Verdiente Niederlage in Bergisch Gladbach
Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit konnte auch eine Leistungssteigerung in Hälfte Zwei die zweite Auswärtsniederlage am Stück nicht mehr verhindern. Die drei Punkte blieben verdientermaßen in Bergisch Gladbach.
Dabei waren die Vorzeichen auf dem Papier gar nicht so übel. Der SV Bergisch Gladbach 09, der sich als letztjähriger Tabellenneunter der NRW-Liga ganz knapp in der Relegation gegen die SG Wattenscheid 09 durchgesetzt hatte, stand mit nur sechs Punkten auf Rang 14. Jedoch waren diese zwei Siege zu Hause errungen worden, und das Heimspiel gegen RWE wurde, wie in dieser Liga fast schon üblich, zum Spiel des Jahres erklärt. So ging man durchaus mit einem gewissen Selbstbewusstsein in die Begegnung gegen die Essener, welche ihrerseits den besten Saisonstart seit 20 Jahren hingelegt hatten.
Von Beginn an waren die Gastgeber aggressiv und mit Leidenschaft im Spiel. Spielerisch boten sie zwar allenfalls solide Oberligakost, doch die vielen langen Bälle in der Spitze bereiteten den Essener Innenverteidigern viel mehr Probleme als eigentlich geplant. Ein ums andere Mal kamen so die weiß-gekleideten Bergisch Gladbacher zum Torabschluss. Das erste Tor fiel jedoch nach einer Standardsituation: ein eigentlich ungefährlicher Freistoß aus 40 Metern von Abdelkader Maouel wird länger und länger, und plötzlich kann Dennis Lamczyk, der vorher zwei Schritte aus dem Tor geeilt war, diesen nicht mehr erreichen – 1:0 für Bergisch Gladbach nach zehn Minuten.
Wer nun eine Trotzreaktion der Gäste vermutete, wurde bitter enttäuscht. Von der Körpersprache, von der kämpferischen Einstellung, vom Spielwitz… die Essener ließen alles vermissen, was sie in den letzten Wochen und Monaten noch ausgezeichnet hatte. Sinnbild dafür war Torwart Dennis Lamczyk, sonst aggressiv und höchst konzentriert, der die Schultern hängen ließ und sich weitere Unsicherheiten erlaubte. Das unglückliche Gegentor, das ohne Zweifel auf seine Kappe ging, hatte ihn sichtlich angeknockt. Und es kam noch schlimmer. Eine von mehreren hochkarätigen Torchancen nutzte Norman Wermes zum 2:0 noch vor der Pause. Und dass es zum Halbzeitpfiff nicht schon 0:4, 0:5 oder 0:6 stand, lag einzig und allein an der Fahrlässigkeit der Gladbacher Chancenverwertung. Auch wenn so eine Bewertung natürlich immer subjektiv ist und die heutige (Nicht-) Leistung natürlich sehr präsent, sage ich: die schlechteste Pflichtspielhalbzeit in der Ära Wrobel!
Jener Waldemar Wrobel hätte in der Pause vielleicht die ganze Mannschaft auswechseln sollen, er tauschte jedoch nur einmal aus; für den indisponierten Michael Laletin kam Vincent Wagner. Und dieser Wagner, der die ersten 45 Minuten von draußen hatte zusehen müssen, hatte offenbar richtig Schaum vor dem Mund. Nach seiner Einwechslung legte er mehr Willen und Einsatzbereitschaft an den Tag als seine elf Teamkameraden in Halbzeit Eins zusammen. Er ging bissig in die Zweikämpfe, die er auch gewann, und leitete Offensivaktionen mit seinen Vorstößen ein.
Seine Mitspieler, die sich in der Halbzeit von ihrem Trainer wohl einige verbale Ohrfeigen abholen mussten, spielten nun auch endlich mit der erforderlichen Leidenschaft, und sofort war die Hintermannschaft des Gastgebers verunsichert. Der Anschlusstreffer nach 55 Minuten durch, natürlich Vincent Wagner, war nur die logische Folge des Drucks, den die Essener nun aufbauten. Auch in der Folge spielten die Gäste weiter konzentriert nach vorne, aber der unbändige Wille, mit dem die Mannschaft aus der Halbzeit gekommen war, ließ mit steigendem Kräfteverschleiß nach. Die Gastgeber standen nun sehr tief und lauerten mit einem Mann an der Mittellinie auf Konter, während sich der Rest den rot-weissen Angriffen entgegenstellte.
