Wo steht eigentlich der RWE?
Diese Frage bekommt der RWE-Verrückte (leider) viel zu häufig im Arbeits- und RWE-fremden Lebensumfeld gestellt. Wo der RWE steht? Nirgends wurde es so gravierend dokumentiert, wie an diesem herbstlichen September-Abend in Leverkusen. Der Gang zum Stadion wog noch verheißungsvoll. Ein großes Stadion – endlich ein großes Auswärtsstadion – etwas, was RWE verdient hat, was dem RWE gerecht wird.
Doch dann die Ernüchterung. Mit dem Kommerz in der Bundesliga wurde
nicht nur die Fußballromantik stückweit entfernt, sondern auch das
Ulrich-Haberland-Stadion degradiert. Der Name ziert nun ein kleines
Fußballfeldchen, direkt an der A1, welches zusammengesetzt aus allerlei
Stahl und Rohr einen denkwürdigen Anblick gibt. RWE darf nicht mit den
großen Spielen, leider Stand der Dinge! Weitere Dokumente unseres
aktuellen Status’ brachte der Verpflegungsstand, manche mögen auch
sagen, das „Catering“. Verpflegungsstand deshalb, weil Anstehen hier
eine neue zeitintensive Bedeutung einnahm. Einmal mehr ein Gastgeber,
der seinen Pflichten des Gastgebens nur halbherzig nachkam.
Im Schatten der imposanten BayArena ging es also gegen die Jungs aus
Leverkusen. Und eines vorab: Auch das Spiel bot vieles, was unter der
mit der eingänglichen Frageformulierung „Wo steht eigentlich der RWE?“
zusammengefasst werden kann. Doch der Reihe nach!
Viele Junioren-Nationalspieler schwer und ergänzt um
Bundesliga-Prominenz namens Jens Hegeler, war Waldemar Wrobel – trotz
der schlechten Tabellenposition des Gastgebers – gewarnt. Seine
saisonanfängliche Idee, mit zwei Stürmern zu agieren, wurde erstmalig in
dieser Saison auch Auswärts zelebriert. Neben Benedikt Koep spielte
Konstantin Sawin im Sturm. Bis auf Maik Rodenberg und Kevin Grund konnte
der Trainer zudem auf alle Spieler aus dem Heimspiel gegen Hüls
zurückgreifen.
RWE begann überraschend offensiv und versuchte sich einer Mischung aus
langen Bällen – vornehmlich durch Michael Laletin und Vincent Wagner
eingeleitet – sowie des direkten Passspiels, um zum Torerfolg zu
gelangen. Doch gerade die langen Bälle verursachten einige Fehlpässe,
die wiederum Gegenangriffe der anfangs spritzigeren Elf aus Leverkusen
bedeuteten. Nach 13 Minuten musste RWE sogar um den elften Mann zittern,
denn gelb vorbelastet ging Vincent Wagner gewohnt keinem Zweikampf aus
dem Weg.
Nach einer Viertelstunde begann RWE das Spiel zu dominieren und kreierten nach van Gaalscher Art zahlreiche Torchancen. Die beste davon vergab Konstantin Sawin, der alleinstehend vor dem Tor etwas überhastet vergab. Fortan auffällig: Die Essener spielten bis zum 16-Meterraum zielstrebig, teilweise
kombinierten sie sogar eingespielt. Doch
spätestens mit dem letzten Pass oder der scharfen Hereingabe waren die
Angriffe verpufft. Dennoch hätte Benedikt Koep oder abermals Konstantin
Sawin den Halbzeitstand von 0:0 verhindern können und auch Christian
Telch vergab per Weitschuss nur knapp.
Trotz dieser Nackenschläge wurde auch in der zweiten Halbzeit nicht
weniger versucht, das entscheidende Tor zu schießen. Nach einer ersten
Sturm und Drang Phase, bei denen Markus Heppke und Roberto Guirino
jeweils per Einzelaktion und Weitschuss nur knapp die Führung
verpassten, ließen die Essener mit starkem Pressing kaum Gelegenheiten
der Befreiung zu. Der Nachteil. Durch dieses Pressing gelang es
Leverkusen immer mal wieder zu gefährlichen und dann auch schnellen Gegenzügen. Und als Michael Laletin einen langen hohen Ball leicht
übermotiviert unterlief und so eine Großchance für Leverkusen
einleitete, war die Abwehr einige Minuten lang orientierungslos,
inklusive des ansonsten tadellosen Keepers Dennis Lamczyk. Zum Glück
gelang es den Roten sich zu beruhigen und Benedikt Koep vergab in der
Folge eine weitere große Möglichkeit.
Als alle Zuschauer den einen Punkt akzeptierten (sich dieses zumindest
ein- und schönredeten), reihte sich Vincent Wagner in die prominente
Liste derer ein, die in den vergangenen Wochen wichtige Elfmeter
vergaben. In der 90. Minute kombinierten einmal mehr Christian Telch und
Holger Lemke auf der linken Seite gelungen, doch dieser wurde brachial
im Strafraum gefoult. Der anschließende Elfmeter kategorisierte sich
unter der Rubrik „Rückpass“ ein.
Und selbst damit war der Schlusspunkt nicht gefunden. Wenig später hatte
Kerim Avci noch per Freistoss die letzte Gelegenheit, doch Keeper
Niklas Lomb – liebevoll auch "Rüdiger“ genannt – hatte seinen Sahnetag
auf 93 Minuten ausgelegt.
So blieb es bei einer unverdienten Punkteteilung, die für Leverkusen
mehr als schmeichelhaft ist. Für RWE steht nun in den nächsten
Begegnungen eine Art „Findungsphase“ an.
Sind sie ein Aufstiegsaspirant?
Spielen sie im gesicherten Mittelfeld oder droht sogar ein Kampf um den Klassenerhalt?
So richtig schlau wird man aus den ersten Wochen dieser
Regionalliga-Saison nicht. In den vergangenen Heimspielen reichten
wenige Torchancen aus, in den Auswärtsspielen sieht der Trend leider
anders aus. Die großen Gegner folgen noch und wahrscheinlich ist erst
zur Winterpause klar, wo der RWE eigentlich steht. Fest steht, dass die
Mannschaft genügend Potenzial besitzt, um vorne mitzumischen und gegen
den FC Kray wird sie es auch torreich beweisen!
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [2] |
Guirino [2+] |
Wagner [3-] |
Laletin [3+] |
|
|
Grummel [3+] |
Heppke [2+] |
Avci [2+] |
Lemke [2] |
Sawin [3] |
|
Koep [3] |
Ellmann [o.B.] |
Lenz [o.B.] |
Bayer 04 Leverkusen II
Lomb - Riedel - Heitz (30. Sarr) - Casper - Zenga - Steffen - Aydin - Dürholtz - Kohr - Siefkes - Hegeler
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Guirino, Laletin, Wagner, Telch - Heppke, Grummel, Avci, Lemke, Sawin (61. Ellmann) - Koep (78. Lenz)
Tore
Fehlanzeige
Zuschauer
900
Schiedsrichter
Benjamin Bläser (Niederzier)
Gelbe Karten
Kohr - Wagner