27.09.2012

Wo steht eigentlich der RWE?

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Diese Frage bekommt der RWE-Verrückte (leider) viel zu häufig im Arbeits- und RWE-fremden Lebensumfeld gestellt. Wo der RWE steht? Nirgends wurde es so gravierend dokumentiert, wie an diesem herbstlichen September-Abend in Leverkusen. Der Gang zum Stadion wog noch verheißungsvoll. Ein großes Stadion – endlich ein großes Auswärtsstadion – etwas, was RWE verdient hat, was dem RWE gerecht wird.

Doch dann die Ernüchterung. Mit dem Kommerz in der Bundesliga wurde nicht nur die Fußballromantik stückweit entfernt, sondern auch das Ulrich-Haberland-Stadion degradiert. Der Name ziert nun ein kleines Fußballfeldchen, direkt an der A1, welches zusammengesetzt aus allerlei Stahl und Rohr einen denkwürdigen Anblick gibt. RWE darf nicht mit den großen Spielen, leider Stand der Dinge! Weitere Dokumente unseres aktuellen Status’ brachte der Verpflegungsstand, manche mögen auch sagen, das „Catering“. Verpflegungsstand deshalb, weil Anstehen hier eine neue zeitintensive Bedeutung einnahm. Einmal mehr ein Gastgeber, der seinen Pflichten des Gastgebens nur halbherzig nachkam.

Um die 500 Essener waren in LeverkusenIm Schatten der imposanten BayArena ging es also gegen die Jungs aus Leverkusen. Und eines vorab: Auch das Spiel bot vieles, was unter der mit der eingänglichen Frageformulierung „Wo steht eigentlich der RWE?“ zusammengefasst werden kann. Doch der Reihe nach!

Viele Junioren-Nationalspieler schwer und ergänzt um Bundesliga-Prominenz namens Jens Hegeler, war Waldemar Wrobel – trotz der schlechten Tabellenposition des Gastgebers – gewarnt. Seine saisonanfängliche Idee, mit zwei Stürmern zu agieren, wurde erstmalig in dieser Saison auch Auswärts zelebriert. Neben Benedikt Koep spielte Konstantin Sawin im Sturm. Bis auf Maik Rodenberg und Kevin Grund konnte der Trainer zudem auf alle Spieler aus dem Heimspiel gegen Hüls zurückgreifen.

RWE begann überraschend offensiv und versuchte sich einer Mischung aus langen Bällen – vornehmlich durch Michael Laletin und Vincent Wagner eingeleitet – sowie des direkten Passspiels, um zum Torerfolg zu gelangen. Doch gerade die langen Bälle verursachten einige Fehlpässe, die wiederum Gegenangriffe der anfangs spritzigeren Elf aus Leverkusen bedeuteten. Nach 13 Minuten musste RWE sogar um den elften Mann zittern, denn gelb vorbelastet ging Vincent Wagner gewohnt keinem Zweikampf aus dem Weg.

Verzeiflung vor dem Tor

Nach einer Viertelstunde begann RWE das Spiel zu dominieren und kreierten nach van Gaalscher Art zahlreiche Torchancen. Die beste davon vergab Konstantin Sawin, der alleinstehend vor dem Tor etwas überhastet vergab. Fortan auffällig: Die Essener spielten bis zum 16-Meterraum zielstrebig, teilweise

kombinierten sie sogar eingespielt. Doch spätestens mit dem letzten Pass oder der scharfen Hereingabe waren die Angriffe verpufft. Dennoch hätte Benedikt Koep oder abermals Konstantin Sawin den Halbzeitstand von 0:0 verhindern können und auch Christian Telch vergab per Weitschuss nur knapp.

Trotz dieser Nackenschläge wurde auch in der zweiten Halbzeit nicht weniger versucht, das entscheidende Tor zu schießen. Nach einer ersten Sturm und Drang Phase, bei denen Markus Heppke und Roberto Guirino jeweils per Einzelaktion und Weitschuss nur knapp die Führung verpassten, ließen die Essener mit starkem Pressing kaum Gelegenheiten der Befreiung zu. Der Nachteil. Durch dieses Pressing gelang es Leverkusen immer mal wieder zu gefährlichen und dann auch schnellen Gegenzügen. Und als Michael Laletin einen langen hohen Ball leicht übermotiviert unterlief und so eine Großchance für Leverkusen einleitete, war die Abwehr einige Minuten lang orientierungslos, inklusive des ansonsten tadellosen Keepers Dennis Lamczyk. Zum Glück gelang es den Roten sich zu beruhigen und Benedikt Koep vergab in der Folge eine weitere große Möglichkeit.

Als alle Zuschauer den einen Punkt akzeptierten (sich dieses zumindest ein- und schönredeten), reihte sich Vincent Wagner in die prominente Liste derer ein, die in den vergangenen Wochen wichtige Elfmeter vergaben. In der 90. Minute kombinierten einmal mehr Christian Telch und Holger Lemke auf der linken Seite gelungen, doch dieser wurde brachial im Strafraum gefoult. Der anschließende Elfmeter kategorisierte sich unter der Rubrik „Rückpass“ ein.

Held des Abends - "Rüdiger"Und selbst damit war der Schlusspunkt nicht gefunden. Wenig später hatte Kerim Avci noch per Freistoss die letzte Gelegenheit, doch Keeper Niklas Lomb – liebevoll auch "Rüdiger“ genannt – hatte seinen Sahnetag auf 93 Minuten ausgelegt.

So blieb es bei einer unverdienten Punkteteilung, die für Leverkusen mehr als schmeichelhaft ist. Für RWE steht nun in den nächsten Begegnungen eine Art „Findungsphase“ an.

Sind sie ein Aufstiegsaspirant?
Spielen sie im gesicherten Mittelfeld oder droht sogar ein Kampf um den Klassenerhalt?

So richtig schlau wird man aus den ersten Wochen dieser Regionalliga-Saison nicht. In den vergangenen Heimspielen reichten wenige Torchancen aus, in den Auswärtsspielen sieht der Trend leider anders aus. Die großen Gegner folgen noch und wahrscheinlich ist erst zur Winterpause klar, wo der RWE eigentlich steht. Fest steht, dass die Mannschaft genügend Potenzial besitzt, um vorne mitzumischen und gegen den FC Kray wird sie es auch torreich beweisen!


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2]
Roberto Guirino
Guirino
[2+]
Vincent Wagner
Wagner
[3-]
Michael Laletin
Laletin
[3+]

Christian Telch
Telch
[2]

Stefan Grummel
Grummel
[3+]
Markus Heppke
Heppke
[2+]
Kerim Avci
Avci
[2+]
Holger Lemke
Lemke
[2]
Konstantin Sawin
Sawin
[3]
Benedikt Koep
Koep
[3]
Marvin Ellmann
Ellmann
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]



Bayer 04 Leverkusen II

Lomb - Riedel - Heitz (30. Sarr) - Casper - Zenga - Steffen - Aydin - Dürholtz - Kohr - Siefkes - Hegeler

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Guirino, Laletin, Wagner, Telch - Heppke, Grummel, Avci, Lemke, Sawin (61. Ellmann) - Koep (78. Lenz)

 

Tore

Fehlanzeige

 

Zuschauer

900

 

Schiedsrichter

Benjamin Bläser (Niederzier)

 

Gelbe Karten

Kohr - Wagner

 


Spieler des Spiels 9. Spieltag - Kerim Avci