31.03.2012

„Und effektiv sind se auch noch…“

von

Eine rot-weiße Siegeswelle schwappt derzeit durch die Regionalliga West, und sie scheint nicht aufhaltbar zu sein. Der Erfolg gegen die Zweitvertretung der „Pillendreher“ aus Leverkusen markiert den dritten Dreier aus den letzten drei Spielen. Die Mannschaft scheint angekommen zu sein in Liga 4. Es muss sich etwas verändert haben in den letzten Wochen seit der derben Heimklatsche gegen Gladbach II, die Mannschaft hat sich im Auftreten deutlich gewandelt. Und dies freut jeden Zuschauer und Beteiligten an der Hafenstraße.

 Gleich zu Beginn zeigte das rot-weiße Team, das mit schwarzen Trauerbinden wegen des verstorbenen Ehrenratsmitglieds Johannes Wittka auftrat, wer seit ein paar Wochen auf der Erfolgswelle schwimmt. Die Richtung Leverkusener Tor wurde aufgenommen. Mit flachen Hereingaben wollten die Essener die Leverkusener in Schwierigkeiten bringen. In der 9. Minute schaffte es Holger Lemke eine dieser Hereingaben von Grund blitzschnell anzunehmen und diese vor seinem Gegenspieler und Torhüter Vollborn im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Es deutete wieder einmal alles darauf hin, dass auch diesmal der RWE die erfolgreiche Mannschaft sein wird.

6.633 Zuschauer an der HafenstraßeDie Veränderungen gegenüber den letzten Wochen waren im Folgenden klar zu sehen: Die Mannschaft erarbeitet sich vielleicht nicht mehr ganz so viele Chancen, aber dafür nutzt sie diese effektiv. Zudem kann sie das Spiel kontrollieren und einen Gegner im Mittelfeld beherrschen. Die Defensive steht seit der Aufstellung von Denker enorm sicher. Einzig das Aufbauspiel störte ein wenig, zu viele Bälle wurden in der Vorwärtsbewegung leichtfertig vergeben. So blieb das Spiel auf einem eher durchschnittlichen Niveau, aber kaum jemand hatte das Gefühl, dass es im Essener Strafraum gefährlich werden könnte. Ein ganz neues Feeling für jeden RWE-Fan, ein Spiel ohne Herzrasen überstehen zu müssen.

Erst nach der Halbzeit gab RWE den Verwaltungsfußball auf und trat wieder offensiver auf. Dabei wurde die Mannschaft von den Fans lautstark unterstützt, die an diesem Freitagabend einmal mehr extrem gut drauf waren. Höhepunkt war das nicht ganz ernstgemeinte „Deutscher Meister wird nur der RWE!“, aber es wird auch hier deutlich, dass der Spaß an die Hafenstraße zurückgekehrt ist. Auf dem Platz versuchten jeweils Koep und Avci den Leverkusener Torhüter zu prüfen, zählbares kam aber nichts dabei heraus.

Und dann kam sie doch, nach 64. Minute hatte Leverkusen die dicke Chance durch Steffen, doch Lamczyk konnte den Ball abwehren. Diese Möglichkeit war aber eher die Ausnahme, ansonsten spielte hier fast nur der RWE. Nach einer tollen Kombination über mehrere Stationen stand Kaya völlig frei vor Vollborn und zimmerte den Ball sehenswert in das Tor, doch der Schiedsrichter verweigerte dem Treffer wegen einer Abseitsstellung die Anerkennung. Doch es wurde weiter toll kombiniert. Essens Flügelflitzer Grund schlug den Ball auf Lenz, der mit guter Übersicht das Spielgerät auf den Kopf von Koep spielte und dieser ein blitzsauberes Tor erzielen konnte. Alles sah zu diesem Zeitpunkt nach der Entscheidung aus.

Benne Koep trifft per Kopp zum 2:0Essen blieb weiter das bestimmende Team und war dem 3:0 näher als die Gäste dem Anschluss. Doch Hamadi Al Ghaddioui aus Leverkusen hatte etwas gegen den ruhigen Abend und erzielte mit einem Traumtor in den Winkel doch noch das 1:2 aus Sicht der Gäste. Respekt, das Ding war wirklich unhaltbar. Doch jetzt zeigte sich eine der neuen Qualitäten der jungen rot-weißen Mannschaft. Anstatt des großen Nervenflatterns spielte RWE die Partie ohne große Fehler und aufkommende Hektik herunter, so dass die 6600 Zuschauer den nächsten Erfolg ausgiebig feiern konnten.

Es war ein insgesamt ruhiger Fußballabend und nahezu eine Kopie des Spiels gegen Koblenz. Das Saisonziel „Platz 9“ ist derzeit um einen Rang übertroffen, bei gleicher Anzahl von Spielen hat die Mannschaft von der Hafenstraße sogar drei Punkte mehr als die hochbezahlte Truppe aus Wuppertal. Was ist also noch drin in einer Saison ohne Abstiegs- und Aufstiegskampf? Sicherlich ist die Mannschaft in der Lage, trotz der noch anstehenden schweren Aufgaben in Lotte und gegen Trier einen einstelligen Tabellenplatz zu verteidigen. Mit dieser Spielweise kommt weiterhin viel Freude auf, aber unter dem Kranz des Richtfestes ruhen schon bald Hoffnungen auf den nächsten Schritt der Mannschaft in der kommenden Saison. Es ist grotesk: Eine Saison ohne Höhepunkte steckt nun voller Erwartungen. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise dieser Mannschaft noch hingeht.


Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2]
Timo Brauer
Brauer
[2-]
Vincent Wagner
Wagner
[2-]
Thomas Denker
Denker
[2]

Roberto Guirino
Guirino
[2+]

Holger Lemke
Lemke
[2-]
Kerim Avci
Avci
[2+]
Stefan Grummel
Grummel
[2-]
Kevin Grund
Grund
[2] 
Benedikt Koep
Koep
[2]
Güngör Kaya
Kaya
[3+]
Dirk Jasmund
Jasmund
[o.B.]
Lukas Lenz
Lenz
[o.B.]
Marcel Schlomm
Schlomm
[o.B.]


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Brauer, Wagner, Denker (67. Jasmund), Guirino - Lemke, Avci, Kaya (72. Lenz), Grummel, Grund - Koep (83. Schlomm)

 

Gegner

Vollborn - Nauber, Temeltas, Hirsch (54. Kalski), Weiler - Heitz, Al
Ghaddioui, Eichmeier, Biada (77. Maouel), Steffen (77. Lanwer) - Kreyer

 

Tore

9. Holger Lemke 1:0, 73. Benedikt Koep 2:0, 82. Hamadi Al Ghaddioui 2:1

 

Zuschauer

6.611

 

Schiedsrichter

Cetin Sevinc

 

Gelbe Karten

Kreyer

 


Spieler des Spiels 30. Spieltag - Kerim Avci