06.09.2009
Bonner SC - Rot-Weiss Essen
"Qualität setzt sich am Ende immer durch!" (Thomas Strunz)
Klingt schön und einfach. Doch wer aufsteigen will, sollte möglichst viele Spiele gewinnen. Diese Theorie scheint den Essener Rot-Weissen offenbar nicht bekannt zu sein, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es selbst beim Tabellenschlusslicht nicht für drei Punkte reichte. Trotz einer zwischenzeitlichen Führung spielte das Strunz-Team zu keiner Zeit wie eine Führungsmannschaft.Teamchef Thomas Strunz musste verletzungsbedingt zwei Änderungen vornehmen. Sascha Mölders stand wegen Problemen mit dem Sprunggelenk gar nicht erst im Kader, für ihn lief Routinier Dirk Heinzmann auf. Finn Holsing zwickte es in der Wade, er musste ebenfalls passen. Bartosz Broniszewski konnte den Ex-Bremer auf der rechten Verteidigerposition nur mäßig ersetzen. Im Tor gab es eine Überraschung: Nach zuletzt guten Leistungen für die Zweite Mannschaft lief André Maczkowiak an Stelle der eigentlichen Nummer Eins Robin Himmelmann auf. Außerdem spielte Sebastian Stachnik statt Patrick Schnier. Die Essener trugen die schwarzen Auswärtstrikots, der Gastgeber aus Bonn lief im weißen Heimdress auf, auffällig waren hierbei die extrem hohen Rückennummern.
Wer auf eine defensive Heimmannschaft gewettet hatte, wurde schnell von der Realität eingeholt. 2.000 Zuschauer sahen einen Bonner SC, der sich in den ersten 25 Minuten zahlreiche Chancen erspielt. Maczkowiak war mehrfach gefordert und machte seine Sache gut. Seine Vorderleute dagegen waren unsortiert und häufig den entscheidenden Schritt zu spät, vor allem Broniszewski wirke unsicher. Mit einem abgefälschten Freistoß von der Strafraumgrenze, der Ball wurde erst kurz vor der Linie geklärt, läutete Wunderlich erste offensive Bemühungen der bis dahin behäbig bis lethargisch auftretenden Rot-Weissen ein.
Nach einer interessanten Eckenvariante landete der Ball im Strafraum bei Dirk Heinzmann, dessen Schuss jedoch durch Torwart Gil Shohat abgewehrt werden konnte. Den Abpraller brachte Stachnik im Tor unter, das Schiedsrichtergespann hatte das Spiel jedoch schon wegen einer Abseitsstellung unterbrochen. Große Protestaktionen blieben aus. Nach 43 Minuten hatte Ersatzkapitän Robert Mainka die Führung auf dem Schlappen, er zog allerdings völlig überhastet ab und drosch den Ball am Tor vorbei. Mit einem torlosen Unentschieden ging es in die Halbzeit.
Der zweite Durchgang begann mit der nächsten Schrecksekunde für die etwa 500 mitgereisten Schlachtenbummler aus Essen. Ercan Aydogmus tauchte völlig frei vor „Matze“ auf, doch dieser klärte glänzend. Gut möglich, dass er auch gegen Köln spielen darf. Nach 60 Minuten folgte dann die Erlösung: Nach einer Bonner Ecke wurde zum ersten Mal im Spiel schnell nach vorne gespielt. Über Markus Kurth landete der Ball bei Robert Mainka, dessen Flanke von der linken Seite fand in Dirk Heinzmann einen dankbaren Abnehmer und das Leder zappelte im Netz. Der Stein, der der Mannschaft vom Herzen fiel, war laut zu hören, die Spieler wurden zum ersten Mal in der Partie aktiv und formten einen Menschenhaufen im Bonner Strafraum.
Es folgte nun stärkste Phase der Gäste. Es schien, als seien die Köpfe nun endlich frei. Wenigstens ansatzweise konnte man nun Kombinationsfußball sehen und durfte sich Hoffnungen machen, die drei Punkte mit an die Hafenstraße zu nehmen. Die Euphorie legte sich schlagartig nach weiteren elf Minuten. Auf der linken Essener Abwehrseite konnten sich die Bonner bis zur Grundlinie durchspielen und flanken, im Strafraum stand Aydogmus mutterseelenallein und nickte ein. Das erste Heimtor für den Bonner SC in der ganzen Saison.
RWE packte nun die Brechstange aus und versuchte, doch noch das entscheidende Tor zu erzielen. Bonn war allerdings über Konter weiter gefährlich, und fast wäre nach einem Kopfball sogar das 2:1 für den Gastgeber gefallen, doch der Essener Keeper war zur Stelle. Drei Minuten vor Spielende hatten die Essener den Torschrei schon auf den Lippen, doch Sergej Neubauers Schuss aus knapp 30 Metern klatschte nur an den Pfosten. So blieb es beim Remis, mit dem eigentlich keine Mannschaft leben kann.
Rot-Weiss Essen steht nun mit sieben Punkten schon sechs Punkte hinter dem Tabellenführer, und das nach nur sechs Spieltagen. Die Spitze ist schon in weite Ferne gerückt, der Abstand auf einen Abstiegsplatz beträgt nur einen Punkt. Ganz natürlich ist es da, dass die Mechanismen der Branche zu greifen beginnen. Thomas Strunz, vor Beginn der Saison als Sportlicher Leiter und Trainer unangefochten, sieht sich jetzt immer stärker werdendem Gegenwind ausgesetzt. Nach diesem Spieltag wird erstmals auch von Verantwortlichen öffentlich Kritik geäußert. Ein stark desillusionierter Vorstandschef Stefan Meutsch sprach von „zerplatzten Aufstiegsträumen“ beginnt über Maßnahmen nachzudenken, um „in der nächsten Saison besser dazustehen“. Ein Vertrauensbeweis gegenüber Thomas Strunz sieht anders aus. Vielleicht erlebte dieser im Sportpark Nord zu Bonn sein letztes Spiel als Teamchef von Rot-Weiss Essen. Qualität alleine reicht nicht...
Jawattdenn-Spielerbewertung
Maczkowiak [2-] |
Broniszewski [4] |
Herzig [3] |
Zinke [3] |
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Neubauer [2-] |
Wunderlich [3+] |
Kurth [3] |
Mainka [3] |
Heinzmann [3] |
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Stachnik [4] |
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Bonner SC
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