Rot-Weiss Essen - SpVgg 07 Elversberg
Es geht doch!
Es war beinahe gruselig, wenn man an das Drumherum dieses Spiels denkt. Die willenlosen und ohne Kampf geführten Partien der letzten Wochen forderten einen hohen Tribut. Nur 5.200 Zuschauer wollten sich die Begegnung gegen den SV Elversberg noch anschauen und das trotz für diese Jahreszeiten guten Wetters und dem so beliebten Freitagabend. Nur beim Spiel in der letzten Saison gegen Oggersheim, als es um nichts mehr ging, kamen weniger Fans ins Georg-Melches-Stadion. Als nach wenigen Minuten auch noch einer der drei verbliebenen Flutlichtmasten ausfiel, war die Gruselstimmung perfekt. Die paar Besucher, die wahrscheinlich kaum noch etwas von einem Besuch an der Hafenstraße abhalten kann, sahen aber ein zeitweise richtig gutes Spiel mit dem verdienten Sieger Rot-Weiss Essen.
Die Aufstellung musste durch die Sperre von Sergej Neubauer geändert werden. Markus Kurth rückte auf die defensive Mittelfeldposition und Holger Lemke durfte erstmals in dieser Saison von Beginn an spielen. Darüber hinaus musste Sebastian Stachnik aus der Startelf weichen. Für ihn war Dirk Heinzmann als neuer Partner für Sascha Mölders auserkoren worden.
Traditionell gibt das Maskottchen vor dem Spiel einen Tipp ab, so auch heute. Der junge Fußballer von TUS 84/10 tippte 2:0 und brachte endlich das dringend benötigte Glück an die Hafenstraße. Keine drei Minuten waren gespielt, da trafen die Essener zum 1:0. Nach einem Freistoß von rechts segelte der Ball weit in die linke Spielhälfte hinein. Sebastian Zinke war mit aufgerückt und schlug eine Bilderbuchflanke direkt auf den Kopf von Markus Kurth. Der Routinier traf wie es im Lehrbuch stehen würde. Er schraubte sich hoch und beförderte den Ball gegen die Laufrichtung des Keepers in die Maschen. Gerade ihm war der Treffer zu gönnen. Noch vor Saisonbeginn wurde überlegt, ob er überhaupt noch für das Team zu gebrauchen war, von Stand-By-Profi wurde gar geredet. Er kämpfte aber und war in den letzten Wochen ein Vorbild an Einsatzfreude und Willen, sich gegen die Negativserie zu stemmen.
Danach blieb RWE weiterhin am Drücker und wollte unbedingt nachlegen. In der 9. Minute bekam Mölders das Leder nach einer Ecke auf den Fuß und zog aus kurzer Distanz ab. Gästetorwart Matthias Kuhn zeigte einen unglaublichen Reflex und wehrte den Ball ab. Er war heute mit Abstand der beste Mann der bei Elversberg auf dem Platz stand, denn es sollte nicht seine letzte Parade bleiben.
Zunächst konnte sich André Maczkowiak aber auszeichnen. Elversberg stürmte nach vorne und auf einmal kam ein trocken geschossener flacher Aufsetzer auf das Essener Gehäuse geschossen. Maczkowiak stand aber auf dem Posten und konnte diesen schwierigen Ball sauber parieren. Dies war die zwingendste Chance der Elversberger im gesamten Spiel. André Maczkowiak hatte alle weiteren Versuche sicher, man muss aber auch sagen, dass es keinen richtig gefährlichen Torversuch mehr seitens der Gäste gab. Aber die Gastgeber versuchten weiterhin das Tor zu erzielen. Mike Wunderlich erkannte in der 24. Minute die freie Schussbahn und hielt aus 20 Metern drauf. Der Ball kam perfekt und flog in Richtung des rechten Torwinkels, aber wieder war Matthias Kuhn mit einem schier unglaublichen Flug zur Stelle und rettete seinen Club vor einem noch höheren Rückstand.
