14.08.2010
Rot-Weiss Essen - VfB Homberg
Da war es wieder, das Kribbeln …
… das Kribbeln zu Beginn einer neuen Spielzeit, das sich RWE-Fans Jahr für Jahr auch nach deprimierenden Ereignissen des jeweiligen Frühsommers nicht abgewöhnen. Diese Hoffnung, gegen alle augenscheinliche Realität, doch wieder oben mitspielen zu können. Die Vorfreude auf den Saisonstart und das erste Heimspiel. Die Sehnsucht, endlich wieder zur Hafenstraße pilgern zu können. Das taten dann auch 6.250 Fans. Überraschend viele, die damit zeigten, dass der Spruch „egal in welcher Liga“ keine leere Floskel ist. Sie unterstützten ihr junges neues Team begeistert und sollten nicht enttäuscht werden. Sie sahen ein sehr gutes Spiel der Rot-Weissen mit einem am Ende wunderschönen Ausklang.Mit dem Anpfiff übernahm RWE die Initiative und baute sofort Druck auf. Schon nach fünf Minuten war klar, wer Herr im Hause ist. In den ersten zwanzig Minuten erspielte sich das junge Team um Trainer Waldemar Wrobel bereits beste Chancen. In der 8. Minute passte Brauer auf Avci, der den Homberger Keeper umspielte, dann aber den Ball verstolperte. Zwei Minuten später eine Riesenmöglichkeit durch Lukas Lenz, der frei durch ist, den Ball aber an die Querlatte donnerte. Einen weiteren Angriff von Enzmann auf links konnte die Homberger Abwehr gerade noch zur Ecke klären. In der 17. Minute hatte Lemke den Führungstreffer auf den Kopf – vorbei! In der 20. Minute versuchte es Lukas Lenz mit dem Kopf.
Die Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Kann das sein, dass eine so junge Mannschaft spielerisch ein solch ansehnliches Spiel abliefert? Vielleicht ein wenig zu verspielt. Jedenfalls scheiterten die Versuche, durch schnelles und direktes Zuspiel in der Mitte zum Erfolg zu kommen. Dafür stand der Gegner zu oft mit allen Mann hinten drin und machte den Platz eng. Von Homberg war bis dahin nichts zu sehen. Man kann nicht sagen, dass die Essener ihre Chancen leichtfertig oder dilettantisch vergeben haben. Ihre Mühe wurde einfach nicht belohnt. Mal war die Querlatte im Weg, ein anderes Mal ein gegnerisches Abwehrbein, immer und immer wieder der überragende Homberger Torhüter Julien Jansen und oft stand einfach der Torpfosten zu weit links oder zu weit rechts. Erstaunlich, wie flexibel solche Tore sind, einen längst verdienten Lohn für die Angriffsbemühungen zu verhindern!
Nach einer halben Stunde ließen die Bemühungen der Essener etwas nach. Da diese Verschnaufpause vom VfB aber nicht genutzt wurde, ging die Partie etwas ereignisarmer ihren Gang.
Nach der Halbzeitpause drehte RWE wieder auf. Immer wieder rollte die Angriffswelle auf das Tor der Duisburger zu. Durch die Mitte ging immer noch nichts. Dafür gelang es aber über außen, sich die nötigen Freiräume zu erspielen. Vor allem Holger Lemke konnte auf der rechten Seite ein ums andere Mal seinen direkten Gegenspieler überlaufen und an den Ball gelangen, der von seinen Mitspielern in den Rücken der Abwehr gepasst wurde. Die Essener erspielten sich dadurch für den Gegner gefährliche Möglichkeiten. So versuchte es Leon Enzmann mit einem Flugkopfball.
Die Zuschauer warteten sehnsüchtig auf den ersten Treffer, der doch einfach endlich fallen musste. Aber je länger die Partie dauerte, umso mehr keimte der leise Verdacht auf, dass es wohl bei einer Punkteteilung bleiben würde … wenn man sich nicht noch einen dummen Konter einfing. Die vereinzelten Angriffe der Duisburger Vorstädter brachten das Essener Gehäuse nicht in Gefahr. Es gab keine Homberger Aktion, bei der das Publikum einen wirklichen Schrecken bekommen musste. Die gegentoranfälligen letzten beiden Spielminuten waren ja auch noch nicht angebrochen. Als aber der digitale Zeitschreiber mit einer Acht auf der ersten Ziffer dastand und auch die zweite Ziffer immer größer wurde, wollte man sich auf den Rängen mit einer Punkteteilung zufrieden geben und sich damit trösten, wenigstens eine gut spielende Mannschaft gesehen zu haben, die viel Hoffnung auf die Zukunft macht.
Dann kam sie, die ominöse 89. Minute. Diesmal anders als üblich. Auf der rechten Seite wurde Holger Lemke angespielt, der bis zur Grundlinie vordrang und von dort den Ball in die Mitte auf Strafraumhöhe flankte. Alexander Thamm nahm den Ball in Seitenlage volley an und donnerte ihn ins rechte untere Eck. Es gab kein Halten mehr, weder auf den Rängen, noch bei den Spielern auf dem Platz. Grenzenloser Jubel!
Die Rot-Weissen gewannen das Spiel aufgrund der neunzigminütigen spielerischen Überlegenheit und der vielen Chancen verdient. Kritisches kann der Betrachter nicht wirklich anbringen. Wollen wir trotzdem ein wenig auf die Euphoriebremse drücken, dann ist das einfach nur einem sachlichen Realismus geschuldet, der eben auch angemessen ist. Es gab einige Wackler in der Abwehr. Da gibt es noch viel Arbeit. Die eine oder andere Kerze donnerte Vincent Wagner in den lichtgefluteten Nachthimmel über dem Georg-Melches-Stadion, den er sich aber meistens selber zurückeroberte. Das Zuspiel klappte phasenweise nicht immer und über die Außenverteidiger ging zu wenig und zu unsicherer Spielaufbau aus. Es werden andere NRW-Ligisten ihre Visitenkarte abgeben, die unser junges Team noch ganz anders fordern werden. Positiv hervorzuheben sind Timo Brauer, der sich ununterbrochen bemühte, aus dem defensiven Mittelfeld heraus das Offensivspiel anzukurbeln, und Holger Lemke, der auf der rechten Angreiferposition einfach nicht zu stoppen war.
Die Mannschaft belohnte sich für ihre gute Leistung mit diesem fernsehreifen Siegtreffer selbst. Und das Publikum bekam für den großen Vertrauensvorschuss und die Bombenkulisse das Präsent eines herrlichen Fußballabends.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Lamczyk [3+] |
Jasmund [3] |
Wagner [3] |
Thamm [2] |
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Brauer [2] |
Ivancicevic [3] |
Lemke [2] |
Avci [3+] |
Enzmann [3+] |
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Lenz [2-] |
Tokat [o.B.] |
Pilch [o.B.] |
Jensen [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Lamczyk - Jasmund, Thamm, Wagner, Lehmann - Brauer, Ivancicevic (73. Tokat) - Lemke, Avci, Enzmann (82. Pilch) - Lenz (90.+1 Jensen) VfB Homberg
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