Die Angst des Ersten vor dem Gegner
Es hat wohl niemand für möglich gehalten. Es ist das Programm, das RWE in der Hinserie nur zwei mickrige Pünktchen in neun Spielen gewinnen ließ. Dieses Mal folgten die Gegner unter erschwerten Bedingungen. Seit März spielt RWE nur noch englische Wochen und geht, man staune, fast immer als Sieger vom Platz. Die Mannschaft hat eine enorme Entwicklung durchgemacht und das erkennt man in fast jedem Mannschaftsteil.
Im Tor sorgt Dennis Lamczyk für Ruhe und treibt das Spiel dann und wann
lautstark nach vorne. Klar, er hat seine Schwächen im fußballerischen
Bereich und auch die Strafraumbeherrschung weist manchmal Unsicherheiten auf.
Das macht er durch starke Reflexe wett und er scheint ein ungemein
wichtiger Antreiber zu sein.
Die Abwehr bleibt das Sorgenkind der Rot-Weissen, aber nur in Bezug auf
die Verletztenliste. Maik Rodenberg befindet sich in Dauerbehandlung
ohne einen Rückkehrtermin, für Sebastian Jansen ist die Saison bereits
nach 1,5 Einsätzen beendet. Allerdings zeigen die Spieler des
erweiterten Kaders mittlerweile sehr gute Leistungen. Zu Vincent Wagner
muss nichts gesagt werden, seine Qualität dürfte sich jedem erschließen,
jedoch ist die Abgeklärtheit von Thomas Denker beeindruckend. Ein wie
entfesselt auftretender Guirino spielt ebenfalls das aus, was er in
Testspielen an Qualität andeutete.
Auch im Mittelfeld sind sehr positive Signale zu erkennen. Seit geraumer
Zeit wird Markus Heppke ersetzt. Vor einem halben Jahr undenkbar, heute
zeigen insbesondere Kerim Avci und Stefan Grummel hervorragende
Leistungen. Dass mit Suat Tokat ein wichtiger Spieler ausfällt vergisst
man beinahe schon.
Selbst die Abschlussschwäche im Sturm wurde verbessert. Abgestellt wurde
sie nicht, auch jetzt wird immer noch zu wenig aus zum Teil großartigen
Chancen gemacht, doch sind Zeiten vorbei, in denen man froh war, wenn
RWE wenigstens ein (!) Tor erzielte.
Dies sind die Gründe für die eindrucksvolle Serie, die es nun gegen die
Sportfreunde Lotte, den Tabellenführer, auszubauen gilt. Eine Aufgabe,
die nicht nur aufgrund der Tabellensituation schwierig ist. In der
Rückrundentabelle trennen Lotte und Essen lediglich zwei Punkte, die
Form spricht also für unsere Mannschaft, jedoch darf das kräftezehrende
Programm, das seinen Höhepunkt mit einem 120 Minuten andauernden
Pokalspiel am vergangenen Dienstag gefunden hat, nicht außer Acht
gelassen werden. Lotte kann ausgeruht und an eigener Heimstätte
antreten.
Die Leistungen der meisten Spieler sind dem RWE-Publikum bestens
bekannt. , Zinke und Gorschlüter
sind hier noch wohlbekannt, sie stehen aber für weniger gute Zeiten an
der Hafenstraße. Auf Lotter Seite hat man nun sieben Endspiele in
Richtung 3. Liga angekündigt. Endlich ein Anlass mit dieser unfassbar
unsinnigen Phrase aufzuräumen. Ein Endspiel zeichnet sich dadurch aus,
dass der Sieger des Spiels den Pokal gewinnt und der Verlierer eben
nicht. Sollte Lotte gegen RWE gewinnen haben sie den Pott (Aufstieg)
keineswegs gewonnen und sie haben ihn im Falle einer Niederlage nicht
einmal verloren. Also liebe Lotter: Das Spiel ist eminent wichtig für
euren Club, aber ein Endspiel, so viel Fußballsachverstand darf man wohl
erwarten, ist es keineswegs.
Nichtsdestotrotz wird die lange Liste der angeschlagenen Spieler für
dieses Match leergeräumt werden, denn auch ohne finalen Charakter steht
für die Sportfreunde eine Menge auf dem Spiel. Die Saison und der lange
Zeit sicher geglaubte Aufstieg drohen den Autobahnkreuzlern kurz vor
Zieleinlauf noch abhanden zu kommen. Borussia Mönchengladbach II spielt
eine eindrucksvolle Saison und trotz der Niederlage im direkten Duell
kann die Borussia sich, ein Sieg im Nachholspiel vorausgesetzt, in der
bereinigten Tabelle an die Spitze stellen. Somit ist ein Sieg für die
Lotter Pflicht und man wird sich auf einen der unangenehmsten Gegner in
dieser Saison einstellen müssen.
Dies ist gleichzeitig aber auch eine Angriffsmöglichkeit, denn die
extreme Favoritenrolle kann auch bremsend wirken, kann zu Aussetzern und
Konzentrationsschwächen führen. Die Sportfreunde müssen das Spiel
machen und RWE kann den Verein kommen lassen. Die Defensive steht
momentan gut und mit Lemke, Grund und Kaya hat RWE schnelle Spieler, die
Konter verwerten können. Wenn sich RWE das Lotter Spiel nicht
aufzwingen lässt werden sich Chancen bieten. Jede Minute, die der
Favorit nicht in Führung ist, wird die Nervosität steigen lassen.
Bilanz gegen die Sportfreunde Lotte
Regionalliga West |
||||
Siege | Unentschieden | Niederlagen | Gesamt | |
Heim | 1 | 1 | 1 | 3 |
Auswärts | 1 | 0 | 1 | 2 |
Gesamt | 2 | 1 | 2 | 5 |
Gesamt |