06.10.2011

PK vor dem Regionalliga-Spiel Wuppertaler SV Borussia – Rot-Weiss Essen

„Der WSV ist der richtige Gegner zur richtigen Zeit“

Das am Ende unglückliche 2:3 nach toller Aufholjagd gegen den 1.FC Kaiserslautern ist aufgearbeitet, analysiert und in den Erfahrungsschatz der im Schnitt noch sehr jungen Spieler aufgenommen worden. Jetzt gilt der Blick dem ewig reizvollen, weil nie ganz aggressionsfreien Derby gegen den Wuppertaler SV. In einem Stadion, in dem es am Samstag ab 14 Uhr knistern wird vor Rivalität. „Der WSV ist der richtige Gegner zur richtigen Zeit“, sagte ein zugleich selbstbewusster wie durchaus selbstkritischer Waldemar Wrobel am Mittwoch auf der etatmäßigen Prä-PK. „Die Jungs sind auf Wiedergutmachung bedacht, wollen sich rehabilitieren. Denn wie uns die Leute am letzten Freitag trotz der Niederlage auch noch nach dem Spiel unterstützt haben, war schon einzigartig“, kündigt er an.  Mit weiterhin elf Punkten sei man trotz des zuletzt leichten Abwärtstrends weiter im Zielkorridor. „Aber wir haben zuletzt Punkte liegengelassen. Und es wäre auch falsch zu sagen, dass wir mit einem Punkt aus drei Partien zufrieden wären, die Tendenz war zuletzt nicht die Beste.“ 

„Wir sind zu lieb – niemand riskiert mal ein taktisches Foul“


Zwei Problemkreise hat WW identifiziert: „Wir müssen in der Rückwärtsbewegung und im finalen Abschluss besser werden.“ Dazu käme mangelnder Körperkontakt, Bissigkeit, Galligkeit: „Wir sind oft zu lieb, vernachlässigen den Körperkontakt und niemand ist bereit, auch mal ein taktisches Foul zu begehen.“ Noch einmal sprach Wrobel die drei Gegentore vom letzten Freitag im Detail an: „Beim zweiten Tor kriegen wir keinen Druck auf die Flanke, sind gleich mehrfach zweiter Sieger. Beim dritten, aus einem Freistoß heraus, schauen alle dem Flugball nach.“ Selbst den Elfmeter gegen Bochum, den Timo Brauer ausnahmsweise vergab, holte er noch einmal hervor: „Lamcyzk hält, doch dann stürmen drei Bochumer dem abprallenden Ball entgegen, während wir nur zuschauen.“ 

„Mit den zur Zeit verletzten Innenverteidigern Rodenberg und Wagner, die beide eine höhere Qualität in der Luft haben, wären die drei Tore am Freitag kaum gefallen“, spekuliert Wrobel, will das aber nicht als Entschuldigung verstanden wissen. „Die drei Dinger haben wir als Kollektiv verbockt.“

Das Lazarett der Rot-Weissen hat sich unter der Woche leider nicht dezimiert. Adrian Schneider macht zwar sichtbare Fortschritte, ein Einsatz in Wuppertal käme aber definitiv noch zu früh. „Daher werden erneut Markus Heppke und Dirk Jasmund die Innenverteidigung abgeben, obwohl wir Markus liebend gerne wieder für die Position davor haben würden“, gesteht Wrobel.

Trotz dieser Handikaps sieht er dem Spiel im Stadion am Zoo optimistisch entgegen. „Am Samstag treffen zwei blinde Mannschaften aufeinander“, sagt er schmunzelnd mit einem Seitenhieb auf die jeweils ersten Halbzeiten des letzten Spieltags. Wobei Wuppertal in Bochum binnen 45 Minuten sogar vier Gegentreffer kassierte und am Ende 1:4 unterging.

„Wuppertal ist Favorit, aber wir werden eine gute Rolle spielen“

Denn wieder ernsthaft, erklärt der RWE-Coach die Bergischen zunächst zum Favoriten. „Sie sind routinierter als die meisten unserer Jungs, spielen jetzt unter dem neuen Trainer Bruns ein 4-4-2 statt zuvor ein 4-2-3-1. Und sie haben einige Spieler, die in der Luft sehr gut sind, daher sollten wir ruhende Bälle möglichst verhindern.“ Warum die von vielen Experten vor der Saison zum haushohen Favoriten erklärten Wuppertaler so schlecht aus den Startlöchern gekommen sind, kann sich der Polizeiausbilder auch nicht wirklich erklären: „Denn sie haben mit Knappmann, Kastrati, Landers und manch anderem sehr gute Einzelspieler.“  

RWE also leichter Außenseiter, aber auch chancenlos? Wrobel verweist auf das sehr konzentrierte Training in dieser Woche und die gründliche Fehleranalyse aus dem Lautern-Spiel. Und verspricht schon jetzt: „Ähnliche und in dieser Häufigkeit begangene Fehler wie gegen den FCK werden wir nicht mehr machen. Wir werden in Wuppertal ganz sicher eine gute Rolle spielen, wobei ich ohnehin weiter von der Qualität dieser Mannschaft voll überzeugt bin.“

Jamro rechnet mit 2.000 bis 3.500 Essener Zoobesuchern


Bis zum Mittwoch wurden in Essen schon 1.000 Karten für das Ruhr/Wupper-Derby abgesetzt, doch rechnet Teammanager Damian Jamro am Samstag mit „2.000 bis 3.500“ Essener am Zoo. Insgesamt passen in den Gästebereich hinter dem von der Haupttribüne aus rechts gelegenen Tor sogar 4.500 Menschen, sodass genügend Ellbogenfreiheit für alle vorhanden sein sollte. Eigens werden auch zwei Entlastungszüge eingesetzt – Abfahrt ab Essen Hbf um 11.44 Uhr und 12:00 Uhr – weil aufgrund einer Parallelveranstaltung Parkplätze rund um das Stadion rar sind.

Mit zwei Auswärtsspielen vor der Brust – am 15. Oktober steigt im alten Ulrich-Haberland-Stadion die Partie gegen die Reserve von Bayer Leverkusen – steht RWE vor einer richtungsweisenden Woche. Mit etwas Pech steht man danach „unten drin“, mit Unterstützung der in beiden Partien sicher starken Fangemeinde und einer auch über 90 Minuten konzentrierten Leistung könnte dagegen ein Platz im oberen Mittelfeld winken.

P.S. Laut Damian Jamro wird Hertha BSC in den nächsten Wochen einen Teil der bestellten Sitzplatzkarten mangels Nachfrage wohl zurückgeben. Eine letzte Chance demnach für alle zu spät gekommenen Essener, für das DFB-Pokalspiel am 26. Oktober doch noch ein Ticket zu ergattern. Das Stehplatzkontingent wird Hertha zwar umfangreicher ausnutzen als zuvor Union Berlin, allerdings wird der Gästebereich auf der Nord auch diesmal nicht ganz ausverkauft sein.

„So enden wir wohl bei 14.000 plus X, schätzt Jamro.  Allein 1.000 Berliner werden übrigens mit einem ICE-Sonderzug Non-stop an- und noch nach dem Spiel auch gleich wieder in die Hauptstadt zurückreisen. Möglich macht es der Hauptsponsor der Berliner, die Deutsche Bahn.

Thomas Imhof