04.08.2011

Rot-Weiss Essen - FSV Mainz 05 II

von Redaktion

Die Pokalsensation gegen Union Berlin ist Geschichte – die Auslosung zur zweiten Runde erfolgt am Samstag ab 20:45 Uhr im Bezahlsender SKY. Sieben Stunden vor Ziehung der Glückslose steht aber erst noch die erste Pflichtaufgabe der neuen Saison an – wenn am Samstag ab 14 Uhr die Zweite von Mainz 05 zum Auftakt der Regionalliga-Saison an der Hafenstraße gastiert.

„Als Pokalschreck noch lange kein Aufstiegsfavorit“


Schon nach dem Pokalspiel hatte Waldemar Wrobel vor in manchen Zirkeln schon wieder überschäumenden Erwartungen gewarnt: „Viele im Umfeld werden jetzt denken: Wenn die einen ambitionierten Zweitligisten schlagen, ist Mainz Laufkundschaft. Genau das ist das Problem, denn Mainz ist das, was wir jetzt regelmäßig vorgesetzt bekommen. Das ist der Alltag, den wir Woche für Woche abarbeiten müssen.“

Wie schon in der NRW-Saison wird aufkeimende Euphorie im Umfeld vom Trainerduo Wrobel/Jamro kritisch beäugt, ja schon im Ansatz erstickt. Wrobel: „Ein Pokalsieg gegen Union Berlin bedeutet nicht, dass wir jetzt automatisch Aufstiegsfavorit sind. Wer das sagt, ignoriert die Faktenlage. Jedem muss auch klar sein, dass das am Samstag ein ganz anderes Spiel wird als gegen Union.“

„In der Regio wird schneller gespielt. Und Fehler werden schneller bestraft“

Als Ziel sieht der oberste Übungsleiter einen einstelligen Tabellenplatz. „Wir wollen uns in der Liga etablieren und das ein oder andere Ausrufezeichen setzen.“ Als größte Unterschiede zwischen der fünften und vierten Spielklasse hat er vor allem zwei Faktoren ausgemacht: „Es wird schneller gespielt, Fehler werden analog dazu auch schneller bestraft.“

Für Samstag gibt er schon mal das Credo aus: „Wir müssen in den Grenzbereich kommen und mit der gleichen Einstellung wie gegen Berlin agieren. Wenn wir keine 100 Prozent bringen, können wir etwas auf die Buchse kriegen.“

Auch wenn der Mainzer Trainer Martin Schmidt vorsorglich schon mal RWE zum Favoriten gestempelt hat, lässt sich Wrobel von solchen Schmeicheleien nicht einlullen: „Ich warne vor Mainz. Sie haben mit Parker und Durm zwei Spieler aus der aktuellen U19-Nationalmannschaft und neun Akteure aus ihrer U19 hochgezogen. Vor zwei Jahren sind sie deutscher Meister geworden. Sie spielen typischen U23-Fußball. Alle sind sehr gut ausgebildet, technisch stark, kombinationssicher, haben viel Zug nach vorn. Die spielen Fußball, sind keine Tretertruppe und eine echte Hausnummer.“

Zwei Routiniers führen die maximal 21 Jahre alten Mainzer Jungspunde

Mit Peter Perchtold (26), der schon in Stuttgart und Nürnberg Bundesligaluft schnupperte und nach einem Kurzintermezzo in Australien jetzt zurück an den Bruchweg fand, sowie dem 34jährigen Marco Rose hat Mainz zwei ältere Leitwölfe, die die Jungspunde führen. Von denen keiner älter als 21 ist. Ob Rose, der schon 150 Spiele (die meisten davon in der zweiten Liga) für Mainz bestritten hat und nun auch Co-Trainer-Aufgaben übernehmen soll, aber überhaupt spielen kann, ist fraglich. Denn in der Vorbereitung zog sich der Routinier eine Knieverletzung zu. Unabhängig vom Einsatz Roses erwartet Wrobel aber so oder so „ein Spiel auf Augenhöhe.“

Zu dieser Einschätzung bringen ihn auch die respektablen Ergebnisse in der Vorbereitung der Mainzer. Den 05ern gelangen knappe Siege gegen Drittliga-Aufsteiger Darmstadt 98 und die Zwote des KSC; dazu kamen Remis gegen die B-Teams von Bayern München und VfB Stuttgart.
Die Stimmung in der eigenen Mannschaft nach dem Sieg gegen die „Eisernen“ aus Köpenick war laut Wrobel natürlich gut. „Die Jungs hatten zwei Tage Zeit zum Feiern. Danach gab es aber keinen Grund mehr, weiter auf La Paloma zu machen! Alle sind wieder sehr konzentriert in die Vorbereitung auf das Samstag-Spiel gegangen.“

Nicht dabei sein werden dann die weiterhin verletzten Ivancicevic, Jansen und Enzmann. Sebastian Jansen ist erfolgreich am Meniskus operiert worden, muss eine Woche an Krücken laufen, ehe er dann mit Fahrradtraining beginnen kann. Insgesamt wird der Neuzugang aus Aachen wohl noch mindestens drei bis vier Wochen ausfallen.

