05.11.2011

Der Fluch meldet sich zurück

von Hendrik Stürznickel

Ja, es war wieder die Schlussphase. Sieben Minuten vor Schluss gleicht Robert Mainka aus, nur zwei Minuten später sorgt Sebastian Jansen für den Sieg. Nach einem zugegebenermaßen durchwachsenen Spiel war der schon fast sicher geglaubte Sieg futsch. Wiedenbrück feierte und die RWEler gingen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Die Reaktion ist verständlich, denn dieses Mal drückt die Niederlage auf die Moral. Doch, was ist passiert.

Eine durch das Pokalspiel stattliche Anzahl von 7787 Zuschauern sah eine leicht veränderte Mannschaft. Waldemar Wrobel setzte den zuletzt glücklosen Lukas Lenz auf die Bank und ließ Benedikt Koep in der Spitze starten. Für ihn rückte Meik Kuta ins rechte Mittelfeld. Auf der Seite der Gäste lief der Torschützenkönig der vergangenen Saison Robert Mainka auf, der hier in Essen noch bestens bekannt sein sollte.

7.787 Zuschauer an der HafenstraßeMainka hatte dann auch die erste Torgelegenheit. Lukas Krause spielte den tödlichen Pass und der Goalgetter konnte allein auf das Tor zulaufen. Dennis Lamczyk wartete lange ab und entschied das Duell für sich. Eine starke Aktion vom Keeper. Nach einer Viertelstunde erspielten sich die Gäste wieder eine brandgefährliche Gelegenheit. Ein Dejà Vu, denn auch hier gelang dieses Mal Dominik Jansen ein wunderbarer Pass auf Lukas Krause, der wiederum allein vor Lamczyk auftauchte. Aber Lambo reagierte wieder super und nur ihm war es zu verdanken, dass Wiedenbrück nicht bereits mit 2:0 in Führung lag.

Dann war RWE am Zug. Vier Minuten später setzte sich Timo Brauer durch und flankte in den Strafraum von Wiedenbrück. Er fand im 1,70 Meter großen Kopfballungeheuer Holger Lemke einen dankbaren Abnehmer und er traf zum 1:0. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt alles andere als verdient. Aber das war egal, denn auch RWE hat zuletzt nach guten Leistungen verloren. Einen Sturmlauf der Hausherren gab es aber nicht. Zwei Schüsse aus der zweiten Reihe (Brauer 23./ Koep 26.) waren das einzig „gefährliche“, was auf den Kasten von Marcel Hölscher kam.

Da war die Welt noch in Ordnung - Lemke trifft zum 1:0In der Pause kam der Vorsitzende Michael Welling mit einer Delegation des Partners FOM auf den Rasen, denn bei diesem Spiel waren satte 300 Studierende aus China zu Gast im Georg-Melches Stadion. Die 300 Studenten machten lautstark im Block A auf sich aufmerksam. Eine Chinesin auf dem Rasen peitschte ihre Landsleute noch einmal ein und so gab es wohl erstmals chinesische Anfeuerungsrufe im Georg-Melches Stadion. Der Auftritt war in jedem Fall sehr sympathisch und kurzweilig, dass man ungläubig auf die Uhr schaute, als Schiedsrichter Stefan Glasmacher mit den Mannschaften auf den Rasen zurückkehrte.

Die zweite Halbzeit war insgesamt noch schwächer (von beiden Teams) als der erste Durchgang. Torchancen waren Mangelware. RWE kam zwar vor den gegnerischen Kasten, aber eine klare Möglichkeit konnten sie zu keiner Zeit herausspielen. Auch von Wiedenbrück kam bis kurz vor Schluss nicht wirklich etwas. Michél Kniat, der beim Publikum durch sehr unsportliche Aktionen in Ungnade fiel, verfehlte das Essener Gehäuse per Kopf nur knapp (67.). Eine der wenigen Unkonzentriertheiten von Thomas Denker und Dirk Jasmund nutzte Robert Mainka in der 83. Minute knallhart aus und versenkte das Leder zum Ausgleich. Dann ging alles sehr schnell. Gefühlte zehn Sekunden später stand nach gutem Abspiel wieder ein Wiedenbrücker allein vor dem Tor. Dominik Jansen machte es dieses Mal besser als seine Mannschaftskameraden, umkurvte Dennis Lamczyk und versenkte zum Siegtreffer.

Niederlagen müssen erst mal verarbeitet werden...Konnte man zuletzt immer wieder schreiben, dass die Mannschaft trotz guter Leistung verloren hat, ist das dieses Mal nicht möglich. Es war mitnichten der Fluch, sondern individuelle Unzulänglichkeiten, die folgerichtig bestraft wurden. Natürlich war der Druck enorm, die junge Mannschaft war zum Siegen verdammt, aber das darf nicht als Ausrede gelten. Ein Sieg wäre drin gewesen und er wurde leichtfertig verspielt. Jetzt ist Waldemar Wrobel, dessen Ärger ihm in der obligatorischen Pressekonferenz anzusehen war, als Psychologe gefragt. Gegen Idar-Oberstein, die in Mönchengladbach 0:4 verloren haben, erwartet wieder jeder Zuschauer einen Sieg. Es wird langsam auch Zeit und das wurmt die ehrgeizigen jungen Kicker wahrscheinlich noch mehr als die Zuschauer. Es ist in dieser Woche wichtig Barrieren im Kopf zu lösen, damit sie in zwei Wochen nicht verkrampfen. Das nötige Selbstvertrauen kann man sich am kommenden Freitag gegen die Landesligakicker von TGD Essen-West zurückholen.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2]
Kevin Lehmann
Lehmann
[3]
Dirk Jasmund
Jasmund
[3+]
Thomas Denker
Denker
[2-]

Kevin Grund
Grund
[3]

Timo Brauer
Brauer
[3]
Markus Heppke
Heppke
[2]
Holger Lemke
Lemke
[2]
Suat Tokat
Tokat
[3-] 
Meik Kuta
Kuta
[3]
Benedikt Koep
Koep
[3-]
Leon Enzmann
Enzmann
[3+] 
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Lehmann, Jasmund, Denker, Grund - Lemke, Brauer, Tokat (83. Grummel) , Heppke, Kuta (52. Enzmann) - Koep (69. Lenz)

 

SC Wiedenbrück 2000

Hölscher - Boachie, Leeneman, Kniat, Rogowski - Studtrucker (46. Aosman), Tietz, Mainka, Krause (54. Bulut), Dayagan (77. Halstenberg) - Jansen

 

Tore

20. Holger Lemke 1:0, 82. Robert Mainka 1:1, 85. Dominik Jansen 1:2

 

Zuschauer

7.787

 

Schiedsrichter

Stefan Glasmacher (Alsdorf)

 

Gelbe Karten

Jasmund - Leenemann, Kniat, Boachie, Rogowski, Bulut


Spieler des Spiels 14. Spieltag - Holger Lemke