Westfalia Herne - Rot-Weiss Essen
Auch Verlieren will gelernt sein...
Mit 2:0 gewinnt Rot-Weiss Essen das Auswärtsspiel in Herne und fährt verdientermaßen drei Punkte ein. Leon Enzmann und Timo Brauer erzielten die Tore gegen in der ersten Halbzeit starke Gastgeber aus Herne, deren Verantwortliche sich nach dem Spiel jedoch als ganz schlechte Verlierer erweisen.
Strömender Regen, ein aufgeweichter Rasen und nasskaltes Wetter Mitte November - als Fußballer und auch als Zuschauer kann man sich garantiert schönere Rahmenbedingungen für Spiel vorstellen. Nichtsdestotrotz machten sich 4.000 Menschen auf den Weg ins „altehrwürdige" Schloss Strünkede, dass seit drei Wochen den sensationell einfallsreichen Namen „TREL RuhrpottARENA Herne" trägt. Auch hier wird, abgesehen vom Stadionnamen, noch Nostalgie geatmet: Die Haupttribüne macht einen ähnlich baufälligen Eindruck wie die Gerade in Essen, und das weite Rund der Stehplätze wurde wohl seit den guten Zeiten der Oberliga West nicht mehr erneuert. Das Spiel stand unter dem Thema „Die Clique von 1978" und dementsprechend wurde bereits im Vorfeld die Werbetrommel gerührt.
Zum Unmut zahlreicher Essener wurde vier Tage vor dem Spiel bekannt gegeben, dass es einen Aufschlag von 2,00 Euro auf die regulären Tageskartenpreise geben sollte. Einmal wieder hatte man das Gefühl, als „Melkkuh der Liga" herhalten zu müssen und den anderen Vereinen wichtige Zusatzeinnahmen zu finanzieren. Zur Überraschung einiger Essener nahm das Kassenpersonal am Stadioneingang den Aufschlag aber nicht so ernst und verkaufte ermäßigte Karten für normale 5,00 Euro. Glück gehabt, liebe Essener - viel Spaß, liebe Westfalia, beim Kassensturz!
Das Spiel entwickelte sich, wie es nur zu erwarten war. Bei sehr tiefem Boden gutes Kombinationsspiel kaum möglich, die Offensive war auf lange Bälle und Zufallsprodukte angewiesen. Nach zwölf Minuten durften die etwa 2.000 mitgereisten Essener aber schon jubeln. Einen Freistoß von halbrechts nagelte Leon Enzmann mit links in den Winkel, ein Traumtor! Nur wenige Minuten später rutsche der Essener Mannschaft, bei der Dirk Jasmund anstelle von Patrick Dutsche verteidigte, das Herz in die Hose. Nach einem unnötigen Ballverlust von Alexander Thamm erzielte René Lewejohann den vermeintlichen Ausgleich, der Linienrichter hatte den Herner Stürmer vorher (wohl zu Recht) knapp im Abseits gesehen.
Herne machte aber weiter Druck und war über weite Strecken der ersten Halbzeit die bestimmende Mannschaft mit deutlich mehr Ballbesitz. Zwingende Chancen konnten sich die Mannen von Klaus Täuber jedoch nicht herausarbeiten. Dafür hätte Holger Lemke, der über die gesamte Spielzeit sehr agil war, das 2:0 machen müssen. Nach einem Freistoß lag auf einmal der Ball frei vor seinen Füßen, aber 7,32 Meter Torbreite waren wohl zu wenig, denn er hämmerte das Leder ans Lattenkreuz.
Nach der Pause wurde der Gast aus Essen dann stärker und hatte erneut durch Lemke die Chance zu erhöhen, doch der Lupfer des Rechtsaußen ging über das Tor vom Ex-Essener Pascal Kurz. Die Blau-Weißen kamen jetzt aber nicht mehr konsequent aus der eigenen Hälfte heraus und Rot-Weiss Essen diktierte das Spiel. Das Spiel wurde nun rauer, gerade die Westfalia-Kicker sorgten mit bösen Attacken für etwas mehr Gift im Spiel. Erst in der 86. Minute machte Timo Brauer per Elfmeter alles klar, nachdem Holger Lemke zuvor vom Linksverteidiger Kofo-Ludwig Asenso gelegt worden war. Damit war die Partie entschieden, Tim Kilian durfte sogar einige Sekunden früher als seine Kollegen zum Duschen, er holte sich in der letzten Minute die Gelb-Rote Karte ab.
Nach dem Spiel feierte die Mannschaft mit den Fans einen verdienten Arbeitssieg. Aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit ging der Sieg in jedem Fall in Ordnung. Anders sahen das offenbar die Offiziellen von Westfalia Herne, denn nach dem Spiel ging es auf der Pressekonferenz in die Verlängerung. Nachdem Waldemar Wrobel sein sachliches Statement zum Spiel abgegeben hatte, erläuterte Klaus Täuber zur Verwunderung vieler Journalisten, dass seine Mannschaft besser war und er auch schon stärkere Gegner als Rot-Weiss Essen gesehen habe. Beklatscht wurden seine Worten von einigen frenetischen Westfalia Verantwortlichen, unter anderem von Jugend (!) - Leiter Reinhard Paluch, der damit den anwesenden Hund zu lautem Gebell anstiftete. Paluchs Kommentar in Richtung Waldemar Wrobel: „Da musst du beißen!" Der Essener Trainer bat darum, nicht persönlich zu werden, wurde vom Jugendleiter aber abschließend noch mit den Worten „Hochmut kommt vor dem Fall" verabschiedet. Ganz großes Kino der Westfalia, aber wenn es eben sportlich nicht klappt...
Für die Rot-Weissen geht es bereits am kommenden Samstag um 14.30 Uhr im Neuen Tivoli in Aachen weiter. Dort wird man von der Zweiten Mannschaft von Alemannia Aachen II erwartet, die unter Trainer Ralf Aussem bisher eine sehr solide Saison spielt. Gerade wer den Auftritt gegen Duisburg II gesehen hat weiß, dass Zweite Mannschaften sehr unangenehm spielen können. Auch in Aachen wird von jedem Akteur die volle Konzentration gefordert sein. Als Tabellenführer mit fünf Punkten Vorsprung auf Rang Drei ist die Ausganssituation aber sicher nicht die schlechteste, und es sind nur noch fünf Spiele bis zur Winterpause. Möglicherweise stehen wir an Weihnachten auf einem Aufstiegsplatz - wer hätte das vor der Saison für möglich gehalten?!
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [2] |
Jasmund [2-] |
Wagner [2-] |
Thamm [3+] |
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Brauer [2] |
Tokat [2-] |
Lemke [2] |
Avci [3+] |
Enzmann [2-] |
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Lenz [2-] |
Vennemann [o.B.] |
Dutschke [o.B.] |
Bartsch [o.B.] |
Westfalia Herne
Kurz - Sazoglu (74. Krug), Eisen, Westphal, Asenso - Urban, Khimiri (65. Jubt), Kilian, Erzen - Dede (65. Bastürk) - Lewejohann Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Jasmund, Wagner, Thamm, Kuta - Tokat, Brauer - Enzmann (89. Bartsch), Avci (68. Vennemann), Lemke (88. Dutschke) - Lenz Tore0:1 Enzmann (12.), 0:2 Brauer (85., Foulelfmeter)
4.000
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