Rot-Weiss Essen - Borussia M'gladbach II 3:3 (1:1)
Im Aufwärtstrend
Nach dem 2:0-Sieg gegen die Zweitvertretung des VfL Bochum und dem 3:3-Remis gegen Borussia Mönchengladbachs Zwote können Fans von Rot-Weiss Essen mit verhaltenem Optimismus auf die in zwei Wochen beginnende NRW-Liga-Saison blicken. Nach der 1:4-Schlappe gegen die „Klassenkameraden" aus Erkenschwick hat sich die junge Truppe um Trainer Waldemar Wrobel in den beiden Partien gegen die Regionalligisten scheinbar stabilisiert. Zumindest war so etwas wie eine Grundordnung zu erkennen, auch die Rückwärtsbewegung funktionierte besser. Dennoch bleibt die Abwehr weiterhin so etwas wie das Sorgenkind. Das zeigten am Samstag die beiden Last-Minute-Treffer, die einen durchaus verdienten 3:1-Sieg noch in ein 3:3-Remis verwandelten. Buchen wir die beiden Aussetzer unter die Kapitel „nachlassende Konzentration" und „mangelnde Abstimmung", bleibt festzuhalten: Es war über die gesamten 90 Minuten kein Klassenunterschied zu den mit zehn neuen Akteuren angetretenen Jung-Fohlen zu erkennen. Können die Leistungen aus den beiden letzten Spielen nun stabilisiert werden, ist eine Position zwischen Platz 4 und 10 in der Liga keinesfalls Illusion.
Herrliches Fußballwetter, 850 erwartungsvolle Zuschauer, die nach dem 3:1 sogar Fangesänge skandierten, über 400 verkaufte Dauerkarten, Autogrammstunde nach dem Spiel - auch ohne kostspieliges Beiwerk kann ein Saisonauftakt Freude machen. RWE spielte mit dem Ex-Kasseler Dennis Lamczyk im Tor - die Verletzung von Philipp Kunz hat die designierte Nummer Zwei zum vorläufigen Stammtorhüter befördert. Vor ihm in der IV Alexander Thamm und Vincent Wagner, flankiert von den Außenverteidigern Kevin Lehmann (links) und Dirk Jasmund (rechts). In der Rolle der Doppel-6er: Timo Brauer (Mannschaftskapitän) und Suat Tokat, davor dann Kerim Avci in einer 10er-Position. Das Sturm-Trio bildeten wie in Erkenschwick Enzmann (links), Lenz (zentral) und Lemke (rechts). Erneut blieb Viktor Huschka zunächst auf der Bank.
„Kalte Dusche" nach fünf Minuten: Nach einer eher harmlosen Flanke von rechts stand Elias Kachunga in der Mitte mutterseelenallein - weder Wagner noch Lehmann waren in seiner Nähe, sodass Lamcyk gegen den Kopfball machtlos war.
Es dauerte dann bis etwa zur 20. Minute, ehe die erstmals in das neue Heimtrikot geschlüpften Hausherren das Spiel langsam in den Griff bekamen. Zunächst verschaffte der erfrischend offensive Jasmund zweimal kurz hintereinander Marc-André ter Stegen im Gladbacher Tor Arbeit - noch ohne zählbaren Erfolg. In der 22. Minute sah dann Tokat die Gelbe Karte, kurz darauf knickte er zu allem Überfluss auch noch unglücklich um. Folge: Ab der 26. Minute kam für ihn Damir Ivancicevic - wie sich zeigen sollte, ein mehr als nur gleichwertiger Ersatz.....
In der 30. Minute hatte dann Lukas Lenz den Ausgleich auf dem Fuß - nach einer schönen Kombination über Brauer und Lemke, der den Ball nach innen gezirkelt hatte. In der 33. Minute wechselte Sven Demandt den Torschützen Kachunga gegen den Ex-RWEler Marcel Platzek aus, doch blieb Essen weiter am Drücker. Erneut war es Brauer, der in der 33. Minuten Wagner in Szene setze, doch blieb es Avci vorbehalten, mit einem strammen Distanzschuss aus 20 Metern zum zu diesem Zeitpunkt mehr als verdienten Ausgleich einzulochen.
