Abschiede die wehtun…
Jeder wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde, doch wenn er einmal da ist tut es auf einmal doch weh: Das alte Georg-Melches-Stadion hat sein letztes offizielles Meisterschaftsspiel gesehen. Es war ein äußerlich ein würdiger Rahmen für den Abschied unserer Heimat.
Fast
11.000 Zuschauer sahen eine Partie bei strahlenden Sonnenschein, die mit
einem gerechten 1:1- Unentschieden zwischen Rot-Weiss Essen und Fortuna
Köln endete. Doch leider waren die Feierlichkeiten von anderen
Umständen begleitet, die für mehr Aufmerksamkeit gesorgt haben als die
letzte Begegnung in der altehrwürdigen Spielstätte.
Am Abend zuvor gab Kapitän Timo Brauer bekannt, dass er den Verein nach
drei Jahren Zugehörigkeit im Kader der ersten Mannschaft in Richtung
Aachen verlassen wird. Ein wahrlich schmerzhafter Verlust, da auch erst
einmal eine Integrationsfigur für andere Spieler kompensiert werden
muss. Eine weitaus bedrückendere Nachricht erreichte die Fans nahezu
zeitgleich zu der Meldung von Brauers Abgang: aufgrund einer anonymen Nachricht hatte der Verein dem Deutschen Fußball-Bund mitgeteilt, dass drei RWE-Spieler anlässlich des Heimspiels am 5. Mai 2012 gegen Borussia Dortmund II (Endstand 0:4) gegen ihren Verein gewettet haben. Der Kontrollausschuss des DFB hat Ermittlungen gegen die Spieler von Rot-Weiss Essen eingeleitet (ein Kommentar dazu folgt). Vor dem Spiel
wurden neben der Verabschiedung von Timo Brauer, Leon Enzmann, Adrian
Schneider, Julian Dusy und Cedric Vennemann auch die Namen der
Beteiligten an dieser Wettgeschichte, Güngor Kaya, Kevin Lehmann und Dirk
Jasmund genannt.
Trotz dieser Ereignisse wurde kaum jemand davon abgehalten, den Weg zum
Georg-Melches-Stadion zu finden. Neben der schon erwähnten tollen
Zuschauerzahl von 10.907 Besuchern gab es eine fantastische
Abschiedschoreo zu sehen, die über alle drei Tribünen gestaltet und die
Verbindung von der Tradition des Georg-Melches-Stadion zur neuen
Spielstätte hergestellt werden sollte. Besonders schön zu erwähnen ist
die Tatsache, dass die ältere Version des adaptierten Vereinsliedes
„Adiole“ in Kombination mit der legendären Ansage von Töpperwien zum
Bericht über das Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen 1996/97 gespielt
wurde und dies bei den langjährigen Besuchern schöne Erinnerungen an die
vergangene Zeit im GMS hervorrief. Auch wurden auf dem Vorplatz die
berühmten Kokosnüsse verkauft, die bis in die neunziger Jahre als
Delikatesse im Stadion angeboten wurden.
Bei diesen ganzen Ereignissen und Aktionen um das letzte
Meisterschaftsspiel in einem Stadion, welches sogar ein eigenes Fanlied
für sich verbuchen kann, geriet das Spiel zu absoluten Nebensache.
Dennoch sollen kurz die wichtigsten Ereignisse auf dem Feld kurz
dargestellt werden. Fortuna Köln erwies sich wie im Hinspiel zu Beginn
als spielerisch überlegeneres Team, RWE rannte in den ersten zwanzig
Minuten nur hinterher. Bereits nach fünf Minuten hatte der Ex-Essener
Silvio Pagano mit einer Volleyabnahme die Chance zur Führung, doch
Lamzcyk war auf seinem Posten. Doch bei der anschließenden Ecke musste
der Essener Torwart hinter sich greifen, aus kurzer Distanz hatte er
keine Chance gegen Maurice Kühns wuchtigen Kopfball. Nur fünf Minuten
später musste Kerim Avci nach einem weiteren Eckball das Spielgerät von
der Linie schlagen. Es sah nach einer deutlichen Niederlage in diesem
historischen Spiel aus.
