31.05.2009

Rot-Weiss Essen - BV Cloppenburg


Angst fressen Seele auf

Adiole noch im Ohr, fünf Tore der eigenen Mannschaft gesehen, drei Punkte im Sack: ein perfekter Einstand für den neuen Trainer Ernst Middendorp und die Rückkehr einer rot-weißen Elf, wie man sie sich gewünscht hat? Mitnichten. Die Verunsicherung der rot-weißen Elf im Spiel Eins nach Michael Kulm war auch im Spiel gegen den Tabellensiebzehnten aus Cloppenburg deutlich spürbar.

Wie erwartet veränderte der neue Mann an der Seitenlinie, Ernst Middendorp, die Startelf gegenüber seinem Vorgänger nur gering. Jozef Kotula war nach Ablauf seiner Rot-Sperre wieder von Beginn an dabei, die beiden Lorenz-Brüder, mit Michael in der Rolle des Kapitäns, standen ebenso in der Anfangsformation.

Die Hausherren begannen verheißungsvoll. Zunächst verfehlte ein Distanzschuss von Mike Wunderlich (3.) sein Ziel, kurz darauf köpfte Sebastian Zinke nach einer Ecke direkt auf Cloppenburgs Torhüter Stefan Tilling (5.). Doch der anfängliche Offensivdrang verpuffte binnen weniger Minuten und die Rot-Weißen zeigten das gewohnte Bild der letzten Wochen. Verunsicherung pur, die beinahe bei allen Aktionen der Hausherren sichtbar wurde. Schnell fühlte man sich an die Auftritte der vergangenen Wochen erinnert, es schien ein langer Abend zu werden.

Nicht so für die Lorenz-Brüder: zunächst musste Stefan Lorenz vorzeitig das Feld mit Verdacht auf Kreuzbandriss verlassen (8.), in Minute 25 folgte sein Bruder mit Oberschenkelproblemen. David Czyszczon und Stefan Kühne kamen in die Partie, die nach dem guten Auftakt ein wenig vor sich hin plätscherte und zunehmend verflachte.

Zahlreiche unnötige Ballverluste in der Vorwärtsbewegung und Abstimmungsprobleme bestimmten das Spiel der Hausherren, die Mängelliste ließe sich dabei beliebig erweitern, bis eben einer dieser Ballverluste die ganze RWE-Abwehr in die Bredouille brachte. Die Gäste hebelten mit einem Pass in die Tiefe die komplett in Tiefschlaf versunkene RWE-Abwehr aus und schon stand Cloppenburgs Stürmer Kai Kotka allein vor Maczkowiak und schob das Leder in die Maschen. Plötzlich lag man gegen den Tabellenvorletzten mit 0:1 hinten. Nur vier Minuten später zeigten sich die gleichen Schwächen im Stellungsspiel. Mit einem blitzsauber vorgetragenen Konter schlossen die Gäste ihren zweiten Angriff erfolgreich ab. Diesmal durfte Sven Hassler zum 0:2 einschieben.

Während die Cloppenburger ihr Glück kaum fassen konnten und sich schnell eine jubelnde Spielertraube bildete, verließen bereits nach 35 Minuten die ersten RWE-Fans unter Schimpfkanonaden das Stadion. Die traurige Minusrekordkulisse von 5.777 Zuschauern war nun noch deutlich spürbarer. Selten hatte man in den vergangenen Jahren das Stadion so leer empfunden. 0:2 hinten gegen den Tabellenvorletzten der Regionalliga. Viel mehr Tristesse geht nicht.

Anlass für Hoffnung gaben aber die Neuzugänge. Der emsige Mike Wunderlich bediente mit einem Querpass Markus Neumayr, der verkürzte auf 1:2 (39.). Mit diesem Ergebnis ging es in die Halbzeit. Auch nach dem Wiederanpfiff bot die Elf zunächst Fußball zum Abgewöhnen. Für eine Schrecksekunde sorgte RWE-Keeper Andre Maczkowiak, der an diesem Abend keinen allzu sicheren Eindruck machte, als er Cloppenburgs Sergey Zimin anschoss. Der Ball trudelte knapp am Gehäuse vorbei (59.).

