Der Fluch meldet sich zurück
Ja, es war wieder die Schlussphase. Sieben Minuten vor Schluss gleicht Robert Mainka aus, nur zwei Minuten später sorgt Sebastian Jansen für den Sieg. Nach einem zugegebenermaßen durchwachsenen Spiel war der schon fast sicher geglaubte Sieg futsch. Wiedenbrück feierte und die RWEler gingen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Die Reaktion ist verständlich, denn dieses Mal drückt die Niederlage auf die Moral. Doch, was ist passiert.
Eine durch das Pokalspiel stattliche Anzahl von 7787 Zuschauern sah eine
leicht veränderte Mannschaft. Waldemar Wrobel setzte den zuletzt
glücklosen Lukas Lenz auf die Bank und ließ Benedikt Koep in der Spitze
starten. Für ihn rückte Meik Kuta ins rechte Mittelfeld. Auf der Seite
der Gäste lief der Torschützenkönig der vergangenen Saison Robert Mainka
auf, der hier in Essen noch bestens bekannt sein sollte.
Mainka hatte dann auch die erste Torgelegenheit. Lukas Krause spielte
den tödlichen Pass und der Goalgetter konnte allein auf das Tor
zulaufen. Dennis Lamczyk wartete lange ab und entschied das Duell für
sich. Eine starke Aktion vom Keeper. Nach einer Viertelstunde erspielten
sich die Gäste wieder eine brandgefährliche Gelegenheit. Ein Dejà Vu,
denn auch hier gelang dieses Mal Dominik Jansen ein wunderbarer Pass
auf Lukas Krause, der wiederum allein vor Lamczyk auftauchte. Aber Lambo
reagierte wieder super und nur ihm war es zu verdanken, dass
Wiedenbrück nicht bereits mit 2:0 in Führung lag.
Dann war RWE am Zug. Vier Minuten später setzte sich Timo Brauer durch
und flankte in den Strafraum von Wiedenbrück. Er fand im 1,70 Meter
großen Kopfballungeheuer Holger Lemke einen dankbaren Abnehmer und er
traf zum 1:0. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt alles andere als
verdient. Aber das war egal, denn auch RWE hat zuletzt nach guten
Leistungen verloren. Einen Sturmlauf der Hausherren gab es aber nicht.
Zwei Schüsse aus der zweiten Reihe (Brauer 23./ Koep 26.) waren das
einzig „gefährliche“, was auf den Kasten von Marcel Hölscher kam.
In der Pause kam der Vorsitzende Michael Welling mit einer Delegation
des Partners FOM auf den Rasen, denn bei diesem Spiel waren satte 300
Studierende aus China zu Gast im Georg-Melches Stadion. Die 300
Studenten machten lautstark im Block A auf sich aufmerksam. Eine
Chinesin auf dem Rasen peitschte ihre Landsleute noch einmal ein und so
gab es wohl erstmals chinesische Anfeuerungsrufe im Georg-Melches
Stadion. Der Auftritt war in jedem Fall sehr sympathisch und kurzweilig,
dass man ungläubig auf die Uhr schaute, als Schiedsrichter Stefan
Glasmacher mit den Mannschaften auf den Rasen zurückkehrte.
Die zweite Halbzeit war insgesamt noch schwächer (von beiden Teams) als
der erste Durchgang. Torchancen waren Mangelware. RWE kam zwar vor den
gegnerischen Kasten, aber eine klare Möglichkeit konnten sie zu keiner
Zeit herausspielen. Auch von Wiedenbrück kam bis kurz vor Schluss nicht
wirklich etwas. Michél Kniat, der beim Publikum durch sehr unsportliche
Aktionen in Ungnade fiel, verfehlte das Essener Gehäuse per Kopf nur
knapp (67.). Eine der wenigen Unkonzentriertheiten von Thomas Denker und
Dirk Jasmund nutzte Robert Mainka in der 83. Minute knallhart aus und
versenkte das Leder zum Ausgleich. Dann ging alles sehr schnell.
Gefühlte zehn Sekunden später stand nach gutem Abspiel wieder ein
Wiedenbrücker allein vor dem Tor. Dominik Jansen machte es dieses Mal
besser als seine Mannschaftskameraden, umkurvte Dennis Lamczyk und
versenkte zum Siegtreffer.
Konnte man zuletzt immer wieder schreiben, dass die Mannschaft trotz
guter Leistung verloren hat, ist das dieses Mal nicht möglich. Es war
mitnichten der Fluch, sondern individuelle Unzulänglichkeiten, die
folgerichtig bestraft wurden. Natürlich war der Druck enorm, die junge
Mannschaft war zum Siegen verdammt, aber das darf nicht als Ausrede
gelten. Ein Sieg wäre drin gewesen und er wurde leichtfertig verspielt.
Jetzt ist Waldemar Wrobel, dessen Ärger ihm in der obligatorischen
Pressekonferenz anzusehen war, als Psychologe gefragt. Gegen
Idar-Oberstein, die in Mönchengladbach 0:4 verloren haben, erwartet
wieder jeder Zuschauer einen Sieg. Es wird langsam auch Zeit und das
wurmt die ehrgeizigen jungen Kicker wahrscheinlich noch mehr als die
Zuschauer. Es ist in dieser Woche wichtig Barrieren im Kopf zu lösen,
damit sie in zwei Wochen nicht verkrampfen. Das nötige Selbstvertrauen
kann man sich am kommenden Freitag gegen die Landesligakicker von TGD
Essen-West zurückholen.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [2] |
Lehmann [3] |
Jasmund [3+] |
Denker [2-] |
|
|
Brauer [3] |
Heppke [2] |
Lemke [2] |
Tokat [3-] |
Kuta [3] |
|
Koep [3-] |
Enzmann [3+] |
Lenz [o.B.] |
Grummel [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Lehmann, Jasmund, Denker, Grund - Lemke, Brauer, Tokat (83. Grummel) , Heppke, Kuta (52. Enzmann) - Koep (69. Lenz)
SC Wiedenbrück 2000
Hölscher - Boachie, Leeneman, Kniat, Rogowski - Studtrucker (46. Aosman), Tietz, Mainka, Krause (54. Bulut), Dayagan (77. Halstenberg) - Jansen
Tore
20. Holger Lemke 1:0, 82. Robert Mainka 1:1, 85. Dominik Jansen 1:2
Zuschauer
7.787
Schiedsrichter
Stefan Glasmacher (Alsdorf)
Gelbe Karten
Jasmund - Leenemann, Kniat, Boachie, Rogowski, Bulut