06.03.2012

Die Podszus Gala (RWE - Gladbach II 1:4)

von Hendrik Stürznickel

Was nimmt man aus einem solchen Spiel mit? Es soll hier kein Versuch gestartet werden die 1:4 Niederlage positiv zu wenden. Doch ein Zerlegen der Mannschaft ist hier nicht angebracht, denn jeder einzelne wird wissen, dass diese Leistung nicht das war, was man ansonsten von der Mannschaft gewohnt ist. Es kann auch nicht dadurch relativiert werden, dass mit Mönchengladbach II die wahrscheinlich stärkste Zweite Mannschaft der letzten Jahre im Georg-Melches Stadion war.

Vor dem Spiel warf jeder Zuschauer einen Blick auf die Baustelle und man konnte wirklich positiv überrascht sein. Auch wenn man, wie die meisten Fans es wohl tun, die Fortschritte regelmäßig im Internet verfolgt, so ist der Bau in natura deutlich imposanter, als er auf den Bildern der Webcam wirkt. Gerade die Dachkonstruktion ist wirklich spektakulär geworden, wie der Bauherr es versprach und wird eine deutliche Landmarke setzen.

Die 6.130 Zuschauer waren vor dem Spiel noch zuversichtlich...Nach vier Spielabsagen und einem spielfreien Wochenende startete RWE ein zweites Mal in die Rückrunde und traf auf das Team der Stunde in der Regionalliga West. Kurzfristig musste der Ausfall von Holger Lemke kompensiert werden, der wegen einer Viruserkrankung nicht am Spiel teilnehmen konnte. Die Aufstellung erstaunte zunächst. Roberto Guirino übernahm die linke Abwehrseite, Heppke startete in der Innenverteidigung. Dass Thomas Denker auf der Bank Platz nehmen musste verwunderte viele Besucher. Der Torwartwechsel von Lamczyk zu Philipp Kunz wurde indes bereits vor Wochen angekündigt.

Bevor das Spiel so richtig Fahrt aufnahm, hatten die Gäste bereits vorgelegt. Nach einigen Pässen stand Gladbachs Nummer 20 Marcel Podszus allein vor Kunz und schob überlegt ein. Die erste Aktion des Routiniers war sofort sehr schmerzhaft für RWE, das gleich einem Rückstand hinterherlaufen musste. Nur eine Viertelstunde später ist es erneut Podszus, der wiederum trifft. Ein ungenaues Zuspiel von Vincent Wagner erreicht Avci nicht und der darauf folgende Konter wird von der Nummer 20 wieder gekonnt verwandelt. Schon zu diesem Zeitpunkt muss man die Stärke des Gegners neidlos anerkennen. Die Ruhe, die diese junge Mannschaft ausstrahlt, ist beinahe erschreckend und auch die taktische Disziplin und die Fähigkeiten am Ball sind außerordentlich und man kann Ex-RWE Trainer Sven Demandt nur gratulieren.

Zehn Minuten vor der Pause war allerdings RWE am Drücker. Timo Brauer spielte den tödlichen Pass durch die Abwehr auf Güngör Kaya, welcher wiederum auf den gut postierten Lukas Lenz abspielte. Aus zwei Metern das leere Tor treffen ist nun kein Problem. Für Lenz am Dienstag allerdings schon, denn er brachte das nahezu unmögliche Kunststück fertig, diese Chance noch zu vergeben. Wenn von einer hundertprozentigen Chance die Rede ist, dann war es diese. Im Gegenzug passierte nun das Unfassbare. Einen Distanzschuss ließ Philipp Kunz unglücklich abklatschen. Marcel Podszus stand sofort wieder zur Stelle und erzielte einen lupenreinen Hattrick. Es war nicht die erste Unsicherheit von Philipp Kunz, die sehr gefährlich wurde, sodass davon auszugehen ist, dass dieser Einsatz auch vorerst der letzte für den jungen Torhüter war. Allerdings kann man nur den Kopf schütteln, wenn man die Häme von Einzelnen gegenüber dem eigenen Keeper wahrnimmt. Auch wenn das Publikum insgesamt die Mannschaft wieder unterstützte fragt man sich, was in den Köpfen mancher „Fans“ vorgeht.

