Rot-Weiss Essen - ETB Schwarz-Weiß Essen
PK vor dem Pokalderby gegen den ETB Schwarz-Weiss
Zur gemeinsamen PK für das mit fast stündlich steigender Spannung erwartete Pokalfinale luden RWE und ETB ins feine Mercure Hotel an der Bismarckstraße. Der Wichtigkeit des Stadt-Derbys angemessen mit viel Vorstands- und Führungsprominenz: Auf Seiten der Bergeborbecker Dr. Thomas Hermes und Kai Stütz, auf Seiten des Lackschuhclubs vom Uhlenkrug Peter Figge (Geschäftsführer Gesamtverein), Michael Kuhmichel (1. Vorsitzender), Heinz Hofer (2. Vorsitzender) und Manager Toni Pointinger.
RWE-Geschäftsführer Stütz rechnet für Mittwoch Abend mit „8.000 Zuschauern plus X." Im Vorverkauf seien allein an der Hafenstraße bis Montag rund 2.000 Tickets verkauft worden. Gute Nachricht für Nordtribünen-Gänger: Aufgrund des über die Jahre nahezu ausgetrockneten Fanpools der „Schwatten" wäre eine Fantrennung auf der „Nord" Perlen vor die Säue - die wenigen verbliebenen ETB-supporter dürften wohl bequem im Block A der Haupttribüne Plätze finden. Und der Rest der Ruine kann so als „Zwölfter Mann" dem leicht favorisierten Viertligisten die sicher nicht einfache Aufgabe vielleicht entscheidend erleichtern.
ETB kassierte in 34 Spielen nur 29 Tore
Das RWE-Trainergespann hat den ETB bei den Liga-Spielen gegen Bergisch-Gladbach und Sprockhövel (Ralf Aussem) sowie beim Pokal-Halbfinale gegen Kleve (Uwe Erkenbrecher) beobachtet. „Mit Prognosen muss man sehr vorsichtig sein, das kann man mit einem Liga-Spiel nicht vergleichen", mahnt Ralf Aussem auch angesichts des letztjährigen Speldorf-Traumas davor, den klassentieferen Gegner auch nur ansatzweise auf die leichte Schulter zu nehmen. „Sie spielen ein 4-4-2-System, mit Sebastian Westerhoff und Martin Setzke als Sturmspitzen. Auf den beiden Außenbahnen wirbeln Dennis Hecht und Kamil Bednaski." Als Spielmacher dazu kommt Mark Zeh - er soll laut ETB-Coach Dirk „Putsche" Helmig im Gegensatz zum definitiv ausfallenden Gabriel Czajor bis Mittwoch wieder fit sein. „Der ETB hat bislang 47 Tore geschossen und in 34 Spielen nur 29 reinbekommen", fährt Aussem fort. „Gemeinsam mit Bielefeld II sind das die wenigsten Gegentore in der NRW-Liga. Das zeugt von einer guten Defensive, zu der auch der „mitspielende Torhüter" Tobias Ritz gehört."
Auch Uwe Erkenbrecher weiß: „Ein Klassenunterschied ist bei einem Pokalspiel nicht entscheidend. Das haben wir ja selbst zweimal erlebt: Einmal negativ gegen Speldorf, zuletzt positiv gegen Wuppertal."
„Matze" absolviert am Dienstag den entscheidenden Härtetest
Nach dem 3:2-Sieg über den WSV legten die Trainer zunächst Wert auf Regeneration und gaben der Mannschaft für das letzte Wochenende sogar ganz trainingsfrei. Erst am Montag nachmittag ging es um 15:30 Uhr wieder mit dem Training und dem Aufbau des Spannungsbogens los. Nicht dabei war der Humba-geschädigte Keeper André Maczkowiak. „Matze war bis einschließlich Montag in der Reha und wird am Dienstag einen Härtetest absolvieren", informiert Aussem. Sollte es nicht klappen, steht Robin Himmelmann bereit. Auch Holger Lemke ist noch ein Wackelkandidat - „er darf nach seiner Verletzung eigentlich noch keinen harten Schuss ins Gesicht bekommen", bekennt Aussem. Definitiv fällt der gerade erst wieder aktiv gewordene Patrick Schnier aus: Der Rotschopf zog sich beim Spiel der RWE U23 gegen Speldorf einen Muskelfaserriss zu. Bleiben unterm Strich 20 fitte Spieler, von denen vorsorglich niemand am Sonntag bei der Zwoten auflief. Zu wichtig ist das Match gegen den ETB, für das der Sponsor Sparkasse sogar eine Siegprämie ausgelobt hat.
