07.04.2010

Rot-Weiss Essen - VfB Speldorf


Revanche geglückt

Am nächsten Tag, so sagt die mehr als ausgelutschte Floskel, fragt keiner mehr danach, wie das Ergebnis zustande gekommen ist. Nun soll nicht unnötig alles schlecht geredet werden, aber trotz des erhofften Ergebnis, war dieses Spiel keines für Fußballästheten. Insgesamt sahen 2.700 Zuschauer das auch in der Höhe verdiente 2:0 zwischen Rot-Weiss Essen und dem VfB Speldorf. Der Gast aus Mülheim war mit einigen hundert vertreten und auch deren Anhänger konnten mit ihrer Mannschaft zufrieden sein.

Gute Stimmung auf der OstRWE begann sehr defensiv mit zwei Sechsern in der Startelf. Markus Kurth und Bartosz Broniszewski sicherten hinten ab und Dirk Heinzmann war die einzige Sturmspitze. Sebastian Stachnik bekam eine Pause und wurde erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Außerdem kehrte auch Denny Herzig in die Startelf zurück nach seiner Sperre in der Liga. In der Startelf aus Speldorf entdeckte man alte bekannte. Ex-RWE-Co-Trainer Peter Kunkel stellte Tayfun Cakiroglu und Jaroslav Stankiewicz auf, die beide bei RWE gespielt haben.

Bereits in der 3. Minute hätte es schon 1:0 für Essen stehen müssen. Mike Wunderlich drang in den Speldorfer Strafraum ein. Robert Mainka stand ohne einen Gegenspieler neben ihm. Ein Pass und das Tor ist drin. Wunderlich ist aber zu eigensinnig gewesen und hat selbst den Abschluss gesucht. Das Schüsschen, das dann kam, war für Torhüter Marcel Grothe kein Problem. Danach passierte lange Zeit gar nichts. Einzige kleinere Aufreger waren ein Speldorfer Freistoß, der recht knapp am Tor vorbeistrich und zwei Fernschüsse ebenfalls von Speldorf, die aber beide sehr deutlich am Tor vorbeigingen. Auffällig war, dass beide Mannschaften große Defizite im Passspiel aufwiesen. Selbst bei kurzen Ballabgaben wurde nicht selten der Gegner angespielt. Außerdem war die Essener Kreativabteilung in Halbzeit Eins nicht vorhanden. Immer wieder wurde Langholz auf den großen Heinzmann geschlagen und an dieser Stelle muss eine Lanze für die Nummer 23 gebrochen werden. Er stand immer mit dem Rücken zum Tor und kein weiterer Spieler rückte nach, um ihn zu unterstützen. So sieht kein Stürmer auf der Welt gut aus. Dennoch fiel das Tor noch vor der Halbzeitpause nach einem Eckball. Mike Wunderlich gab den Ball hoch hinein und Torhüter Grothe segelte darunter hinweg. Denny Herzig bekam den Ball und spielte ihn hoch zurück auf Alassane Ouedraogo, der den Ball einköpfte.

Der Halbzeitpfiff kam prompt und trotz der Führung muss man konstatieren, dass es für den Zuschauer ein grausamer Kick war. Das änderte sich im zweiten Durchgang zwar nicht grundlegend, aber es gab nun doch ein wenig mehr Strafraumszenen. Nach ca. einer Stunde drängte RWE auf das zweite Tor an diesem Abend. Denny Herzig setzte in der 61. Minute den Ball per Kopf wenige Zentimeter neben den Kasten. In der 65. dann ein Freistoß aus ebenjener Entfernung wie beim Spiel gegen Trier. Wunderlich trat erneut an und auf der Tribüne wurde schon gewitzelt, dass der Bemben es auch nur gegen Düsseldorf und dann nie wieder geschafft habe. Wunderlich zeigte dann, was ihn vom ehemaligen rechten Verteidiger von RWE unterschied und setzte den Ball mit Wucht an die Latte. Der Torwart hätte keine Chance gehabt, Chapeau Herr Wunderlich! Zehn Minuten vor Schluss wurde es noch einmal spannend. Wilson Perreira Weller, der im Dress von Preußen Münster in der letzten Saison gegen RWE noch traf, setzte aus dem Getümmel einen Schuss auf Maczkowiaks Tor, aber auch der Schuss ging daneben.

Speldorf hatte einfach kein Glück. Und wieder eine Floskel, denn nun kam auch noch Pech dazu. Nach einer Flanke setzte sich Abwehrspieler Kevin Covers im Zweikampf durch und setzte den Ball in die Maschen. Die Freude war bei ihm allerdings nicht groß, denn es war der eigene Keeper, den er bezwungen hatte und damit war das Ausscheiden der Speldorfer besiegelt. Kurz vor Schluss hätte Sebastian Stachnik aus kurzer Distanz das leere Tor treffen müssen, er traf allerdings nur einen Gegenspieler. Ob der Sieg allerdings mit zwei oder drei Toren ausfällt, ist gerade im Pokal völlig egal.

Nun sind es noch zwei Etappen bis zur Qualifikation für den DFB-Pokal. Die nächste Hürde wird aber vermutlich die höchste im gesamten Wettbewerb sein. Sollte nicht ein Fußballwunder geschehen wird sich der Wuppertaler SV gegen den Landesligisten Tönisberg durchsetzen und der Gegner für das Halbfinale sein, das dann an der Hafenstraße ausgetragen wird. Die Leistung der RWE-Mannschaft stimmt verhalten optimistisch. Als Laie fragt man sich durchaus, warum gegen einen klassentieferen Verein so extrem defensiv aufgestellt wird. Wahrscheinlich war die fatale Niederlage vom letzten Finale noch in den Hinterköpfen der Verantwortlichen. Auch die Torgefahr war gegen Speldorf minimal, Kreativität eine seltene Tugend. Doch auch für die Mannschaft ist es schwierig, sich auf ein solches Spiel vorzubereiten, das nur mäßig attraktiv ist, egal wie wichtig es für den Verein und seine Finanzen ist. Insgesamt muss man an den Anfang zurückkehren und darauf beharren: Morgen fragt niemand mehr, wie das Ergebnis zustande kam!

Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Brauer, Herzig, Zinke, Bührer - Broniszewski, Kurth - Ouedraogo (82. Chitsulo), Wunderlich, Mainka (62. Bendovskyi) - Heinzmann (68. Stachnik)

VfB Speldorf

Grote - Flöth (80. Elidrissi), Stankiewicz, Corvers - Synowiec, Scheelen, Cakiroglu, Hinz - Beric, Tokmak (85. Pütters) - Weller

Tore 

1:0 Ouedraogo (44.), 2:0 Corvers (83., Eigentor)


Zuschauer

2.736

Schiedsrichter

Thomsen (Kleve)

Gelbe Karten

Ouedraogo, Zinke - Scheelen, Synowiec