12.04.2012

Abschied auf Raten (Rot-Weiss Essen - Eintracht Trier 0:4)

von Hendrik Stürznickel

Viel Wehmut war am gestrigen Mittwoch beim Stadionbesuch zu spüren und das lag kaum an der deutlichen 0:4 Niederlage gegen Eintracht Trier, denn das alte Georg-Melches Stadion erlebte sein letztes Flutlichtspiel. Dies wurde gebührend gefeiert, doch zunächst einmal zum Sportlichen.

Das Spiel musste aufgrund einer Buspanne der Trierer 15 Minuten später angepfiffen werden. So blieb genug Zeit die rot-weissen Helden vorzustellen, die im U17 Wettbewerb in Dallas das Turnier gewonnen haben. Jeder einzelne Spieler holte sich seinen verdienten Applaus ab und danach ging es zur obligatorischen Ehrenrunde. Die ohnehin erfolgreiche Jugendarbeit holte sich damit endlich einmal die Wertschätzung, die sie verdient.

Dallas-Cup Sieger - RWE U17Dann ging es aber auch los. RWE trat unverändert gegenüber dem Lottespiel auf, was bedeutet, dass Benedikt Koep pünktlich wieder fit war und seinen Pferdekuss auskuriert hat. Trier hatte ebenfalls Ausfälle zu verkraften. So konnte beispielsweise Wojciech Pollok nicht spielen. Die Trierer gewannen bereits die Seitenwahl und das konnte man schon als Omen dafür nehmen, was danach folgte. RWE gelang nichts und wirkte erstmals ausgepumpt, Trier spielte stark auf. Eine ausführliche Spielanalyse ist an der Stelle nicht nötig, denn Trier war zu jederzeit die überlegene Mannschaft.

Man muss jedoch noch anmerken, dass trotz des unglücklichen Termins immerhin ca. 50 Trierer nach Essen kamen und eine schöne kleine Choreo zeigten. Diese wurden für ihre Reise dann auch belohnt. In der 35. Minute setzte sich Benjamin Pintol im Strafraum gegen Vincent Wagner durch und erzielte das 1:0 für sein Team. Nur wenige Sekunden später spielte Wagner den Ball sehr unglücklich auf Kerim Avci, der die Pille nicht kontrollieren konnte und an die aggressiven Trierer verlor. RWE wurde in der Situation auf dem falschen Fuß erwischt, da das Team in der Vorwärtsbewegung war. Ahmet Kulabas hatte riesige Freiheiten, die er zu nutzen wusste, indem er zum 2:0 traf.

Nach diesem Doppelschlag war das Spiel praktisch gelaufen. Der Schiedsrichter pfiff pünktlich zur Halbzeit. Auch hier wurde das Projekt " Essener Chancen" sowie die teilnehmenden Kinder, Eltern und Betreuer vorgestellt, für das der Verein die Patenschaft übernommen hat. Doc Welling erklärte, was es mit dem Projekt auf sich hat. Auch dieses Projekt lohnt, in den Fokus der RWE-Interessierten gerückt zu werden, denn hier kommt der Verein, um mit den Worten des Vorsitzenden zu sprechen, in hohem Maße seiner sozialen Verpflichtung nach. Hoffentlich kann das Förderkonzept in einem Jahr positiv beurteilt werden.

Trierer AnhangIn Halbzeit Zwei blieb die Marschrichtung weiterhin auf das Essener Tor. Einige Fans waren wahrscheinlich noch am Bier- und Bratwurststand, als Thomas Kraus einen starken Angriff über die rechte Seite zum 3:0 abschloss. Es wurde unmissverständlich klar, dass heute gar nichts mehr geht. Als letzte Fußnote sei noch der achte Saisontreffer von Chhunly Pagenburg erwähnte, der sehenswert zum 4:0 einnetzte. Damit war es besiegelt. Zum Glück verhinderte das Aluminium ein höheres Ergebnis (Alon Abelski 81.), das dann auch zu hoch ausgefallen wäre.

