„Und effektiv sind se auch noch…“
Eine rot-weiße Siegeswelle schwappt derzeit durch die Regionalliga West, und sie scheint nicht aufhaltbar zu sein. Der Erfolg gegen die Zweitvertretung der „Pillendreher“ aus Leverkusen markiert den dritten Dreier aus den letzten drei Spielen. Die Mannschaft scheint angekommen zu sein in Liga 4. Es muss sich etwas verändert haben in den letzten Wochen seit der derben Heimklatsche gegen Gladbach II, die Mannschaft hat sich im Auftreten deutlich gewandelt. Und dies freut jeden Zuschauer und Beteiligten an der Hafenstraße.
Gleich zu Beginn zeigte das rot-weiße Team, das mit schwarzen Trauerbinden wegen des verstorbenen Ehrenratsmitglieds Johannes Wittka auftrat, wer seit ein paar Wochen
auf der Erfolgswelle schwimmt. Die Richtung Leverkusener Tor wurde
aufgenommen. Mit flachen Hereingaben wollten die Essener die
Leverkusener in Schwierigkeiten bringen. In der 9. Minute schaffte es
Holger Lemke eine dieser Hereingaben von Grund blitzschnell anzunehmen
und diese vor seinem Gegenspieler und Torhüter Vollborn im gegnerischen
Gehäuse unterzubringen. Es deutete wieder einmal alles darauf hin, dass
auch diesmal der RWE die erfolgreiche Mannschaft sein wird.
Die Veränderungen gegenüber den letzten Wochen waren im Folgenden klar
zu sehen: Die Mannschaft erarbeitet sich vielleicht nicht mehr ganz so
viele Chancen, aber dafür nutzt sie diese effektiv. Zudem kann sie das
Spiel kontrollieren und einen Gegner im Mittelfeld beherrschen. Die
Defensive steht seit der Aufstellung von Denker enorm sicher. Einzig das
Aufbauspiel störte ein wenig, zu viele Bälle wurden in der
Vorwärtsbewegung leichtfertig vergeben. So blieb das Spiel auf einem
eher durchschnittlichen Niveau, aber kaum jemand hatte das Gefühl, dass
es im Essener Strafraum gefährlich werden könnte. Ein ganz neues Feeling für jeden RWE-Fan, ein Spiel ohne Herzrasen überstehen zu müssen.
Erst nach der Halbzeit gab RWE den Verwaltungsfußball auf und trat wieder offensiver auf. Dabei wurde die Mannschaft
von den Fans lautstark unterstützt, die an diesem Freitagabend einmal
mehr extrem gut drauf waren. Höhepunkt war das nicht ganz ernstgemeinte
„Deutscher Meister wird nur der RWE!“, aber es wird auch hier deutlich,
dass der Spaß an die Hafenstraße zurückgekehrt ist. Auf dem Platz
versuchten jeweils Koep und Avci den Leverkusener Torhüter zu prüfen,
zählbares kam aber nichts dabei heraus.
Und dann kam sie doch, nach 64. Minute hatte Leverkusen die dicke Chance durch Steffen, doch Lamczyk konnte
den Ball abwehren. Diese Möglichkeit war aber eher die Ausnahme,
ansonsten spielte hier fast nur der RWE. Nach einer tollen Kombination
über mehrere Stationen stand Kaya völlig frei vor Vollborn und zimmerte
den Ball sehenswert in das Tor, doch der Schiedsrichter verweigerte dem
Treffer wegen einer Abseitsstellung die Anerkennung. Doch es wurde
weiter toll kombiniert. Essens Flügelflitzer Grund schlug den Ball auf
Lenz, der mit guter Übersicht das Spielgerät auf den Kopf von Koep
spielte und dieser ein blitzsauberes Tor erzielen konnte. Alles sah zu
diesem Zeitpunkt nach der Entscheidung aus.
Essen blieb weiter das bestimmende Team und war dem 3:0 näher als die
Gäste dem Anschluss. Doch Hamadi Al Ghaddioui aus Leverkusen hatte etwas
gegen den ruhigen Abend und erzielte mit einem Traumtor in den Winkel
doch noch das 1:2 aus Sicht der Gäste. Respekt, das Ding war
wirklich unhaltbar. Doch jetzt zeigte sich eine der neuen Qualitäten der
jungen rot-weißen Mannschaft. Anstatt des großen Nervenflatterns
spielte RWE die Partie ohne große Fehler und aufkommende Hektik
herunter, so dass die 6600 Zuschauer den nächsten Erfolg ausgiebig
feiern konnten.
Es war ein insgesamt ruhiger Fußballabend und nahezu eine Kopie des
Spiels gegen Koblenz. Das Saisonziel „Platz 9“ ist derzeit um einen Rang
übertroffen, bei gleicher Anzahl von Spielen hat die Mannschaft von der
Hafenstraße sogar drei Punkte mehr als die hochbezahlte Truppe aus
Wuppertal. Was ist also noch drin in einer Saison ohne Abstiegs- und
Aufstiegskampf? Sicherlich ist die Mannschaft in der Lage, trotz der
noch anstehenden schweren Aufgaben in Lotte und gegen Trier einen
einstelligen Tabellenplatz zu verteidigen. Mit dieser Spielweise kommt
weiterhin viel Freude auf, aber unter dem Kranz des Richtfestes ruhen
schon bald Hoffnungen auf den nächsten Schritt der Mannschaft in der
kommenden Saison. Es ist grotesk: Eine Saison ohne Höhepunkte steckt nun
voller Erwartungen. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise dieser
Mannschaft noch hingeht.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [2] |
Brauer [2-] |
Wagner [2-] |
Denker [2] |
|
|
Lemke [2-] |
Avci [2+] |
Grummel [2-] |
Grund [2] |
Koep [2] |
|
Kaya [3+] |
Jasmund [o.B.] |
Lenz [o.B.] |
Schlomm [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Brauer, Wagner, Denker (67. Jasmund), Guirino - Lemke, Avci, Kaya (72. Lenz), Grummel, Grund - Koep (83. Schlomm)
Gegner
Vollborn - Nauber, Temeltas, Hirsch (54. Kalski), Weiler - Heitz, Al
Ghaddioui, Eichmeier, Biada (77. Maouel), Steffen (77. Lanwer) - Kreyer
Tore
9. Holger Lemke 1:0, 73. Benedikt Koep 2:0, 82. Hamadi Al Ghaddioui 2:1
Zuschauer
6.611
Schiedsrichter
Cetin Sevinc
Gelbe Karten
Kreyer