17.12.2011

Verkorkste Weihnachtsfeier

von

Manchmal ist es einfach Zeit für eine Pause. Dies dachten sich wohl auch alle RWE-Akteure, die bei der letzten Partie des Jahres in Köln auf dem Platz standen. 2:4 hieß es aus Essener Sieg am Ende gegen die SC Fortuna, die an diesem Tag in allen Belangen besser war und hoch verdient den Platz als Sieger verließ.

Die Essener Mannschaft ließ über weite Strecken leider alles vermissen, was sie in der letzten Saison und an den drei vorausgegangenen Spieltagen ausgezeichnet hat: Hohe Laubereitschaft, enorme Kampfstärke und unbändiger Siegeswille. Die gefühlte Negativserie im schrecklichsten Stadion der gesamten deutschen Nachkriegsgeschichte, welche nur in der letzten Saison mit dem 1:0 durch Suat Tokat unterbrochen wurde, geht im Kölner Süden weiter. Schlimmer ist aber noch, dass die vorweihnachtliche rot-weiße Stimmung einen derben Dämpfer erhalten hat.

Durch Regen und Wind, durch Sturm und Schnee, RWE RWEEs kommt nicht sehr oft vor, dass ein RWE-Fan nach dem Aufstehen froh ist, wenn ein Spiel seiner Jungs am Abend ausfallen würde. Das Wetter war einfach nur furchtbar, der Dauerregen der letzten Tage ließ eigentlich nur den Schluss zu, dass im Südstadion diese Partie nicht angepfiffen würde. Doch durch die eindeutigen Botschaften der beiden Vereine blieb über dem gesamten Tag kein Zweifel daran, dass die Zuschauer doch den Weg in die Rheinmetropole. Die Anreise lief trotz des Feierabendverkehrs nahezu problemlos, auch ein Parkplatz am Südstadion zu finden bereitete noch nie große Schwierigkeiten. Die Probleme lagen eher im organisatorischen Bereich am Stadion. Aufgrund der Wetterlage entschieden wir uns, dass Spiel auf der Tribüne zu verfolgen, doch über den normalen Eingang hatten wir keine Chance in das Stadion zu gelangen. Es wurde ein kleiner Bereich für die Essener Fans geöffnet, allerdings war dieser recht überschaubar und die Hälfte des Spielfelds wurde von einer Plastikscheibe im Sichtfeld verdeckt. Unglaublich, aber in diesem Stadion hat man selbst auf den Sitzplätzen einen bescheidenen Ausblick. Wollte ein Fan von dort zur Toilette oder sich mit Nahrungsmitteln versorgen musste dieser in den Stehplatzbereich gehen um dies alles zu erledigen. Positiv war zu bemerken, dass alkoholhaltige Getränke vorhanden waren, was bei Kölsch aber auch keine extreme Verbesserung der derzeitigen Lage darstellte.

Das Spiel begann mit einer nahezu exakten Aufstellung zu dem Sieg gegen Düsseldorf II, nur Kevin Grund startete für den gesperrten Dirk Jasmund auf der rechten Seite. In den ersten Minuten wollte Fortuna Köln direkt aufzeigen, wer Herr im Haus ist und wer in der Tabelle zurzeit sehr weit oben steht. Die Essener bekamen keinen Fuß auf den Boden und verloren den Ball schon sehr früh im Aufbauspiel, was Fortuna mit ihren schnellen Leuten gnadenlos ausnutzte. Nur 10 Minuten dauerte es, als eine schöne Kombination beim Ex-Essener Silvio Pagano landete und der mühelos zum 1:0 einschieben konnte. Dieses Zusammenspiel klappte auch so wunderbar, weil die gesamte Essener Hintermannschaft völlig versagte und nur die Statisten für furios aufspielende Kölner waren.

Pagano, ausgerechnet Pagano traf gegen RWEVor allem Pagano, der für viele Essener das Sinnbild für die katastrophale Einkaufspolitik der Ära Strunz stand, bereitete den Defensivspezialisten Kopfschmerzen und hatte in dieser Anfangsphase noch zwei weitere dicke Chancen. Weitere 10 Minuten später stand aber sein Mannschaftskollege Hamdi Dahmani im Vordergrund, da dieser Guirino enteilen konnte und mit einem tollen Schuss das 2:0 erzielte. Die Messe schien hier schon früh gelesen zu sein, RWE hatte dem Sturmlauf der Kölner, die zudem ohne ihren Toptorjäger Montabello antraten, nichts entgegenzusetzen.

