09.10.2011

Genau der richtige Gegner zur richtigen Zeit (WSV - RWE 5:2)

von Dominik Bardt

Die Vorfreude am gestrigen Samstag war groß. Endlich wieder ein Derby, ein Spiel mit Emotionen von beiden Seiten. Endlich wieder ein Auswärtsspiel, bei dem gegnerischen Heimfans anwesend und auch lautstark zu vernehmen sind. Ein Spiel bei dem die Unterschiede in beiden Lagern nicht unterschiedlicher sein könnten.

 Alt gegen Jung. Erfahren gegen Unerfahren. Aufstiegsanwärter gegen Aufsteiger. Wuppertal gegen Essen. Für Waldemar Wrobel war es damit auch „genau der richtige Gegner zur richtigen Zeit“.

2.500 Essener im Tal feuerten ihre Mannschaft anDie Vorgeschichte war also geschrieben und so zog es trotz kühlen Temperaturen um die 10 Grad und Regen doch stattliche 5685 Zuschauer ins Stadion am Zoo – davon ca. die Hälfte aus Essen. Eine Kulisse die es in Wuppertal zuletzt eher selten zu sehen gab.

Hans-Günter Bruns – seit zwei Wochen neuer Zoowärter – sah sich aufgrund der letzten Wochen dazu gezwungen, seiner Mannschaft ein neues System zu verpassen. Ein 3-5-2-System sollte gegen RWE den zweiten Saisonsieg bescheren, bei dem der Ex-Essener und WSV-Kapitän Stefan Lorenz den Kopf der Dreierkette bilden sollte und die vorher einzige Sturmspitze Christian Knappmann mit Jerome Assauer einen neuen Partner an seine Seite bekam.

In der Essener Mannschaftsaufstellung dagegen gab es keine Veränderung zum Spiel gegen Kaiserslautern II vor gut einer Woche. Immerhin konnte Waldemar Wrobel kurzfristig einen Spieler von der Verletztenliste streichen. Denn mit Adrian Schneider nahm immerhin wieder einer der zuletzt vier verletzten Innenverteidiger auf der Bank platz.

Fünf Minuten vor Spielbeginn sollten die Fans auf den unüberdachten Tribünen dann noch einmal von Petrus ordentlich eingeweicht werden, als der Himmel seine Pforten öffnete und die Partie nach einem kurzen, heftigen Schauer pünktlich um 14.00 Uhr angepfiffen wurde.

RWE begann gleich vom Anstoß weg druckvoll. Ein schnelles Tor könnte Wuppertal vielleicht schon früh einen Knacks geben und selber der zuletzt eher nicht ganz sicheren Defensive ein bisschen mehr Stabilität verleihen. Doch es kam genau anderes herum. Nachdem Koep bei der ersten kleinen Chance noch im Abseits stand, zogen die rot-blauen einen schnellen Gegenangriff auf und machten mit ihrem ersten Angriff gleich das 1:0 (2.). Mit einer Kopie des 0:1 gegen Kaiserslautern, bestrafte Christian Knappmann die ungeordnete RWE-Hintermannschaft sowie den wieder zu weit vor seinem Tor stehenden Keeper Dennis Lamcyzk.

Der WSV-Support bestand zu 90% aus PöbeleienDem Wuppertaler Anhang war anzumerken, dass es am Zoo schon lange nichts mehr zu bejubeln gab und so folgte ein lauter Torjubel durchs Tal. Auf der Haupttribüne sollte dies nach einigen Provokationen zu den ersten harmlosen Rangeleien mit dem RWE Sitzplatz Zuschauern führen. Die Polizei konnte die angespannten Gemüter allerdings schnell wieder beruhigen, so dass es nur bei Wortgefechten blieb, die das ganze Spiel über anhalten sollten.

Unsere in weiß gekleideten Jungs versuchten nach dem frühen Rückstand schnell wieder die Kontrolle über das Spielgeschehen an sich zu nehmen. Zu richtig guten Torchancen sollte dies jedoch nicht führen. Mitte der ersten Halbzeit konnte RWE immerhin von sich behaupten, zumindest im Eckenvergleich zu führen. Doch auch hier blieben die Versuche eher ungefährlich. Wie es besser geht, zeigten dann die Wuppertaler bei ihrer ersten Ecke in der 30. Minute, die durch den Abstauber von Jerome Assauer zum 2:0 für den WSV endete.

Eine Minute zuvor durfte Waldemar Wrobel seine Krankenakte wieder mit Leben füllen und mit Kevin Grund einen neuen – hoffentlich nicht wieder langfristigen – Verletzten notieren.
Für ihn kam der gerade erst wieder genesene Adrian Schneider, der für Dirk Jasmund in die Innenverteidigung rückte. Der schon gelb belastete Jasmund nahm den Platz von Grund auf der linken Abwehrseite ein.

RWE gab sich nicht auf und wollte sich nicht so einfach geschlagen geben. Bis auf weitere Übungseinheiten bei Eckbällen sollte in der ersten Halbzeit aber nichts Zählbares mehr herausspringen.

