Ostwestfalen Teil II
Nachdem am vergangenen Sonntag die erste Fahrt ins westliche Ostwestfalen erfolgreich abgeschlossen worden ist, führt die nächste Auswärtsreise zur nur 15 km Luftlinie von Rheda-Wiedenbrück entfernten Poststraße nach Verl. Nur eine Ausfahrt auf der A2 später möchte RWE die inzwischen beeindruckende Auswärtsserie weiter ausbauen.
Dabei werden
sich im Vergleich zum Sonntag die äußeren Umstände kaum ändern, denn das
Aussehen des Poststadions sowie die Stimmung im selbigen könnten für
ein Déjá-vu-Erlebnis sorgen. Zudem sind Verl und Wiedenbrück nicht nur
geographische, sondern auch tabellarische Nachbarn. Wenn sich bei den
ähnlich stark einzuschätzenden Verlern das Déjá-vu-Erlebnis auch auf das
Ergebnis beziehen sollte, hätte sicherlich kein Rot-Weisser etwas
dagegen einzuwenden.
Der SC Verl ist ein kleiner Verein, der sich seit drei Jahrzehnten mit
vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln im obersten Amateurbereich
halten kann. Ein stets solides Wirtschaften in Kombination mit einem
erfolgreichen Scouting-Team, das immer wieder geeignete junge Leute aus
der Umgebung rekrutiert - so sieht das in der Theorie nicht schwierig zu
verstehende Erfolgsrezept aus, das zudem erstaunlich gut in die Praxis
übertragen wird. Immer wieder bringt der Verein spätere Profifußballer
hervor, die erstmals an der Poststraße überregionales Interesse weckten.
Zu den bekanntesten Spielern zählen Arne Friedrich, Marco Gebhardt,
Frank Scharpenberg und Heinrich Schmidtgal.
Die erfolgreichste Saison erlebte der SC Verl 1990/1991 mit dem
Erreichen der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga. Dort setzte sich
allerdings der FC Remscheid durch.
Seit der Einführung der Regionalliga 1994 kreuzten sich die Wege der
morgigen Kontrahenten immer wieder, dabei sah RWE regelmäßig alt aus. In
der Saison 1997/98 kassierte RWE gleich zwei Fünferpackungen: Dem 0:5
im Hinspiel an der Hafenstraße folgte ein 4:5 in Verl, wo RWE sogar eine
klare 3:0-Führung verspielte. Torreich ging es auch beim 3:3 am siebten
Spieltag der Saison 2001/02 an der Hafenstraße zu. Nachdem die Führung
mehrmals wechselte, rettete kurz vor Schluss der Ex-Verler Ulf Raschke
mit einem Foulelfmeter dem klaren Favoriten zumindest einen Punkt.
Genau ein Jahr später, am siebten Spieltag der Saison 2002/03, war die
Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt: ein 2:5-Rückstand Mitte der zweiten
Hälfte konnte nur zu einem 4:5 verkürzt werden; dreifacher Torschütze
war damals Achim Weber. In den vergangenen Viertligajahren sah RWE aber
zumindest an der Hafenstraße stets gut aus, auch im Hinspiel konnte der
Gast trotz eines frühen Rückstandes mit 3:1 besiegt werden. Lukas Lenz
sorgte nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Doppelpack für den
späten Sieg. Das letzte Aufeinandertreffen an der Poststraße konnte RWE
ebenfalls für sich entscheiden. Beim klaren 3:0-Erfolg stand noch Thomas
Strunz an der Seitenlinie und Sascha Mölders unter den Torschützen.
Am Mittwoch wird wieder eine „Notelf“ versuchen müssen, die drei Punkte
einzufahren. Der im letzten Spiel mit Muskelproblemen ausgewechselte
Vincent Wagner wird definitiv fehlen. Für ihn wird vermutlich Jasmund
von Beginn an in der Innenverteidigung starten. Avci und Grund, die nach
der x-ten englischen Woche in Rheda-Wiedenbrück geschont worden sind,
könnten wieder in die Startelf rotieren. Markus Heppke wird dagegen
neben den zahlreichen Langzeitverletzten weiterhin ausfallen.
Zu Hause ist der SC Verl eine „Wundertüte“: zuletzt gab es zwei
Niederlagen gegen Mannschaften aus dem Keller (1:2 gegen Leverkusen, 0:4
gegen Idar-Oberstein), denen zwei 1:0-Siege gegen Trier und Wuppertal
gegenüber stehen. Auch mit einer ersatzgeschwächten RWE-Abwehr sollte es
jedoch möglich sein, die keineswegs überragende Verler Offensive (31
Treffer, nur Koblenz traf noch seltener) in den Griff zu bekommen, so
dass die Auswärtsserie hoffentlich auf sieben ungeschlagene Spiele in
Folge ausgebaut werden kann.
Bilanz gegen den SC Verl
Regionalliga West / Nord |
||||
Siege | Unentschieden | Niederlagen | Gesamt | |
Heim | 6 | 3 | 2 | 11 |
Auswärts | 3 | 1 | 6 | 10 |
Gesamt | 9 | 4 | 8 | 21 |