Die Mannschaft war einfach platt, das hat man gesehen. Beim  zehnten Spiel in fünf Wochen sei ihr das auch zugestanden. In Anbetracht der beeindruckenden Auftritte und der Erfolge der letzten Woche war es nur anständig, den Spielern den verdienten Respekt zu bezeugen. Das einzelne es nicht konnten und für das Team nur Verachtung übrig hatten ist eine vernachlässigenswerte Randnotiz, die dennoch ärgerlich ist. Aber auch Fußball ist offensichtlich nicht so einfach, dass es jeder verstehen kann. Herauszuheben ist aber die Aktion der aktiven Fanszene, die nach einzelnen Pfiffen nach dem 0:4 umso stärkeren Support lieferten und damit diese Versprengten übertönten.

Nun weg vom Sportlichen, denn was folgte waren pure Emotionen. Ein Abschied von dem langjährigen Zuhause fällt vielen Zuschauern, die viel in ihrem Stadion erlebten, sehr schwer. Es folgen noch Spiele auf dem alten Platz, doch sind es die Flutlichtspiele, die ihren besonderen Reiz haben und die die meisten Zuschauer am meisten lieben. Das war das voraussichtlich letzte dieser Sorte im Georg-Melches-Stadion und hierzu wurde auf der Osttribüne in Absprache mit dem Verein eine kontrollierte Aktion geboten, die ihresgleichen sucht.

Pyroshow nach AbpfiffSchon während des Spiels erklang der Schreck vom Niederrhein in einer wahnsinnigen Lautstärke und danach wurde das Georg-Melches Stadion besungen. Auch die Trierer erwiesen dem Gemäuer die Ehre und stimmten mit ein. Nach Abpfiff wurde ein riesiges schwarzes Banner mit "Georg-Melches Stadion" entrollt und dahinter eine Vielzahl an Bengalfackeln geschwenkt. Ein Bild mit einem unglaublichen Gänsehautgefühl. Für diese kontrollierte und sehenswerte Aktion sind die Verantwortlichen zu beglückwünschen. Man kann aber bereits sicher sein, dass die Bilder und Videos auf lange Zeit mit dem Stadion verbunden werden, wenn es dann irgendwann nicht mehr steht.

Schon Sonntag geht es in Wiedenbrück weiter und dort sollen die Kräfte noch einmal mobilisiert werden. Auch wenn das nächste wirklich wichtige Spiel erst am 2. Mai im Pokal gegen den KFC Uerdingen stattfindet, so wird man dort wieder ein anderes Gesicht der Mannschaft sehen.


Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[3]
Timo Brauer
Brauer
[4+]
Vincent Wagner
Wagner
[4]
Dirk Jasmund
Jasmund
[4]

Roberto Guirino
Guirino
[4+]

Holger Lemke
Lemke
[3]
Stefan Grummel
Grummel
[3-]
Benedikt Koep
Koep
[4+]
Kerim Avci
Avci
[3-] 
Kevin Grund
Grund
[3]
Güngör Kaya
Kaya
[4+]
Kevin Lehmann
Lehmann
[4]
Meik Kuta
Kuta
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Brauer, Wagner, Jasmund, Guirino - Lemke (61. Kuta), Grummel, Koep, Avci (52. Lehmann), Grund - Kaya (65. Lenz)

 

Eintracht Trier

Poggenborg - Hollmann, Drescher, Kraus, Bauer (68. Herzig) - Zittlau,
Pintol, Kulabas, Kuduzovic (78. Anton), Cozza - Pagenburg (73. Abelski)

 

Tore

5. Benjamin Pintol 0:1, 37. Ahmet Kulabas 0:2, 47. Thomas Kraus 0:3, 69. Chhunly Pagenburg 0:4

 

Zuschauer

5.812

 

Schiedsrichter

Lasse Koslowski (Berlin)

 

Gelbe Karten

Grummel

 


 Spieler des Spiels 32. Spieltag - Holger Lemke