2. Sieg am 2. Advent
Derbys scheinen den Rot-Weissen mehr zu liegen als der graue Viertligaalltag. Beim Sieg in Dortmund feierte RWE nicht nur den zweiten Erfolg in Serie, sondern sorgte mit dem 1:0 für den ersten Auswärtserfolg in dieser Saison. Die Mannschaft, die in der vergangenen Woche beschlossen hat, ihren freien Trainingstag zu opfern, um noch einmal trainieren zu können, belohnte sich und die Fans in der letzten Minute selbst und beendete ein skurriles Spiel mit einem Sieg.
Waldemar Wrobel schenkte exakt der Aufstellung vertrauen, die schon
gegen eine gewisse Zweitvertretung einen Sieg einfahren konnte. Auf
Dortmunder Seite konnte man gleich drei Spieler aufbieten, die mit einem
Profivertrag ausgestattet sind. Während Marvin Bakalorz und Damien Le
Tallec jedoch allenfalls dem erweiterten Kader des BVB angehören, so
stand mit Florian Kringe die Erfahrung von 191 Erstligaspielen auf dem
Platz.
Jedoch war es Rot-Weiss Essen, das nach einer kurzen Abtastphase das
Heft in die Hand nahm. Jedoch ist es der BVB in Person von
Ex-RWE-Spieler Ivan Paurevic, der die erste Großchance erhält. Der
Mittelfeldspieler visierte aber wenige Meter vor dem Kasten von Lamczyk
nicht richtig an (25.). Im direkten Gegenzug prüfte Timo Brauer
BVB-Torwart Johannes Focher per Kopf.
Der BVB verschaffte sich nun deutliche Vorteile und verlagerte das
Geschehen mehr und mehr in die Hälfte von RWE. Der Stimmung tat das
keinen Abbruch. Auch wenn das Thema Fanfreundschaft auch nach diesem
Spiel keines ist, so gab es doch ein komisches Bild ab, als auf
Dortmunder Seite die Fans fleißig mithüpften, als skandiert wurde: „Wer
nicht hüpft, der ist ein …!“ Auch die Umdichtung des Klassikers von
Juliane Werding wurde in trauter Eintracht angestimmt. Schade, dass
dieser Eindruck von einer späteren Auseinandersetzung getrübt wurde.
Der Schiedsrichter erlebt indes, einen zunehmend schwieriger werdenden
Einsatz. In der 31. Minute dringt Benedikt Koep in den Strafraum ein und
wird von Marcel Halstenberg zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter will
darin aber kein elfmeterwürdiges Foul erkannt haben. Auf der Gegenseite
streckte Dirk Jasmund den BVB-Profi Florian Kringe nieder (36.). Dieses
Mal gab es Freistoß direkt am Strafraum. Der Schiedsrichter musste aber
beinahe beide Augenzudrücken, um dieses Foul außerhalb des Strafraums zu
werten. Man könnte sich darauf einigen, dass Nikolaus Athanassiadis
einen gütlichen Konsens gefunden hat.
Die Teams gehen mit einem gerechten Unentschieden in die Pause. Nach der
Pause dezimierte sich der BVB nach einer unfassbaren Aktion selbst. Die
Ausgangslage: Bei einem Zweikampf an der Eckfahne auf Essener Seite
sprang der Ball ins Aus. Es war schwierig zu erkennen, wer zuletzt am
Ball war, der Linienrichter sprach den Ball RWE zu. Das erregte Damien
Le Tallec so sehr, dass er sich für seine fortwährenden Meckereien die
gelbe Karte abholte. Daraufhin schickte er anscheinend noch ein
unschönes Wort hinterher, woraufhin der Schiri die glatt rote Karte
zückte. Bei allem Respekt, aber wer ein Profi sein möchte, der sollte
sich nicht so benehmen und so fahrlässig seine Mannschaft schwächen. Die
Reaktion auf die Situation war ohnehin völlig unangemessen.
Auf den Rängen wurde es dann ebenfalls sehr unruhig. Eine kleine Gruppe
auf der Seite des BVB provozierten und auf der Gästeseite nahm man dies
gerne an und es ist dem tatkräftigen Einsatz des Ordnungsdienstes zu
verdanken, dass dieser Vorgang schon im Keim erstickt wurde. Nicht
auszudenken, wenn dieses doch eher faire Aufeinandertreffen so eine
traurige Wendung genommen hätte. Man muss jedoch die Frage stellen, ob
das Stadion Rote Erde wirklich tauglich ist auch so genannte
Risikospiele dort stattfinden zu lassen. Bei einer höheren Besucherzahl
als "nur" 900 hätte diese Situation leicht eskalieren können.