Fazit zur Halbzeit: RWE spielte speziell in der letzten viertel Stunde herzerfrischenden Offensiv-Fußball, vor allem Ivancicevic brachte mächtig Schwung ins Spiel. Die anfänglich doch recht hohe Fehlpassrate nahm ab, und auf links steigerte sich vor allem Leon Enzmann deutlich.
Zur zweiten Hälfte brachte „Waldi" Wrobel dann den von der Tribüne bereits lautstark geforderten Huschka für den erneut wenig Torgefahr ausstrahlenden Lenz. Erneut zeigte der Neuzugang aus Dortmund feine Ballarbeit und gepflegte Technik, trennte sich aber - weil zu ballverliebt - oft zu spät vom Ball. Außerdem wäre ihm zu wünschen, auch einmal selbst den Abschluss zu suchen.
Nachdem auf Essener Seite zunächst Pilch und Dutschke (jeweils 58.) und dann Stöhr, Jensen und Vennemann (jeweils 68.) ins Match gekommen waren, begann die stärkste Phase des RWE-Spiels: Zunächst setzte sich der körperlich robuste und zugleich technisch beschlagene Ivancicevic auf links gegen gleich mehrere Gladbacher Defensivkräfte durch, und schob den Ball aus spitzem Winkel flach in die rechte Ecke zum 2:1 (74.). Nur drei Minuten später folgende Szene: Der unermüdliche Brauer passt - obwohl hart bedrängt - - zum zentral postierten Cedrik Vennemann, der den eingewechselten Gladbacher Keeper Janis Blaswich mit einem strammen Schuss prüft. Der kann den Ball nur abklatschen - und Sebastian Pilch staubt dankend zum 3:1 ab.
Doch RWE wäre nicht RWE, hätte man nicht wieder um Treffer in der Schlussphase gebettelt. In der 83. Minute vertändelt Patrick Dutschke fahrlässig im eigenen 5-Meter-Raum den Ball gegen Gladbachs Erich Schaaf, der passt kurz nach innen - und ausgerechnet Marcel Platzek trifft zum 2:3. War dieser Gegentreffer noch einem individuellen Fehler geschuldet, mangelte es beim Ausgleich in der 85. Minute durch Christoph Kasak (nach einem indirekten Freistoß) wie schon beim 0:1 an der richtigen Abstimmung zwischen Torhüter und Innenverteidigern.
Beinahe hätte die Borussia vom Niederrhein in der 88. Minute durch den frei zum Kopfball gekommenen Michael Struckmann sogar noch den 3:4-Siegtreffer erzielt - was aber des Guten dann doch ein wenig zu viel gewesen wäre.
Trainer Wrobel war dennoch mit dem Auftritt der Mannschaft zufrieden: „Wir haben drei gut herausgespielte Treffer erzielt. Bei den Gegentoren sahen wir allerdings nicht gut aus, in der Defensive müssen wir in Zukunft cleverer werden." In der Tat bleibt abzuwarten, wie sich die noch nicht sattelfeste Abwehr des RWE gegen abgezocktere Mannschaften als die ebenfalls neu zusammengesetzte Gladbacher Nachwuchstruppe behaupten wird.
Trotzdem muss niemanden vor dem Ligastart gegen den VfB Homberg bange sein - wenn es nach dem Wunsch von Rot-Weiss Essen geht, findet der übrigens bereits am Freitag, dem 13. August, statt. Was hoffentlich dann ein Glückstag ist....
Thomas Imhof
Tore: 0:1 Kachunga (5.), 1:1 Avci (35.), 2:1 Ivancicevic (74.), 3:1 Pilch (77.), 3:2 Platzek (83.), 3:3 Kasak (85.)
Aufstellung RWE:
Lamczyk - Jasmund (68. Jensen), Wagner (68. Vennemann),
Thamm, Lehmann - Brauer, Tokat (26. Ivancicevic) - Lemke (58. Pilch),
Avci (58. Dutschke), enzmann (68. Stöhr) - Lenz (46. Huschka)
Zuschauer: 850
Schiedsrichter: Dalibor Guzijan (Duisburg)