TuRu Düsseldorf - Rot-Weiss Essen
Mit viel Dusel und einem „Elfmeterkiller“ ins Finale
„Olalala…wir haben einen Torwart…“ – lange galten Torhüter fast schon
als Feindbild eines jeden RWE Fans. Teilweise berechtigt, oftmals jedoch
völlig zu unrecht. Doch seit dieser Saison schallt der alte Gassenhauer
wieder öfter durch die Kehlen der Rot-Weiss Anhänger. Und so war es
auch gestern Dennis Lamcyzk, der sowohl in den 120 Minuten als auch im
folgenden Elfmeterschießen zum Mann des Spiels avancierte.
Bei bestem Fußballwetter und ca. 20 Grad Außentemperatur fanden sich am
gestrigen Abend geschätzt 2500 Zuschauer im Paul-Janes Stadion zu
Düsseldorf ein. Schon eine Stunde vor Anpfiff heizten drei
brasilianische Trommler die TuRu Fans (oder waren es Fortunen?) für das
Spiel ein. Selbst die Lautsprecheranlage, die nicht gerade leise
eingestellt war und an der der Stadionsprecher das Zählen von eins bis
sieben neu erlernte, konnte die Einheizer vom Zuckerhut nicht
überstimmen.
Auch wenn das Trommeln nach einiger Zeit einen gewissen Nervfaktor
erreicht hatte, war es unterm Strich allemal besser, als sich zigmalige
Wiederholungen von „Rot-Weiss Essen f…ken und vergessen“ anzuhören. Bis
auf diesen Schlachtruf und diversen „Scheiß RWE“ Gesängen konnte die
Düsseldorfer Fanszene nicht gerade glänzen.
Es ist schon ziemlich traurig, wenn Heimfans es nicht schaffen in 120
Minuten auch nur einmal ein Anfeuerungslied für die eigene Mannschaft
anzustimmen und stattdessen ganze zwei Anti-RWE-Songs auswendig gelernt
haben. Respekt!
Dabei hätte die Elf von TuRu Düsseldorf durchaus Anfeuerungsmomente
verdient gehabt. Der Tabellenzweite der Niederrheinliga machte es den
frischgebackenen Aufsteigern aus Essen teilweise ganz schön schwer. So
war es beispielsweise der Ex-Essener Michel Harrer, der nach gut einer
Viertelstunde zum ersten Mal Dennis Lamcyzk auf den Prüfstand stellte.
RWE tat sich schwer und kam erst in der 23. Minute zur ersten großen
Torchance. Der angesetzte Torjubel auf den Rängen verstummte aber gleich
wieder, als Suat Tokat den Ball im Strafraum nur an die Latte knallte.
Tokat musste zur Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden und
wurde durch Patrick Dutschke ersetzt.
TuRu hingegen war aktiver, hatte mehr vom Spiel und gerade zum Ende der
Halbzeit eine richtige Drangphase in der sie die Essener
Hintermannschaft ein ums andere Mal in Bedrängnis brachten.
Nichtsdestotrotz ging es mit einem 0:0 in die Halbzeit. Nicht ganz
überraschend, trafen doch hier die beiden besten Defensivmannschaften
ihrer jeweiligen Liga aufeinander.
Auch in der zweiten Halbzeit drückte TuRu und kam mit Distanzschüssen
oder guten Standards zu nicht ganz ungefährlich Szenen vor das Gästetor.
Die Essener konnten sich schon zu diesem Zeitpunkt bei Ihrem Torhüter
bedanken, dass es immer noch 0:0 stand.
RWE versuchte es oft über die Flügel, blieb aber viel zu oft in
Eins-zu-Eins Situationen hängen. Kevin Lehmann nahm sich in der Folge
ein Herz und marschierte aus der eigenen Hälfte bis zum gegnerischen
Sechzehner. Doch statt einfach mal draufzuhalten, passte er nochmal nach
außen, wo Leon Enzmann mit der Szene bereits abgeschlossen hatte.
Als die Kräfte der Gastgeber immer mehr nachließen, wurde von Fußball
auf Schauspielunterricht umgestellt. Ein Düsseldorfer nach dem anderen
suchte nun - mit einem lauten Schrei verbunden - sein Glück auf dem
Rasen des Paul-Janes Stadions. Teilweise sogar ohne gegnerische
Einwirkung. Ganz vorne mit dabei und fast in jeder dieser besagten
Szenen beteiligt: Miguel Lopez Torres.