Unterstützung erhielten die elf Gladbacher auf dem Rasen durch die vereinseigenen Balljungen, die auf geradezu dreiste Weise das Spiel verzögerten. So ging ein Balljunge vor einem Abstoß für Rot-Weiss Essen mit einem Ball in der Hand (!) betont lässig von Dennis Lamczyk weg, um den Spielball zu holen, der am Rand der Laufbahn lag. Auch seine Kollegen hatten scheinbar wenig Lust, den Ball zeitnah wieder ins Spiel zu bringen, und ließen die Fußbälle erst an sich vorbeikullern, um sie anschließend vom Rand der Laufbahn in größtmöglicher Entfernung zum Spielfeld aufzuheben und langsam wieder dem Torwart zu geben. Sind wir ehrlich: jeder Balljunge bekommt in jedem Verein auf eine gewisse Weise Anweisungen, den Ball bei eigener Führung nicht zu schnell wieder ins Spiel zu bringen, aber ob man C-Jugendspielern beibringen sollte, sich so grob und offensichtlich unsportlich zu verhalten, ist zumindest fraglich.
Mit fortschreitender Spielzeit ging RWE auf alles oder nichts, versuchte nun mit hohen Bällen das Tor zu erzwingen. Als zweiter Stürmer neben dem eingewechselten Lukas Lenz agierte nun Vincent Wagner. Doch aus den sich ergebenden Möglichkeiten wurde kein Kapital geschlagen, zwei große Chancen vergab Lucky Lenz, und auch seine Teamkollegen brachten das Leder nicht mehr im Gehäuse unter. So blieb es am Ende beim, aufgrund der katastrophalen ersten Hälfte, verdienten Sieg des Aufsteigers.
Doch bevor nun wieder alles schlecht geredet wird und Untergangsszenarien gesponnen werden, sollte man alles einmal in das richtige Verhältnis setzen. Zu Hause wurden bisher alle Spiele gewonnen, und auch auswärts hat man eine ausgeglichene Bilanz. Weder Offensive noch Defensive funktionieren bisher perfekt, aber solange man damit (zumindest den Großteil der) Spiele gewinnt, ist das sehr akzeptabel. Die Ausbeute von 15 Punkten aus sieben Spielen bedeutet im Schnitt 2,14 Punkte/Partie, eine Ausbeute, mit der Borussia Dortmund II im letzten Jahr aufgestiegen ist. Dass man dennoch „nur“ auf Platz Fünf steht, liegt teilweise daran, dass die Konkurrenten schon ein Spiel mehr gemacht haben, teilweise aber auch daran, dass Viktoria und Fortuna Köln mit einem Kader, der auch mindestens in Liga Drei gut mithalten könnte, bislang einen noch besseren Start hingelegt haben. Und überhaupt, mit Platz Fünf in der Endabrechnung hätte man das Saisonziel („besser als Platz Acht“) locker erreicht.
So kann das Motto also nur heißen: Spiel abhaken, Mund abwischen, weitermachen! Und wenn man am Freitag unter Flutlicht gegen den VfB Hüls mit der gewohnten Einstellung ins Spiel geht, sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [5+] |
Guirino [4+] |
Laletin [4-] |
Rodenberg [3-] |
|
|
Avci [4] |
Heppke [3] |
Soukou [5+] |
Sawin [4] |
Grund [3-] |
|
Koep [3-] |
Wagner [2-] |
Lenz [o.B.] |
Pires-Rodrigues [o.B.] |
Bergisch Gladbach 09
Forsbach - Heinen (76. Püttmann), Dreiner, Retterath, Sezer - Bucsa, Windmüller - Schilamow (90. Shabani), Wermes, Eckert - Maouel
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Telch, Laletin (46. Wagner), Rodenberg, Guirino - Avci, Heppke - Soukou (79. Pires-Rodrigues), Sawin, Grund - Koep (69. Lenz)
Tore
1:0 Maouel (11.), 2:0 Wermes (36.), 2:1 Wagner (55.)
