18.10.2009
Bayer 04 Leverkusen II - Rot-Weiss Essen
Eine Nullnummer der besseren Sorte
Hängende Köpfe und dicke Hälse waren kennzeichnend für den Gemütszustand sämtlicher Akteure nach dem Schlusspfiff. Während RWE nach einer engagierten Leistung mit dem Schiedsrichter und seinen Assistenten haderte, wusste auch Leverkusen das Ergebnis noch nicht richtig einzuordnen. Der Bayer-Nachwuchs hatte zwar insgesamt deutlich weniger Spielanteile, jedoch nach der Pause auch mehrere 100%ige Einschussgelegenheiten ausgelassen.Bis auf eine Ausnahme lief vor 1.300 Zuschauern im Kölner Südstadion die erfolgreiche Mosel-Startelf auf: Für den an der Leiste operierten Robert Mainka rückte Markus Neumayr erstmals seit Wochen wieder in die Startelf. Der angeschlagene Sascha Mölders (Rückenprobleme) wurde rechtzeitig wieder fit und spielte durch.
RWE versuchte von Beginn an den Gegner unter Druck zu setzen und schon nach zwei Minuten hatten die mitgereisten Anhänger erstmals den Torschrei auf den Lippen. Einen Kopfball von Mölders nach einem Wunderlich-Freistoß konnte Leverkusens Torwart Poremba noch um den Pfosten lenken (2.).
In der Folgezeit blieb RWE feldüberlegen, doch klare Chancen waren Mangelware - vor allem wegen zahlreicher, nicht immer unumstrittener Abseitspositionen.
Ebenfalls nicht unumstritten war eine Aktion von Torwart Poremba, der sich bei einem Klärungsversuch außerhalb des Strafraums auf den Ball warf und diesen unter sich begrub. Der Schiedsrichter sah hier aber keinen Regelverstoß und ließ weiterspielen. Der sich aus dieser Situation ergebende Nachschuss von Wunderlich landete auf dem Netz des leeren Leverkusener Tores (35.).
Während sich die linke Angriffseite mit dem gestern schwachen Lemke kaum in Szene setzen konnte, bemühte sich Neumayr über die rechte Seite eine spielerische Linie hereinzubringen, was phasenweise auch gelang. So leitete Neumayr die größte Möglichkeit vor dem Pausenpfiff ein, indem er Broniszewski freispielte. In dessen scharfe Flanke rutschte das lange Bein von Mölders, doch der Ball verfehlte um Zentimeter das Leverkusener Gehäuse (40.).
Hinten ließ RWE wenig zu. Gefahr drohte nur dann, wenn der gestern im Spielaufbau unsichere Broniszewski einen unerzwungenen Fehlpass spielte. Die Innenverteidigung mit Zinke und Herzig konnte jedoch sämtliche Unsicherheiten ausbügeln, so dass Maczkowiak bis zur Pause weitgehend beschäftigungslos bleib.
Das sollte sich in der zweiten Halbzeit jedoch ändern. Es entwickelte sich ein temporeiches Spiel, in dem das Mittelfeld schnell überbrückt wurde. Große Chancen gab es dabei vor allem im Essener Strafraum zu bewundern. War die erste dicke Chance durch Marquet (48.) noch unter der Rubrik „Konter“ einzuordnen, so entpuppte sich, dass RWE das Spiel in der Folgezeit aus der Hand gab und Leverkusen von Minute zu Minute gefährlicher wurde. Insbesondere der eingewechselte Torjäger Sukuta-Pasu bereitete der Hintermannschaft zunächst Kopfzerbrechen. Zwei weitere Male hatten die wenigen Bayer-Sympathisanten im Stadion den Torschrei auf den Lippen, als Sukata-Pasu und später Marquet frei vor Maczkowiak auftauchten, aber mit fantastischen Reflexen hielt der längst wieder in Bestform spielende Essener Keeper seine Mannschaft im Spiel (55., 63.). Auch einen Schuss aus kurzer Entfernung von Kluft parierte er glänzend (68.).
RWE blieben in dieser Phase nur Konterchancen, die aufgrund der nur mit Mölders besetzten Zentrale mit Fernschüssen abgeschlossen wurden: Erst flog ein Neubauer-Schuss aus 20 Metern Entfernung in die Wolken (59.), dann fand Wunderlich aus der gleichen Entfernung in Poremba seinen Meister (71.).
Erst nach rund 65 Minuten erarbeitete sich RWE wieder Oberwasser und die zuvor wackelnde Abwehr wirkte wieder gefestigt. Unterstützt wurde die zweite Angriffswelle durch den Platzverweis für den Leverkusener Kaplan (78.). Zuvor noch nicht verwarnt, handelte er sich innerhalb von Sekunden zunächst eine gelbe Karte wegen Meckerns ein, anschließend eine weitere, weil Kaplan in Richtung Strafraum verschwand, obwohl der Schiedsrichter ihn zu sich zitiert hatte, um ihn zu verwarnen. Eine kleinliche Entscheidung – die einzige, die gegen Leverkusen gefällt wurde.
Kurz darauf verwehrte der Unparteiische den Gästen einen Strafstoß, nachdem der eingewechselte Stachnik im Strafraum mit der klassischen Zange gelegt wurde (81.).
Trotz Einbahnstraßenfußballs in den Schlussminuten entwickelte sich nur noch eine gefährliche Situation, die die Essener Gemüter erhitzen sollte: Nach einer Flanke von Schnier, der nach einer Stunde für Neumayr ins Spiel kam, stocherte Stachnik den Ball im Nachschuss in das Leverkusener Tor. Während der Hauptschiedsrichter schon zur Mitte zeigte, hob sein Assistent aus ungeklärten Gründen die Fahne (91.). Direkt nach dieser Szene wurde das Spiel beendet, so dass der Assistent direkt Gelegenheit erhielt, auf den sich um ihn formierenden und freundlich um Aufklärung bittenden RWE-Tross einzugehen.
Auch wenn viele Entscheidungen umstritten waren, zeigte sich RWE-Trainer Erkenbrecher nach dem Spiel gelassen und als fairer Sportsmann: „Über den Schiedsrichter will ich nicht viele Worte verlieren, denn eigentlich bin ich mit dem Punkt zufrieden. Es hätte auch für drei reichen können, aber bei uns haben im taktischen Bereich noch fünf bis zehn Prozent gefehlt. Wir waren zwar dominant, aber eben nicht souverän.“
Ob der RWE-Aufschwung nun nachhaltig ist und man tatsächlich noch ernsthaft im Spitzenkampf mitmischen kann, werden die beiden kommenden Spiele zeigen. Gegen die wieder erstarkten Preußen und beim Tabellenführer aus Lotte hat die Mannschaft die Gelegenheit weiteres verlorenes Vertrauen beim Publikum zurück zu gewinnen und die Tabellensituation wieder den eigenen Ansprüchen entsprechend freundlicher zu gestalten.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Maczkowiak [1] |
Broniszewski [3-] |
Herzig [2-] |
Zinke [2-] |
|
|
Neubauer [2] |
Neumayr [3] |
Kurth [3] |
Lemke [3-] |
Wunderlich [3] |
|
Mölders [2-] |
|
|
Stachnik [o.B.] |
Bayer 04 Leverkusen
|