20.08.2008
Rot-Weiss Essen - FC Schalke 04 II
Wundertüten Zweitvertretungen
Nach dem viel versprechenden Start in die erste und hoffentlich auch letzte Regionalliga-West-Saison für RWE wartet mit den Amateuren von Schalke 04 nun die erste Wundertüte der Liga auf RWE. Die Amateurvereine der Profimannschaften sind von Jahr zu Jahr extrem schwer einzuschätzen. Jedes Jahr verlassen sehr gute Spieler eine zweite Mannschaft in Richtung Profis, gute und weniger gute Spieler, denen dies nicht gelingt, versuchen ihr Glück bei anderen Vereinen und im Gegenzug zu den Abgängen werden fast nur A-Jugendliche hochgezogen. Was dabei herauskommt sieht, man meist erst nach einigen Spielen.Einige erwischen einen super Jahrgang und spielen damit zwei, drei Jahre auf sehr hohem Niveau, wie beispielsweise aktuell der VfB Stuttgart II oder – mit Abstrichen in der letzten Saison - die Bayern II. Ein paar Jahre später kann das aber schon wieder ganz anders aussehen. Beispiel hier ist die Dortmunder U23, die plötzlich ebenfalls die Qualifikation für die dritte Liga verpasste.
Umso schlimmer ist es, dass nun insgesamt acht Zweitmannschaften in der Regionalliga West vertreten sind. Die Gefahr ist sehr groß, dass in jedem Jahr eine von diesen einen perfekten Jahrgang herausbringt und somit der einzige Aufstiegsplatz auf Jahre hinaus von diesen Teams belegt werden. Diesen zu erreichen wird umso schwerer, als dass jede dieser Mannschaften immer noch durch Profis von oben verstärkt werden darf. So geschehen bereits am ersten Spieltag, als Schalke II gegen Münster mit Albert Streit und Peter Lövenkrands auflief. Letzterer machte dann auch prompt den Auswärtssieg der Preußen mit seinem Tor zum 1:1 zunichte. Wundertüten eben.
Für Rot-Weiss Essen geht es um den direkten Wiederaufstieg. Das ist das ausgegebene Ziel. Einige sahen dies vor dem ersten Spiel durchaus kritisch. Benötigt man dafür nicht noch mehr klassenhöhere Spieler? Wäre es nicht vielleicht besser, mit dieser Mannschaft erst einmal einen Platz im oberen Mittelfeld anzupeilen? Die jungen Spieler ein Jahr lang zu formen um dann im zweiten Jahr anzugreifen? Packen die jungen Spieler die Regionalliga West überhaupt schon?
Die klare und eindrucksvolle Antwort darauf gab das Team beim Saisonauftakt gegen die Sportfreunde aus Lotte. Die Spieler bewiesen, dass sie von der ersten Minute an den puren Erfolg wollen. Zugegeben, Lotte scheint nicht der Gegner zu sein, den man als Konkurrent um den Aufstieg erwartet, dennoch hat besonders die Art und Weise in den ersten 60 Minuten beeindruckt. Dass anschließend ein bis zwei Gänge zurückgeschaltet wurden und damit nicht ein noch viel klarerer Sieg herausgeschossen wurde, mag nun einige wieder ärgern, aber im Endeffekt zählen nur die drei Punkte, egal ob 1:0 oder 6:1.
Dabei zeigte sich, dass vor allem die erste Elf aus Spielern besteht, die durchaus auch in Liga drei eine gute Rolle spielen würden. Kombinationssicher, defensiv stark und mit schnellem Offensivspiel wusste das Team mehr als nur zu gefallen. Viele Jahre schon ist es her, dass einzelne Spieler mit Sprechchören gefeiert wurden. Letzten Freitag war es endlich wieder soweit. Und das zu Recht!
Am kommenden Freitag gilt es, diese Euphorie mitzunehmen und gleich nachzulegen. Dass Schalke II dabei zu unseren Lieblingsgegnern gehört, bewies man bereits in der Saison 2003/2004, als die Rot-Weissen nach einer 7:0-Party im Lohrheidestadion den Aufstieg perfekt machten. Bereits das Hinspiel an der Hafen straße gewann RWE deutlich mit 4:0, ein Ergebnis, welches am Freitag nur allzu gerne wieder auf der Anzeigentafel erscheinen darf. Immerhin hat der Gegner genau dieses Ergebnis bereits im Namen, da will man sich nicht lange bitten lassen. Aber bleiben wir auf dem Teppich, am Ende reichen drei Punkte, egal wie. Es wäre der erste Sieg gegen eine der Wundertüten.
Stimmungsmäßig kann uns Fans am Freitag wieder einiges erwarten. War in Lotte schon Partystimmung pur wie schon lange nicht mehr, sollte es gegen den Erzfeind und als Abendspiel mindestens ebenso gut werden. Vielleicht wird sogar der eine oder andere Fan in blau-weiss den Gästeblock bereichern. Immerhin scheint man sich nicht nur in Essen darauf zu freuen, e
ndlich mal wieder gegeneinander zu spielen. Zumindest sollte man aus Gelsenkirchen doch mehr Fans erwarten können als beispielsweise aus Mainz oder Leverkusen.
Die wichtigste Erkenntnis für das Freitagspiel aber ist: Eigentlich ist in Wundertüten doch meist nur Ramsch drin - Ramsch, den keiner braucht. Wie eben zweite Mannschaften in der Regionalliga im Allgemeinen oder diese eine im Besonderen!