Während RWE erst ein Jahr Abstinenz im „großen" DFB-Pokal ertragen muss, würde für den ETB Schwarz-Weiss ein Sieg den ersten Einzug in die DFB-Hauptpokalrunde seit 1988 bedeuten. „Damals drangen wir als Drittligist bis unter die Runde der letzten 32 vor, verloren dann gegen den VfL Bochum", erinnert sich Heinz Hofer. Das letzte Aufeinandertreffen beider Clubs in einem Pflichtspiel endete vor elf Jahren mit einem 1:1; das bislang letzte Spiel überhaupt, ein Vorbereitungsmatch bei glühend heißen Temperaturen im Juli 2009 am Uhlenkrug, verlor RWE mit 0:1. Die zweite Mannschaft von der Hafenstraße kassierte in der diesjährigen NRW-Liga nach einem 1:1 im Hinspiel ebenfalls eine 0:1-Niederlage gegen den zeitweise an den Aufstiegsrängen schnuppernden Traditionsverein aus dem Essener Süden.
OB Paß zeigt beim rein Essener Finale Abstinenz
Zum Stadt-Derby wird ein stattliches Aufgebot an städtischer Polit-Prominenz erwartet - allerdings nicht OB Reinhard Paß. Ein „anderer Termin", so die Info aus dem Rathaus, verhindere sein Erscheinen. Dies ist zu bedauern, ist doch die „Chemie" zwischen Stadtspitze und Verein nach wie vor verbesserungswürdig. Auf der Ehrentribüne sitzen werden dafür voraussichtlich Stadtdirektor Christian Hülsmann (CDU), der erste Bürgermeister und sportpolitische Sprecher der SPD, Rudolf Jelinek, und Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve (CDU).
Für „Putsche" Helmig, der zu den sympathischsten RWE-Spielern aller Zeiten gehört, ist das Spiel gegen seinen ehemaligen Club natürlich ein Highlight: „Ich erinnere mich noch an ein Derby aus dem Jahr 1986 vor 31.000 Zuschauern. RWE gegen ETB, diese Spiele hatten immer eine besondere Brisanz." Natürlich wolle sich „sein" ETB am Mittwoch nicht verstecken und auf seine Chance lauern. „Wir wollen unser Spiel durchsetzen. Und wenn uns das gelingt, werden wir auch gegen RWE ein gutes Spiel abliefern." Auch vor einer eventuellen Verlängerung hat der Schnauzbart keine Angst: „Meine Jungs sind auch konditionell topfit."
ETB verlängerte Vertrag mit „Putsche" Helmig um ein weiteres Jahr
Den Vertrag mit Helmig (45) hat der ebenso wie RWE finanziell stark gebeutelte ETB im übrigen gerade erst um ein weiteres (und damit zweites) Jahr verlängert. In der NRW-Liga hat der ehemalige Erst- und Zweitliga-Profi (59 Spiele für den VfL Bochum, 166 Partien für RWE) seine Ankündigung wahr gemacht, mindestens die Vorjahresplazierung zu wiederholen - zwei Spiele vor dem Saisonende ist dem ETB der vierte Rang schon nicht mehr zu nehmen. Dazu kommt nun als Sahnehäubchen der Einzug ins Finale des Diebels-Niederrheinpokals, dessen Sieger rund 100.000 Euro Prämie für den Einzug in die DFB-Hauptpokalrunde einstreicht. Heinz Hofer, der unter anderen für den 13. Juli ein Freundschaftsspiel gegen den FC Schalke 04 fix gemacht hat, dementierte am Rande der PK übrigens die immer wieder auftauchenden Gerüchte, der ETB wolle eigentlich gar nicht in die Regional-Liga aufsteigen. „Wir haben das durchgerechnet, es würde sich dank eines höheren Zuschaueraufkommens und eines kaum angehobenen Gehaltsniveaus der Spieler ausgehen. Zumal der Uhlenkrug inzwischen Viertliga-tauglich gemacht worden ist."
In welchem Stadion man bei Zulosung eines Hammergegners wohl ziehen müsste - dazu wollten sich beide Vereins-Oberen am Montag noch nicht äußern. Erst mal den Mittwoch - und dann die Auslosung - abwarten, so der Tenor. Doch so oder so - die Frage wird den Sieger des Derbys schneller beschäftigen als gedacht.
Thomas Imhof