Genau der richtige Gegner zur richtigen Zeit (WSV - RWE 5:2)
Die Vorfreude am gestrigen Samstag war groß. Endlich wieder ein Derby, ein Spiel mit Emotionen von beiden Seiten. Endlich wieder ein Auswärtsspiel, bei dem gegnerischen Heimfans anwesend und auch lautstark zu vernehmen sind. Ein Spiel bei dem die Unterschiede in beiden Lagern nicht unterschiedlicher sein könnten.
Alt gegen Jung. Erfahren gegen Unerfahren. Aufstiegsanwärter gegen
Aufsteiger. Wuppertal gegen Essen. Für Waldemar Wrobel war es damit auch
„genau der richtige Gegner zur richtigen Zeit“.
Die Vorgeschichte war also geschrieben und so zog es trotz kühlen
Temperaturen um die 10 Grad und Regen doch stattliche 5685 Zuschauer
ins Stadion am Zoo – davon ca. die Hälfte aus Essen. Eine Kulisse die es
in Wuppertal zuletzt eher selten zu sehen gab.
Hans-Günter Bruns – seit zwei Wochen neuer Zoowärter – sah sich aufgrund
der letzten Wochen dazu gezwungen, seiner Mannschaft ein neues System
zu verpassen. Ein 3-5-2-System sollte gegen RWE den zweiten Saisonsieg
bescheren, bei dem der Ex-Essener und WSV-Kapitän Stefan Lorenz den Kopf
der Dreierkette bilden sollte und die vorher einzige Sturmspitze
Christian Knappmann mit Jerome Assauer einen neuen Partner an seine
Seite bekam.
In der Essener Mannschaftsaufstellung dagegen gab es keine Veränderung
zum Spiel gegen Kaiserslautern II vor gut einer Woche. Immerhin konnte
Waldemar Wrobel kurzfristig einen Spieler von der Verletztenliste
streichen. Denn mit Adrian Schneider nahm immerhin wieder einer der
zuletzt vier verletzten Innenverteidiger auf der Bank platz.
Fünf Minuten vor Spielbeginn sollten die Fans auf den unüberdachten
Tribünen dann noch einmal von Petrus ordentlich eingeweicht werden, als
der Himmel seine Pforten öffnete und die Partie nach einem kurzen,
heftigen Schauer pünktlich um 14.00 Uhr angepfiffen wurde.
RWE begann gleich vom Anstoß weg druckvoll. Ein schnelles Tor könnte
Wuppertal vielleicht schon früh einen Knacks geben und selber der
zuletzt eher nicht ganz sicheren Defensive ein bisschen mehr Stabilität
verleihen. Doch es kam genau anderes herum. Nachdem Koep bei der ersten
kleinen Chance noch im Abseits stand, zogen die rot-blauen einen
schnellen Gegenangriff auf und machten mit ihrem ersten Angriff gleich
das 1:0 (2.). Mit einer Kopie des 0:1 gegen Kaiserslautern, bestrafte
Christian Knappmann die ungeordnete RWE-Hintermannschaft sowie den
wieder zu weit vor seinem Tor stehenden Keeper Dennis Lamcyzk.
Dem Wuppertaler Anhang war anzumerken, dass es am Zoo schon lange nichts
mehr zu bejubeln gab und so folgte ein lauter Torjubel durchs Tal. Auf
der Haupttribüne sollte dies nach einigen Provokationen zu den ersten
harmlosen Rangeleien mit dem RWE Sitzplatz Zuschauern führen. Die
Polizei konnte die angespannten Gemüter allerdings schnell wieder
beruhigen, so dass es nur bei Wortgefechten blieb, die das ganze Spiel
über anhalten sollten.
Unsere in weiß gekleideten Jungs versuchten nach dem frühen Rückstand
schnell wieder die Kontrolle über das Spielgeschehen an sich zu nehmen.
Zu richtig guten Torchancen sollte dies jedoch nicht führen. Mitte der
ersten Halbzeit konnte RWE immerhin von sich behaupten, zumindest im
Eckenvergleich zu führen. Doch auch hier blieben die Versuche eher
ungefährlich. Wie es besser geht, zeigten dann die Wuppertaler bei ihrer
ersten Ecke in der 30. Minute, die durch den Abstauber von Jerome
Assauer zum 2:0 für den WSV endete.
Eine Minute zuvor durfte Waldemar Wrobel seine Krankenakte wieder mit
Leben füllen und mit Kevin Grund einen neuen – hoffentlich nicht wieder
langfristigen – Verletzten notieren.
Für ihn kam der gerade erst wieder genesene Adrian Schneider, der für
Dirk Jasmund in die Innenverteidigung rückte. Der schon gelb belastete
Jasmund nahm den Platz von Grund auf der linken Abwehrseite ein.
RWE gab sich nicht auf und wollte sich nicht so einfach geschlagen
geben. Bis auf weitere Übungseinheiten bei Eckbällen sollte in der
ersten Halbzeit aber nichts Zählbares mehr herausspringen.
