1:1 gegen die Borussia
Auch wenn es nicht zum Sieg reichte, so sahen knapp 9.000 Zuschauer an der Hafenstraße doch endlich wieder ein rassiges und hart umkämpftes Derby mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten, nach denen sich beide Teams im Großen und Ganzen leistungsgerecht mit 1:1 trennten.
Für den erneut an den Adduktoren verletzten Jansen durfte Denker von Beginn an ran, ansonsten blieb die in Elversberg überaus erfolgreiche Startelf unverändert. So mussten die beiden besten Torschützen des Teams, Koep und Lenz, das Spielgeschehen erneut zunächst von der Bank aus verfolgen.
RWE machte dort weiter, wo man in Elversberg aufgehört hat. Von der
ersten Minute an setzte man den Aufstiegsfavoriten a.D. mächtig unter
Druck. Meist wurden die Bälle schon im Mittelfeld erobert und über die
sehr starke rechte Achse Brauer / Lemke nach vorne gespielt. Eine ganze
Reihe von hochkarätigen Torchancen war die fast schon logische
Konsequenz: In der fünften Minute startete Lemke durch und verfehlte das
Tor nur um wenige Zentimeter, weil Semmler den Ball noch entscheidend
ablenken konnte. Der fällige Eckball blieb allerdings aus.
Wenig später war der erste Eckball aber fällig und nach einer
missglückten Abseitsstellung landete der zweite Ball bei Wagner, der aus
zu spitzem Winkel das Tor verfehlte (10.).
Auf der Gegenseite setzte Quotschalla den ersten Nadelstich für die
Gäste mit einem strammen Schuss aus 20 Metern, den Lamczyk stark aus dem
Winkel fischte (14.).
Drei Minuten später sahen die Fans die größte (Doppel-)Chance zur
RWE-Führung: Brauer stürmte frei auf Torwart Semmler zu und entschied
sich für einen Querpass auf Avci. Aber der Ball verspringt leicht und
ein Wuppertaler Verteidiger kann sich in den Ball werfen. Der Abpraller
landete genau vor Kayas Füßen, der sich aus fünf Metern Entfernung die
Ecke aussuchen konnte, doch der starke Semmler brachte noch einen Arm an
den Ball und wehrte zur Ecke ab (17.).
In nahezu identischer Position eröffnete sich für Kaya kurz darauf der
nächste 100%er: nach einer Unsicherheit von Semmler, der von Wagner am
Rande der Legalität bedrängt wurde, zielte Kaya knapp über das Tor
(23.). Als auch Heppke mit einem Freistoß-Knaller an die
Latten-Oberkante scheiterte (26.), machte sich langsam Frust breit.
Glücklicherweise verhalf eine Zentimeter-Entscheidung zum längst
überfälligen Treffer: Denker setzte sich nach einem weiteren Eckstoß per
Kopf gegen die ansonsten in der Luft überlegene Wuppertaler
Hintermannschaft durch und erzielte ein Wembley-Tor – zumindest aus der
Sicht des Schiedsrichter-Assistenten. Ob der Ball tatsächlich mit vollem
Durchmesser hinter der Linie aufsprang oder nicht, interessierte jedoch
keinen Essener, zu groß war die Freude und Erleichterung, dass der
Sturmlauf endlich in Zählbares umgemünzt werden konnte (30.)!
Fast hätte Flottmann den Jubel schnell erstummen lassen, als er nach
einer Schlieter-Flanke von links freistehend vor Lamczyk den Ball
erhielt. Glücklicherweise traf er den Ball nicht richtig, so dass der
RWE-Schlussmann nicht eingreifen musste (34.). Zur Pause gab es Standing-Ovations für die Heim-Mannschaft, die
allerdings weder sonderlich effektiv und schon gar nicht effizient
spielte. Es wurde ein sehr hoher Aufwand für letztlich relativ wenig
Ertrag betrieben.
Der Kräfteverschleiß machte sich nach der englischen Woche im zweiten
Abschnitt bemerkbar. Essen zog sich nun weiter zurück und ließ die
Borussia, die sich nun in die Partie kämpfte, kommen. Schnell ergab sich
die erste Möglichkeit zum Ausgleich: Nach Vorlange von Fleßers zog der
emsige Quotschalla aus vollem Lauf von der Strafraumgrenze ab, doch
Teufelskerl Lamczyk konnte den Ball mit seiner zweiten herausragenden
Parade an diesem Nachmittag gerade noch aus dem Dreieck boxen (50.).
So
schien unserer Elf die Spielunterbrechung nach den Tumulten im
Borussia-Chaotenblock (hier geht's zum Extra-Bericht) nach dem starken Wuppertaler Beginn gerade recht
zu kommen, um sich neu zu sammeln, aber auch anschließend konnte sich
Essen aus der Umklammerung bis zum Schluss nicht mehr befreien.
Zumindest in der defensiven Zentrale stand man weitestgehend sicher, so
dass Wuppertal kaum zu ernsthaften Gelegenheiten kam, doch RWE konnte
keinen einzigen Nadelstich mehr auf der Gegenseite setzten. So war es
die Wuppertaler Lufthoheit in Kombination mit einem unglücklichen
Handspiel am Strafraum, die zum schließlich nicht ganz unverdienten
Ausgleich führte. Bei der Freistoßflanke auf den langen Pfosten war
Denker nicht eng genug an seinem Gegenspieler, der einen sehenswerten
Kopfball im langen Eck versenkte – 1:1 (81.)! Weitere
Einschussgelegenheiten ergaben sich nicht mehr, so dass es beim Remis im
letzten Derby im Georg-Melches-Stadion blieb.
Am Ende wusste niemand genau, ob man sich über den Punkt freuen oder den
beiden verlorenen nachtrauern sollte, aber der spielerische
Aufwärtstrend ist ein unverkennbarer Fakt. Auch die anfangs teilweise
Kopfschütteln auslösende Entscheidung, Brauer seit dem Bochum-Spiel als
rechten Verteidiger einzusetzen, entpuppte sich als ein die
Hintermannschaft stabilisierender und das Flügelspiel belebender
Volltreffer. Dabei sprach Brauer auch das aus, was man nach Spielen wie
diesem stets im Hinterkopf haben sollte: „Das ist eben ein Lehrjahr!“
Und wenn die junge Mannschaft eine Vollprofi-Truppe wie die des WSV
Borussia eine Halbzeit lang an die Wand spielen kann, dann ist ein
steter Lernzuwachs schon zum jetzigen Zeitpunkt klar zu erkennen!
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [1-] |
Brauer [2+] |
Wagner [2+] |
Denker [3+] |
|
|
Lemke [3+] |
Heppke [2] |
Avci [2+] |
Grummel [3+] |
Grund [2] |
|
Kaya [3+] |
Koep [o.B.] |
Lenz [o.B.] |
Lehmann [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Brauer - Denker - Wagner - Guirino - Lemke - Heppke (70. Koep) - Avci - Grummel (87. Lehmann) - Grund - Kaya (80. Lenz)
Wuppertaler SV Borussia
Semmler - Fleßers - El Hammouchi - Haaw (86. Abelski) - Schlieter - Moosmayer - Zieba - Landers (75. Baltes) - Flottmann - Quotschalla (75. Zimmermann) - Knappmann
Tore
30. Thomas Denker 1:0, 84. Daniel Flottmann 1:1
Zuschauer
8.713
Schiedsrichter
Dirk Wijnen (Hannover)
Gelbe Karten
Grumel - Haaw, Quotschalla, Knappmann