Freud und Leid nah beineinander...Wie es oft auch im heimischen Georg-Melches Stadion ist, spielte Rot-Weiss nun auf die eigene Fankurve, die wieder einmal trotz Rückstand geschlossen hinter ihrer Mannschaft standen und sie das komplette Spiel lautstark unterstützten. Und anfangs sah es wieder nach einer Parallele zum Lautern Spiel aus. Mit viel Dampf kam RWE aus der Kabine und wurde dafür nur drei Minuten nach Wiederanpfiff belohnt. Suat Tokat war es der diesmal Unsicherheiten in der WSV Abwehr ausnutze und den Ball über Torhüter Bastian Sube schlenzte.

Die nächsten Minuten sollte es ein wahrer Schlagabtausch werden. Erst ein Abseitstor des WSV, dann ein nur knapp am Tor vorbei zischender Freistoß von Markus Heppke – der an seiner alten Wirkungsstätte wie immer eine ordentliche Partie ablieferte.

Mit dem Schlagabtausch war es jedoch relativ schnell wieder vorbei. Denn nur vier Minuten nach Tokats Anschlusstreffer, konnte Wuppertal den alten Abstand schon wieder herstellen. Auch diesmal sah Dennis Lamcyzk etwas unglücklich aus, als er nach einem Freistoß versucht den Ball aus dem Strafraum zu fausten, dabei die berühmte Sekunde zu spät kommt und Daniel Flottmann fast schon unbedrängt ins leere Tor köpfen konnte. Aber auch hier sah das Essener Abwehrverhalten und die Zuteilung bei Standards wieder einmal nicht gut aus.

Man merkt, dass durch die Ausfälle von Wagner und Rodenberg auch die Stärke in der Luft etwas abhanden gekommen ist.

Der WSV spielte sich fortan in einen kleinen Rausch und konnte nur weitere zehn Minuten später sogar auf 4:1 erhöhen. Wieder war es Knappmann, der sogar nach drei weiteren Zeigumdrehungen seinen dritten Treffer hätte erzielen können. Diesmal war Lamcyzk aber zur Stelle.

Die Ansprache nach dem Spiel fand noch auf dem Platz stattVon den Wuppertaler Rängen war nun ein lautes „Ihr könnt nach Hause fahr´n“ zu hören, welches der Essener Mob prompt mit einem „Wir fahr´n nach Haus, ihr müsst hier wohnen“ konterte.

Güngor Kaya sollte eine Viertelstunde vor Ende der Partie noch einmal per Kopf für den Anschluss sorgen, ehe der eingewechselte Bekim Kastrati in der 85. Minute mit dem 5:2 den „Deckel“ zu machte.

Leider muss man sagen, dass RWE wohl eher der richtige Gegner zur richtigen Zeit war und so Wuppertal verdient den Platz als Sieger verlassen durfte. Ein kleiner Trost sei uns RWE Fans aber noch gestattet. In der Tabelle stehen wir weiter vor dem WSV.

Aber: Auch wenn dieser Samstagnachmittag wirklich zum vergessen war (kalt, nass und eine Klatsche gegen einen nicht wirklich geliebten Gegner), so ist es schön zu erkennen, dass die Mannschaft trotz nur einem Punkt aus den letzten vier Spielen doch noch das Vertrauen der eigenen Fans hat. Die Frage ist nur wie lange es im Umfeld noch ruhig bleibt, denn die Aufgaben werden in den nächsten Wochen nicht leichter. Mit Leverkusen steht nun wieder eine der unberechenbaren Zweitvertretungen auf dem Plan, ehe es dann gegen Lotte, Trier und Hertha geht.

Festhalten und berücksichtigen muss man jedoch auch, dass wohl keine andere Mannschaft nur annähernd so ein Verletzungspech (vor allem mit vier(!) Innenverteidigern) hat. Und wie schon in der letzten Saison sind es im Großteil wieder alles langwierige Angelegenheiten.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[4]
Meik Kuta
Kuta
[4]
Markus Heppke
Heppke
[4+]
Dirk Jasmund
Jasmund
[5+]

Kevin Grund
Grund
[4]

Holger Lemke
Lemke
[4]
Timo Brauer
Brauer
[4+]
Kerim Avci
Avci
[4+]
Suat Tokat
Tokat
[3-] 
Leon Enzmann
Enzmann
[4]
Benedikt Koep
Koep
[4]
Adrian Schneider
Schneider
[4]
Güngör Kaya
Kaya
[o.B.]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]


Wuppertaler SV Borussia

Sube - El Hammouchi, Schlieter, Lorenz, Landers (53. van den Bergh) - Moosmayer (86. Asaeda), Flottmann, Abelski, Meier - Knappmann, Assauer (68. Kastrati)

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Kuta, Heppke, Jasmund, Grund (29. Schneider) - Lemke (66. Kaya), Brauer, Avci (90. Grummel), Tokat, Enzmann - Koep

 

Tore

2. Christian Knappmann 1:0, 30. Jerome Assauer 2:0, 48. Suat Tokat 2:1, 52. Daniel Flottmann 3:1, 65. Christian Knappmann 4:1, 75. Güngör Kaya 4:2, 85. Bekim Kastrati 5:2

Zuschauer

5.685

 

Schiedsrichter

Torben Siewer (Drolshagen)

 

Gelbe Karten

Meier, Assauer - Kuta, Jasmund, Avci


 Spieler des Spiels 9. Spieltag - Suat Tokat