Wie es oft auch im heimischen Georg-Melches Stadion ist, spielte
Rot-Weiss nun auf die eigene Fankurve, die wieder einmal trotz Rückstand
geschlossen hinter ihrer Mannschaft standen und sie das komplette Spiel
lautstark unterstützten. Und anfangs sah es wieder nach einer Parallele
zum Lautern Spiel aus. Mit viel Dampf kam RWE aus der Kabine und wurde
dafür nur drei Minuten nach Wiederanpfiff belohnt. Suat Tokat war es der
diesmal Unsicherheiten in der WSV Abwehr ausnutze und den Ball über
Torhüter Bastian Sube schlenzte.
Die nächsten Minuten sollte es ein wahrer Schlagabtausch werden. Erst
ein Abseitstor des WSV, dann ein nur knapp am Tor vorbei zischender
Freistoß von Markus Heppke – der an seiner alten Wirkungsstätte wie
immer eine ordentliche Partie ablieferte.
Mit dem Schlagabtausch war es jedoch relativ schnell wieder vorbei. Denn
nur vier Minuten nach Tokats Anschlusstreffer, konnte Wuppertal den
alten Abstand schon wieder herstellen. Auch diesmal sah Dennis Lamcyzk
etwas unglücklich aus, als er nach einem Freistoß versucht den Ball aus
dem Strafraum zu fausten, dabei die berühmte Sekunde zu spät kommt und
Daniel Flottmann fast schon unbedrängt ins leere Tor köpfen konnte. Aber
auch hier sah das Essener Abwehrverhalten und die Zuteilung bei
Standards wieder einmal nicht gut aus.
Man merkt, dass durch die Ausfälle von Wagner und Rodenberg auch die Stärke in der Luft etwas abhanden gekommen ist.
Der WSV spielte sich fortan in einen kleinen Rausch und konnte nur
weitere zehn Minuten später sogar auf 4:1 erhöhen. Wieder war es
Knappmann, der sogar nach drei weiteren Zeigumdrehungen seinen dritten
Treffer hätte erzielen können. Diesmal war Lamcyzk aber zur Stelle.
Von den Wuppertaler Rängen war nun ein lautes „Ihr könnt nach Hause
fahr´n“ zu hören, welches der Essener Mob prompt mit einem „Wir fahr´n
nach Haus, ihr müsst hier wohnen“ konterte.
Güngor Kaya sollte eine Viertelstunde vor Ende der Partie noch einmal
per Kopf für den Anschluss sorgen, ehe der eingewechselte Bekim Kastrati
in der 85. Minute mit dem 5:2 den „Deckel“ zu machte.
Leider muss man sagen, dass RWE wohl eher der richtige Gegner zur
richtigen Zeit war und so Wuppertal verdient den Platz als Sieger
verlassen durfte. Ein kleiner Trost sei uns RWE Fans aber noch
gestattet. In der Tabelle stehen wir weiter vor dem WSV.
Aber: Auch wenn dieser Samstagnachmittag wirklich zum vergessen war
(kalt, nass und eine Klatsche gegen einen nicht wirklich geliebten
Gegner), so ist es schön zu erkennen, dass die Mannschaft trotz nur
einem Punkt aus den letzten vier Spielen doch noch das Vertrauen der
eigenen Fans hat. Die Frage ist nur wie lange es im Umfeld noch ruhig
bleibt, denn die Aufgaben werden in den nächsten Wochen nicht leichter.
Mit Leverkusen steht nun wieder eine der unberechenbaren
Zweitvertretungen auf dem Plan, ehe es dann gegen Lotte, Trier und
Hertha geht.
Festhalten und berücksichtigen muss man jedoch auch, dass wohl keine
andere Mannschaft nur annähernd so ein Verletzungspech (vor allem mit
vier(!) Innenverteidigern) hat. Und wie schon in der letzten Saison sind
es im Großteil wieder alles langwierige Angelegenheiten.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [4] |
Kuta [4] |
Heppke [4+] |
Jasmund [5+] |
|
|
Lemke [4] |
Brauer [4+] |
Avci [4+] |
Tokat [3-] |
Enzmann [4] |
|
Koep [4] |
Schneider [4] |
Kaya [o.B.] |
Grummel [o.B.] |
Wuppertaler SV Borussia
Sube - El Hammouchi, Schlieter, Lorenz, Landers (53. van den Bergh) - Moosmayer (86. Asaeda), Flottmann, Abelski, Meier - Knappmann, Assauer (68. Kastrati)
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Kuta, Heppke, Jasmund, Grund (29. Schneider) - Lemke (66. Kaya), Brauer, Avci (90. Grummel), Tokat, Enzmann - Koep
Tore
2. Christian Knappmann 1:0, 30. Jerome Assauer 2:0, 48. Suat Tokat 2:1, 52. Daniel Flottmann 3:1, 65. Christian Knappmann 4:1, 75. Güngör Kaya 4:2, 85. Bekim Kastrati 5:2
Zuschauer
5.685
Schiedsrichter
Torben Siewer (Drolshagen)
Gelbe Karten
Meier, Assauer - Kuta, Jasmund, Avci