Tiefpunkt

Die Jahreshauptversammlung ist noch gut im Gedächtnis. Auf die Aussage eines aufgebrachten Fans, dass es zuletzt bei RWE immer schlecht lief, antwortete der sportliche Leiter Thomas Strunz: „Dann müssen wir es halt mal anders machen, als bisher." So sprach er und warb damit um den neuen Kurs, der RWE endlich zu neuen Ufern und innerhalb von fünf Jahren in die Zweite Liga führen sollte. Nach etwas mehr als einem Jahr liest sich der Fünf-Jahres-Plan wie ein makabrer Scherz, denn RWE verlor am Dienstagabend gegen Fortuna Düsseldorf II (sic!) völlig verdient mit 0:1 und das markiert einen weiteren Tiefpunkt in den beiden Jahren der Viertklassigkeit.

Nach dem letzten Spiel gegen Verl verkündete der Teamchef, dass RWE nun immer im Stile einer Spitzenmannschaft auftreten werde. Wenn es das war, was sich auf dem Platz gegen Düsseldorf abgespielt hat, dann bleibt eigentlich nur das blanke Entsetzen bereits am Anfang dieser Saison. Aber der Reihe nach:

Die Essener starteten in der Formation, in der sie den SC Verl drei Tage zuvor besiegen konnten. Das Wetter war zugegebenermaßen schlecht, denn es schüttete wie aus Eimern. Beide Teams taten sich natürlich schwer, auf dem glitschigen Platz ein geordnetes Spiel aufzubauen. Sehr viele Chancen entwickelten sich deswegen nicht. Kleinere Möglichkeiten, die die jeweiligen Torhüter sauber parierten, waren vereinzelt zu sehen. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatten die Düsseldorfer. Raimund Schmitz zielte aus 20 Metern und beförderte den Ball in Richtung Winkel. Geistesgegenwärtig machte sich Robin Himmelmann so lang er konnte und verhinderte mit seiner Glanzparade den Rückstand zur Pause.

Nach dem Seitenwechsel stellte RWE selbst die vorsichtigen Angriffe ein und überließ das Spielfeld komplett den Düsseldorfern. Das rächte sich beinahe in der 64. Minute. Robin Himmelmann unterlief eine Flanke und Erkan Ari brauchte nur noch ins leere Tor einzuköpfen. Der Winkel war aber extrem spitz und so traf Ari aus der schwierigen Position nur den Pfosten. Dieses Mal hatte Essen noch Glück gehabt, aber die Düsseldorfer wurden neun Minuten später für ihre Mühen belohnt. Marcel Gaus, der sich vor und nach seinem Treffer eher durch Showeinlagen als durch gutes Ballspiel auszeichnete, bekam den Ball achtzehn Meter vor dem Strafraum und zog ab. Der Ball landete in der kurzen, der Torwartecke. Aber Himmelmann trifft keinesfalls die Hauptschuld, denn der Düsseldorfer hätte niemals so frei zum Schuss kommen dürfen. Ein Aufbäumen nach dem Rückstand war beinahe nicht zu erkennen. Erst in der 90. Minute hatte Sergej Neubauer den Ausgleich auf dem Fuß, traf aber aus kurzer Distanz den starken Gästekeeper Maximilian Schulze-Niehues.

Am Ende bleibt der Frust, der schon aus der vergangenen Saison so wohl bekannt ist. RWE präsentiert sich im eigenen Stadion so erschreckend schwach, wie selten zuvor. Entschuldigungen gibt es dieses Mal keine. Das Publikum wurde nicht unruhig. Fast bis zum Schluss wurde die Mannschaft mit Dauergesängen unterstützt und nicht beschimpft. Selbstverständlich waren die Bedingungen schlecht. Mit denen hatte die Fortuna aber ebenso zu kämpfen und die löste die Aufgabe deutlich besser. Nun muss etwas passieren! Dieser Weg, auf dem RWE sich gerade befindet, führt in einen Abgrund, den selbst die größten Schwarzmaler nicht vorhergesagt haben. Deswegen müssen wir, um die Anregung vom Beginn aufzunehmen, es halt von nun an mal anders machen als bisher!

Jawattdenn-Spielerbewertung

Himmelmann [4]	Holsing [4]	Zinke [4+]	Herzig [4]	Bührer [4+]
Neubauer [4+]	Wunderlich [3]	Mainka [3-]	Schnier [4-]	Kurth [4+]
Mölders [4]	Lemke [o.B.]	Stachnik [o.B.]	Heinzmann [o.B.]