24.02.2011

Rot-Weiss Essen - SSVg Velbert


Two Face an der Hafenstraße

Vorab muss man einfach den Hut vor dieser jungen und überaus erfolgreichen Mannschaft von Rot-Weiss Essen ziehen. Das gestrige Spiel war ein wegweisendes und jeder einzelne Akteur hat es trotz des holprigen Starts verstanden und eines der beeindruckendsten Spiele der Saison gemacht. Niemand geringeres als der direkte Verfolger, die drittplatzierte SSVg Velbert, gastierte an der Hafenstraße. Es kam der beste Sturm der Liga, und das Team von Frank Schulz war motiviert bis unter die Haarspitzen. Es ging um die begehrten Aufstiegsplätze und mit einem Sieg wären die Essener wieder in greifbare Nähe gerückt.

Waldemar Wrobel veränderte die Mannschaft wie angekündigt nicht, doch die Probleme vom vergangenen Freitag blieben. RWE wirkte gezeichnet von den großartigen Spielen der Vorwochen und kam nicht so richtig in Tritt. Es reichte dennoch zu wirklich außergewöhnlichen Torchancen. Holger Lemke lieferte sich ein regelrechtes Privatduell mit Velberts Keeper Christoph Ditterle. In der 25. Minute hatte sich Lemke bereits ein Tor verdient. Ein hohes Zuspiel pflückte er akrobatisch aus der Luft, um in einer Bewegung abzuziehen. Der Keeper hielt glänzend. Nur eine Minute später war Ditterle auf dem Posten, als es wieder Holger Lemke war, der per Kopf genau zielte. In der 28. Minute konnte sich Essens Nummer Drei wieder nicht für seine großartige Leistung belohnen, als er allein vor Ditterles Kasten auftauchte und dieser den Ball knapp neben den Pfosten lenken konnte.

Velbert kam ebenfalls nur stockend ins Spiel. Es schien, als wären die Spieler doch sehr beeindruckt von der Atmosphäre gewesen. Nichtsdestotrotz erwies sich der Sturm als so gefährlich wie er gehandelt wurde. Nach kleineren Chancen in der Anfangsphase, denen meist individuelle Fehler der Hintermannschaft von RWE vorausgegangen waren, verwandelte Daniel Nigbur in der 42. Minute eiskalt. Nach einem zu lässigen Abspiel von Timo Brauer in der Vorwärtsbewegung schaltete Velbert blitzschnell. Sofort ging es in den Essener Strafraum und Marko Onucka bediente Nigbur perfekt.

Nach der Pause war RWE wie verwandelt. Waldemar Wrobel wechselte Suat Tokat ein und das erwies sich als geniale Entscheidung. Tokat war fortan omnipräsent auf dem Feld und Velbert fand kein Mittel gegen den quirligen Mittelfeldspieler. Zunächst war es aber wieder Holger Lemke, der gefährlich wurde. Aus guter Position hielt er aufs Tor und traf den Pfosten. Nun war aber Leon Enzmann zur Stelle und bugsierte das Leder endlich über die Linie. Mit seinem siebten Saisontreffer stellte er den Ausgleich her. Nur acht Minuten nach dem Ausgleich traf Suat Tokat mit einem sehenswerten Trick zur 2:1 Führung. Das Stadion kannte kein Halten mehr, denn RWE brachte den Ball beinahe im Minutentakt in Richtung Velberter Kasten. Es war zwischenzeitlich eine regelrechte Demonstration.

Nur zehn Minuten danach röhrte Adiole erneut aus den Boxen des Stadions. Der eingewechselte Benedikt Koep lief allein auf Ditterle zu und schob den Ball eiskalt zum 3:1 ein. Koep bleibt somit ein Phänomen. Selten hat man einen Spieler gesehen, der anscheinend gar keine Eingewöhnungsschwierigkeiten zu überwinden hat. Mit dem Schlusspfiff erhöhte RWE noch einmal auf 4:1, allerdings halfen die Velberter freundlich mit. Abwehrspieler Norman Seidel überwand seinen herauseilenden Keeper mit einer Bogenlampe und wieder war es Suat Tokat, der seine starke Leistung mit einem Doppelpack krönte. Der Schiedsrichter ließ den folgenden Anstoß nicht mehr zu und alles versank in Rot-Weissem Jubel.

Es gibt im Fazit nichts zu meckern. Wenn eine Mannschaft ihren direkten Konkurrenten um den Aufstieg auf diese Art und Weise zerlegt, dann bleibt einfach nur der Respekt vor einer nicht hoch genug zu honorierenden Teamleistung. Die Elf zeigte zwar zwei völlig unterschiedliche Gesichter in den beiden Spielhälften, aber angesichts des Ausgangs kann man darüber hinwegsehen.

Die Abwehr verdient allerdings eine gesonderte Nennung, da sie so oft in der Berichterstattung im Schatten der ebenfalls starken Offensivabteilung ihr Dasein fristet. Am Mittwoch kam der beste Sturm der Liga an die Hafenstraße und hatte kaum eine Großchance. Lediglich ein Tor ließ RWE zu und das ist verschmerzbar. Auch in Köln und gegen Wuppertal zeigte sich, dass der gesamte Defensivverband eine Bank ist. Auch Dennis Lamczyk zeichnete sich mit guten Paraden aus, nachdem ihm eine Mitschuld am Gegentreffer vorgeworfen wurde. Er war ebenfalls einer der Erfolgsgaranten, denn in der 81. Minute verhinderte er den Anschlusstreffer von Onucka, dessen Kopfball er so gerade aus dem Knick ins Toraus lenkte.

Es ist also Zeit, so etwas zu genießen und den Jungs zu zeigen, dass man die Leistung schätzt. Mit breiter Brust geht es am Sonntag nach Bergisch-Gladbach und mit diesem unbedingten Siegeswillen vom Mittwoch wird RWE mit einem Erfolg aus den kraftraubenden englischen Wochen gehen können.

Jawattdenn-Spielerbewertung

Dennis Lamczyk
Lamczyk
[2-]
Dirk Jasmund
Jasmund
[3]
Vincent Wagner
Wagner
[3+]
Alexander Thamm
Thamm
[2]

Meik Kuta
Kuta
[2]

Timo Brauer
Brauer
[2]
Jan Jensen
Jensen
[3]
Holger Lemke
Lemke
[2+]
Cedric Vennemann
Vennemann
[3]
Leon Enzmann
Enzmann
[3]
Lukas Lenz
Lenz
[3]
Suat Tokat
Tokat
[1-] 
Benedikt Koep
Koep
[2+]
 Sebastian Pilch
Pilch
[o.B.]
   


Rot-Weiss Essen

Lamczyk - Jasmund, Thamm, Wagner, Kuta - Brauer, Jensen (46. Tokat), Lemke, Vennemann, Enzmann (83. Pilch) - Lenz (58. Koep)

SSVg Velbert

Ditterle - Kluy, Seidel, Steegmann, Mondello (70. Meißner) - Eraslan, Yilmaz, Janas (76. Barton), Gebauer - Onucka (83. Levering), Nigbur

Tore 

0:1 Daniel Nigbur (42.), 1:1 Leon Enzmann (54.), 2:1 Suat Tokat (62.), 3:1 Benedikt Koep (72.), 4:1 Suat Tokat (90.)


Zuschauer

5.525

Schiedsrichter

Andreas Steffens (Mechernich)

Gelbe Karte

Vennemann, Jasmund, Tokat - Seidel, Janas


Spieler des Spiels - 19. Spieltag Suat Tokat Fußballgott