Zuschauer
1.883
Schiedsrichter
Thorben Siewer (Drolshagen)
Gelbe Karten
Sezer, Heinen, Forsbach, R. Eckert - Avci, Grund
Verdiente Niederlage in Bergisch Gladbach
Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit konnte auch eine Leistungssteigerung
in Hälfte Zwei die zweite Auswärtsniederlage am Stück nicht mehr verhindern.
Die drei Punkte blieben verdientermaßen in Bergisch Gladbach.
Dabei waren die Vorzeichen auf dem Papier gar nicht so übel. Der SV Bergisch
Gladbach 09, der sich als letztjähriger Tabellenneunter der NRW-Liga ganz knapp
in der Relegation gegen die SG Wattenscheid 09 durchgesetzt hatte, stand mit nur
sechs Punkten auf Rang 14. Jedoch waren diese zwei Siege zu Hause errungen
worden, und das Heimspiel gegen RWE wurde, wie in dieser Liga fast schon
üblich, zum Spiel des Jahres erklärt. So ging man durchaus mit einem gewissen
Selbstbewusstsein in die Begegnung gegen die Essener, welche ihrerseits den
besten Saisonstart seit 20 Jahren hingelegt hatten.
Von Beginn an waren die Gastgeber aggressiv und mit Leidenschaft im Spiel.
Spielerisch boten sie zwar allenfalls solide Oberligakost, doch die vielen
langen Bälle in der Spitze bereiteten den Essener Innenverteidigern viel mehr
Probleme als eigentlich geplant. Ein ums andere Mal kamen so die
weiß-gekleideten Bergisch Gladbacher zum Torabschluss. Das erste Tor fiel
jedoch nach einer Standardsituation: ein eigentlich ungefährlicher Freistoß aus
40 Metern von Abdelkader Maouel wird länger und länger, und plötzlich kann
Dennis Lamczyk, der vorher zwei Schritte aus dem Tor geeilt war, diesen nicht
mehr erreichen – 1:0 für Bergisch Gladbach nach zehn Minuten.
Wer nun eine Trotzreaktion der Gäste vermutete, wurde bitter enttäuscht. Von
der Körpersprache, von der kämpferischen Einstellung, vom Spielwitz… die
Essener ließen alles vermissen, was sie in den letzten Wochen und Monaten noch
ausgezeichnet hatte. Sinnbild dafür war Torwart Dennis Lamczyk, sonst aggressiv
und höchst konzentriert, der die Schultern hängen ließ und sich weitere
Unsicherheiten erlaubte. Das unglückliche Gegentor, das ohne Zweifel auf seine
Kappe ging, hatte ihn sichtlich angeknockt. Und es kam noch schlimmer. Eine von
mehreren hochkarätigen Torchancen nutzte Norman Wermes zum 2:0 noch vor der
Pause. Und dass es zum Halbzeitpfiff nicht schon 0:4, 0:5 oder 0:6 stand, lag
einzig und allein an der Fahrlässigkeit der Gladbacher Chancenverwertung. Auch
wenn so eine Bewertung natürlich immer subjektiv ist und die heutige (Nicht-)
Leistung natürlich sehr präsent, sage ich: die schlechteste
Pflichtspielhalbzeit in der Ära Wrobel!
Jener Waldemar Wrobel hätte in der Pause vielleicht die ganze Mannschaft auswechseln
sollen, er tauschte jedoch nur einmal aus; für den indisponierten Michael
Laletin kam Vincent Wagner. Und dieser Wagner, der die ersten 45 Minuten von
draußen hatte zusehen müssen, hatte offenbar richtig Schaum vor dem Mund. Nach
seiner Einwechslung legte er mehr Willen und Einsatzbereitschaft an den Tag als
seine elf Teamkameraden in Halbzeit Eins zusammen. Er ging bissig in die
Zweikämpfe, die er auch gewann, und leitete Offensivaktionen mit seinen Vorstößen ein.