Freud und Leid....Der Schiedsrichter zog pünktlich einen Schlussstrich unter die Halbzeit. Allerdings schwächte RWE sich zuvor noch selbst. In der 43. Minute kassierte Kevin Lehmann eine gelbe Karte für ein taktisches Foul. Nur eine Minute später konterte Gladbach und ein Spieler warf sich in den davoneilenden Mann. Wieder war es Kevin Lehmann, der dafür folgerichtig die gelb-rote Karte erhielt.

In der zweiten Halbzeit standen zehn Rot-Weisse einem drei Tore Rückstand gegenüber, doch schien die Pausenansprache von Waldemar Wrobel gefruchtet zu haben, denn RWE stand deutlich besser. Ob Gladbach nicht nur einen Gang zurückschaltete kann man nicht sagen. In der 61. Minute trat Kevin Grund zum Freistoß an und hob ihn in den Sechzehner. Markus Heppke stand bereit und wuchtete den Ball per Kopf in die Maschen. War das die Attacke für die verbleibenden Minuten?

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. In der 70. Minute passte Gladbachs Torwart Blaswich auf Platzek, der wiederum, den Ball in die Mitte gab, wo ein Stürmer den Ball locker einnetzte. Der Torschütze braucht nicht lange erraten zu werden, denn Podszus traf zum vierten Mal. Insgesamt war es zu leicht gegen RWE Tore zu erzielen. Die Gladbacher wären in dieser Form auch bei stärkerer Gegenwehr als Sieger vom Platz gegangen, aber es wurde ihnen heute sehr einfach gemacht diese vier Treffer zu erzielen.

Zum restlichen Spiel ist nicht mehr viel zu sagen. Der Schiedsrichter pfiff die Partie auf die Sekunde genau ab und ersparte beiden Mannschaften weitere Spielzeit. Insgesamt war es einfach zu wenig, was das Team geliefert hat, doch gibt es bereits am Freitag die Möglichkeit, sich zu rehabilitieren. RWE tritt beim VfL Bochum II in der Wattenscheider Lohrheide an. Allerdings braucht es den gewohnten Einsatz, um sich bei diesem Spiel wirklich etwas ausrechnen zu können.


Jawattdenn-Spielerbewertung (folgt)

Philipp Kunz
Kunz
[5+]
Kevin Lehmann
Lehmann
[4]
Vincent Wagner
Wagner
[4+]
Markus Heppke
Heppke
[3]

Kevin Grund
Grund
[3]

Timo Brauer
Brauer
[3]
Benedikt Koep
Koep
[3-]
Güngör Kaya
Kaya
[3-]
Kerim Avci
Avci
[3] 
Roberto Guirino
Guirino
[4+]
Lukas Lenz
Lenz
[4]
Meik Kuta
Kuta
[4]
Dirk Jasmund
Jasmund
[o.B.]
Stefan Grummel
Grummel
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Kunz - Lehmann, Wagner, Heppke, Grund - Koep (61. Jasmund), Brauer (83. Grummel), Kaya, Avci, Guirino - Lenz (46. Kuta)

 

Borussia Mönchengladbach II

Blaswich - Tobor, Heubach, Odenthal, Janecek - Dowidat, Bieler (83. Breuer), Bastürk (74. Schumacher), Zimmermann - Podszus (83. Mandiangu), Platzek

 

Tore

11. Marcel Podszus 0:1, 28. Marcel Podszus 0:2, 37. Marcel Podszus 0:3, 60. Markus Heppke 1:3, 69. Marcel Podszus 1:4

 

Zuschauer

6.130

 

Schiedsrichter

Rafael Foltyn (Mainz)

 

Gelbe Karten

Bastürk

 

Gelb-rote Karte

Lehmann


 Spieler des Spiels 25. Spieltag - Timo Brauer