Die Gäste ließen sich nicht hinten reindrängen, sondern suchten weiter ihr Heil in der Offensive ohne dabei jedoch allzu zwingend zu wirken. Phasenweise kamen die Rot-Weißen nicht einmal dazu ihr eigenes Angriffsspiel aufzuziehen und blieben beschäftigt. Mit einem der wenigen konstruktiv vorgetragenen Angriffe gelang dann auch gleich der Ausgleich. Markus Kurth legte für Markus Neumayr auf, der fasste sich ein Herz und drosch den Ball aus gut 20m ins Netz (67.).

Das Tor beflügelte die Mannschaft, die nun ihre beste Phase hatte. Plötzlich lief der Ball besser durch die eigenen Reihen. Ein Indiz dafür, wie die eigene Verunsicherung zuweilen auch fähige Füße lähmen kann. RWE spielte nun schneller und direkter. Prompt wurde der Mehraufwand belohnt. Erneut flankte Markus Kurth in den Strafraum, diesmal nahm Wunderlich den Ball direkt und belohnte sich selbst für seine starke Leistung mit dem Führungstreffer (72.). Doch die Freude währte nur kurz, denn wieder einmal übertraf sich die Mannschaft in der mangelnden Defensivarbeit selbst. Sergey Zimin egalisierte wieder die Führung (75.).

Die Essener antworteten mit weiteren Angriffen. Die Cloppenburger kamen nicht mehr hinterher und mussten auch Sascha Mölders Schnelligkeit Tribut zollen, der der gesamten Defensive der Gäste davoneilte und zur erneuten Führung einnetzte (80.). Die Gäste ergaben sich nun in ihr Schicksal, sie hatten dem nichts mehr entgegen zu setzen und Robert Mainka machte mit dem 5:3 (85.) den Sieg perfekt.

Das hohe Resultat verschleiert ein träges Spiel einer rot-weißen Mannschaft, wie man sie in den letzten Wochen nur allzu oft gesehen hat. Vor allem die Defensive wirkte gegen biedere Cloppenburger häufig unsortiert und schlafmützig. Die vielen Ballverluste in der Vorwärtsbewegung leiteten immer wieder gefährliche Konter ein und verhinderten offensiv ein strukturiertes und schnelles Spiel nach vorn. Am Ende feierte die Mannschaft sich selbst im Mittelkreis. Der Sieg war vor allem Balsam für die Seele des Teams und konnte dennoch nicht verbergen, wie viel Arbeit noch auf Ernst Middendorp wartet.

Jawattdenn-Spielerbewertung

Matze
Maczkowiak
[4]
Jozef Kotula
Kotula
[4]
David Czyszczon
Czyszczon
[4+]
Sebastian Zinke (Bild: Michael Gohl)
Zinke
[4+]

Dennis Bührer
Bührer
[3+]

 Markus Neumayr (Bild: Michael Gohl)
Neumayr
[3+]
Mike Wunderlich
Wunderlich
[3] 
Robert Mainka
Mainka
[3-] 
Stefan Kühne
Kühne
[4+]
Markus Kurth
Kurth
[3-] 
 Sascha Mölders
Mölders
[3-]
 Stefan Lorenz
  S. Lorenz
[o.B.]
Michael Lorenz
M. Lorenz
[o.B.]
Kai von der Gathen
  von der Gathen
[o.B.]
   


Rot-Weiss Essen

Maczkowiak - Kotula (82. von der Gathen), S. Lorenz (8. Czyszczon), Zinke, Bührer - M.Lorenz (24. Kühne) - Neumayr, Wunderlich, Mainka - Mölders, Kurth.

BV Cloppenburg

Tilling - Steidten (86. Yankson), Willen, Breitenreiter, Rose - Gerdes (63. Greve), Yilmaz, Schops, Hassler - Koitka (81. Zeqo) - Zimin

Tore

0:1 Koitka (31.), 0:2 Hassler (35.), 1:2 Neumayr (39.), 2:2 Neumayr (67.), 3:2 Wunderlich (72.), 3:3 Zimin (75.), 4:3 Mölders (80.), 5:3 Mainka (85.)


Zuschauer

5.777

Schiedsrichter

Wagner (Hofheim)

Gelbe Karten

Kotula - Steidten


Spieler des Spiels 24 - Markus Neumayr