30.04.2009
Rot-Weiss Essen - Wuppertaler SV Borussia
Unverhofft kommt oft
Was gab es doch für Horrorszenarien vor dem Spiel: "Die Wuppertaler schießen uns doch fast zweistellig aus dem Stadion, wenn wir so spielen wie in den letzten Spielen!" Doch es kam ganz anders: Dank einer kämpferisch und auch spielerisch weitgehend überzeugenden Leistung zieht Rot-Weiss Essen ins Finale des Diebels-Niederrheinpokals ein und darf auf eine DFB-Pokalteilnahme im nächsten Jahr hoffen.Bereits vor der Partie gab es ein Wiedersehen mit einigen ehemaligen Essenern. Mit Victor Hugo Lorenzon, Sven Lintjens und Kapitän Mitja Schäfer standen sogar drei ehemalige Rot-Weisse in der Startelf. Auf Essener Seite gab es im Vergleich zum Verl Spiel drei Änderungen. Für Dirk Caspers, Stefan Kühne und Markus Neumayr liefen Michael Lorenz, Bora Karadag und Markus Kurth auf. Interessanterweise durfte Kurth die Kapitänsbinde tragen, obwohl Middendorp nach seinem Amtsantritt Michael Lorenz zum Spielführer auserkoren hatte.
In den ersten Minuten übernahmen die Spieler in den roten Trikots die Initiative. An Einsatzwillen und Laufbereitschaft konnte man bereits erkennen, dass die Mannschaft die Blamagen der letzten Spiele wieder gut machen wollte. Und diesmal wurden sie belohnt: Statt eines Gegentores, welches wohl zum bekannten plötzlichen Leistungseinbruch geführt hätte, ging das Team von Ernst Middendorp selbst in Führung. Einen Freistoß von Dennis Bührer verlängerte Michael Lorenz nach 20 Minuten per Kopf an den Pfosten, den Abpraller beförderte Sascha Mölders über die Linie. Jetzt war auch die Essener Anhängerschaft deutlich zu hören, nachdem vorher vornehmlich die Gäste für Stimmung gesorgt hatten.
In der Folgezeit zog sich Essen zurück, beherrschte aber weiter das Spiel und ließ die Gäste aus Wuppertal nicht zu Torgelegenheiten kommen. Lediglich die ehemaligen Essener Sven Lintjens und Victor Hugo Lorenzon fielen durch überhartes und unnötiges Einsteigen auf, für das sie lediglich die gelbe Karte erhielten. Umso überraschender fiel dann der Ausgleich. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit wurde ein Eckball von einem Wuppertaler Spieler an die Latte geköpft, den Nachschuss bugsierte Lorenzon in Richtung Tor und Dennis Bührer schoss die Kugel weg. Da der Linienrichter den Ball aber (wohl zu Recht) hinter der Linie gesehen hatte, halfen auch die Proteste der Essener nicht. Zur Halbzeit stand es 1:1.
In der Pause durften die Rot-Weissen bereits einen Sieg bejubeln. Im Halbzeitspiel besiegte das Essener Team die Wuppertaler Konkurrenz deutlich. Weniger turbulent ging es dagegen nach dem Wechsel weiter. Dies erkannte auch Ernst Middendorp, der nach 60 Minuten den ermüdeten Karadag nach einer sehr guten ersten Hälfte vom Platz nahm und für ihn Markus Neumayr brachte. Und bereits nach wenigen Sekunden machte sich dieser Spielertausch bezahlt. Eine Flanke des eingewechselten Mittelfeldakteurs verpassten sowohl Sascha Mölders als auch die gesamte Wuppertaler Innenverteidigung, so dass Mainka das Leder ungestört per Kopf in die Maschen befördern konnte.
WSV-Trainer Uwe Fuchs reagierte und brachte mit Heinzmann einen weiteren Stürmer, aber gefährlich wurde es im Essener Strafraum nur bei einigen Unsicherheit von Robin Himmelmann, der kein so überzeugendes Spiel abliefern konnte wie gegen Verl. Stattdessen bekam die RWE-Offensive viel Platz und Zeit zum Kontern, nutzte die Möglichkeiten aber nicht konsequent genug aus. So blieb es beim 2:1 und nach dem Schlusspfiff konnte man den Spielern und den über 5.000 rot-weissen Fans die Erleichterung anmerken.
Im Finale wartet nun der Verbandsligist VfB Speldorf aus Mülheim. Auch wenn die Mannschaft nur in der sechsten Liga kickt, darf man den Finalgegner auf keinen Fall unterschätzen. Der VfB ist seit fast einem Jahr ungeschlagen und kann gegen „den großen Traditionsverein Rot-Weiss Essen“ als Außenseiter frei aufspielen. Auf dem Weg ins Endspiel schmissen die Mülheimer bereits Schwarz Weiß Essen und den 1. FC Kleve aus dem Wettbewerb. Es würde nur all zu gut in das Bild der letzten Jahre passen, wenn RWE in diesem Spiel nicht als Sieger vom Platz gehen würde…
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Sieg gegen einen klassenhöheren Gegner der Mannschaft noch mal Selbstvertrauen für die restlichen Spiele in der Meisterschaft gibt. In Spielen gegen Topmannschaften (Düsseldorf, Kaiserslautern II, Wuppertal) hat man gesehen, dass das Team zu einer sehr guten Leistung fähig ist. Umso erstaunlicher, dass man die „300 PS“ in Spielen gegen schwächere Gegner nicht auf den Asphalt bringen kann. Es liegt nun am Trainer, in den Köpfen seiner Spieler die Bremse zu lösen, so dass man an der Hafenstraße endlich wieder über einen längeren Zeitraum guten Fußball sieht und den nicht nur vom jeweiligen Gegner. Wenn man in der nächsten Spielzeit so spielt wie gegen Wuppertal, ist der Aufstieg möglich.
Jawattdenn-Spielerbewertung
Himmelmann [3-] |
Kotula [3] |
Czyszczon [2] |
Zinke [3+] |
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M. Lorenz [4+] |
Wunderlich [3+] |
Mainka [3] |
Karadag [3] |
Kurth [3-] |
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Mölders [3+] |
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Kühne [o.B.] |
Rot-Weiss Essen
Himmelmann - Kotula, Czyszczon, Zinke, Bührer - M. Lorenz (78. Kühne) - Wunderlich, Karadag (60. Neumayr), Mainka - Mölders, Kurth Wuppertaler SV Borussia
Maly - Neppe, Fischer (68. Rietpietsch), Schäfer, Lejan - Lorenzon, Hammes - S. Müller, Lintjens (84. Mahrt) - Reichwein (63. Heinzmann), Damm Tore1:0 Mölders (20.), 1:1 Lorenzon (45.+1), 2:1 Mainka (61.)
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