Vom Winde verweht

Die Saison geht in die entscheidende Phase. Mit dem letzten Spiel der Hinrunde begann am Samstag das neue Jahr für Rot-Weiss Essen. Genau das Jahr, in dem RWE in Vorbereitungsspielen viele der Anhänger durch überraschende Niederlagen und unbegreifliche Auftritte etwas verunsicherten. Doch eines vorweg: Es kam einmal mehr anders, als erwartet.

Dass diese Partie überhaupt angepfiffen wurde, dürfte unter anderem am medialen Einsatz des WDR gelegen haben, welcher dieses Begegnung zu einem „Spitzenspiel" erhob und ins TV-Programm aufnahm.

Ein böiger Wind, dazu die schlechten Platzverhältnisse machten allerdings dieses „Spitzenspiel" zur Stolperpartie und zu einem grenzwertigen Schauspiel. Den Rot-Weissen, die zu Beginn mit Suat Tokat auf einen der Besten der Hinserie verzichten mussten, kam dies sicherlich gelegen, bestachen sie schon im Jahr 2010 mit Lauf- und Kampfbereitschaft. Anders die Situation beim Gastgeber. Mit Spielern wie Moussa Ouattara (1. FC Kaiserslautern), Fabian Montabell (Hannover 96), Abdou-Nassirou Ouro-Akpo (Rot-Weiß Oberhausen) sowie den ehemaligen Essenern Dirk Caspers, Mitja Schäfer, Alassane Ouedraogo und Chamdin Said besitzt Fortuna Köln wohl die qualitativ hochwertigste Mannschaft neben Germania Windeck in Liga 5, konnte sie dieses Potenzial bis dato nicht in viele Punkte umsetzen.

Auch in diesem Spiel merkten die 2.724 Zuschauer nichts von einem Unterschied. Ganz im Gegenteil. Die Essener wirkten von Anfang an konzentriert und ließen kaum Gelegenheiten zu. Die einzige kritische Szene entschärfte Torhüter Lamczyk souverän, als er einen Freistoß parierte. Allerdings blieben Torszenen auf der anderen Seite auch Mangelware. Die wenigen Torchancen vergaben Leon Enzmann und Holger Lemke überhastet. So blieb das Auffälligste der ersten 45 Minuten der Wind, der unaufhörlich aufs Essener Tor wehte.

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild nicht. Die Rot-Weissen blieben auch hier das stärkere, weil laufbereitere Team und erarbeiteten sich auch kleinere Torszenen. Ansonsten blieb es weiterhin ein von der Witterung beeinflusstes schwaches Spiel. In der 65. Minute zeichnete sich die junge Essener Mannschaft ein weiteres Mal aus. Vincent Wagner zog sich in einem Zweikampf eine Gesichtsverletzung zu und musste ausgewechselt werden. Für ihn kam Suat Tokat zum überraschenden Comeback. Wer nun eine durch die Umstellung in Unsicherheit gezeichnete Gäste-Mannschaft vermutete, wurde eines Besseren belehrt. Tokat nahm sofort das Spiel an und dominierte mit Kapitän Timo Brauer das Mittelfeld. Als er dann mit einer verunglückten Flanke auch noch das verdiente - allerdings auch überraschende - 1:0 erzielte, war der Nachmittag perfekt gelaufen. Einziger Kritikpunkt bleibt die dann folgende schwache Torchancenverwertung. Neuzugang Benedikt Koep hätte das 2:0 erzielen müssen, als er alleine vor dem Kölner Tor angespielt wurde.

Dennoch! Die Art und Weise, wie dieser Sieg zu Stande kam, macht Mut für die kommenden Aufgaben. Die erste davon findet am Dienstag im heimischen Stadion gegen den Wuppertaler SV statt. Danach gilt es in der Liga beim SV Schermbeck zu bestehen. Sollten beide Aufgaben erfolgreich bestanden werden, dürfte in Essen das Wort „Euphorie" neuen Stellenwert bekommen!

Jawattdenn-Spielerbewertung

Lamczyk [2-]	Jasmund [3]	Wagner [3+]	Thamm [3+]	Kuta [2]
Brauer [2-]	Vennemann [3]	Lemke [3+]	Jensen [3]	Enzmann [3]
Lenz [3+]	Tokat [o.B.]	Koep [o.B.]	Pilch [o.B.]