Aktuelles von der Pressekonferenz
RWE plant ohne Erkenbrecher und Aussem
Rot-Weiss Essen wird die Verträge mit dem Trainer-Gespann Uwe Erkenbrecher und Ralf Aussem nicht verlängern. Das gaben Dr. Thomas Hermes, RWE-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Kai Stütz auf der routinemäßigen Mittwochs-PK bekannt. „Einstimmig" habe der Vorstand beschlossen, die „aus der Not geborene, deutschlandweit einmalige und von Anfang an nicht langfristig vorgesehene Arbeit mit zwei gleichberechtigten Trainern nicht über den 30. Juni hinaus fortzusetzen."
Hermes gestand dem Trainerduo zwar „eine gute und von hohem Einsatz geprägte Arbeit, die unsere Mannschaft vom unteren in das obere Drittel der Tabelle geführt hat" zu. Doch die Zusammenarbeit als gleichberechtigte Trainer sei nach Überzeugung des Vorstands nicht „so störungsfrei erfolgt, dass diese über das Saisonende hinaus eine Zukunft haben könnte."
Worin die Störungen konkret bestanden, wollte Hermes nicht weiter kommentieren.
Derweil betonte der erste Vorsitzende Stefan Meutsch gegenüber dem Reviersport die Notwendigkeit eines Neuanfangs: „Wir sind der Meinung, dass wir trotz der ordentlichen Leistung, die unsere Trainer zweifellos abgeliefert haben, einen grundlegenden Neuanfang brauchen. Es geht darum, Fans und Sponsoren davon zu überzeugen, dass wir noch einmal mit aller Macht, mit Leidenschaft und Begeisterung angreifen werden."
Hermes entschuldigte sich ausdrücklich dafür, dass Erkenbrecher und Aussem ihre bevorstehende Demission vorab über Videotext und Online-Forenbeiträge erfahren mussten. In der Tat wurden beide nach der Rückkehr vom Spiel in Lotte am Dienstag abend gegen 23:00 Uhr von einem Spieler der ersten Mannschaft über die durchgesickerten Meldungen informiert. Damit war der ursprüngliche Plan des Vorstands, die Trainer erst am heutigen Mittwoch einzuweihen und den neuen Coach nicht vor dem Wochenende bekanntzugeben, hinfällig. Aussem, der drei Jahre in verschiedenen Trainer-Funktionen bei RWE tätig war, und der seit einem Jahr an der Hafenstraße aktive Erkenbrecher war der Unmut über die Kommunikationspanne deutlich anzumerken - dennoch bemühten sich beide, zumindest öffentlich keine schmutzige Wäsche zu waschen.
Vielmehr wollen beide die Mannschaft auch noch in den letzten sechs Regionalliga-Partien und „hoffentlich noch in zwei Pokal-Spielen" (Erkenbrecher) betreuen. „Dazu sind wir Profis, und ich möchte gerne in Erinnerung bleiben als jemand, der den Verein nach vorne gebracht hat", betont Aussem. „Ich bin weiter davon überzeugt, dass wir die Mannschaft stabilisiert und einen guten Grundstock aufgebaut haben", fügt „Erke" hinzu. „Wenn Rot-Weiss-Essen den Kern hält, kann die Truppe im nächsten Jahr oben mitspielen. Ihr Potenzial hat sie nach meiner Einschätzung aber erst zu 90 Prozent ausgeschöpft."
Am Donnerstag um 14 Uhr will die Vereinsspitze - diesmal ergänzt um den am Mittwoch in Baden-Baden weilenden Stefan Meutsch - auf einer weiteren Pressekonferenz nähere Details des Neuaufbaus bekanntgeben - und auch neue Gesichter präsentieren. Als neuer Trainer sicher scheint der bislang für die U19 von Borussia Dortmund tätige Peter Hyballa. Für den 34jährigen, der auch mit Preußen Münster in Verbindung gebracht wurde, wäre es die erste Station im Seniorenbereich. Für Hyballa sprechen auf der Papierform seine Herkunft aus dem Ruhrgebiet und sein guter Umgang gerade mit jungen Spielern. Es sei daran erinnert, dass einst auch für Jürgen Röber (den „Jahrhundertrainer" von RWE) der Club von der Hafenstraße die erste Trainerstation war.
Der Posten eines neuen sportlichen Leiters fällt dem Vernehmen nach wohl nicht an den - auch von vielen Fans - favorisierten Markus Kurth, sondern etwas überraschend an Herman Andreev. Der 44jährige Russe (mit Geburtsort im polarkalten Murmansk) war im letzten Oktober beim Nord-Regionalligisten VFC Plauen aus einem noch bis Juni 2011 gültigen Vertrag entlassen worden und seitdem ohne Job. Andreev, der erst seit letzten Sommer einen deutschen Pass besitzt, trainierte zuvor ebenfalls nur Mannschaften aus den neuen Bundesländern: Den Halleschen FC, den VfB Leipzig und zuvor den SV Babelsberg, den er 2001 in die zweite Bundesliga führte. Man darf gespannt sein, wie die Vereinsoberen diese Verpflichtung begründen.
Das Spiel gegen Preußen Münster, für das Sebastian Stachnik nach der fünften gelben Karte gesperrt ist, rückte angesichts der neuen Personalentscheidungen natürlich in den Hintergrund. Das Hinspiel hatte RWE nach einem Last-minute-Tor erneut nur mit einem Remis beenden können, nachdem man lange Zeit die überlegene Mannschaft war. „Gegen Rot-Weiss-Essen werden sich die Münsteraner sicher noch einmal besonders motivieren. Sie tun sich trotz des Trainerwechsels zur Zeit schwer und wollen sicher in der Tabelle auch noch einmal etwas klettern", sagt Erkenbrecher. „Es ist ein Spiel zweier Traditionsvereine, die sich am Saisonbeginn als Favoriten aus Platz Eins ansahen."
P.S. Markus Neumayr, der noch immer an einer langwierigen Schienbeinverletzung laboriert, steht kurz vor einem Wechsel zum Drittligisten Wacker Burghausen. Der Ex-Man United-Nachwuchsmann zählte zu den gut verdienenden Spielern im Kader, sein Vertrag läuft im Sommer ohnehin aus. Bis auf wenige Spiele konnte sich der Techniker nie einen Stammplatz erkämpfen. Teils bedingt durch Verletzungen und Formschwankungen und teils, weil er sich in seiner Lieblingsrolle als „10er" zu oft mit Mike Wunderlich kreuzte.
Thomas Imhof