Rot-Weiss Essen - SV Waldhof Mannheim
PK vor dem Spiel gegen Waldhof Mannheim
Mit einem Dreipunkte-Ergebnis will Rot-Weiss Essen am Freitag im Spiel gegen die „Waldhof Buben" Werbung in eigener Sache machen. Denn nur vier Tage später findet das Halbfinale gegen den bereits als Absteiger in die Regionalliga West feststehenden Drittligisten Wuppertaler SV statt. „Ein Erfolgserlebnis gegen Mannheim würde sicherlich auch am Dienstag ein paar Zuschauer mehr ins Stadion locken", glaubt Trainer Uwe Erkenbrecher. RWE rechnet für das Pokalmatch mit 6.000 bis 7.000 Besuchern, die Resonanz aus Wuppertal sei bislang aber mit nur 300 im Vorverkauf abgesetzten Karten eher mäßig, so der Medienbeauftragte Haider Hassan.
„Wir haben noch vier Spiele - und um das fünfte werden wir kämpfen", stellt Erkenbrecher fest. Genauso wie sein Kollege Ralf Aussem will er die Saison professionell zu Ende führen - was den beiden bislang auch fraglos gelang. „Und wenn am Ende noch Platz 3 in der Liga und die DFB-Hauptpokalrunde stünden, „könnten viele sogar zu dem Schluss kommen, die Ära Aussem/ Erkenbrecher sei vielleicht doch nicht so verkehrt gewesen", sinniert der aus Köln stammende Co-Trainer.
In der Tat lügen weder die Bilanzen noch die zuletzt gegen Lotte und Mönchengladbach wieder ansprechenderen Leistungen: In der Rückrundentabelle steht RWE hinter Spitzenreiter Saarbrücken (27 Punkte) und Bonn (26) zusammen mit Köln II (jeweils 25) an dritter Stelle; in der Auswärtstabelle rangieren die Roten mit 26 Punkten sogar gemeinsam mit Saarbrücken auf Platz zwei - nur überholt von der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln (27). Nur zuhause - da spielten die Rot-Weissen halt zu selten wirklich begeisternden Fußball.
„Gegen Mönchengladbach fiel in der ersten Halbzeit wieder auf, wie schwer es uns fällt, die drei Offensivkräfte in Szene zu setzen", räumt Erkenbrecher ein. In der Tat: Vor allem Mittelstürmer Sebastian Stachnik hing oft in der Luft, rieb sich in Zweikämpfen auf und wurde wenig von seinen Mitspielern gefüttert. „Es liegt aber auch zum Teil an ‚Stachi‘ selbst", sagt „Erke". „Er muss sich auch noch mehr von selbst anbieten." In der zweiten Halbzeit habe das Räderwerk dann besser gegriffen - auch dank einer erneut famosen Leistung des jungen Timo Brauer, der laut Erkenbrecher auf beiden Positionen - Außenverteidiger wie 6er - „eine große Zukunft hat".
Personell können die Trainer vor dem Mannheim-Spiel bis auf die bekannten Langzeitverletzten weiter nahezu aus dem Vollen schöpfen. Torwart Robin Himmelmann hat seine Rückenprobleme überwunden und sollte wieder auf der Bank Platz nehmen. Lediglich Markus Kurth zog sich beim letzten Spiel der U23 eine Knieprellung zu und musste zwei Tage aussetzen. Ob der angeschlagene Routinier für das Mannheim-Spiel schon wieder fit ist, war bei Redaktionsschluss noch offen.
Waldhof Mannheim ist mit inzwischen 40 Punkten nur noch theoretisch in Abstiegsgefahr - aktuell beträgt der Vorsprung sechs Punkte auf den ersten Abstiegsplatz. Ralf Aussem: „Sie haben zwei große Innenverteidiger, die allerdings etwas staksig und damit eine Schwachstelle sind, dazu einen ebenfalls großen Sechser. Am gefährlichsten sind die beiden schnellen Außen und der Stoßstürmer Daniel Reule - ein kopfballstarker Linksfuß. Selbst bei gegnerischen Ecken lässt Mannheim die beiden Außen oft vorne - sodass gefährliche Konter drohen. Aber auch bei Standards sind sie gefährlich - wie am letzten Wochenende beim 1:0-Heimsieg gegen Trier demonstriert."
Nach dem Spiel gegen Mannheim wird die Mannschaft am Samstag noch einmal auf dem inzwischen wieder bewässerbaren Willi-Lippens-Platz trainieren, ehe es am Sonntag einen Tag frei gibt. Ab Montag wird dann der Spannungsbogen für das Wuppertal-Spiel gespannt, zu dem man am Dienstag ein Tageshotel beziehen wird.
Ein Endspiel gegen den ETB Schwarz-Weiss (der gestern Kleve im ersten Halbfinale überzeugend mit 4:1 aus dem Rennen warf) fände am 19. Mai (Mittwoch) in den Ruinen des Georg-Melches-Stadion statt. Würde RWE in die erste DFB-Hauptpokalrunde einziehen, wäre eine sechsstellige Einnahme garantiert. Folge: Die Höhe der beim DFB nachzuweisenden Liquiditätsreserve würde sich um rund 100.000 Euro verringern. Doch vor zu frühen Rechenspielchen und zu vielen Konjunktiven sei gewarnt: Auch im Vorjahr kalkulierte Rot-Weiss schon fest mit den Pokaleinnahmen, stand dann aber nach der Schlappe gegen Speldorf mit leeren Taschen und einer Horde aufgebrachter Fans da.
„Wuppertal ist in der Lage, Paroli zu bieten. Obwohl sie schon abgestiegen sind und oft mit wechselnden Aufstellungen gespielt haben, haben sie noch genügend gute Spieler mit individueller Klasse in ihren Reihen," warnt Erkenbrecher davor, dass Spiel schon als gewonnen zu betrachten.
Laut RWE-Geschäftsführer Kai-Erik Stütz hat der Verein dank eines Sponsors für das Erreichen der ersten DFB-Hauptpokalrunde eine Erfolgsprämie ausgelobt. Grund genug also für die Spieler, zumindest bis zu jenem 19. Mai noch einmal alles für den Verein zu tun. Sind doch die danach noch folgenden zwei Liga-Spiele gegen Bochum II und Mainz II wirklich nur noch Kür.
P.S. Bis zum 4. Juni muss Rot-Weiss Essen im laufenden Lizenzierungsverfahren die vom DFB geforderten Nachbesserungen im technisch-organisatorischen und wirtschaftlichen Bereich erledigt haben. Hartnäckig halten sich in einschlägigen Foren Gerüchte über eine weiterhin vorhandene Deckungslücke von zwei Millionen Euro - die nur mit Mitteln eines (nicht vorhandenen) Großsponsors zu stopfen wäre. Kai Stütz wies diese Zahl auf der PK vom Mittwoch nochmals zurück, sprach von einem „deutlich kleineren Betrag". In einem Interview wurde er aber Tage zuvor auch mit dem Satz zitiert: „Möglicherweise müssen wir bis zum letzten Tag kämpfen." Es bleibt also spannend, sowohl auf als auch abseits des Rasens. Zumal Neu-Trainer Peter Hyballa demnächst wohl erste Neuverpflichtungen vermelden dürfte.
Thomas Imhof