Auch nach dem zweiten Treffer änderte sich das nicht. Gespielt wurde nur in eine Richtung, und zwar in die des Essener Tores. Nach mehreren vergeblichen Versuchen sich aus dieser Umklammerung zu befreien war Vincent Wagner gezwungen, Kölns Mittelfeldspieler Yilmaz 20 Meter vor dem Tor von den Beinen zu holen. Den fälligen Freistoß schoss Dirk Caspers, ein weiterer Ex-Spieler von der Hafenstraße, sehenswert in Essener Tor hinein. Mit dem 3:0 zur Pause war RWE gut bedient, es hätte weitaus höher für die Gastgeber stehen können. Es war eine bodenlose Unverschämtheit, was die Mannschaft von der Hafenstraße in der ersten Halbzeit den Zuschauern an Fußball darbot. Angesichts dieser Vorstellung erwartete kein mitgereister Fan, dass sich was in der zweiten Hälfte ändern könnte. Erstes Opfer war Benedikt Koep, der nach dem Wechsel den Platz verlassen musste und Leon Enzmann seine Rolle übernahm. Die Mannschaft hatte anscheinend Besserung gelobt und stürmte direkt nach vorne, um einen Anschluss herzustellen. Und tatsächlich konnte der gerade erst eingewechselte Enzmann den Ball nach mehreren erfolglosen Versuchen durch Kaya im Nachsetzen versenken. Es brannte also noch eine kleine Flamme der Hoffnung in der Adventszeit. Wer sich übrigens die Frage stellt, ob die Bierproduktion nach Enzmanns Treffer in Köln eingestellt wurde, muss sich leider mit einem deutlichen „Nein“ begnügen.

Endlich übernahm RWE etwas das Heft und hatte direkt mehrere Möglichkeiten zu einem weiteren Anschlusstreffer. In der 50. Minute verzog Heppke den Ball freistehend aus 16 Metern, sechs Minuten später rettete Kölns Schlussmann Paucken vor Lemke. Die dickste Chance hatte aber mit Abstand in der 65. Minute Vincent Wagner, der nach einem Freistoß von Heppke aus kurzer Distanz den Ball in den feuchten Abendhimmel schoss.

Wir wünschen trotzdem ein schönes WeihnachtsfestZu diesem Zeitpunkt war der Torschütze zum 1:3 nicht mehr auf dem Platz, Leon Enzmann musste mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Nach Wagners Möglichkeit sortierte Fortuna die Abwehr neu und es passierte nicht mehr viel. Die Jungs von der Hafenstraße schienen keine Kraft mehr zu haben, hier doch noch etwas mitnehmen zu können. In der Phase der Neutralisierung könnte sich Dahmani noch einmal auf der rechten Seite durchsetzen und brachte den Ball in der 77. Minute zu Steffen Moritz, der alleingelassen den Ball nur noch über die Linie drücken musste. Das war es endgültig, auch wenn RWE nach einem Elfmetertor von Brauer noch das 2:4 erzielen konnte.

Es war ein ganz schlimmer Abschied aus dem Erfolgsjahr 2011, der die guten Eindrücke der letzten drei Wochen sehr stark trübt. Die Mannschaft ist in dieser Konstellation ein Kandidat für das gesicherte Mittelfeld, zu mehr reicht es noch nicht. Da aber zum Ende der Hinrunde man definitiv zwei Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen hinter sich lassen kann und in Schlagweite zum angestrebten Platz neun steht fällt die Bilanz nicht allzu negativ aus. Es hat schon schlechtere Vorzeichen in der Weihnachtszeit an der Hafenstraße gegeben. Waldemar Wrobel muss jetzt die Kräfte seiner Mannschaft wieder sammeln und in der Rückrunde wieder angreifen. Wir wünschen dafür viel Erfolg und unseren Jungs ein frohes Weihnachtsfest!


Jawattdenn-Spielerbewertung [folgen]

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[3-]
Roberto Guirino
Guirino
[4]
Vincent Wagner
Wagner
[3]
Thomas Denker
Denker
[3-]

Kevin Grund
Grund
[3]

Timo Brauer
Brauer
[2-]
Benedikt Koep
Koep
[3-]
Markus Heppke
Heppke
[3+]
Güngör Kaya
Kaya
[3-] 
Holger Lemke
Lemke
[3-]
Lukas Lenz
Lenz
[4]
Leon Enzmann
Enzmann
[3-]
Kerim Avci
Avci
[o.B.]
Marcel Schlomm
Schlomm
[o.B.]


SC Fortuna Köln

Paucken - Caspers, Ende (82. Habl), Theißen, Heinze - Laux, Moritz, Yilmaz, Dahmani (87. Gietzen), Kühn - Pagano (71. Heber)

 

Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Guirino (71. Schlomm), Denker, Wagner, Grund - Koep (45. Enzmann, 59. Avci), Brauer, Kaya, Heppke, Lemke - Lenz

 

Tore

10. Silvio Pagano 1:0, 22. Hamdi Dahmani 2:0, 33. Dirk Caspers 3:0, 46. Leon Enzmann 3:1, 78. Ozan Yilmaz 4:1, 80. Timo Brauer (Elfmeter) 4:2

 

Zuschauer

1.480

 

Schiedsrichter

Christian Gittelmann (Gauersheim)

 

Gelbe Karten

Wagner, Lenz


 Spieler des Spiels 19. Spieltag - Timo Brauer