„Es geit Badische ond Symbadische“, können die württembergischen Nachbarn abfällig im Blick auf das aus ihrer Sicht ungeliebte „Gelbfüßlerland“ äußern, was gern im Badenerland gekontert wird: „… ond O’symbadische“. Jedenfalls hatten die schwäbischen Nachbarn heute nicht Recht. Der Kaiserstuhl bot alles, wofür er steht: Herrliches Sonnenwetter, ein gut organisiertes Fußballfest, ein kulinarisches Ambiente das nichts zu wünschen übrig ließ, nette Menschen und Sommerfußball eben.
2640 Zuschauer fanden ins Stadion. Wären die
RWE-Fans über ihren Schatten gesprungen und hätten sich vom geliebten
Bier getrennt, hätten sie auch einmal den guten Wein genießen können, für
den diese Gegend steht.
Fußball wurde auch gespielt. Rot-Weiss forderte den Sportclub aus dem
benachbarten Freiburg. Es begann mit einem Feuerwerk in zweifacher
Hinsicht: Beim Einlauf bereiten 200 mitgereiste Fans ihrem Team einen
bengalischen Empfang und bereits in der dritten Minute zappelte der Ball
im Freiburger Kasten. Ein schneller steiler Pass aus dem halblinken
Mittelfeld in die Spitze landete hinter der Freiburger Abwehrkette, die
sofort von Suat Tokat überlaufen wurde. Allein vor dem Tor ließ er dem
gegnerischen Keeper keine Chance. Der Ball schlug links unten im Gehäuse
der Breisgauer ein.
Danach spürte man eigentlich keinen Klassenunterschied zum
Bundesligisten. Im Mittelfeld waren die Essener ebenbürtig und spielten,
wie die Freiburger auch, recht ansehnlich. Lediglich Angriffszenen vor
dem Tor gab es keine mehr und man hatte den einen oder anderen Wackler
in der Abwehr. Insgesamt hatte Freiburg etwas mehr vom Spiel.
In der 25. Minute konnte Dennis Lamczyk einen Freistoß der Breisgauer
über die Abwehrmauer mit einer Glanzparade entschärfen. Doch nach 30
Minuten war es passiert: Eine flache Hereingabe von links entlang der
Strafraumlinie rollte an Freund und Feind vorbei und öffnete eine
Riesenlücke auf der Position von Maik Rodenberg. Dort stand nicht er,
sondern ein Freiburger Angreifer, der sofort abzog und ins rechte untere
Eck traf.
RWE hielt aber immer noch gut mit und rettete den Spielstand in die
Halbzeitpause. Waldemar Wrobel wechselte zur Halbzeit vier Spieler aus,
davon drei in der Abwehr. In der nächsten Viertelstunde der zweiten
Spielhälfte, sah man den Klassenunterschied wirklich nicht mehr.
Entweder war Freiburg nicht in Bestbesetzung aufgelaufen oder sie ließen
es sehr gemütlich angehen.
Aber nach 60 Spielminuten ließ der Essener
Elan nach. Weitere Auswechslungen brachte Unruhe ins Mannschaftsgefüge,
Zuspiele kamen nicht mehr präzise genug an und die Zuordnung zu
gegnerischen Spielern ließ zu wünschen übrig. Ein dummer Ball von
Freiburg an den Essener Strafraum gehoben, lockte Lamzcyk und einen
Abwehrspieler weit vor das Tor, berührte aber vor dem Auftropfen noch
einen Freiburger Fuß, der ihn mit einer Bogenlampe über Torwart und
Abwehrspieler hinweg ins Essener Tor lupfte. Kurz danach wurde die
rot-weiße rechte Abwehrseite an der Torauslinie ausgetanzt, die
Hereingabe fand einen Freiburger Angreifer und schon stand es 1-3. Die
Partie war entschieden.
Nun merkte man in der letzten Viertelstunde doch, dass ein Bundesligist
eben ein Bundesligist ist. In der 89. Minute wurde diesmal die linke
Abwehrseite überlaufen und es klingelte erneut im Essener Gehäuse zum
1-4 Endstand. Insgesamt kein schlechtes Spiel der Essener, das aber doch
einemgrößeren Kaliber nicht gewachsen war. Die besten Spieler bei
Rot-Weiss: Suat Tokat, der die Führung erzielte und vorne immer für
Druck sorgte, Holger Lemke, der wie eine mit Benzin aufgetankte Rennmaus
nicht zur Ruhe kam, bis der Tank leer war und schließlich Dennis
Lamzcyk – nicht trotz der vier Gegentreffer, sondern wegen all der
Freiburger Gegentore, die er verhinderte. Da war die eine oder andere
Glanzparade dabei.
Zuvor spielte der gastgebende Bahlinger SC gegen den FC Luzern 0-4
(0-1). Morgen stehen die Partien Bahlinger SC gegen RWE und Freiburger SC gegen FC Luzern auf dem Programm.
SC Freiburg: Batz (46. Salz) - Schmid, Krmas (72. Endres), Flum, Butscher (61. Lorenzoni) - Banovic - Nicu, Putsila, Bickel (80. Gallus) - Jendrisek, Reisinger (61. Brandstetter)
Rot-Weiss Essen: Lamczyk - Lehmann (46. Jasmund), Wagner (46. Schneider), Rodenberg (65. Jansen), Kuta (46. Guirino) - Brauer (61. Vennemanni), Heppke - Lemke, Tokat (61. Avci), Grund (65. Grummel), Lenz (46. Kaya)
Schiedsrichter: Thomas Münch
Tore: 0:1 Tokat (3.), 1:1 Reisinger (32.), 2:1 Jendrisek (60.), 3:1 Nicu (70.), 4:1 Putsila (89.)
Zuschauer: 2.640