07.04.2009
Rot-Weiss Essen - BV Cloppenburg
Freundschaftsspiel Nr.1 gegen Cloppenburg
Gute Nachrichten gibt es bei Rot-Weiss in dieser Saison nur jenseits des Fußballplatzes. So auch gestern: Die Stadt (bzw. ihre Grundstückstochter GVE) übernimmt die Millionenforderungen der MK Medien von Dr. Kölmel – ein entscheidender Schritt sowohl für die wirtschaftliche Zukunft des Vereins als auch für den Stadionneubau. Lediglich 15% der Fernseheinnahmen wandern weiterhin an die MK-Medien, ein Prozentsatz, der bei einem knapp sechsstelligen Eurobetrag in der vierten Liga kein großes Problem darstellen sollte.Die ökonomischen und strukturellen Weichen im Sinne von Strunz´ 5-Jahres-Plan sind also gestellt, es fehlt „nur“ noch der sportliche Erfolg, der wohl spätestens in der kommenden Saison mit dem Wiederaufstieg in die Drittklassigkeit folgen muss.
Für dieses Ziel wurde noch mal tief in die (Sponsoren-)Tasche gegriffen, um mit Ernst Middendorp einen sehr erfahrenen und mitunter auch für seinen unkonventionellen Führungsstil bekannten Trainer an die Hafenstraße zu locken.
In der Hinrunde begann es nach der Nullnummer in Cloppenburg zu rumoren, was letzte Woche in der Trainerentlassung gipfelte. Nun soll Cloppenburg der Wendepunkt zu einer besseren sportlichen Zukunft sein. Und die Voraussetzungen für einen Erfolg stehen gut (was bei RWE allerdings nicht viel heißen muss), denn der Ballverein-Express rauscht mit Volldampf in Richtung Oberliga Niedersachsen. Zuletzt gab es eine enttäuschende 0:3-Heimniederlage gegen die Zweitvertretung von Mainz 05, bei der die Mannschaft (genauso wie RWE in Bochum) jeglichen Kampfgeist vermissen ließ. Die Trainerzitate (bzw. –floskeln), die in schwierigen Zeiten aus dem Emsland überliefert werden, kann man sich fast schon selbst zusammenreimen: „Noch sind’s zehn Spiele. Ich werde jetzt im Training genau hinschauen, wer sich voll reinhaut oder hängen lässt“, ließ BVC-Coach Jörg-Uwe Klütz durchblicken. Solche Worte sind in sportlichen Krisenzeiten wohlbekannt, egal, ob der Verein BV Cloppenburg, Rot-Weiss Essen oder Bayern München heißt. Dabei hat Cloppenburg schon einen Trainerwechsel von Frank Schulz zu Jörg-Uwe Klüzt hinter sich – ohne nachhaltigen Erfolg.
Für den BV Cloppenburg ist ein Erfolg an der Hafenstraße die wohl letzte Chance, noch einmal das nur noch leicht lodernde Abstiegskampffeuer zu entfachen. Dabei wird der zuletzt verletzte Kapitän Maarten Schops wieder mitwirken können, der zusammen mit Breitenreiter, Koitka und Dikthiar eine sehr erfahrene Achse in der Cloppenburger Mannschaft bildet.
Personell kann Middendorp aus dem Vollen schöpfen, auch Kotula ist nach seiner Rot-Sperre wieder einsatzbereit. Über die erste Aufstellung unter Middendorp zu spekulieren macht wenig Sinn. Jeder Spieler wird „bei Null“ beginnen und sich im Training anbieten können. Ein entscheidender Faktor für einen halbwegs versöhnlichen Saisonabschluss wird sein, ob der „Neuer-Besen-Effekt“ eintrifft und unter Middendorp vermeintliche Leistungsträger wie die Lorenz-Brüder, Kühne, Pagano oder Kotula wieder zu alter Form zurückfinden. Die zuletzt mit diesen Spielern weggebrochene Qualität konnte von den Nachwuchskräften nicht aufgefangen werden.
Mannschaft und Trainer sind nun gefordert, eine verheißungsvolle sportliche Grundlage für den erneuten Angriff auf Platz 1 in der kommenden Saison zu legen und nachzuweisen, dass RWE keineswegs nur Durchschnitt in der Liga ist. Das funktioniert nur über Siege, auch, um vergraulte Zuschauer wieder in das Stadion zu locken. Morgen muss man allerdings mit dem schlechtesten Besuch der vergangenen zehn Jahre rechnen.