Nach zwanzig Minuten traute sich RWE das erste Mal nach vorne. Der eben
genannte Kerim Avci hatte nicht vor lange zu fackeln und zieht den Ball
aus 25 Metern einfach mal auf das Tor. Dieser Strahl landete unhaltbar
links oben ins das Eck, keine Chance für den Torwart der Fortuna – Ein
tolles Abschiedsgeschenk, geschnürt von Avci und bereit zum Tor des
Monats gewählt zu werden, einfach nur Klasse! Leider konnte Grund nicht
mehr teilnehmen und wurde durch Kuta ersetzt. Im weiteren Verlauf hatten
die Kölner durch Montabell und Moritz weiter die besseren Chancen,
allerdings verflachte die Partie jeder verstrichenen Minute.
In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild des Spiels nur
unwesentlich. RWE tat optisch gesehen mehr für diese Begegnung, aber
wirklich zwingende Chancen sprangen nicht heraus. In der 76. Minute war
es dann soweit: Timo Brauer verließ den Platz zum letzten Mal für Cedric
Vennemann für Rot-Weiss Essen den Platz. An dieser Stelle würde ich
gerne im Namen der Redaktion Timo für seinen Einsatz und seine Treue in
einer schweren Zeit für den Verein herzlichst bedanken. Du wirst in
unserem Herzen immer ein rot-weißer Junge bleiben und bist ein gern
gesehener Gast an der Hafenstraße. Ambitionen zur Rückkehr sind sehr
erwünscht, aber dennoch erst einmal viel Erfolg für Deine Zeit in
Aachen. Du wirst uns sehr fehlen!
Die Partie ging ohne weitere nennenswerte Ereignisse zu Ende. Am Ende
stürmten einige Zuschauer den Platz trotz der Ansage, die Spielfläche
aufgrund des Abschiedsspiels am Sonntag nicht zu betreten, doch die
Situation entspannte sich zum Glück relativ schnell. Unter dem Strich
ein würdiger Abschied, denn es gab keine Niederlage, und dies ist die
Hauptsache. Bevor andere Ereignisse in Vordergrund stehen soll das Ende
einer Ära gefeiert werden.
Liebes Georg-Melches-Stadion, Du warst für
uns mehr als nur eine heruntergekommene Immobilie, Du warst ein
Treffpunkt für uns und unsere Freunde, eine gemeinsame Stätte der Freude
und der Trauer, eine Heimat für uns und unseren Verein! Die
Erinnerungen mit Dir sind unschätzbar und werden die vergessen werden.
Wir hoffen, dass Dein Nachfolger Dich ehrenvoll ersetzen kann und die
legendäre Atmosphäre auch in das neue Stadion übertragen werden kann.
Mach es gut, Georg-Melches-Stadion!
Dies war der letzte Spielbericht in dieser Saison und aus dem
Georg-Melches-Stadion. Der letzte macht das Licht aus und wir wünschen
unseren Lesern eine kurze Sommerpause. Auf ein Wiedersehen in der neuen
Heimat an der Hafenstraße!
Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)
Lamczyk [] |
Brauer [] |
Wagner [] |
Denker [] |
|
|
Lemke [] |
Avci [] |
Koep [] |
Grummel [] |
Grund [] |
|
Lenz [] |
Kuta [] |
Enzmann [] |
Vennemann [] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Brauer (76. Vennemann), Wagner, Denker, Guirino - Lemke (46. Enzmann), Avci, Koep, Grummel, Grund (26. Kuta) - Lenz
Fortuna Köln
Sela - Caspers, Theißen, Laux, Moritz - Yilmaz, Kühn (70. Ende), Pagano, Lejan (62. Kessel), Popischil - Montabell (62. Dahmani)
Tore
7. Maurice Kühn 0:1, 23. Kerim Avci 1:1
Zuschauer
10.907
Schiedsrichter
Christian Fischer
Gelbe Karten
Koep - Ende