
den Grundtugenden des Fußballs bekannt ist und was die rot-gekleideten
Gäste an diesem Abend fast durchgehend vermissen ließen. Man muss lange
zurückdenken, wann man das letzte Mal ein „Wir wollen euch kämpfen
sehen!“ durch das Stadion hat hallen hören, für das Stadion Essen war es
vielleicht sogar die Premiere. Und zwar eine absolut berechtigte.
Fußballerisch fiel der technisch deutlich überlegenen Mannschaft von
Waldemar Wrobel nichts bis gar nichts ein, lediglich Standardsituationen
hätten für Gefahr sorgen können. Eine Unzahl an Freistößen und
Eckbällen verpuffte jedoch, ohne jegliche Gefahr heraufzubeschwören.
Passend zum Spiel verschoss Benedikt Koep nach 68 Minuten noch einen
Handelfmeter, von neun Strafstößen in dieser Saison landeten nun bereits
vier nicht im Tor. Vom eigentlichen Gastgeber kam nach vorne bis auf
einige schlecht zu Ende gespielte Kontersituationen wenig Gefahr, doch
Trainer Dirk Wißel gab nach der Partie zu, dass es auch nicht das
primäre Ziel gewesen sei, zum Gelingen eines aufregenden Fußballspiels
beizutragen, sondern dass der Hauptfokus natürlich auf dem Verteidigen
lag. Und das gelang ohne Zweifel sehr gut, auch wenn die Rot-Weissen es
den Krayern denkbar einfach machten.
Trotzdem darf man nach einem schwachen Spiel nun nicht die Aufbauarbeit
der vergangenen Wochen und Monate vergessen. Es ist natürlich und
normal, dass gerade bei einer jungen Mannschaft nach starken Spielen
auch schwächere Spiele kommen, auch wenn das in dieser Deutlichkeit
gegen einen schwachen Gegner gerade im Stadtderby überraschte. Weil der
Winter in diesem Jahr bekanntlich aber besonders ausgiebig wirkte,
bietet sich bereits drei Tage später gegen Düsseldorf die Möglichkeit,
das schwache Spiel zwar nicht wieder gutzumachen, aber wenigstens mit
einem positiven Erlebnis etwas zu verdrängen.
Nachdem die Chance auf das Erreichen des ersten Platzes nun gegen Null
geht, droht eine Restspielzeit mit elf besseren Freundschaftsspielen. Es
sollte selbstverständlich sein, die Saison anständig zu Ende zu
spielen, zumal ja mit den Spielen gegen Viktoria Köln und den
Wuppertaler SV noch einige Highlights auf dem Programm stehen. Aus
Erfahrung ist das „Austrudeln“ am Ende einer Saison zwar wenig
spektakulär, aber es bietet sich die Chance, schon jetzt die Mannschaft
für die neue Saison einzuspielen und eventuell auch Reservespielern mal
eine Chance zu geben, sich zu beweisen. Und bei aller enttäuschter
Euphorie darf man nicht vergessen, dass das Saisonziel „besser als
Platz 8“ noch immer übererfüllt werden kann. Versuchen wir also, die
Spielzeit mit dem gleichen Einsatz wie bisher zu Ende zu bringen. Und
wer weiß, im Fußball ist bekanntlich ja alles möglich…
Jawattdenn-Spielerbewertung
Schwabke [3+] |
Guirino [4-] |
Laletin [4-] |
Wagner [4-] |
|
|
Pires-Rodrigues [5+] |
Heppke [4-] |
Avci [4+] |
Grund [4] |
Soukou [4+] |
|
Koep [4] |
Lemke [3-] |
Grummel [o.B.] |
Ellmann [o.B.] |
FC Kray
O. Allouche - I. Ketsatis, Tolzin (87., Scheider), H. Allouche (78., Zweck), Kehrmann - Kretschmar, Barra (90., Mun), Walther, Milaszewski - Ph. Schmidt, Elouriachi
Rot-Weiss Essen
Schwabke - Guirino, Laletin, Wagner, Telch - Grund, Heppke (61., Lemke), Pires-Rodrigues (76. Grummel), Soukou - Koep (83., Ellmann), Avci
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
7.628
Schiedsrichter
Thorben Siewer
Gelbe Karten
keiner von uns
H. Allouche, Walther, Milaszewski, Mun - Wagner, Laletin, Pires-Rodrigues