Kommentar zur Pressekonferenz
Online-Schulung die Zweite: Wie verhalte ich mich auf Pressekonferenzen
Oh man, wer dachte, die Pressekonferenz bei Westfalia Herne wäre nicht
mehr zu toppen, der wurde beim Spiel in Erkenschwick eines Besseren
belehrt. Beleidigungen und wüste Beschimpfungen hagelte es vor, während
und vor allem nach der PK in Richtung RWE, Waldemar Wrobel und Michael
Welling. Der Höhepunkt: „Hoffentlich fällt euer Bus auf der Rückfahrt
von einer Brücke!“.
Manchmal fragt man sich in diesem Lande, was in manchen Köpfen so vor
sich geht. Viel kann es allerdings nicht sein, angesichts dieses Eklats
bei der Pressekonferenz. Dass die Worte RESPEKT und ANSTAND heute nicht
mehr allzu viel Wert sind, daran gewöhnt man sich ja langsam. Aber wo
bitteschön sind die viel zitierten WERTE, die einem doch eigentlich von
Eltern und Großeltern mit auf den Lebensweg gebracht werden sollten? In
einigen Gebieten jedenfalls scheinen sie ausgestorben. Besonders
auffällig ist, dass es sich erneut um Anfeindungen aus einer Region
handelt, die eindeutig eher blau angehaucht ist. Ein Zufall? Eher nicht!
Wer das kopflose Chaos beim großen Möchtegern-König des nördlichen
Ruhrgebiets verfolgt, der kann sich in etwa vorstellen, wie schlimm es
da erst um die winzig kleinen, gerade noch so geduldeten Hofnarren im
Schatten der unter massiven Dachschäden leidenden Turnhalle bestellt
ist. Traurig, wenn man keine eigene Identität hat, sondern sich immer
nur an den bröckeligen Rockzipfel klammert, um nach ein paar Krümeln zu
winseln.
Man kann sicherlich zweierlei Meinungen sein, kein Problem. Aber dann
hat man die verdammte Pflicht, dies sachlich kundzutun und nicht mit dem
Ausspruch, dem anderen den Tod - oder zumindest einen schweren Unfall -
zu wünschen. Das hat genauso wenig in Stadien etwas zu suchen, wie
geworfene Bierbecher (die übrigens heute ebenfalls aus den
Erkenschicker-Reihen flogen, das mal nebenbei) auf den Linienrichter. So
etwas geht überhaupt nicht und ist einfach nur oberpeinlich und
schockierend!!! Und mindestens genauso schlimm ist es, das sich seitens
der Erkenschwicker Verantwortlichen keiner im Raume fand, der versuchte,
diesen Beschimpfungen entgegenzuwirken. Immerhin waren auch kleinere
Kinder anwesend. Einzig Stefan Blank bat kurz um entsprechenden Respekt
und fühlte sich sichtbar unwohl. Ganz ehrlich: Mir fehlen bei solch
einem Verhalten echt die Worte!
Klar spricht hier auch der Frust so kurz nach dem Spiel eine Rolle. Die
Spvgg. Erkenschwick hat ein recht gutes Spiel gemacht und hatte in den
ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte drei richtig gute Möglichkeiten, um
in Führung zu gehen, was bei diesen Bodenverhältnissen auch zum Sieg
hätte reichen können. Aber gerade in der ersten Hälfte gab es nur
hochkarätige Chancen für Rot-Weiss Essen, von Erkenschwick war vor dem
Kasten von Dennis Lamczyk rein gar nichts zu sehen. Und auch nach der
Schwicker Drangphase in Hälfte zwei war RWE mindestens wieder
gleichwertig. Von daher ist der Sieg von RWE eben auch nicht unverdient.
Das sahen sowohl RWE-Trainer Waldemar Wrobel, als auch Stefan Blank so,
nicht jedoch die anwesenden Anhänger der Schwicker. Anstatt sich über
die eigene Leistung zu freuen, hatten diese nichts Besseres zu tun, als
ihren Frust in teilweise nicht wiederzugebenden Worten auszulassen.
Selbst einige eigene Anhänger des Vereins konnten da nur ungläubig mit
dem Kopf schütteln. Natürlich kann man sich über eine solche Niederlage
ärgen, aber den Gegner und vor allem dessen Trainer wüst zu beleidigen,
ihm einen Unfall zu wünschen und zu drohen, man „wisse ja, wo sein Haus
wohnt“, das ist unter aller Sau! So etwas hat dieses Spiel in keinster
Weise verdient und der Verein sollte überlegen, ob er solche „Fans“
wirklich in seinen Reihen haben möchte. Ich selbst jedenfalls hätte mich
als Verantwortlicher in Grund und Boden geschämt! Dabei sollte
Erkenschwick in diesen Tagen doch ganz andere Sorgen haben, als sinn-
und verstandlos verbal auf andere einzuprügeln! Bis kurz vor dieser PK
hatte ich noch den Eindruck, den Schwickern durchaus den Klassenerhalt
zuzutrauen und zu wünschen, nach diesen Erlebnissen weiß ich, dass
solche „Fans“ in keiner Liga etwas zu suchen haben, nicht einmal in der
Kreisliga!
Nach Herne nun also auch Erkenschwick. Zwei Vereine, die man im
Saisonrückblick in Erinnerung behalten wird, leider in keinster Weise
positiv. Völlig unverständlich, wie weit die Lücke in der NRW-Liga
klafft zwischen symphatischen Vereinen wie Hüls oder Schermbeck – um nur
zwei zu nennen – und Vereinen, die Respekt und Anstand mit Füßen
treten.
Was freue ich mich da wieder auf die baldigen Auswärtsfahrten,
beispielsweise nach Trier. Vereine, die zukünftig hoffentlich nie nach
Herne oder Erkenschwick fahren müssen, um dort ein völlig falsches Bild
von Gastfreundschaft im Ruhrgebiet mitzubekommen.
Thomas Jeschke