RWE konnte den Vorteil der Überzahl zunächst aber nicht ausnutzen. Der
BVB kam so richtig in Fahrt. Die Offensive der schwarzgelben kombinierte
wunderbar und immer wieder war es Terrence Boyd, der den Abschluss
suchte. Es war einer herausragenden Leistung von Dennis Lamczyk zu
verdanken, dass RWE diese Phase unbeschadet überstand. Warum Trainer
David Wagner in der 70. Minute Boyd auswechselte, wird wohl sein
Geheimnis bleiben. Der Spieler reagierte extrem sauer und feuerte eine
Trinkflasche fort und zerstörte dabei sogar ein Stück der
Plexiglasverkleidung der Auswechselbank. Von da an war der Offensivdrang
der Dortmunder gestört und RWE konnte sich wieder ordnen.
Die BVB-Kicker sammelten jedoch fleißig Karten der Kategorie unnötig
(fast schon dumm). Marcel Halstenberg spielte im Mittelfeld absichtlich
Hand, um eine nicht gerade aussichtsreiche Kontersituation zu verhindern
und holte sich dafür den gelben Karton ab. Ebendieser Marcel
Halstenberg entschied sich in der 88. Minute den Ball wegzuschlagen,
weswegen auch er vom Platz musste. Diese Undiszipliniertheiten
verwundern bei der so vorbildlichen Jugendarbeit des BVB. Trainer David
Wagner, der sich extrem aufregte, jedoch wohl eher über seine Spieler
als über die Entscheidung des Schiedsrichters musste ebenfalls auf die
Tribüne gehen.
Die letzte Minute brach an, die so viele RWE-Fans mit dem Fluch
verbinden. RWE bekam einen Eckball zugesprochen und der BVB wechselte.
Jonas Hofmann verließ den Platz und das sehr langsam. Ein halbes km/h
weniger und er wäre rückwärts gelaufen. Diese Prozedur zog sich extrem
lange hin und der Schiedsrichter entschied darauf sofort beim
Abklatschen der beiden Spieler den Ball freizugeben. Oskar Gasecki hatte
so keine Chance rechtzeitig den Strafraum zu erreichen, dieses Vorgehen
der Schiedsrichter bei so offenem und übertriebenem Zeitspiel ist aber
nur zu begrüßen. Somit hatte Dortmund eine dreifache Unterzahl und
dieses Mal nutzte Benedikt Koep diesen Umstand aus und versenkte die
Kugel zum 1:0. Es folgte der wohl geilste Torjubel, den diese Mannschaft
jemals feierte.
Kurz vor dem Abpfiff holte sich Kevin Grund eine ebenso unnötige
gelb-rote Karte für Ballwegschlagen ab und der Schiedsrichter beendete
die Partie. Dieser Sieg war sicherlich glücklich, aber RWE nimmt die
drei Punkte gerne mit. Auch wenn dieses Mal nicht alles Gold war, was
glänzte, so steigerte sich das Team auffällig im Vergleich zum Duell der
Vorwoche. Waldemar Wrobels Ziel noch vier Punkte bis zur Pause zu
holen, kann so in den ausstehenden beiden Spielen möglicherweise
übertroffen werden. Allerdings muss RWE gegen Fortuna Düsseldorf auf den
Leistungsträger Kevin Grund verzichten. Aber das alles störte am
Samstag erst einmal niemanden. Die Mannschaft konnte sich ein zweites
Mal befreit für ihren unermüdlichen Einsatz, den sie auch während der
Niederlagenserie zeigte, feiern lassen. Das kommende letzte Heimspiel
dieses Jahres steht nun an und auch an der heimischen Hafenstraße will
man sich sicherlich mit einem Erfolg verabschieden.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [1-] |
Jasmund [3] |
Wagner [2] |
Denker [2-] |
|
|
Brauer [3+] |
Koep [2] |
Heppke [2] |
Kaya [2-] |
Lemke [2] |
|
Lenz [3] |
Vennemann [o.B.] |
Grummel [o.B.] |
Enzmann [o.B.] |
Borussia Dortmund II
Focher - Vrancic (91. Gasecki), Halstenberg, Hofmann, Bakalorz - Fring (46. Unzola), Kringe, Paurevic, Hornschuh, Le Tallec - Boyd
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Jasmund (75. Vennemann), Wagner, Denker, Grund - Koep, Brauer, Kaya, Heppke, Lemke (83. Enzmann) - Lenz (75. Grummel)
Tore
1:0 Koep (90.+2)
Zuschauer
958
Schiedsrichter
Nikolaus Athanassiadis (St. Peter Ording)
Gelbe Karten
Paurevic
Gelb-rote Karten
Le Tallec, Halstenberg - Grund