Rot-Weiss Essen - FSV Mainz 05 II
Die Pokalsensation gegen Union Berlin ist Geschichte – die Auslosung zur zweiten Runde erfolgt am Samstag ab 20:45 Uhr im Bezahlsender SKY. Sieben Stunden vor Ziehung der Glückslose steht aber erst noch die erste Pflichtaufgabe der neuen Saison an – wenn am Samstag ab 14 Uhr die Zweite von Mainz 05 zum Auftakt der Regionalliga-Saison an der Hafenstraße gastiert.
„Als Pokalschreck noch lange kein Aufstiegsfavorit“
Schon nach dem Pokalspiel hatte Waldemar Wrobel vor in manchen Zirkeln
schon wieder überschäumenden Erwartungen gewarnt: „Viele im Umfeld
werden jetzt denken: Wenn die einen ambitionierten Zweitligisten
schlagen, ist Mainz Laufkundschaft. Genau das ist das Problem, denn
Mainz ist das, was wir jetzt regelmäßig vorgesetzt bekommen. Das ist der
Alltag, den wir Woche für Woche abarbeiten müssen.“
Wie schon in der NRW-Saison wird aufkeimende Euphorie im Umfeld vom
Trainerduo Wrobel/Jamro kritisch beäugt, ja schon im Ansatz erstickt.
Wrobel: „Ein Pokalsieg gegen Union Berlin bedeutet nicht, dass wir jetzt
automatisch Aufstiegsfavorit sind. Wer das sagt, ignoriert die
Faktenlage. Jedem muss auch klar sein, dass das am Samstag ein ganz
anderes Spiel wird als gegen Union.“
„In der Regio wird schneller gespielt. Und Fehler werden schneller bestraft“
Als Ziel sieht der oberste Übungsleiter einen einstelligen
Tabellenplatz. „Wir wollen uns in der Liga etablieren und das ein oder
andere Ausrufezeichen setzen.“ Als größte Unterschiede zwischen der
fünften und vierten Spielklasse hat er vor allem zwei Faktoren
ausgemacht: „Es wird schneller gespielt, Fehler werden analog dazu auch
schneller bestraft.“
Für Samstag gibt er schon mal das Credo aus: „Wir müssen in den
Grenzbereich kommen und mit der gleichen Einstellung wie gegen Berlin
agieren. Wenn wir keine 100 Prozent bringen, können wir etwas auf die
Buchse kriegen.“
Auch wenn der Mainzer Trainer Martin Schmidt vorsorglich schon mal RWE
zum Favoriten gestempelt hat, lässt sich Wrobel von solchen
Schmeicheleien nicht einlullen: „Ich warne vor Mainz. Sie haben mit
Parker und Durm zwei Spieler aus der aktuellen U19-Nationalmannschaft
und neun Akteure aus ihrer U19 hochgezogen. Vor zwei Jahren sind sie
deutscher Meister geworden. Sie spielen typischen U23-Fußball. Alle sind
sehr gut ausgebildet, technisch stark, kombinationssicher, haben viel
Zug nach vorn. Die spielen Fußball, sind keine Tretertruppe und eine
echte Hausnummer.“
Zwei Routiniers führen die maximal 21 Jahre alten Mainzer Jungspunde
Mit Peter Perchtold (26), der schon in Stuttgart und Nürnberg
Bundesligaluft schnupperte und nach einem Kurzintermezzo in Australien
jetzt zurück an den Bruchweg fand, sowie dem 34jährigen Marco Rose hat
Mainz zwei ältere Leitwölfe, die die Jungspunde führen. Von denen keiner
älter als 21 ist. Ob Rose, der schon 150 Spiele (die meisten davon in
der zweiten Liga) für Mainz bestritten hat und nun auch
Co-Trainer-Aufgaben übernehmen soll, aber überhaupt spielen kann, ist
fraglich. Denn in der Vorbereitung zog sich der Routinier eine
Knieverletzung zu. Unabhängig vom Einsatz Roses erwartet Wrobel aber so
oder so „ein Spiel auf Augenhöhe.“
Zu dieser Einschätzung bringen ihn auch die respektablen Ergebnisse in
der Vorbereitung der Mainzer. Den 05ern gelangen knappe Siege gegen
Drittliga-Aufsteiger Darmstadt 98 und die Zwote des KSC; dazu kamen
Remis gegen die B-Teams von Bayern München und VfB Stuttgart.
Die Stimmung in der eigenen Mannschaft nach dem Sieg gegen die
„Eisernen“ aus Köpenick war laut Wrobel natürlich gut. „Die Jungs hatten
zwei Tage Zeit zum Feiern. Danach gab es aber keinen Grund mehr, weiter
auf La Paloma zu machen! Alle sind wieder sehr konzentriert in die
Vorbereitung auf das Samstag-Spiel gegangen.“
Nicht dabei sein werden dann die weiterhin verletzten Ivancicevic,
Jansen und Enzmann. Sebastian Jansen ist erfolgreich am Meniskus
operiert worden, muss eine Woche an Krücken laufen, ehe er dann mit
Fahrradtraining beginnen kann. Insgesamt wird der Neuzugang aus Aachen
wohl noch mindestens drei bis vier Wochen ausfallen.