Tokat-Ersatz: Avci, Vennemann oder Grummel

Leider muss auch der zuletzt wieder brillant auftrumpfende Suat Tokat wegen eines Muskelfaserrisses aussetzen. Als Ersatz auf der „8“ bieten sich laut Wrobel drei Spieler an: „Avci als offensiverer Typ sowie Vennemann und Grummel, die vom Spielertyp eher Suat gleichen.“
Timo Brauer (Knie), Vincent Wagner (Schulter) und Markus Heppke (muskuläre Probleme) stiegen erst am Mittwoch wieder ins Training ein, sollten aber bis Samstag wieder fit sein.

Im Rahmen der insgesamt recht langen, aber extrem informativen PK betonten Wrobel und Jamro auch noch einmal die Wichtigkeit des RWE-Unterbaus. Sprich der U19 und der von Ramazan Yildirim trainierten Landesliga-Elf. „Am Wochenende hat zum Beispiel Roberto Guirino in der U23 gespielt. Sie ist für uns wichtig, um Spielern zum Beispiel nach einer Verletzung wieder Wettkampfpraxis zu verschaffen“, so Wrobel.

Neun Spieler hat RWE aus der U19 in die neue U23 hochgezogen, sie werden flankiert von schon erfahrenen Akteuren wie Maximilian Schreier, Mike Bednarek und Jan Jensen. Laut Jamro soll der 17er-Kader nicht weiter aufgestockt werden, „weil wir mit den 27 aus der ersten Mannschaft ja insgesamt 44 Spieler an Bord haben. Er betont aber: „Es soll sich ein harter Kern entwickeln, daher werden wir anders als im letzten Jahr nicht bis zu acht, neun Leute runterschicken.“ Auch zwischen der U19 (Trainingsauftakt am 8. August) und der U23 soll es laut Wrobel/Jamro regen Austausch geben.

Thomas Imhof

Kurznews
• Bis Mittwoch hatte RWE 3.350 Dauerkarten verkauft. Damian Jamro: „Vielleicht erreichen wir noch die Marke von 3.500.“ Für das Spiel gegen Mainz werden 7.000 Zuschauer plus X erwartet. Die Nordtribüne wird komplett für die RWE-Fans geöffnet.

• RWE hat noch zwei zusätzliche Freundschaftsspiele festgemacht. Am 9. August gegen den SC Frintrop (19:00 Uhr, BSA Raumerstraße) und am 16. August gegen TSG Herdecke 1911 (19:00 Uhr, Sportanlage Am Blechstein).

• Die U23 holte bei einem Testspiel gegen den Westfalenliga-Aufsteiger TuS Witten-Heven ein 1:0. Torschütze war in der 22. Minute Aleksander Jovic. Damit setzte die neu formierte Truppe ihre bislang sehr erfolgreiche Vorbereitung fort – u.a. gab es ein 3:0 gegen den Niederrhein-Ligisten Wülfrath. Weil aus Wattenscheid eine Absage kam, sucht die Zwote nun für das kommende Wochenende einen neuen Testspielpartner.

• Bei der Auslosung zur zweiten Runden des DFB-Pokals (20:45 Sky am Samstag) wird RWE in einen Lostopf mit den drei anderen Regionalligisten (Trier, Kiel und RB Leipzig) und den beiden Drittligisten Heidenheim und Unterhaching kommen. Alle sechs genießen Heimrecht. Die Ziehung beginnt mit der Auslosung der sechs Partien mit Beteiligung der unterklassigen Vereine, sodass spätestens nach der zwölften Kugel der RWE-Gegner feststehen wird.

• Der Termin für das erste Spiel im Diebels-Niederrhein-Pokal gegen SV Wermelskirchen steht fest. Das Spiel findet am Dienstag, 23. August, 19:30 Uhr, im Eifgen-Stadion statt. Rot-Weiss ist bekanntlich Titelverteidiger; Rot-Weiss Oberhausen ist als Drittligist der klassenhöchste Vertreter der diesjährigen Pokalrunde.

• Damian Jamro überraschte noch mit einer kleinen Kuriosität: „Es wird ja immer gesagt, dass in diesem Jahr keine Mannschaft aus der Regionalliga absteigen kann. Das stimmt aber nicht ganz: Für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass alle drei Westvereine – also Münster, Oberhausen und Bielefeld – aus der dritten Liga absteigen würden und zugleich ein Südwestverein wie Trier aufstiege, müsste der schlechteste Westverein absteigen.“ Die neue Regio West würde sonst mit 23 statt 22 Teilnehmern – darunter die drei Drittliga-Absteiger und die sieben Aufsteiger aus der NRW-Liga – starten.