Durchaus ein schöner Name, den manch ein sportliche Leiter (mittlerweile
als Co-Trainer bei Berti tätig) nur aufgrund des Namens schon an die
Hafenstraße geholt hätte.
Der Kampfgeist war aber auf beiden Seiten erkennbar. Und so entwickelte
sich immer mehr ein Pokalfight, in dem TuRu Düsseldorf die besseren
Chancen für sich notieren durfte. Zählbares konnten die
Landeshauptstädter aber nicht vorweisen, weil Dennis Lamcyzk an diesen
Abend zu Topform auflief. Und so hieß es nach neunzig gespielten Minuten
weiterhin 0:0.
Die Samba-Connection war mittlerweile nicht mehr zu hören und auch der
Rest des Düsseldorfer „Mops“ nahm sich eine Auszeit. Vielleicht wollten
sie auch nur noch mal den Text auffrischen für die anstehende
Verlängerung und dem drohenden Elfmeterschießen. In Zeiten von
Smartphones kann so was ja mal schnell gegoogelt werden.
In der Verlängerung verflachte das Spiel immer mehr. Gerade in der
ersten Hälfte passierte wenig bis gar nichts. Die zweite Halbzeit
brachte zwar mehr Schwung mit sich, aus Essener Sicht jedoch in die
falsche Richtung. RWE zitterte sich schlussendlich aber in das
Elfmeterschießen.
Da war doch was?
Richtig…Erinnerung an das 11:10 gegen die Düsseldorfer Fortuna wurden
wach. Ganz so extrem sollte es aber an diesem Abend nicht werden. Dafür
sorgte gleich einmal Dirk Jasmund, der – passend zum Spielverlauf – den
ersten Essener Elfmeter vergeigte. TuRu führte zu diesem Zeitpunkt
bereits mit 1:0 was jetzt wieder die heimischen Fans auf den Plan rief.
Und drei Mal darf man raten. Sie hatten in den 120 Minuten kein neues
Liedgut gegoogelt.
Doch dann kam der Konter von RWE. Oder besser gesagt von Dennis Lamczyk.
Die drei aufeinander folgenden Elfmeter konnte der Teufelskerl alle
parieren. Thamm (der nach verwandelten Elfmeter dem TuRu Torwart noch
einmal kurz, aber lautstark mitteilte was Sache ist) und Koep
verwandelte ihre Elfer sicher. Patrick Dutschke machte es noch einmal
spannend und schob seinen Elfmeter klar am Tor vorbei. Doch Vincent
Wagner mit seiner ganzen Routine und Erfahrung aus dem Cottbus Spiel
2007, hämmerte den Ball in die Maschen und machte den Sieg perfekt.
Was nun folgte war die Jagd auf Dennis Lamcyzk. Die komplette Mannschaft
rannte zu ihm und begrub ihn unter sich. Sein Fluchtversuch war
zwecklos. In der Zwischenzeit verabschiedeten die Essener Fans sich mit
einem freundlichen „Auf Wiedersehen“ beim Düsseldorfer Fanblock. Diese
hatten übrigens nach dem ersten verschossenen Elfmeter vor lauter
Schreck den gerade noch so sicher gekonnten Text Ihrer Lieblingslieder
komplett vergessen.
Die Elf von Waldemar Wrobel hatte gestern sicherlich nicht ihren besten
Tag. Was aber auch nicht großartig verwunderlich ist nach dieser Saison
und der Aufstiegsfeier vom letzten Wochenende. Aber wo in den letzten
Jahren das Pech und das Unvermögen in Essen die Runde machte, regiert
momentan der Dusel. Jetzt heißt es Kräfte auftanken, in der Liga noch
die Meisterschaft eintüten und sich voll auf das Finale gegen Velbert
konzentrieren und die Saison mit dem Einzug in den DFB Pokal vergolden.
Aber wir sind uns sicher: IHR SCHAFFT DAS JUNGS!!!
TuRu Düsseldorf
Prostka - Kandora, Willems, Duran, Steinfort - Homann, Bork, Harrer (73. Rentmeister), Hampel, Schweers (85. Kus) - Lopez Torres Rot-Weiss EssenLamczyk - Jasmund, Thamm, Wagner, Lehmann - Vennemann, Tokat (46. Dutschke), Kuta, Koep, Enzmann (71. Hounyovi-Huschka) - Lenz Tore (Elfmeterschießen)
120. Asim Kus (Elfmeter) 1:0
ca. 2.500 |