Seine Mitspieler, die sich in der Halbzeit von ihrem Trainer wohl einige
verbale Ohrfeigen abholen mussten, spielten nun auch endlich mit der
erforderlichen Leidenschaft, und sofort war die Hintermannschaft des Gastgebers
verunsichert. Der Anschlusstreffer nach 55 Minuten durch, natürlich Vincent
Wagner, war nur die logische Folge des Drucks, den die Essener nun aufbauten.
Auch in der Folge spielten die Gäste weiter konzentriert nach vorne, aber der
unbändige Wille, mit dem die Mannschaft aus der Halbzeit gekommen war, ließ mit
steigendem Kräfteverschleiß nach. Die Gastgeber standen nun sehr tief und
lauerten mit einem Mann an der Mittellinie auf Konter, während sich der Rest
den rot-weissen Angriffen entgegenstellte.
Unterstützung erhielten die elf Gladbacher auf dem Rasen durch die
vereinseigenen Balljungen, die auf geradezu dreiste Weise das Spiel
verzögerten. So ging ein Balljunge vor einem Abstoß für Rot-Weiss Essen mit
einem Ball in der Hand (!) betont lässig von Dennis Lamczyk weg, um den
Spielball zu holen, der am Rand der Laufbahn lag. Auch seine Kollegen hatten
scheinbar wenig Lust, den Ball zeitnah wieder ins Spiel zu bringen, und ließen
die Fußbälle erst an sich vorbeikullern, um sie anschließend vom Rand der
Laufbahn in größtmöglicher Entfernung zum Spielfeld aufzuheben und langsam
wieder dem Torwart zu geben. Sind wir ehrlich: jeder Balljunge bekommt in jedem
Verein auf eine gewisse Weise Anweisungen, den Ball bei eigener Führung nicht
zu schnell wieder ins Spiel zu bringen, aber ob man C-Jugendspielern beibringen
sollte, sich so grob und offensichtlich unsportlich zu verhalten, ist zumindest
fraglich.
Mit fortschreitender Spielzeit ging RWE auf alles oder nichts, versuchte nun
mit hohen Bällen das Tor zu erzwingen. Als zweiter Stürmer neben dem
eingewechselten Lukas Lenz agierte nun Vincent Wagner. Doch aus den sich
ergebenden Möglichkeiten wurde kein Kapital geschlagen, zwei große Chancen
vergab Lucky Lenz, und auch seine Teamkollegen brachten das Leder nicht mehr im
Gehäuse unter. So blieb es am Ende beim, aufgrund der katastrophalen ersten
Hälfte, verdienten Sieg des Aufsteigers.
Doch bevor nun wieder alles schlecht geredet wird und Untergangsszenarien
gesponnen werden, sollte man alles einmal in das richtige Verhältnis setzen. Zu
Hause wurden bisher alle Spiele gewonnen, und auch auswärts hat man eine
ausgeglichene Bilanz. Weder Offensive noch Defensive funktionieren bisher
perfekt, aber solange man damit (zumindest den Großteil der) Spiele gewinnt,
ist das sehr akzeptabel. Die Ausbeute von 15 Punkten aus sieben Spielen
bedeutet im Schnitt 2,14 Punkte/Partie, eine Ausbeute, mit der Borussia
Dortmund II im letzten Jahr aufgestiegen ist. Dass man dennoch „nur“ auf Platz
Fünf steht, liegt teilweise daran, dass die Konkurrenten schon ein Spiel mehr
gemacht haben, teilweise aber auch daran, dass Viktoria und Fortuna Köln mit
einem Kader, der auch mindestens in Liga Drei gut mithalten könnte, bislang
einen noch besseren Start hingelegt haben. Und überhaupt, mit Platz Fünf in der
Endabrechnung hätte man das Saisonziel („besser als Platz Acht“) locker
erreicht.
So kann das Motto also nur heißen: Spiel abhaken, Mund abwischen, weitermachen!
Und wenn man am Freitag unter Flutlicht gegen den VfB Hüls mit der gewohnten
Einstellung ins Spiel geht, sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.