Na also, es geht doch!

Vor ein paar Wochen, hatten es sich die Trainer noch gewünscht: Platz drei in der Tabelle am Ende der Saison und ein überzeugender Heimsieg mit mindestens zwei Toren Differenz, der dann auch die Fans endlich einmal zufrieden macht.

Ob es mit Platz drei noch klappt, werden die nächsten Wochen noch zeigen müssen. Doch dass nach der 0:4 Klatsche in Münster gerade der Aufstiegsaspirant aus Lotte mit einem 3:0 wieder nach Hause geschickt werden würde, daran haben wohl nur die wenigsten geglaubt.

In den ersten Minuten des Spiels waren es auch die Gäste vom Autobahnkreuz, die versuchten dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Keine vier Minuten waren gespielt, da standen für die Lotter bereits ein Freistoß, eine Ecke und ein Pfostenschuss durch den Ex-Essener Silvio Pagano zu buche. Doch die Roten wehrten sich und kamen nur ein paar Minuten später auch zu ihrer ersten guten Möglichkeit, nachdem Robert Mainka nach einer scharfen Flanke von Giovanni Cannata das Tor per Kopf nur knapp verfehlte.

In der Folge versuchte RWE am Drücker zu bleiben und konnte in der 10. Minute schon Erfolg vermelden. Nach einer Wunderlich Ecke, bekamen die Gäste den Ball nicht richtig geklärt und Sebastian Zinke zog den Ball stramm ins rechte untere Eck zum 1:0. Nur eine Minute später tauchte plötzlich Giovanni Cannata im Strafraum von Lotte Keeper Poggenborg auf und versuchte diesen mit einem Lupfer zu überlisten. Doch Poggenborg machte sich lang und konnte zur Ecke klären.

RWE bestimmte fortan das Spiel und Lotte kam höchstens mal durch Standards des zweiten Ex-Esseners Sidney Santos de Brito zu kleineren Chancen. Auf der anderen Seite sorgten die Standardsituationen mehr für Gefahr. Zunächst köpfte Herzig nach einer Ecke den Ball an die Latte, wenig später senkte sich ein Freistoß von Dennis Bührer nur knapp am Tor vorbei.

Essen geriet in der ersten Halbzeit nur noch einmal in Gefahr. Florian Dondorf kam nach einem abgewehrten Eckball an der Strafraumgrenze frei zum Schuss. Dieser hätte auch genau sein Ziel gefunden, wenn nicht Mike Wunderlich noch seinen Kopf hingehalten und den Ball über die Latte gelenkt hätte.

Kurz vor dem Pausenpfiff dann noch mal eine gelungene Kontermöglichkeit der Rot-Weissen über Wunderlich und Stachnik, der Bartosz Broniszewski in den freien Raum schickte. „Broni" zeigte jedoch fehlende Torjägerqualtitäten und scheiterte freistehend vor André Poggenborg. Doch der mit aufgerückte Robert Mainka nahm sich ein Herz und schlug den Abpraller aus gut zwanzig Metern volley auf und in das leerstehende Tor. 2:0! - gleichzeitig auch der Halbzeitstand.

Direkt nach Wiederanpfiff dann die Chance für Sebastian Stachnik seinen achten Saisontreffer zu erzielen. „Stachi" konnte aus dem Mittelfeld heraus mehrere Meter alleine auf André Poggenborg zulaufen. Und wahrscheinlich war dieser Weg zu lang, um zu viel nachzudenken, denn am Ende behielt der Gästetorwart die Oberhand. Selbes widerfuhr Mike Wunderlich im Laufe der zweiten Halbzeit. Sein Solo Richtung Lotter Gehäuse hätte er mit einem „einfachen" Heber krönen können (André Poggenborg stand bereits außerhalb des Strafraums). Auch Wunderlich schien zuviel nachzudenken, täuschte einen Schuss an, entschied sich dann doch um Poggenborg herumzulaufen, ließ dabei noch einen Abwehrspieler stehen und schoss diesen dann beim Abschluss ab. Diese beiden Situationen hätten die Vorentscheidung sein müssen. So steckten die Gäste aus Lotte nicht auf und versuchten immer mehr Druck auf das Essener Tor zu machen. Auch der dritte Ex-RWE Spieler und Kapitän der Gäste David Czyszczon rückte nun immer mehr mit nach vorne, um gegebenenfalls mit seiner Größe für Gefahr sorgen zu können. Doch als Kopfballungeheuer ist Czyszczon an der Hafenstraße nicht gerade bekannt und auch so verliefen seine Ausflüge nach vorne ohne nennenswerte Szenen und Erfolge.

Im Gegenteil: Die von Lotte in den Sechzehner geschlagenen Flanken könnte André Maczkowiak meist ohne Mühe runterpflücken. Nur nach Ecken wurde es teilweise gefährlich im Essener Strafraum.

RWE konzentrierte sich nun mehr aufs verteidigen und kontern. Aber auch die sonst dadurch erzeugten kritischen Phasen in einem Spiel (die RWE Fans nur zu gut kennen) ließen die Rot-Weissen nicht mehr zu. Mehr noch. Sie fanden in der Schlußminute sogar noch einmal den Weg in Lottes Strafraum und markierten durch Michael Lorenz in der 2. Minute der Nachspielzeit den 3:0 Endstand.

Der oben erwähnte Wunsch des Trainergespanns war somit tatsächlich umgesetzt worden. Und auch die Fans waren begeistert. Sie wollten noch minutenlang „die Mannschaft sehen" und mit ihnen feiern. Auch beim Verlassen des Stadions und dem Gang über die Hafenstraße konnten immer noch lautstarke Fangesänge vernommen werden. Bilder, die man nur selten in Essen zu sehen bekommt, vor allem wenn das eigene Team eine Woche zuvor mit 0:4 in Münster unter die Räder gekommen und im Niemandsland der Tabelle auf Rang sechs wiederzufinden ist. Und wenn die Mannschaft - trotz aller Verhandlungen mit neuen Vereinen - diesen gegen Lotte gezeigten und viel besagten Charakter auch in dem wohl vorerst noch wichtigstem Spiel gegen Wuppertal zeigt, vielleicht nimmt dann diese Saison doch noch einen einigermaßen versöhnliches Ende.

Jawattdenn-Spielerbewertung

Maczkowiak [2-]	Cannata [2+]	Zinke [2-]	Herzig [3+]	Bührer [3]
Brauer [3+]	Broniszewski [3]	Ouedraogo [3]	Wunderlich [3]	Mainka [2]
Stachnik [3+]	Kurth [o.B.]	Chitsulo [o.B.]	Lorenz [o.B.]