Helau und Kling Glöckchen, klingelingeling, – RWE siegt im Grenzlandstadion
988 Zuschauern im Mönchengladbacher Grenzlandstadion sahen einen am Ende verdienten 2:1 Sieg der Rot-Weissen. Vincent Wagner und Bene Koep trafen zum vierten Auswärtssieg und so nutzte das Team von Waldemar Wrobel die Patzer der Konkurrenz an diesem Spieltag und rückt bis auf vier Punkte zu Tabellenführer Viktoria Köln auf.
Rund 800 Essener Anhänger machten sich auf den Weg ins Grenzlandstadion
und schon an den Kassen herrschte allgemeine Verwirrung. Nachdem der
Gastgeber unter der Woche darum gebeten hatte, den Vorverkauf von
Sitzplatzkarten einzustellen, gab es am Spieltag die Karten für den
Stehbereich zum gleichen Preis wie für die Tribüne. Hier meldete man
wiederum nun schnell ausverkauft, obwohl zum Spielbeginn noch zahlreiche
Plätze im überdachten Bereich frei blieben. Der Stimmungskern nahm das Angebot gerne an und wählte die bessere Akustik unter dem Tribünendach.
Waldemar Wrobel änderte die Startaufstellung zu letzter Woche auf zwei
Positionen. Kerim Avci ersetzte Stefan Grummel im Mittelfeld und Bene
Koep rückte für Marvin Ellmann in den Angriff.
Die Essener versuchten von Beginn an, das Zepter in die Hand zu nehmen
und erspielten sich in den ersten 20 Minuten ein optisch spielerisches
Übergewicht. Auf dem seifigen Kartoffelacker gelangen jedoch nicht viele
Offensivaktionen. Die Beste hatte noch Pires-Rodrigues mit einem satten
Schuss, der aber leichte Beute für Gladbach-Keeper Kompalla war.
Der supportwillige Anhang packte unterdessen die Schlüsselbunde aus und
stimmte – vielleicht ein wenig zu früh – die bekannte Weise „Kling
Glöckchen, klingelingeling“ an und blickte somit schon einmal auf die
Abschlusstabelle in dieser Saison. Zu früh deshalb, weil die Rot-Weissen
in der Folgezeit das Spiel eher besinnlich gestalten wollten und somit
den Jungfohlen zwei, drei gute Möglichkeiten bescherte, diese aber die
Gastgeschenke zum Glück ausließen.
Auch das in der Folgezeit angestimmte und zum heutigen Datum passende „Wir scheissen auf den Karneval,
wir Essener feiern überall“ ließ die Elf von Waldemar Wrobel nicht mehr
in Partylaune zurückversetzen und so ging es mit einem 0:0 in die Pause.
Ob es laut wurde in der Kabine wissen wir nicht, aber die Worte des
Trainers schienen gefruchtet zu haben. Die Besinnlichkeit wurde abgelegt
und RWE blies zu Beginn der zweiten Hälfte zum Narrhallamarsch auf das
Gladbacher Tor.
Das Startsignal zur Daueroffensive setzte Bene Koep mit einem Kopfball
knapp neben den Kasten von Kompalla. Kevin Pires-Rodrigues traf zwei
Minuten später mit einem Fernschuss nur den Pfosten. Die Kulisse war nun
auch da und die Akustik für ein weitläufiges Stadion mit Laufbahn gar
nicht sooo schlecht.
Nach einer Stunde war es dann endlich soweit. Kevin Pires-Rodrigues
zirkelte eine Ecke direkt auf Vincent Wagner, der den Ball in alter
Torjägermanier in die Maschen köpfte. 1:0 Essen, alles ist gut.
Im Gegensatz zu letzter Woche stellten die RWE-Kicker das Fußballspielen
nicht ein und drängten weiter auf das zweite Tor. Und die RWE-Fans
mussten nicht lange darauf warten. In der 69. Minute fällt Bene Koep der
Ball nach einer Gladbacher Abwehraktion vor die Füße und zieht humorlos
aus 16 Metern ab – 2:0, noch besser.
Essen drückte weiter und war absolut spielbestimmend. Die wenigen
Angriffsversuche der Gladbacher bereiteten der rot-weissen Abwehr kaum
Probleme.
In der 83. Minute gab es noch ein kleines Highlight. Suat Tokat wurde
unter lautem Applaus und Standing Ovations eingewechselt. Für ihn
bestimmt ein Glücksgefühl, nach der langen Verletzungspause wieder auf
dem Platz zu stehen. Und Suat ließ auch mal direkt seine Technik
aufblitzen und setzte Marvin Ellmann mit einem sehenswerten Hackentrick
in Szene. Leider kam nichts Zählbares dabei raus.
2:0 Führung, den Gegner im Griff und nur noch ein paar Minuten zu
spielen. Endlich mal ein Spiel ohne Zittern in den Schlussminuten. Diese
Gedanken hatten bestimmt die Mehrheit der mitgereisten Fans. Aber
ätsch, wir sind RWE.
Noch einmal spannend machte es Dennis Lamczyk in der 86. Minute, als er
einen langen Ball vor dem Ex-Essener Marcel Platzek klären wollte.
Wahrscheinlich war es dem schlechten Untergrund geschuldet, warum der
Essener Keeper ein Luftloch traf, aber nicht den Ball. So hatte der
Fohlen-Stürmer keine Mühe den Ball über die Linie zu drücken. 2:1,
zittern.
In den Folgeminuten versuchten es die Gladbacher mit der
Langholzvariante, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Uns so
brachte RWE durch geschicktes Zeitspiel die letzten Minuten auch noch
über die Zeit. Abpfiff – durchatmen.
Durch den Sieg und die „Vorlagen“ der Konkurrenz am Wochenende bleibt
RWE weiter in der Spitzengruppe und verkürzt den Abstand zur Viktoria
auf vier Punkte. Jetzt heißt es am kommenden Sonntag gegen Bochum II nachlegen, dann bleiben der Trainer und auch die Meckerköppe entspannter.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [3-] |
Guirino [2+] |
Wagner [2] |
Rodenberg [2] |
|
|
Pires-Rodrigues [2] |
Heppke [2-] |
Avci [2] |
Lemke [2-] |
Sawin [2-] |
|
Koep [2] |
Dombrowka [o.B.] |
Ellmann [o.B.] |
Tokat [o.B.] |
Borussia Mönchengladbach II
Kompalla - Gross - Janecek - Stang - Bastürk - Zimmermann - Dams - Müller (75. Balci) - Dertwinkel - Hrgota (71. Platzek) - Pisano
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Guirino - Rodenberg - Wagner - Telch (62. Dombrowka) - Avci - Heppke - Lemke (84. Tokat) - Pires-Rodrigues - Sawin - Koep (79. Ellmann)
Tore
60. Vincent Wagner 0:1, 70. Benedikt Koep 0:2, 88. Marcel Platzek 1:2
Zuschauer
988
Schiedsrichter
Felix Schmitz
Gelbe Karten
Pires-Rodrigues