Kurz vor der Pause konnte er dann aber auch nichts mehr machen, an einem der schönsten RWE-Treffer der letzten Jahre. Patrick Schnier wurde in der 38. Minute für den angeschlagenen Robert Mainka eingewechselt. Er angelte sich zwei Minuten später den Ball im Mittelfeld. Er lief ein paar Schritte und sah den nach vorne eilenden Sascha Mölders. Kurz anvisiert kam eine Flanke über ein Entfernung von beinahe 40 Metern und traf punktgenau die Brust des Stürmers. Einen solchen Spielzug hat es hier seit langer Zeit nicht mehr gegeben und Patrick Schnier unterstrich damit, dass er in seinen noch jungen Jahren sehr wohl das Zeug hat, hier um die Startplätze im Team mitzureden. Der Abschluss war dann nicht minder stark. Mölders fackelte nicht lang, nahm das Maß-Zuspiel mit der Brust mit und hämmerte den Ball mit Volleyschuss in den Kasten. Ein geiles Tor! Vorbei nun die Diskussion um Schuhe, Pfiffe und die unsäglichen Querelen um die Kapitänsbinde. Hier zeigte Mölders, warum er für RWE so immens wichtig ist.
Die Pause unterbrach die starke Leistung und nach dem Seitenwechsel ließ es Rot-Weiss etwas gemächlicher angehen. Sie hatten die Saarländer gut im Griff, sodass das Ergebnis in einer ereignisarmen zweiten Halbzeit locker nach Hause gebracht wurde. Haluk Türkeri, der in der Elversberger Formation stand, wurde nach 74 Minuten ausgewechselt, da er gegen die Verteidigung seines Ex-Vereins keinen Stich bekam. Allerdings wurde er im Strafraum stark elfmeterwürdig zu Fall gebracht, Schiedsrichter Kampka ließ aber weiterspielen. Am Ende hieß es wie vom Maskottchen vorhergesagt 2:0 für Essen. Spieler und Fans konnten sich endlich auch mal wieder einander annähern, nachdem es zuletzt doch sehr knisterte. Heute gab es aber keinen Grund zur Beschwerde. Die Mannschaft kämpfte und spielte phasenweise sogar ansehnlichen Fußball. Die Fans wiederum unterstützten das Team von der ersten Minute an und so war es dann für alle ein schöner Start ins Wochenende.
Natürlich werden die vergangenen Wochen nicht einfach vergessen, aber man muss sich auch mal freuen dürfen nach einem anständigen Spiel und das war es. Kleine Wackler in der Abwehr gab es auch bei diesem Spiel und in der zweiten Halbzeit hätte ruhig trotz der Führung ein bisschen mehr Initiative von RWE ausgehen können, aber nichtsdestotrotz scheint es, als sei die Mannschaft so langsam auf dem richtigen Weg. War es in Worms nur ein „Rückchen" so war es in diesem Spiel ein handfester Ruck, der durch das Team gegangen ist. Diese positiven Eindrücke soll jeder Einzelne mit in die schwierige Begegnung in Trier mitnehmen. Trier ist die Mannschaft der Stunde und wird nach dem Sieg gegen Bielefeld auch danach dürsten, die Essener in ihre Schranken zu weisen. Bleibt die Einsatzfreude, wird RWE aber mindestens ebenbürtig auftreten.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Maczkowiak [2] |
Broniszewski [3-] |
Zinke [3+] |
Herzig [2-] |
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Wunderlich [3+] |
Kurth [2+] |
Mainka [3] |
Lemke [3+] |
Mölders [2-] |
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Heinzmann [3] |
Schnier [3+] |
Stiepermann [o.B.] |
Caspers [o.B.] |
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Rot-Weiss Essen
Maczkowiak - Broniszewski, Herzig, Zinke, Bührer - Wunderlich, Kurth (78. Caspers) - Lemke, Mainka (38. Schnier) - Mölders, Heinzmann (67. Stiepermann) SpVgg 07 Elversberg
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