19.08.2010

Rot-Weiss Essen - VfB Homberg


„Das wird ein komplett anderes Spiel"

Die Euphorie, vor über 6.000 Zuschauern einen wichtigen Auftaktsieg in quasi letzter Minute erzwungen zu haben, klang bei Spielern und Fans von RWE noch lange nach. Doch Trainer Waldemar Wrobel, der sich beim Traumtor von Alexander Thamm selbst wie ein Schneekönig freute, hat längst wieder Bodenhaftung: „Wir haben das genossen und sehr bewusst wahrgenommen. Jeder hat gesehen - auch in Bezug auf den Dauerkartenverkauf und den sensationellen Tagesbesuch - was möglich ist. Wir werden das auch nicht so schnell vergessen, doch jetzt heißt es, sich einzig auf das Spiel am Sonntag zu konzentrieren."

Denn gegen die SSVg. Velbert erwarte seine Mannschaft ein ganz anderes Spiel, weiß Wrobel. „Sie besitzen - ohne Homberg zu nahe treten zu wollen - eine ganz andere Qualität, vor allem in der Vorwärtsbewegung. Mit Daniel Nigbur, Sebastian Janes, Marko Onucka, Jeffrey Tumanan und André Badur haben sie offensiv gutes Personal." Auch das zentrale Mittelfeld verfüge mit dem Ex-Essener Stephan Nachtigall (kam vom Bonner SC) und Tim Gebauer über eine für NRW Liga-Standards hohe Qualität. „Zählt man die Einsätze in der Oberliga- zusammen, bringen es die Velberter insgesamt auf mehr als doppelt so viele Einsätze als unsere junge Mannschaft", hat Wrobel errechnet.

Was nicht heißen soll, am Sonntag ab 15 Uhr im Stadion Sonnenblume in Ehrfurcht zu erstarren. Trotzdem sieht Wrobel eine Chance, aus dem niederbergischen Land mehr als nur einen Punkt zu holen. „Wir haben gegen Homberg Einiges richtig gemacht, wollen daher auch in Velbert nichts abschenken. Wenn wir das abrufen, was wir können, ist auch dort für uns was drin."

Wie hoch der Sieg gegen Homberg zu bewerten ist, sei ohnehin noch nicht einschätzbar, fährt Wrobel fort. „Erst nach etwa zehn Spieltagen wird man sehen, wo RWE steht. Die NRW-Liga ist extrem ausgeglichen - da kann fast jeder jeden schlagen." Am ersten Spieltag hat für Wrobel Fortuna Köln durch einen 3:0-Sieg in Kleve aber zumindest schon einmal seine Favoritenrolle angedeutet. „Das zeigt, dass man mit dieser Mannschaft rechnen muss. Das zweite wichtige Spiel, ETB gegen Windeck, findet ja erst noch statt."

Personell kann der Trainer für das kommende Wochenende nahezu aus dem Vollen schöpfen. Bis auf die Langzeitverletzten Philipp Kurz und Tim Wiederhold sind alle Mann an Bord. Überraschend stand der am Mittwoch noch als lädiert gemeldete Victor Huschka beim Spiel gegen die VDV-Auswahl am Mittwoch in Duisburg auf dem Rasen und hielt laut Team-Manager Damian Jamro „70 Minuten schmerzfrei durch." Der Filigrantechniker könnte also zumindest als Joker ein Thema sein. Auch Damir Ivancicevic, der gegen Homberg wegen Sprunggelenk-Beschwerden ausgewechselt werden musste, könnte bis zum Sonntag wieder fit. „Gewissheit haben wir bei ihm aber wohl erst nach dem Abschlusstraining", so Jamro.

Inzwischen ist die Begeisterung für RWE weiter hoch: Nicht nur ist das Thamm-Tor auf Youtube schon jetzt ein absoluter Quoten-Hit - nein, auch der Vorverkauf für das zweite Spiel der Saison läuft wie geölt. Bis Mittwoch waren bereits 650 Karten verkauft, insgesamt rechnet Jamro, „dass uns an die 1.500 Fans nach Velbert begleiten werden."

Weiter sehr erfreulich gestaltet sich auch der Dauerkarten-Vorverkauf. „Bis Mittwoch waren 1.800 Tickets abgesetzt, im Laufe der Hinrunde hoffen wir, noch die 2.000er-Marke zu knacken, hofft Jamro.

Für das übernächste Auswärtsspiel des RWE gegen Westfalia Rhynern (5. September) kristallisiert sich derweil ein Ausweichen des Gastvereins in das deutlich größere Werse-Stadion von Drittligist RW Ahlen an. Jamro: „Ich erwarte fast täglich eine Information aus Hamm, da wir nächste Woche mit dem Vorverkauf beginnen wollen." Für Essener Fans würde die Verlegung keine größeren Strapazen verursachen - es ginge im Grunde nur eine Ausfahrt weiter über die A2.

Das Auswärtsmatch gegen Germania Windeck (17. Oktober) wird mit großer Sicherheit nach Köln verlegt. Wobei weder das ungeliebte Süd- noch das Flughafen-, sondern das Paul-Kremer-Stadion - die „kleine" Anlage des 1.FC Köln - zur Diskussion steht. Für RWE-Anhänger wäre es in jedem Fall eine leichtere Anreise als in das beschauliche, nur auf gewundenen Landstraßen zu erreichende Sieg-Städtchen Windeck/Dattenfeld nahe der Grenze zu Rheinland-Pfalz.

Thomas Imhof