Tokat-Ersatz: Avci, Vennemann oder Grummel
Leider muss auch der zuletzt wieder brillant auftrumpfende Suat Tokat
wegen eines Muskelfaserrisses aussetzen. Als Ersatz auf der „8“ bieten
sich laut Wrobel drei Spieler an: „Avci als offensiverer Typ sowie
Vennemann und Grummel, die vom Spielertyp eher Suat gleichen.“
Timo Brauer (Knie), Vincent Wagner (Schulter) und Markus Heppke
(muskuläre Probleme) stiegen erst am Mittwoch wieder ins Training ein,
sollten aber bis Samstag wieder fit sein.
Im Rahmen der insgesamt recht langen, aber extrem informativen PK
betonten Wrobel und Jamro auch noch einmal die Wichtigkeit des
RWE-Unterbaus. Sprich der U19 und der von Ramazan Yildirim trainierten
Landesliga-Elf. „Am Wochenende hat zum Beispiel Roberto Guirino in der
U23 gespielt. Sie ist für uns wichtig, um Spielern zum Beispiel nach
einer Verletzung wieder Wettkampfpraxis zu verschaffen“, so Wrobel.
Neun Spieler hat RWE aus der U19 in die neue U23 hochgezogen, sie werden
flankiert von schon erfahrenen Akteuren wie Maximilian Schreier, Mike
Bednarek und Jan Jensen. Laut Jamro soll der 17er-Kader nicht weiter
aufgestockt werden, „weil wir mit den 27 aus der ersten Mannschaft ja
insgesamt 44 Spieler an Bord haben. Er betont aber: „Es soll sich ein
harter Kern entwickeln, daher werden wir anders als im letzten Jahr
nicht bis zu acht, neun Leute runterschicken.“ Auch zwischen der U19
(Trainingsauftakt am 8. August) und der U23 soll es laut Wrobel/Jamro
regen Austausch geben.
Thomas Imhof
Kurznews
• Bis Mittwoch hatte RWE 3.350 Dauerkarten verkauft. Damian Jamro:
„Vielleicht erreichen wir noch die Marke von 3.500.“ Für das Spiel gegen
Mainz werden 7.000 Zuschauer plus X erwartet. Die Nordtribüne wird
komplett für die RWE-Fans geöffnet.
• RWE hat noch zwei zusätzliche Freundschaftsspiele festgemacht. Am 9.
August gegen den SC Frintrop (19:00 Uhr, BSA Raumerstraße) und am 16.
August gegen TSG Herdecke 1911 (19:00 Uhr, Sportanlage Am Blechstein).
• Die U23 holte bei einem Testspiel gegen den Westfalenliga-Aufsteiger
TuS Witten-Heven ein 1:0. Torschütze war in der 22. Minute Aleksander
Jovic. Damit setzte die neu formierte Truppe ihre bislang sehr
erfolgreiche Vorbereitung fort – u.a. gab es ein 3:0 gegen den
Niederrhein-Ligisten Wülfrath. Weil aus Wattenscheid eine Absage kam,
sucht die Zwote nun für das kommende Wochenende einen neuen
Testspielpartner.
• Bei der Auslosung zur zweiten Runden des DFB-Pokals (20:45 Sky am
Samstag) wird RWE in einen Lostopf mit den drei anderen Regionalligisten
(Trier, Kiel und RB Leipzig) und den beiden Drittligisten Heidenheim
und Unterhaching kommen. Alle sechs genießen Heimrecht. Die Ziehung
beginnt mit der Auslosung der sechs Partien mit Beteiligung der
unterklassigen Vereine, sodass spätestens nach der zwölften Kugel der
RWE-Gegner feststehen wird.
• Der Termin für das erste Spiel im Diebels-Niederrhein-Pokal gegen SV
Wermelskirchen steht fest. Das Spiel findet am Dienstag, 23. August,
19:30 Uhr, im Eifgen-Stadion statt. Rot-Weiss ist bekanntlich
Titelverteidiger; Rot-Weiss Oberhausen ist als Drittligist der
klassenhöchste Vertreter der diesjährigen Pokalrunde.
• Damian Jamro überraschte noch mit einer kleinen Kuriosität: „Es wird
ja immer gesagt, dass in diesem Jahr keine Mannschaft aus der
Regionalliga absteigen kann. Das stimmt aber nicht ganz: Für den
(unwahrscheinlichen) Fall, dass alle drei Westvereine – also Münster,
Oberhausen und Bielefeld – aus der dritten Liga absteigen würden und
zugleich ein Südwestverein wie Trier aufstiege, müsste der schlechteste
Westverein absteigen.“ Die neue Regio West würde sonst mit 23 statt 22
Teilnehmern – darunter die drei Drittliga-Absteiger und die sieben
Aufsteiger aus der NRW-Liga – starten.